Neuers starke WM: Gesamtnote 1

Im Viertelfinale gegen Frankreich verhinderte er mit unglaublichen Reflexen das 1:1. Beim 7:1 im Halbfinale gegen Brasilien hat er es geschafft, trotz dieses Ergebnisses zu den herausragenden Akteuren zu gehören. Und er wurde am Ende größtmöglich belohnt. Von der FIFA mit dem Goldenen Handschuh als Auszeichnung für den besten Torhüter des Turniers, von der Mannschaft mit dem WM-Pokal.

"Werden jetzt immer mit einem Grinsen aufstehen"

Das Spiel gegen Argentinien war untypisch. Neuer musste nicht einen Ball halten, obwohl Messi und Co. diverse Male gute Gelegenheiten hatten. Der Eindruck entstand, dass die argentinischen Stürmer von zwei Übeln das kleinere wählten. Sie schossen lieber am Tor vorbei als am Torhüter zu scheitern. "Es ist unglaublich. Es ist ein großartiges Erlebnis", sagte Neuer nach dem Schlusspfiff im Maracanã und warf einen Blick in die Zukunft. "Ich weiß nicht, wie lange wir feiern, aber wir werden jetzt immer mit einem Grinsen aufstehen", sagte er.

Sein erstes Statement nach dem Finale schloss er mit der Ausweitung des Teamgedankens. Er erinnerte an die verletzten Spieler, an Marco Reus, an Lars und Sven Bender. "Sie sind auch Weltmeister", sagte Neuer. Genauso wie alle Fans und überhaupt alle Deutschen. "Wir können uns alle zusammen freuen. Ganz Deutschland ist Weltmeister."

[sl]


Wenn Manuel Neuer die Arme ausbreitet, kommt einem unwillkürlich die Idee, dass dieser Mann auch ein wunderbarer Freistilschwimmer sein könnte. Zum Glück hat er sich anderen Aufgaben gewidmet. Die Fachwelt ist sich einig, dass der 28-Jährige derzeit der beste Fußballtorwart ist. Der "Welttorhüter des Jahres 2013" hat bei der WM 2014 den "Goldenen Handschuh" bekommen. Und ganz nebenbei bei diesem Turnier mehr Pässe zu seinen Mitspielern gebracht als Lionel Messi.

Der Abschied steht an, nach sieben Wochen. Die Flieger nach München, Düsseldorf und Frankfurt sind aufgerufen, gleich werden 23 Weltmeister, deren Frauen oder Freundinnen sowie die Betreuer mit ihren Partnerinnen die deutsche Hauptstadt in verschiedene Richtungen verlassen. Der Tross der Nationalmannschaft hat sich im Wartebereich der Abflughalle des Flughafens Tegel eingefunden, in wenigen Minuten geht es los. Die Eindrücke des Empfangs in Berlin sind noch frisch, die Spieler wurden auf dem Weg zur Fanmeile und auf der Bühne von der Euphorie von Hunderttausenden verschlungen. Wie mit dem Ball in Brasilien hatte Manuel Neuer auch auf der Bühne in Berlin eine Hauptrolle gespielt – und er macht dies auch beim internen Abschied.

Neuer zeigt seine Klasse - und prägt das Turnier mit

Der Torhüter trägt eine große Tasche auf seinem Rücken, darin befinden sich unzählige Büchsen einer Flüssigkeit, die aus den Grundzutaten Wasser, Malz und Hopfen gewonnen wird. Neuer geht umher, solange bis jeder der Anwesenden ein Getränk in der Hand hält. Ihm geht es nicht darum, den Alkoholpegel zu steigern, ihm geht es darum, Respekt auszudrücken. Der Torhüter hat einen Blick dafür, wie viele Menschen am Erfolg des Teams beteiligt sind. Er weiß um die Arbeit und die Opfer, die erforderlich sind, damit ein Team optimal funktionieren kann. Und er hat ein Gespür für die große Wirkung kleiner Gesten. Neuer gibt jedem die Hand, verabschiedet sich und sagt mit Worten und Blicken: Danke!

In den sieben Wochen zuvor war es immer umgekehrt gewesen: Andere haben sich bei ihm bedankt. Schon oft haben deutsche Torhüter Turniere geprägt. Oliver Kahn 2002, Jens Lehmann 2006. Die WM-Titel von 1954, 1974 und 1990 werden immer auch mit Toni Turek, Sepp Maier und Bodo Illgner verbunden werden. In diese Reihe gehört nun auch Manuel Neuer, und vielleicht ist er sogar der Torhüter, der eine WM mehr als jeder andere geprägt hat. Die deutsche Nummer eins hat gezeigt, was er kann. Und das in Perfektion – in beinahe jeder Aktion.

Sein Wert in der Mannschaft geht über seine Leistungen auf dem Platz hinaus. Neuers Wort hat Gewicht. Nach dem triumphalen 4:0 zum Auftakt der WM gegen Portugal hat der Torhüter als einer von ganz wenigen Kritik geübt. Er den Finger in Wunden gelegt, die andere gar nicht gesehen haben. "Ich finde, dass wir mit der Art und Weise nur teilweise zufrieden sein können. In der Zeit, in der Portugal nur mit zehn Spielern auf dem Platz stand, haben wir nicht alles richtig gemacht. In der Bewertung sollten wir ehrlich sein", sprach Neuer in die Euphorie. Die weiteren Spiele haben gezeigt, dass die Einschätzung des 28-Jährigen nicht falsch war. Das DFB-Team ist nicht durch das Turnier spaziert, die Fähigkeiten Neuers wurden mehrfach gefordert.

"Manu, der Libero"

Dazu gehört auch, dass er sein Einsatzgebiet nicht auf den Strafraum beschränkt. Besonders auffällig waren seine Ausflüge beim 2:1 im Achtelfinale gegen Algerien. Der Torhüter legte beinahe sechs Kilometer zurück, immer wieder klärte er vor dem Strafraum, immer wieder demonstrierte er seine fußballerische Klasse. Und die Weltpresse war begeistert. Die englische Daily Mail nahm dies zum Anlass, in ihm den nächsten deutschen Libero zu sehen. "Beckenbauer, Matthäus und jetzt Neuer!" Und die Verantwortlichen wussten, bei wem sie sich zu bedanken hatten. "Manuel war unglaublich", sagte Kapitän Philipp Lahm. Auf die Frage, ob er schon mal einen besseren Libero als Manuel Neuer gesehen habe, antwortete Bundestrainer Joachim Löw mit einem breiten Grinsen: "Nur Franz Beckenbauer", und schränkte ein: "Vielleicht."

Im Viertelfinale gegen Frankreich verhinderte er mit unglaublichen Reflexen das 1:1. Beim 7:1 im Halbfinale gegen Brasilien hat er es geschafft, trotz dieses Ergebnisses zu den herausragenden Akteuren zu gehören. Und er wurde am Ende größtmöglich belohnt. Von der FIFA mit dem Goldenen Handschuh als Auszeichnung für den besten Torhüter des Turniers, von der Mannschaft mit dem WM-Pokal.

"Werden jetzt immer mit einem Grinsen aufstehen"

Das Spiel gegen Argentinien war untypisch. Neuer musste nicht einen Ball halten, obwohl Messi und Co. diverse Male gute Gelegenheiten hatten. Der Eindruck entstand, dass die argentinischen Stürmer von zwei Übeln das kleinere wählten. Sie schossen lieber am Tor vorbei als am Torhüter zu scheitern. "Es ist unglaublich. Es ist ein großartiges Erlebnis", sagte Neuer nach dem Schlusspfiff im Maracanã und warf einen Blick in die Zukunft. "Ich weiß nicht, wie lange wir feiern, aber wir werden jetzt immer mit einem Grinsen aufstehen", sagte er.

Sein erstes Statement nach dem Finale schloss er mit der Ausweitung des Teamgedankens. Er erinnerte an die verletzten Spieler, an Marco Reus, an Lars und Sven Bender. "Sie sind auch Weltmeister", sagte Neuer. Genauso wie alle Fans und überhaupt alle Deutschen. "Wir können uns alle zusammen freuen. Ganz Deutschland ist Weltmeister."