Neu-Trainer Freier: "Manchmal muss man sich auch quälen"

Er ist der erste und bisher einzige Spieler, der aus der eigenen Jugend des VfL Bochum stammt und beim Traditionsverein aus dem Ruhrgebiet zum Nationalspieler wurde. Slawomir "Paul" Freier ist nun selbst Teil der Nachwuchsausbildung an der Castroper Straße. Der 35-Jährige übernahm bei der U 16 (Westfalenliga) vor wenigen Tagen den Posten des Co-Trainers.

Erst im Sommer hatte der in Bytom (Polen) geborene Freier seine Karriere beendet. Für den VfL sowie Bayer 04 Leverkusen kam der Mittelfeldspieler zu 249 Erst- und 129 Zweitliga-Einsätzen. Für die deutsche Nationalmannschaft absolvierte er 19 Länderspiele. Im aktuellenDFB.de-Interview spricht Paul Freier mit dem Journalisten Thomas Ziehn über seine Karriere, seine neue Aufgabe, seine "Rasselbande" und seine Vornamen.

DFB.de: Nur ein halbes Jahr nach Ihrem Karriereende stehen Sie als Co-Trainer der U 16 auf dem grünen Rasen. Ein komisches Gefühl?

Paul Freier: Ich würde es eher Umstellung nennen. Die Arbeit als Trainer ist mir nicht gänzlich fremd, auch wenn ich noch ganz am Anfang stehe. Meine B-Lizenz habe ich bei Ralf Peter in Kaiserau erworben. Beim VfL konnte ich bei einigen Jugendmannschaften hospitieren. Dass ich jetzt, nur ein halbes Jahr nach meinem letzten Pflichtspiel, schon bei einer U 16-Mannschaft arbeite, ist für mich eine Chance und Herausforderung, über die ich mich sehr freue.

DFB.de: Fallen Sie manchmal noch in alte Spielerverhaltensmuster zurück?

Freier: Das passiert so gut wie nicht mehr. Die Entscheidung, meine Laufbahn zu beenden, ist nicht vom einen Tag auf den anderen gefallen. Vielmehr ist sie über einen längeren Zeitraum gereift. Daher konnte ich im Kopf schnell einen Schlussstrich ziehen. Gleich geblieben ist, dass ich mich auf dem Fußballplatz nach wie vor sehr wohl fühle. Dass ich jetzt für eine gesamte Mannschaft Verantwortung trage, ist ein neuer Aspekt, den ich als Spieler in der Form nicht unbedingt kannte.

DFB.de: Machen Sie bei den Einheiten selbst mit?

Freier: Es ist wichtig, dass man die Übungen auch vormachen kann. Wenn im Trainingsspiel mal jemand zu wenig da ist, springe ich gerne ein. Das macht riesigen Spaß.



Er ist der erste und bisher einzige Spieler, der aus der eigenen Jugend des VfL Bochum stammt und beim Traditionsverein aus dem Ruhrgebiet zum Nationalspieler wurde. Slawomir "Paul" Freier ist nun selbst Teil der Nachwuchsausbildung an der Castroper Straße. Der 35-Jährige übernahm bei der U 16 (Westfalenliga) vor wenigen Tagen den Posten des Co-Trainers.

Erst im Sommer hatte der in Bytom (Polen) geborene Freier seine Karriere beendet. Für den VfL sowie Bayer 04 Leverkusen kam der Mittelfeldspieler zu 249 Erst- und 129 Zweitliga-Einsätzen. Für die deutsche Nationalmannschaft absolvierte er 19 Länderspiele. Im aktuellenDFB.de-Interview spricht Paul Freier mit dem Journalisten Thomas Ziehn über seine Karriere, seine neue Aufgabe, seine "Rasselbande" und seine Vornamen.

DFB.de: Nur ein halbes Jahr nach Ihrem Karriereende stehen Sie als Co-Trainer der U 16 auf dem grünen Rasen. Ein komisches Gefühl?

Paul Freier: Ich würde es eher Umstellung nennen. Die Arbeit als Trainer ist mir nicht gänzlich fremd, auch wenn ich noch ganz am Anfang stehe. Meine B-Lizenz habe ich bei Ralf Peter in Kaiserau erworben. Beim VfL konnte ich bei einigen Jugendmannschaften hospitieren. Dass ich jetzt, nur ein halbes Jahr nach meinem letzten Pflichtspiel, schon bei einer U 16-Mannschaft arbeite, ist für mich eine Chance und Herausforderung, über die ich mich sehr freue.

DFB.de: Fallen Sie manchmal noch in alte Spielerverhaltensmuster zurück?

Freier: Das passiert so gut wie nicht mehr. Die Entscheidung, meine Laufbahn zu beenden, ist nicht vom einen Tag auf den anderen gefallen. Vielmehr ist sie über einen längeren Zeitraum gereift. Daher konnte ich im Kopf schnell einen Schlussstrich ziehen. Gleich geblieben ist, dass ich mich auf dem Fußballplatz nach wie vor sehr wohl fühle. Dass ich jetzt für eine gesamte Mannschaft Verantwortung trage, ist ein neuer Aspekt, den ich als Spieler in der Form nicht unbedingt kannte.

DFB.de: Machen Sie bei den Einheiten selbst mit?

Freier: Es ist wichtig, dass man die Übungen auch vormachen kann. Wenn im Trainingsspiel mal jemand zu wenig da ist, springe ich gerne ein. Das macht riesigen Spaß.

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DFB.de: Was haben Sie in dem halben Jahr nach Ihrem Abschied vom aktiven Fußball gemacht? Sind weitere Trainerscheine geplant?

Freier: Ich habe die Zeit genutzt, um mit meiner Familie Dinge zu machen, die jahrelang nicht ohne Weiteres möglich waren. In den Schulferien waren wir erst auf Fuerteventura, dann an der Ostsee. Danach war ich mit einem Freund in den USA. Während der WM hatten wir in der Garage unsere eigene "Arena". Außerdem konnte ich beim VfL erste Erfahrungen als Hospitant im Nachwuchsbereich sammeln. Nun geht es für mich erst einmal darum, Praxis als Co-Trainer bei der U 16 zu sammeln. Wenn es die Zeit erlaubt, würde ich gerne im Herbst den Lehrgang zur A-Lizenz besuchen.

DFB.de: Wann ist bei Ihnen die Entscheidung gereift, als Trainer arbeiten zu wollen?

Freier: Schon während meiner Karriere hatte ich das im Hinterkopf. Jetzt macht es einen riesigen Spaß, mit talentierten Nachwuchsspielern zu arbeiten. Während meiner Laufbahn habe ich unter einigen Trainern gearbeitet, von denen ich mir wichtige Aspekte abschauen konnte. Auch negative Erfahrungen waren und sind dabei wichtig. Sie haben mir gezeigt, wie ich es nicht machen will. Unter dem Strich möchte ich auch als Trainer immer authentisch bleiben und meinen eigenen Weg gehen.

DFB.de: Wie ist die Zusammenarbeit mit Ihrem "Chef" Patrick Rohde?

Freier: Ich hatte bei ihm schon im Herbst einige Wochen hospitiert. Wir verstehen uns prima. Ich kann von ihm lernen, andersherum ist es vielleicht auch so. Ich denke, dass wir beide von unserer Zusammenarbeit profitieren werden.

DFB.de: Was wollen Sie Ihren neuen Schützlingen mit auf den Weg geben?

Freier: Wille und die richtige Einstellung sind zwei wichtige Faktoren, um es bis nach oben zu schaffen. In der B-Jugend wird bereits viel gefordert. Die Spieler müssen mit der nötigen Ernsthaftigkeit dabei sein, ohne dass der Spaß zu kurz kommt. Manchmal muss man sich im Training auch quälen. Das bleibt nicht aus, ist aber wichtig für das, was in der Bundesliga warten könnte.

DFB.de: Slawomir Pawel Freier lautet Ihr vollständiger Name. Viele kennen Sie unter dem Namen Paul Freier. Können Sie das aufklären?

Freier: Ich war 1990 mit meinen Eltern nach Deutschland gekommen. Als ich meinen deutschen Pass bekam, wurde mein zweiter Vorname Pawel eingetragen, die aus dem Slawischen kommende Variante von Paul. Mir ist es egal, ob ich Slawo oder Paul gerufen werde. Ich höre auf beides. Unsere Spieler rufen mich beim Vornamen.

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DFB.de: VfL-Nachwuchschef Alexander Richter hat über Sie gesagt, dass jeder Bochumer sie kennt. Stimmt das?

Freier: (lacht) Das kann ich nicht beurteilen. Fakt ist, dass ich sehr gerne in Bochum gespielt habe und der VfL ein Teil meines Lebens ist. Der eine oder andere Fan erkennt mich, wenn ich durch die Stadt gehe.

DFB.de: Wenn Sie in Iserlohn nach Hause kommen, erwartet Sie eine "Rasselbande". Ihre Frau Melanie und Sie haben vier Kinder. Das hält auf Trab, oder?

Freier: Da widerspreche ich nicht. Meine Frau und ich wollten aber immer eine große Familie und sind sehr glücklich damit. Seitdem ich nicht mehr Fußball spiele, habe ich mehr Zeit und kann meine Frau viel besser unterstützen. Ich bin sehr dankbar, dass ich mich während meiner Karriere auf den Sport konzentrieren konnte und stets den Rücken frei hatte. Das ist ein Grund, warum ich so lange im Profifußball aktiv war.

DFB.de: Sie haben 249 Bundesligaspiele absolviert. Ärgert es Sie, dass nicht noch ein weiteres zur "runden Zahl" hinzugekommen ist?

Freier: (lacht) Ganz ehrlich: Darauf habe ich nie besonderen Wert gelegt. Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe. Während meiner Karriere war ich nie schwer verletzt. Zwölf Wochen war meine längste Ausfallzeit. Dieses Kapitel liegt nun hinter mir, jetzt hat ein neuer Teil meines Lebens begonnen.

DFB.de: Welche Ziele haben Sie sich für Ihre neue Karriere als Trainer gesteckt?

Freier: Ich bin Lehrling und muss erst einmal Erfahrungen sammeln. Blauäugig gehe ich ganz bestimmt nicht an die Sache heran: Ich bin kein guter Trainer, nur weil ich fast 250 Bundesligapartien absolviert habe. Wenn ich weiterkommen möchte, muss ich viel investieren. Dazu bin ich bereit.