Neuer RWE-Trainer Lucas: "Mannschaft muss in Vorleistung treten"

Als Vertriebsleiter in einem Unternehmen für Medizintechnik trägt Jürgen Lucas (45), neuer Trainer beim West-Regionalligisten Rot-Weiss Essen, große Verantwortung und ist beruflich viel auf Achse. Aktuell gilt sein Hauptaugenmerk allerdings seiner Aufgabe an der Hafenstraße. Gemeinsam mit Markus Reiter (38/zuletzt Assistenz-Trainer beim MSV Duisburg) soll der bisherige U 19-Trainer den Traditionsverein im Saisonendspurt wieder in die Erfolgsspur und möglichst in die DFB-Pokal-Hauptrunde führen.

Lucas und Reiter traten als Trainerteam bei RWE die Nachfolge von Marc Fascher an, der die Essener zwar zur Herbstmeisterschaft geführt hatte, den Negativtrend im neuen Jahr aber nicht mehr stoppen konnte. Bei zwölf Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze ist die Meisterschaft in Essen kein Thema mehr.

Im DFB.de-Interview spricht Jürgen Lucas mit dem Journalisten Ralf Debat über seine besondere Beziehung zum Deutschen Meister von 1955, die Aufgabenteilung mit seinem Partner Markus Reiter und das Pokalderby gegen seinen Ex-Klub FC Kray.

DFB.de: Hinter RWE liegen turbulente Wochen. Der bisherige Sportvorstand Dr. Uwe Harttgen, Cheftrainer Marc Fascher sowie seine Assistenten Stefan Kühne und Manfred Behrendt mussten gehen, die Mannschaft rutschte nach der Winterpause von Platz eins auf sechs ab. Wie lange mussten Sie überlegen, als Sie gefragt wurden, ob Sie die Mannschaft zunächst bis zum Saisonende übernehmen?

Jürgen Lucas: Gar nicht lange. Als echter Essener und Rot-Weisser durch und durch bin ich stolz auf das Vertrauen, das mir der Verein entgegenbringt. Mir war sofort klar, dass ich - in einer zugegeben nicht ganz einfachen Lage - unbedingt helfen möchte, habe meinen geplanten Osterurlaub auf Juist umgehend storniert und bei meinem Arbeitgeber erst einmal Urlaub eingereicht. Wir werden jetzt gemeinsam alles dafür tun, um das Beste aus der Situation zu machen.

DFB.de: Mit der U 19 der Rot-Weissen führen Sie die Tabelle der A-Junioren-Niederrheinliga an. Allerdings ist der Aufstieg in die Bundesliga noch nicht in trockenen Tüchern. Befürchten Sie keine Auswirkungen des kurzfristigen Trainerwechsels?

Lucas: Klares Nein. Zum einen habe ich bei der U 19 mit Enrico Schleinitz einen ausgezeichneten Co-Trainer an meiner Seite, der mein volles Vertrauen genießt. Zum anderen werde ich mich - zumindest an den Spieltagen - auch weiterhin um die Mannschaft kümmern. Bis zum Saisonende gibt es nur eine Überschneidung bei den Regionalliga- und den U 19-Partien, so dass ich keine gravierenden Probleme erwarte. Grundsätzlich ist und bleibt der Bundesliga-Aufstieg der A-Junioren ein wichtiges Ziel des Vereins, das wir auf keinen Fall gefährden wollen.

DFB.de: Seit knapp einer Woche sind Sie nun gemeinsam mit Markus Reiter als RWE-Cheftrainer im Amt. Wie ist der erste Eindruck von der Mannschaft?

Lucas: Durchweg positiv. Die Spieler nehmen die neue Situation an, sind willig, aufmerksam und auch offen für Veränderungen. Das gefällt uns sehr gut. Die hohe Meinung, die wir schon vorher von der Mannschaft hatten, wurde bisher klar bestätigt. Wir hoffen, dass sich das demnächst auch in den Spielen zeigen wird.

DFB.de: Welche Veränderungen planen Sie konkret?

Lucas: Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass wir künftig nicht mehr im 4-4-2-System antreten werden, sondern uns etwas Neues einfallen lassen, um den Negativlauf zu stoppen.

DFB.de: Warum haben Sie auf eine Zusammenarbeit mit dem Fußballlehrer und Ex-Profi Markus Reiter Wert gelegt, als Ihnen die Vereinsführung das Amt des Interimstrainers übertragen hat?

Lucas: Die Aufgabe ist sehr anspruchsvoll, dafür muss das Trainerteam entsprechend aufgestellt sein. Grundsätzlich habe ich kein Problem damit, Verantwortung und Kompetenzen zu teilen. Ich schätze Markus' sportliches Wissen und seine Erfahrung. Wir haben schon früher in der RWE-Nachwuchsabteilung eng zusammengearbeitet, waren schon immer auf einer Wellenlänge und sind auch stets in Kontakt geblieben.

DFB.de: Trifft es zu, dass Sie im Trainergespann eher der emotionale Typ sind, während Markus Reiter vergleichsweise ruhiger agiert?

Lucas: Das stimmt schon. Ich bin ein emotionaler Trainer, lebe das Spiel an der Seitenlinie mit. Das ist meine Art zu coachen und daran werde ich auch durch meinen Wechsel von der U 19 zur ersten Mannschaft nichts ändern. Markus tritt im Umgang mit den Spielern sicher etwas anders auf. Nicht zuletzt deshalb werden wir uns gut ergänzen.

DFB.de: Wie teilen Sie genau die Aufgaben auf?

Lucas: Wir erarbeiten die Trainingsinhalte gemeinsam, arbeiten dann aber oft in verschiedenen Gruppen und mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Die Entscheidungen werden dann gemeinschaftlich getroffen, wobei ich mir kaum vorstellen kann, dass wir bei den Einschätzungen der verschiedenen Spieler weit auseinanderliegen könnten.

DFB.de: Rot-Weiss Essens Vorsitzender Prof. Dr. Michael Welling sprach bei Ihrer Vorstellung davon, dass die neuen RWE-Trainer wissen, "wie die Hafenstraße tickt". Hat er Recht?

Lucas: Ich kann mir zumindest denken, was er gemeint hat. Feststeht, dass die Distanz zwischen der Mannschaft und unseren emotionalen Fans in der jüngeren Vergangenheit zu groß war. Wir müssen wieder dahin kommen, dass alle zusammenstehen. Die Jungs wissen, dass sie dafür in Vorleistung treten müssen. Wenn die Mannschaft alles gibt, dann werden die Fans das auch honorieren.

DFB.de: Beim 1:1 im Testspiel beim Westfalenligisten SC Hassel setzten Sie gleich mehrere U 19-Kicker von Beginn an ein. War das ein bewusstes Signal an die etablierten Spieler?

Lucas: Nein, absolut nicht. Schon bei Marc Fascher kamen regelmäßig A-Jugendspieler zum Einsatz, um gefördert zu werden. Hinzu kam, dass unser Kader wegen zahlreicher verletzungsbedingter Ausfälle arg dezimiert war. Von einem Druckmittel kann deshalb keine Rede sein.

DFB.de: Das Niederrheinpokal-Halbfinale gegen den Nachbarn FC Kray am kommenden Dienstag, 14. April, steht in Essen wegen der Aussicht auf eine mögliche Teilnahme am DFB-Pokal schon sehr im Fokus. Wie werden Sie die Mannschaft vor diesem Hintergrund zunächst auf das Ligaspiel am Samstag beim SC Verl vorbereiten?

Lucas: Wir sind weit davon entfernt, auf ein Pflichtspiel weniger Wert zu legen, es für Experimente zu nutzen oder es gar abzuschenken. Unser Fokus liegt zunächst ganz klar auf Verl, dort wollen wir das bestmögliche Ergebnis erzielen. Erst danach kommt das für den Verein und das Umfeld äußerst wichtige Pokalspiel gegen Kray, das wir ebenfalls unbedingt gewinnen wollen. Wer aber meint, er muss in Verl nicht alles geben, der ist gegen Kray ganz sicher nicht dabei.

DFB.de: Sie waren selbst schon mal als Trainer beim FC Kray tätig. Wie ist Ihre Beziehung zum Nachbarn heute?

Lucas: Nach wie vor sehr gut. Als mich damals zu Landesliga-Zeiten FCK-Präsident Günther Oberholz bat, als Trainer einzuspringen, habe ich das sehr gerne gemacht und war auch durchaus erfolgreich. An unserem guten Verhältnis wird das Pokalspiel definitiv nichts ändern. Nach zwei Derby-Niederlagen in der Meisterschaft sollen diesmal aber die RWE-Fans feiern.

[mspw]

Als Vertriebsleiter in einem Unternehmen für Medizintechnik trägt Jürgen Lucas (45), neuer Trainer beim West-Regionalligisten Rot-Weiss Essen, große Verantwortung und ist beruflich viel auf Achse. Aktuell gilt sein Hauptaugenmerk allerdings seiner Aufgabe an der Hafenstraße. Gemeinsam mit Markus Reiter (38/zuletzt Assistenz-Trainer beim MSV Duisburg) soll der bisherige U 19-Trainer den Traditionsverein im Saisonendspurt wieder in die Erfolgsspur und möglichst in die DFB-Pokal-Hauptrunde führen.

Lucas und Reiter traten als Trainerteam bei RWE die Nachfolge von Marc Fascher an, der die Essener zwar zur Herbstmeisterschaft geführt hatte, den Negativtrend im neuen Jahr aber nicht mehr stoppen konnte. Bei zwölf Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze ist die Meisterschaft in Essen kein Thema mehr.

Im DFB.de-Interview spricht Jürgen Lucas mit dem Journalisten Ralf Debat über seine besondere Beziehung zum Deutschen Meister von 1955, die Aufgabenteilung mit seinem Partner Markus Reiter und das Pokalderby gegen seinen Ex-Klub FC Kray.

DFB.de: Hinter RWE liegen turbulente Wochen. Der bisherige Sportvorstand Dr. Uwe Harttgen, Cheftrainer Marc Fascher sowie seine Assistenten Stefan Kühne und Manfred Behrendt mussten gehen, die Mannschaft rutschte nach der Winterpause von Platz eins auf sechs ab. Wie lange mussten Sie überlegen, als Sie gefragt wurden, ob Sie die Mannschaft zunächst bis zum Saisonende übernehmen?

Jürgen Lucas: Gar nicht lange. Als echter Essener und Rot-Weisser durch und durch bin ich stolz auf das Vertrauen, das mir der Verein entgegenbringt. Mir war sofort klar, dass ich - in einer zugegeben nicht ganz einfachen Lage - unbedingt helfen möchte, habe meinen geplanten Osterurlaub auf Juist umgehend storniert und bei meinem Arbeitgeber erst einmal Urlaub eingereicht. Wir werden jetzt gemeinsam alles dafür tun, um das Beste aus der Situation zu machen.

DFB.de: Mit der U 19 der Rot-Weissen führen Sie die Tabelle der A-Junioren-Niederrheinliga an. Allerdings ist der Aufstieg in die Bundesliga noch nicht in trockenen Tüchern. Befürchten Sie keine Auswirkungen des kurzfristigen Trainerwechsels?

Lucas: Klares Nein. Zum einen habe ich bei der U 19 mit Enrico Schleinitz einen ausgezeichneten Co-Trainer an meiner Seite, der mein volles Vertrauen genießt. Zum anderen werde ich mich - zumindest an den Spieltagen - auch weiterhin um die Mannschaft kümmern. Bis zum Saisonende gibt es nur eine Überschneidung bei den Regionalliga- und den U 19-Partien, so dass ich keine gravierenden Probleme erwarte. Grundsätzlich ist und bleibt der Bundesliga-Aufstieg der A-Junioren ein wichtiges Ziel des Vereins, das wir auf keinen Fall gefährden wollen.

DFB.de: Seit knapp einer Woche sind Sie nun gemeinsam mit Markus Reiter als RWE-Cheftrainer im Amt. Wie ist der erste Eindruck von der Mannschaft?

Lucas: Durchweg positiv. Die Spieler nehmen die neue Situation an, sind willig, aufmerksam und auch offen für Veränderungen. Das gefällt uns sehr gut. Die hohe Meinung, die wir schon vorher von der Mannschaft hatten, wurde bisher klar bestätigt. Wir hoffen, dass sich das demnächst auch in den Spielen zeigen wird.

DFB.de: Welche Veränderungen planen Sie konkret?

Lucas: Ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass wir künftig nicht mehr im 4-4-2-System antreten werden, sondern uns etwas Neues einfallen lassen, um den Negativlauf zu stoppen.

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DFB.de: Warum haben Sie auf eine Zusammenarbeit mit dem Fußballlehrer und Ex-Profi Markus Reiter Wert gelegt, als Ihnen die Vereinsführung das Amt des Interimstrainers übertragen hat?

Lucas: Die Aufgabe ist sehr anspruchsvoll, dafür muss das Trainerteam entsprechend aufgestellt sein. Grundsätzlich habe ich kein Problem damit, Verantwortung und Kompetenzen zu teilen. Ich schätze Markus' sportliches Wissen und seine Erfahrung. Wir haben schon früher in der RWE-Nachwuchsabteilung eng zusammengearbeitet, waren schon immer auf einer Wellenlänge und sind auch stets in Kontakt geblieben.

DFB.de: Trifft es zu, dass Sie im Trainergespann eher der emotionale Typ sind, während Markus Reiter vergleichsweise ruhiger agiert?

Lucas: Das stimmt schon. Ich bin ein emotionaler Trainer, lebe das Spiel an der Seitenlinie mit. Das ist meine Art zu coachen und daran werde ich auch durch meinen Wechsel von der U 19 zur ersten Mannschaft nichts ändern. Markus tritt im Umgang mit den Spielern sicher etwas anders auf. Nicht zuletzt deshalb werden wir uns gut ergänzen.

DFB.de: Wie teilen Sie genau die Aufgaben auf?

Lucas: Wir erarbeiten die Trainingsinhalte gemeinsam, arbeiten dann aber oft in verschiedenen Gruppen und mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Die Entscheidungen werden dann gemeinschaftlich getroffen, wobei ich mir kaum vorstellen kann, dass wir bei den Einschätzungen der verschiedenen Spieler weit auseinanderliegen könnten.

DFB.de: Rot-Weiss Essens Vorsitzender Prof. Dr. Michael Welling sprach bei Ihrer Vorstellung davon, dass die neuen RWE-Trainer wissen, "wie die Hafenstraße tickt". Hat er Recht?

Lucas: Ich kann mir zumindest denken, was er gemeint hat. Feststeht, dass die Distanz zwischen der Mannschaft und unseren emotionalen Fans in der jüngeren Vergangenheit zu groß war. Wir müssen wieder dahin kommen, dass alle zusammenstehen. Die Jungs wissen, dass sie dafür in Vorleistung treten müssen. Wenn die Mannschaft alles gibt, dann werden die Fans das auch honorieren.

DFB.de: Beim 1:1 im Testspiel beim Westfalenligisten SC Hassel setzten Sie gleich mehrere U 19-Kicker von Beginn an ein. War das ein bewusstes Signal an die etablierten Spieler?

Lucas: Nein, absolut nicht. Schon bei Marc Fascher kamen regelmäßig A-Jugendspieler zum Einsatz, um gefördert zu werden. Hinzu kam, dass unser Kader wegen zahlreicher verletzungsbedingter Ausfälle arg dezimiert war. Von einem Druckmittel kann deshalb keine Rede sein.

DFB.de: Das Niederrheinpokal-Halbfinale gegen den Nachbarn FC Kray am kommenden Dienstag, 14. April, steht in Essen wegen der Aussicht auf eine mögliche Teilnahme am DFB-Pokal schon sehr im Fokus. Wie werden Sie die Mannschaft vor diesem Hintergrund zunächst auf das Ligaspiel am Samstag beim SC Verl vorbereiten?

Lucas: Wir sind weit davon entfernt, auf ein Pflichtspiel weniger Wert zu legen, es für Experimente zu nutzen oder es gar abzuschenken. Unser Fokus liegt zunächst ganz klar auf Verl, dort wollen wir das bestmögliche Ergebnis erzielen. Erst danach kommt das für den Verein und das Umfeld äußerst wichtige Pokalspiel gegen Kray, das wir ebenfalls unbedingt gewinnen wollen. Wer aber meint, er muss in Verl nicht alles geben, der ist gegen Kray ganz sicher nicht dabei.

DFB.de: Sie waren selbst schon mal als Trainer beim FC Kray tätig. Wie ist Ihre Beziehung zum Nachbarn heute?

Lucas: Nach wie vor sehr gut. Als mich damals zu Landesliga-Zeiten FCK-Präsident Günther Oberholz bat, als Trainer einzuspringen, habe ich das sehr gerne gemacht und war auch durchaus erfolgreich. An unserem guten Verhältnis wird das Pokalspiel definitiv nichts ändern. Nach zwei Derby-Niederlagen in der Meisterschaft sollen diesmal aber die RWE-Fans feiern.