Neuer: "Davon ist man auch als Spieler überwältigt"

Der Weg nach Wembley ist erfolgreich zurückgelegt: Der FC Bayern ist nach dem 4:0 in der Vorwoche durch ein 3:0 im Rückspiel beim FC Barcelona mit einer weiteren Demonstration der Stärke ins Finale der Champions League eingezogen. Am 25. Mai treffen die Münchner nun in London auf Borussia Dortmund, das sich gegen Real Madrid durchgesetzt hatte.

Nationaltorhüter Manuel Neuer hat gegen Barca zwei relativ ruhige Abende erlebt, war aber immer zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Auf DFB.de spricht Neuer über die Auftritte des FC Bayern gegen Barca, die Aussichten für das Finale gegen den BVB und die Bedeutung des ersten rein deutschen Endspiels in der Königsklasse für den deutschen Fußball.

Frage: Herr Neuer, Glückwunsch zum Finaleinzug! 3:0 beim FC Barcelona, kein Gegentor in beiden Halbfinals, hätten Sie das nach der Auslosung für möglich gehalten?

Manuel Neuer: Nach der Auslosung eigentlich nicht. Aber wir wissen, dass wir eine starke Defensive haben und dass wir auch offensiv über die Qualität verfügen, immer Tore schießen zu können. Dass wir sieben Tore in zwei Spielen gegen Barca machen und dass wir zweimal zu Null spielen, das hätte aber wohl keiner erwartet. Das war eine starke Leistung in beiden Partien.

Frage: Wie sind die Reaktionen der Mannschaft in der Kabine ausgefallen?

Neuer: Wir haben schon von uns erwartet, dass wir ins Finale einziehen. Das war nach dem Hinspiel ja auch nicht mehr so eine große Überraschung. Aber wir haben uns natürlich tierisch gefreut - gerade auch, dass man in Barcelona 3:0 gewinnt. Davon ist man auch als Spieler ein bisschen überwältigt. Ein Bierchen habe ich auch schon getrunken.

Frage: Glauben Sie, dass der FC Bayern nun als Favorit ins Finale geht und die Chancen auf den erstmaligen Gewinn des Triples gut stehen?

Neuer: Möglich ist es. Wir sind Deutscher Meister, haben die zwei Finals. Und wir werden alles daran setzen, beide Pokale zu gewinnen. Aber Favorit? Das kann man jetzt nicht so sagen.

Frage: Ist es denn ein Vorteil, dass die Mannschaft aus dieser Saison schon weiß, wie man Borussia Dortmund besiegen kann?

Neuer: Natürlich haben wir im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Borussia Dortmund 1:0 gewonnen. Aber ich denke, dass man jetzt nicht über Vorteile sprechen kann. Es wird ein Duell auf Augenhöhe. Klar haben wir in der Bundesliga die bessere Saison gespielt, aber international hat Dortmund auch sehr gut gespielt. Sie sind verdient gegen Real Madrid ins Finale eingezogen. Es wird auf die Tagesform ankommen, da werden wir einen guten Tag benötigen. Die Chancen stehen fifty-fitfty.

Frage: Hätten Sie lieber Real Madrid als Finalgegner gehabt?

Neuer: Nein, die Mannschaft, die es verdient hat weiterzukommen, die haben wir auch gerne.

Frage: Haben Sie dennoch ein bisschen Sorge, dass die Rekordsaison des FC Bayern entwertet werden könnte durch eine Niederlage in London gegen Dortmund?

Neuer: Wir haben gegen Bate Borissow in der Champions League auch schon verloren. Es geht allein um die Tagesform. Und natürlich will jede Mannschaft gewinnen. Wir haben aus der vergangenen Saison einige Motivation ziehen können. Und das werden wir hoffentlich auch im Finale tun. Wir wollen den Titel unbedingt haben.

Frage: Waren Sie eigentlich überrascht von der Leistung des FC Barcelona?

Neuer: Wir wussten, dass sie hinten Schwächen haben. Aber dass man die so oft ausnutzen kann bei Kontersituation und Ballgewinnen im vorderen Drittel, das hätten wir nicht geglaubt.

Frage: War der FC Bayern so gut oder der FC Barcelona so schlecht?

Neuer: Ich denke schon, dass wir starke Leistungen gezeigt haben in beiden Spielen.

Frage: Was bedeutet es für den Fußball, dass sich im Finale zwei deutsche Mannschaften gegenüberstehen?

Neuer: Das ist etwas Besonderes für den deutschen Fußball, und er hat sich das verdient. Es wurde gut gearbeitet in den vergangenen Jahren, beim DFB, in den Vereinen und in der Liga. Die Bundesliga ist immer besser geworden, der Trend war schon ein bisschen abzusehen. Leider haben wir mit der Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren noch keinen Titel erringen können. Das wird noch Zeit. Aber dass zwei deutsche Mannschaften im Finale der Champions League stehen, ist kein Zufall.

Aufgezeichnet von Maik Rosner