Neustrelitz: Brdaric und das wachsende Nordlicht

Planspiele: Infrastruktur für 3. Liga machbar

Seit dem 2:0 gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig am vergangenen Wochenende führt Neustrelitz nun sogar die Tabelle an - weit vor ambitionierten Vereinen wie dem FC Carl Zeiss Jena oder dem 1. FC Magdeburg. "Unsere Mischung passt perfekt. Das Team hat einen unglaublichen Willen gebildet, obwohl mit Hugo Lopes, René Pütt und Salvatore Rogoli drei potenzielle Stammkräfte verletzt fehlen. Daher sehe ich uns noch nicht am Limit", betont Oliver Bornemann.

Bis zur Winterpause wartet auf die Überraschungsmannschaft aus Neustrelitz aber noch ein heißer Herbst. Innerhalb weniger Wochen geht es auswärts zu den Verfolgern Berliner AK (10. November), Union Berlin II (1. Dezember) und Jena (8. Dezember). "Carl Zeiss Jena ist für mich nach wie vor der Meisterschaftsfavorit. Anfang Dezember werden wir wissen, wie stark wir wirklich sind. Fest steht: Auch in den Spitzenspielen werden wir den offenen Schlagabtausch suchen und nicht ergebnisorientiert spielen", sagt der TSG-Sportchef.

Mögliche Planungen in Richtung 3. Liga gibt es (noch) nicht. Bornemann: "Ich wüsste zumindest im Hinblick auf die Infrastruktur nichts, was dagegen spricht. Wir lassen alles auf uns zukommen und machen unsere Hausaufgaben zur richtigen Zeit."

Skoda oder Medjedovic stehen für die Philosophie

Dabei möchte sich die TSG, die ihre Heimspiele im mit 7.000 Zuschauern fassenden Parkstadion austrägt, weiterhin als Ausbildungsverein definieren. "Wir suchen nicht nach alten Hasen, sondern nach jungen Wilden, die über den zweiten Weg in den Profibereich wollen", unterstreicht der achtmalige Nationalspieler Brdaric mit Blick auf Spieler wie Christian Skoda (23/zuvor SV Wilhelmshaven) oder den fünfmaligen Torschützen Dino Medjedovic (24/SC Idar-Oberstein), die sich sofort zu Leistungsträgern entwickelt haben.

Zu den zwölf Spielern aus dem Aufgebot der Vorsaison kamen insgesamt zehn Zugänge, von denen keiner älter als 24 Jahre ist. Dennoch gelang Neustrelitz bereits im Verbandspokalfinale der Vorsaison gegen Hansa Rostock ein 3:0-Sieg und damit der Einzug in den DFB-Pokal.

Nächste DFB-Pokal-Hauptrunde ohne Neustrelitz



Der eine oder andere Schulterklopfer mehr von seinen Gästen ist Oliver Bornemann, Sportlicher Leiter des Nordost-Regionalligisten TSG Neustrelitz und gleichzeitig Hotel-Geschäftsführer, schon jetzt sicher. Aus einem nah gelegenen Vier-Sterne-Hotel leitet der 38-Jährige die Geschicke des Vereins aus der 20.000 Einwohner-Stadt in der Mecklenburgischen Seenplatte, der in seinem zweiten Regionalliga-Saison für reichlich Furore sorgt. Mit Ex-Nationalspieler Thomas Brdaric als Trainer.

Stolze acht Siege hintereinander bedeuten nicht nur eine neue Rekordserie (Meister RB Leipzig schaffte in der vergangenen Saison nur sechs Erfolge hintereinander) und die überraschende Tabellenführung, sie bringen die TSG auch in den Windschatten des benachbarten Drittligisten FC Hansa Rostock. DFB.de beleuchtet das "Wunder von Neustrelitz".

"Ordentliche Nachbarschaft" mit Hansa Rostock

"Wir haben uns mittlerweile überregional einigen Respekt erarbeitet und kommen weg vom Image des unbekannten und grauen Nordlichts", stellt Oliver Bornemann im Gespräch mit DFB.de zufrieden fest. Der große Nachbar aus Rostock, 1991 letzter Meister der DDR-Oberliga und einst als "Stolz des Ostens" in der Bundesliga gefeiert, steckt derweil in der 3. Liga im Abstiegskampf und droht sogar seinen Status als klare Nummer eins in Mecklenburg-Vorpommern zu verlieren.

"Wir schätzen den FC Hansa sehr und sehen die aktuelle Entwicklung nicht mit großer Freude. Für uns geht es auch nicht primär darum, die Nummer eins oder zwei im Bundesland zu sein. Wir pflegen eine ordentliche Nachbarschaft. Dennoch sollte jeder seinen Weg gehen", sagt Vorstandsmitglied Bornemann, selbst gebürtiger Hannoveraner.

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"Auf kleinen Füßen überregional in den Fokus"

Der Weg und der Aufschwung in dem von Rostock knapp 150 Kilometer entfernten Neustrelitz sind eng mit dem Namen Thomas Brdaric verbunden. Vor der Saison kurzfristig als Nachfolger von Rastislav Hodul (als Co-Trainer zum Zweitligisten FC Erzgebirge Aue) verpflichtet, formte der Ex-Nationalspieler aus der TSG innerhalb weniger Wochen eine Spitzenmannschaft. "Thomas Brdaric und ich kennen uns schon seit 2005, als er noch bei Hannover 96 spielte. Er lebt 24 Stunden Fußball, geht im Training ganz neue Wege. Die Vertrauensbasis zwischen uns beiden ist sehr eng", sagt Oliver Bornemann, der seit im dritten Jahr als Sportlicher Leiter arbeitet und sich selbst als "Workaholic" bezeichnet.

Bereits zu Saisonbeginn ließ Neustrelitz aufhorchen und verpasste im DFB-Pokal gegen den SC Freiburg nur knapp eine Überraschung. Erst nach Verlängerung unterlag die taktisch gut organisierte Mannschaft der TSG dem favorisierten Bundesligisten aus dem Breisgau 0:2. Mit dem 3:1 beim ZFC Meuselwitz begann zwei Wochen später der Höhenflug in der Liga. "Die Entwicklung zeigt unser großes Potenzial und kommt nicht von ungefähr. Wir wollen auf kleinen Füßen solide arbeiten und möglichst überregional in den Fokus kommen", sagt Trainer Brdaric, der viel Wert auf ein schnelles Kurzpassspiel und taktische Flexibilität legt, im Gespräch mit DFB.de.

Planspiele: Infrastruktur für 3. Liga machbar

Seit dem 2:0 gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig am vergangenen Wochenende führt Neustrelitz nun sogar die Tabelle an - weit vor ambitionierten Vereinen wie dem FC Carl Zeiss Jena oder dem 1. FC Magdeburg. "Unsere Mischung passt perfekt. Das Team hat einen unglaublichen Willen gebildet, obwohl mit Hugo Lopes, René Pütt und Salvatore Rogoli drei potenzielle Stammkräfte verletzt fehlen. Daher sehe ich uns noch nicht am Limit", betont Oliver Bornemann.

Bis zur Winterpause wartet auf die Überraschungsmannschaft aus Neustrelitz aber noch ein heißer Herbst. Innerhalb weniger Wochen geht es auswärts zu den Verfolgern Berliner AK (10. November), Union Berlin II (1. Dezember) und Jena (8. Dezember). "Carl Zeiss Jena ist für mich nach wie vor der Meisterschaftsfavorit. Anfang Dezember werden wir wissen, wie stark wir wirklich sind. Fest steht: Auch in den Spitzenspielen werden wir den offenen Schlagabtausch suchen und nicht ergebnisorientiert spielen", sagt der TSG-Sportchef.

Mögliche Planungen in Richtung 3. Liga gibt es (noch) nicht. Bornemann: "Ich wüsste zumindest im Hinblick auf die Infrastruktur nichts, was dagegen spricht. Wir lassen alles auf uns zukommen und machen unsere Hausaufgaben zur richtigen Zeit."

Skoda oder Medjedovic stehen für die Philosophie

Dabei möchte sich die TSG, die ihre Heimspiele im mit 7.000 Zuschauern fassenden Parkstadion austrägt, weiterhin als Ausbildungsverein definieren. "Wir suchen nicht nach alten Hasen, sondern nach jungen Wilden, die über den zweiten Weg in den Profibereich wollen", unterstreicht der achtmalige Nationalspieler Brdaric mit Blick auf Spieler wie Christian Skoda (23/zuvor SV Wilhelmshaven) oder den fünfmaligen Torschützen Dino Medjedovic (24/SC Idar-Oberstein), die sich sofort zu Leistungsträgern entwickelt haben.

Zu den zwölf Spielern aus dem Aufgebot der Vorsaison kamen insgesamt zehn Zugänge, von denen keiner älter als 24 Jahre ist. Dennoch gelang Neustrelitz bereits im Verbandspokalfinale der Vorsaison gegen Hansa Rostock ein 3:0-Sieg und damit der Einzug in den DFB-Pokal.

Nächste DFB-Pokal-Hauptrunde ohne Neustrelitz

"Wichtiger als Vergleiche mit Hansa Rostock ist es für uns aber, dass der Verein und die Strukturen für die Zukunft wachsen. Ich bin in unserem Fall davon überzeugt, dass zwei benachbarte Klubs parallel in einer Liga erfolgreich sein können. Daher ist es für uns von großer Bedeutung, die Leute im Umland auf die TSG aufmerksam zu machen", sagt Unternehmer Bornemann, der in seinem Hotel oft auch andere Fußballklubs begrüßen darf.

Die DFB-Pokal-Bühne kann dabei in der kommenden Saison nicht helfen, weil Neustrelitz diesmal bereits in der zweiten Landespokalrunde am Verbandsligisten FC Anker Wismar (4:5 nach Elfmeterschießen) gescheitert ist. Sollte die TSG ihre Erfolgsserie in der Regionalliga Nordost fortsetzen, würde in der kommenden Saison trotzdem der eine oder andere namhafte Klub den Weg in die Mecklenburgische Seenplatte und auch in das Hotel von Bornemann finden.