Niedzkowski: "Eine superinteressante Aufgabe"

Daniel Niedzkowski hat beim DFB Frank Wormuth als Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung abgelöst. Der neue Leiter des Fußballlehrer-Lehrgangs (41) spricht mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) über Parallelen zwischen der neuen Rolle und seiner alten Liebe Rockmusik, seine Ideen und Vorbilder.

Frage: Daniel Niedzkowski, eine große deutsche Tageszeitung nennt Sie "Rockstar im Hintergrund". Rockstar?

Daniel Niedzkowski: Ich habe mal in einer Band Bass gespielt und gesungen. Aber das ist lange her und hat mit dem Job recht wenig zu tun.

Frage: Wie viel Rockstartum braucht der Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung?

Niedzkowski: Es ist sicherlich so, dass man als Musiker lernt, man selbst zu sein, vor Leuten auf der Bühne zu stehen und sich dabei nicht zu verbiegen. Man ist Teamplayer, spielt nicht nur zusammen, sondern entwickelt und verfolgt gemeinsam Ideen wie beim Songschreiben.

Frage: Welche Ideen bringen Sie in Ihrer neuen Rolle ein?

Niedzkowski: Ein Stichwort ist der Bereich Online-Learning. Wir wollen den Trainern ermöglichen, nicht immer bei uns präsent sein zu müssen. Gerade im Bereich Faktenwissen.

Frage: Auch vor dem Hintergrund, dass viele Trainer bereits im Job sind, wenn Sie zu Ihnen kommen?

Niedzkowski: Absolut. Wir fragen uns: Wie können wir die Ausbildung möglichst gut in den Traineralltag integrieren? Der Austausch vor Ort bereichert und sollte auf jeden Fall in hohem Maße erhalten bleiben. Trotzdem wäre es schön, wenn wir die Ausbildung stärker individualisieren könnten.

Frage: Und darüber hinaus?

Niedzkowski: Ein wichtiger Schritt ist, die Trainer dazu zu befähigen, im Ausland arbeiten zu können. Ich glaube, wir haben eine Riesenchance dadurch, dass die junge Trainergeneration, die in Deutschland gerade auf dem Vormarsch ist, sehr früh eingestiegen ist. Das bringt Herausforderungen mit sich, aber auch die sehr große Chance, dass sie noch eine lange Karriere vor sich haben und viele Erfahrungen machen werden.

Frage: Gibt es da ein Vorbild?

Niedzkowski: Wenn ich mir eine Karriere anschaue wie die von José Mourinho: Auch er hat sehr früh angefangen und ist über die Jahre immer weiter gewachsen. Das wünsche ich mir für die deutschen Trainer. Wenn sie die Zeit bekommen, sich zu entwickeln, bin ich mir sicher, dass wir von denen auch welche auf absolutem Topniveau sehen werden. Sie haben das Potenzial, auch international große Trainer zu werden.

Frage: Ist Mourinho für Sie die Benchmark?

Niedzkowski: Aus taktischer Sicht ist und bleibt die Benchmark für mich Pep Guardiola, weil er unheimlich flexibel in seinen offensiven Lösungen ist. Das ist ein Traum! Natürlich hat er immer eine enorme individuelle Qualität zur Verfügung, aber er schafft es, diese Top-Spieler durch maximale Anforderung noch mal auf ein anderes Level zu heben. Andere Trainer halten den Fußball einfacher, sind aber außergewöhnlich in ihrer Art, Menschen zu führen und Stimmungen zu erzeugen. So gibt es am Ende sicherlich mehr als eine Benchmark.

Frage: Sie arbeiteten mit dreijähriger Unterbrechung seit 2008 an der Seite von Frank Wormuth. Wie sehr hat er Sie beeinflusst?

Niedzkowski: Maßgeblich. Ich habe ihm sehr viel zu verdanken, weil er mir die Chance gegeben hat, im Fußball Fuß zu fassen. Er hat mir viel Vertrauen geschenkt, mich immer mit interessanten Aufgaben betraut. Ich fand den Austausch immer interessant, weil wir unterschiedliche Typen mit unterschiedlichen Ansichten sind, wovon beide sehr profitiert haben.

Frage: Von 2013 bis 2016 waren Sie Co-Trainer in Leverkusen. Wer hat Sie dort geprägt?

Niedzkowski: Ich fand bei Roger Schmidt unglaublich eindrucksvoll, wie zu Ende gedacht seine Spielweise war. Von A bis Z durchstrukturiert mit glasklaren Lösungen für bestimmte Situationen, das komplette Athletikprofil an die Spielweise angepasst. Das hat mir gezeigt, wie wertvoll es sein kann, einen Ansatz einmal komplett durchzudenken und ihm alles unterzuordnen. Das habe ich von ihm extrem gelernt.

Frage: Und von Sami Hyppiä?

Niedzkowski: Sami Hyypiä hatte eine wahnsinnige Spielerkarriere. Da habe ich sehr gut gesehen, wie man das als Trainer nutzen kann. Wie er auf die Spieler zugegangen ist, sie verstanden hat - das fand ich super. Davon kann und sollte man sich als junger Trainer etwas abgucken, auch wenn man kein großer Spieler war.

Frage: Umgekehrt garantiert eine große Spielerkarriere keinen Erfolg im Trainerjob...

Niedzkowski: Die Spielerkarriere ist keine Voraussetzung, um ein guter Trainer zu sein. Aber wir sind uns alle einig, dass sie helfen kann. Ich sehe es als Herausforderung, diese Leute im Spiel zu halten. Wir müssen den Jungs sagen: "Hey, das ist ein geiler Beruf, der kann wirklich erfüllend sein."

Frage: Sie selbst leben es als Co-Trainer der U 21 vor.

Niedzkowski: Es macht echt Spaß, mit den Jungs zu arbeiten. Aber ich bin auch immer froh, wenn ich in Hennef in der Ausbildung bin. In der Kombination ist das super reizvoll, ich habe 24 Stunden am Tag mit dem Trainerberuf zu tun und mich komplett dieser Doppelrolle verschrieben. Das ist eine superinteressante Aufgabe.

Frage: Welche Rolle sehen Sie für sich im von Oliver Bierhoff geforderten neuen Masterplan?

Niedzkowski: Masterplan bedeutet für mich, dass alle an einem Strang ziehen sollen, ein übergreifender Plan, in den alle einbezogen werden. Wir müssen herausfinden, was die Ausbildung leisten soll, um den deutschen Fußball zu verbessern.

Frage: Was könnte das sein?

Niedzkowski: Mannschaftstaktisch sind wir in Deutschland unglaublich gut aufgestellt. Aber die Basis ist wichtig! Zweikampfverhalten, EIns-zu-eins-Situationen offensiv wie defensiv, Basistechniken. Vieles davon entwickelt sich über einen guten Anteil freies Spiel in der Ausbildung. Das ist uns etwas verlorengegangen, weil es den klassischen Straßenfußballer nicht mehr gibt.

Frage: Sie gehören demnach in der aktuellen Qualitätsdebatte zu den Kritikern?

Niedzkowski: Ich glaube, dass wir schlecht beraten wären, uns zurückzulehnen und zu sagen: Wir sind 2014 Weltmeister geworden, es ist alles gut. Dem ist sicherlich nicht so. Aber von Trainerseite sehe ich kein Qualitätsproblem.

[sid]

Daniel Niedzkowski hat beim DFB Frank Wormuth als Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung abgelöst. Der neue Leiter des Fußballlehrer-Lehrgangs (41) spricht mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) über Parallelen zwischen der neuen Rolle und seiner alten Liebe Rockmusik, seine Ideen und Vorbilder.

Frage: Daniel Niedzkowski, eine große deutsche Tageszeitung nennt Sie "Rockstar im Hintergrund". Rockstar?

Daniel Niedzkowski: Ich habe mal in einer Band Bass gespielt und gesungen. Aber das ist lange her und hat mit dem Job recht wenig zu tun.

Frage: Wie viel Rockstartum braucht der Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung?

Niedzkowski: Es ist sicherlich so, dass man als Musiker lernt, man selbst zu sein, vor Leuten auf der Bühne zu stehen und sich dabei nicht zu verbiegen. Man ist Teamplayer, spielt nicht nur zusammen, sondern entwickelt und verfolgt gemeinsam Ideen wie beim Songschreiben.

Frage: Welche Ideen bringen Sie in Ihrer neuen Rolle ein?

Niedzkowski: Ein Stichwort ist der Bereich Online-Learning. Wir wollen den Trainern ermöglichen, nicht immer bei uns präsent sein zu müssen. Gerade im Bereich Faktenwissen.

Frage: Auch vor dem Hintergrund, dass viele Trainer bereits im Job sind, wenn Sie zu Ihnen kommen?

Niedzkowski: Absolut. Wir fragen uns: Wie können wir die Ausbildung möglichst gut in den Traineralltag integrieren? Der Austausch vor Ort bereichert und sollte auf jeden Fall in hohem Maße erhalten bleiben. Trotzdem wäre es schön, wenn wir die Ausbildung stärker individualisieren könnten.

Frage: Und darüber hinaus?

Niedzkowski: Ein wichtiger Schritt ist, die Trainer dazu zu befähigen, im Ausland arbeiten zu können. Ich glaube, wir haben eine Riesenchance dadurch, dass die junge Trainergeneration, die in Deutschland gerade auf dem Vormarsch ist, sehr früh eingestiegen ist. Das bringt Herausforderungen mit sich, aber auch die sehr große Chance, dass sie noch eine lange Karriere vor sich haben und viele Erfahrungen machen werden.

Frage: Gibt es da ein Vorbild?

Niedzkowski: Wenn ich mir eine Karriere anschaue wie die von José Mourinho: Auch er hat sehr früh angefangen und ist über die Jahre immer weiter gewachsen. Das wünsche ich mir für die deutschen Trainer. Wenn sie die Zeit bekommen, sich zu entwickeln, bin ich mir sicher, dass wir von denen auch welche auf absolutem Topniveau sehen werden. Sie haben das Potenzial, auch international große Trainer zu werden.

Frage: Ist Mourinho für Sie die Benchmark?

Niedzkowski: Aus taktischer Sicht ist und bleibt die Benchmark für mich Pep Guardiola, weil er unheimlich flexibel in seinen offensiven Lösungen ist. Das ist ein Traum! Natürlich hat er immer eine enorme individuelle Qualität zur Verfügung, aber er schafft es, diese Top-Spieler durch maximale Anforderung noch mal auf ein anderes Level zu heben. Andere Trainer halten den Fußball einfacher, sind aber außergewöhnlich in ihrer Art, Menschen zu führen und Stimmungen zu erzeugen. So gibt es am Ende sicherlich mehr als eine Benchmark.

Frage: Sie arbeiteten mit dreijähriger Unterbrechung seit 2008 an der Seite von Frank Wormuth. Wie sehr hat er Sie beeinflusst?

Niedzkowski: Maßgeblich. Ich habe ihm sehr viel zu verdanken, weil er mir die Chance gegeben hat, im Fußball Fuß zu fassen. Er hat mir viel Vertrauen geschenkt, mich immer mit interessanten Aufgaben betraut. Ich fand den Austausch immer interessant, weil wir unterschiedliche Typen mit unterschiedlichen Ansichten sind, wovon beide sehr profitiert haben.

Frage: Von 2013 bis 2016 waren Sie Co-Trainer in Leverkusen. Wer hat Sie dort geprägt?

Niedzkowski: Ich fand bei Roger Schmidt unglaublich eindrucksvoll, wie zu Ende gedacht seine Spielweise war. Von A bis Z durchstrukturiert mit glasklaren Lösungen für bestimmte Situationen, das komplette Athletikprofil an die Spielweise angepasst. Das hat mir gezeigt, wie wertvoll es sein kann, einen Ansatz einmal komplett durchzudenken und ihm alles unterzuordnen. Das habe ich von ihm extrem gelernt.

Frage: Und von Sami Hyppiä?

Niedzkowski: Sami Hyypiä hatte eine wahnsinnige Spielerkarriere. Da habe ich sehr gut gesehen, wie man das als Trainer nutzen kann. Wie er auf die Spieler zugegangen ist, sie verstanden hat - das fand ich super. Davon kann und sollte man sich als junger Trainer etwas abgucken, auch wenn man kein großer Spieler war.

Frage: Umgekehrt garantiert eine große Spielerkarriere keinen Erfolg im Trainerjob...

Niedzkowski: Die Spielerkarriere ist keine Voraussetzung, um ein guter Trainer zu sein. Aber wir sind uns alle einig, dass sie helfen kann. Ich sehe es als Herausforderung, diese Leute im Spiel zu halten. Wir müssen den Jungs sagen: "Hey, das ist ein geiler Beruf, der kann wirklich erfüllend sein."

Frage: Sie selbst leben es als Co-Trainer der U 21 vor.

Niedzkowski: Es macht echt Spaß, mit den Jungs zu arbeiten. Aber ich bin auch immer froh, wenn ich in Hennef in der Ausbildung bin. In der Kombination ist das super reizvoll, ich habe 24 Stunden am Tag mit dem Trainerberuf zu tun und mich komplett dieser Doppelrolle verschrieben. Das ist eine superinteressante Aufgabe.

Frage: Welche Rolle sehen Sie für sich im von Oliver Bierhoff geforderten neuen Masterplan?

Niedzkowski: Masterplan bedeutet für mich, dass alle an einem Strang ziehen sollen, ein übergreifender Plan, in den alle einbezogen werden. Wir müssen herausfinden, was die Ausbildung leisten soll, um den deutschen Fußball zu verbessern.

Frage: Was könnte das sein?

Niedzkowski: Mannschaftstaktisch sind wir in Deutschland unglaublich gut aufgestellt. Aber die Basis ist wichtig! Zweikampfverhalten, EIns-zu-eins-Situationen offensiv wie defensiv, Basistechniken. Vieles davon entwickelt sich über einen guten Anteil freies Spiel in der Ausbildung. Das ist uns etwas verlorengegangen, weil es den klassischen Straßenfußballer nicht mehr gibt.

Frage: Sie gehören demnach in der aktuellen Qualitätsdebatte zu den Kritikern?

Niedzkowski: Ich glaube, dass wir schlecht beraten wären, uns zurückzulehnen und zu sagen: Wir sind 2014 Weltmeister geworden, es ist alles gut. Dem ist sicherlich nicht so. Aber von Trainerseite sehe ich kein Qualitätsproblem.

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