Neu-Kapitän Bender: "Ich war mit 19 Jahren noch ein Hering"

Wie das so ist, wenn Oma und Opa auf dem Sofa sitzen und im Familienalbum blättern. Die schöne Vergangenheit wird besprochen, im besten Fall wird daneben auch die Gegenwart genossen. Ähnlich muss es kürzlich in Leverkusen gewesen sein; im Gespräch mit dem kicker hat Lars Bender diese Assoziation mit dieser Bemerkung entstehen lassen: "Ich habe mit Stefan Kießling neulich mal frühere Mannschaftsfotos durchgeblättert." Die Großeltern Bender und Kießling haben dabei eine Erkenntnis gewonnen: "Es ist schon bemerkenswert, dass wir jetzt als Einzige übrig geblieben sind."

Die letzten Mohikaner - ein wenig klingt das nach Wehmut, nach einem nahenden Karriereende. Der Klang könnte falscher kaum sein. Denn Bender hat mit dem Fortschreiten der Zeit keine Probleme. Er ist älter (zwölf Minuten) als sein Zwillingsbruder Sven, aber alt? Mit 26? Auf keinen Fall! Auf diese Diskussion lässt er sich nicht erst ein. Bender spricht lieber von Routine, die Kategorien "alt" und "jung" sind für ihn längst überholt. "Neulich habe ich mir die U21 bei ihren EM-Spielen angesehen, da haben einige ja schon fast 100 Bundesligaspiele hinter sich. Wir haben in Leverkusen auch viele ganz junge Spieler, die schon eine Menge erlebt haben. Die sind mit Anfang 20 viel weiter, als wir es waren." Namen nennt Bender auch. "Julian Brandt zum Beispiel, der kam als 18-Jähriger rein und hat sich gleich bewiesen in der Bundesliga. Oder Jonathan Tah, meine Güte, was für ein Athlet. Ich bin noch nicht mit ihm zusammengeprallt, aber das tut definitiv weh. Und der ist erst 19 – ich war mit 19 Jahren noch ein Hering."

Bender blickt optimistisch in die kommende Saison

Ist er heute nicht mehr. Und in den vergangenen sieben Jahren hat er mit der Routine vor allem Ruhe gewonnen. Bender war deshalb nach den ersten Vorbereitungsspielen mit Bayer nicht besorgt, als Leistung und Ergebnisse noch ausbaufähig waren. "Null", sagt er, "es ist ja nur logisch, dass wir nicht die Intensität runterfahren, nur um mal ein starkes Ergebnis dastehen zu haben." Im letzten Test gegen Chievo Verona sah das Bayer-Spiel schon sehr viel ansprechender aus, auch deswegen blickt Bender optimistisch in die kommende Saison. Überhaupt hat er die Hoffnung, dass das Team in Jahr zwei unter Coach Roger Schmidt seine Klasse noch konstanter abrufen kann. Das Team hat Ideen und Philosophie des Trainers mehr und mehr verinnerlicht, was eben jung war, ist jetzt schon alt. "Wir starten nicht bei null", sagt Bender. Wobei er angesichts der Fluktuation im Kader einschränkt: "Die neuen Spieler brauchen Zeit, das geht sicher nicht von heute auf morgen. Denn das ist ein Stil, der nicht so einfach ist, weil wir uns nicht am Gegner orientieren, sondern dem Ball folgen. Das klappte in der Rückrunde schon richtig gut, da müssen wir wieder ansetzen."

Bender vertraut nicht nur Schmidt, sondern der Trainer auch seinem Musterschüler. Schmidt erklärte Bender zum Nachfolger des zurückgetretenen Simon Rolfes als Kapitän seiner Mannschaft. "Er ist ein absoluter Leistungsträger und eine Autoritätsperson", begündete der Trainer seine Entscheidung.

Persönlich hat Bender die Misere des Jahres 2014 abgehakt. Bender war auf dem besten Weg nach Brasilien, auf dem besten Weg, heute als Weltmeister durch die Gegend zu laufen. Im Trainingslager in Südtirol kam das Aus - der Mittelfeldspieler zog sich eine Muskel-Sehnen-Verletzung im oberen Bizeps-Anteil des rechten Oberschenkels zu, die WM am Zuckerhut fand ohne die Zwillinge Bender statt. Vorbei, sein Blick geht nicht mehr zurück. Künftig will Lars Bender auch wieder für das Team von Bundestrainer Joachim Löw ein Thema sein. "Ich habe das nicht abgeschrieben", sagt er. "Ich weiß, es wird hart, weil wir gerade im Mittelfeld viele Weltklasse-Spieler haben. Aber klar ist die EM mein Ziel. Ich war 2012 dabei, ich weiß, was das für ein geiles Turnier ist. Nach meinem bitteren Aus kurz vor der WM will ich diesmal dabei sein."

[sl]

Wie das so ist, wenn Oma und Opa auf dem Sofa sitzen und im Familienalbum blättern. Die schöne Vergangenheit wird besprochen, im besten Fall wird daneben auch die Gegenwart genossen. Ähnlich muss es kürzlich in Leverkusen gewesen sein; im Gespräch mit dem kicker hat Lars Bender diese Assoziation mit dieser Bemerkung entstehen lassen: "Ich habe mit Stefan Kießling neulich mal frühere Mannschaftsfotos durchgeblättert." Die Großeltern Bender und Kießling haben dabei eine Erkenntnis gewonnen: "Es ist schon bemerkenswert, dass wir jetzt als Einzige übrig geblieben sind."

Die letzten Mohikaner - ein wenig klingt das nach Wehmut, nach einem nahenden Karriereende. Der Klang könnte falscher kaum sein. Denn Bender hat mit dem Fortschreiten der Zeit keine Probleme. Er ist älter (zwölf Minuten) als sein Zwillingsbruder Sven, aber alt? Mit 26? Auf keinen Fall! Auf diese Diskussion lässt er sich nicht erst ein. Bender spricht lieber von Routine, die Kategorien "alt" und "jung" sind für ihn längst überholt. "Neulich habe ich mir die U21 bei ihren EM-Spielen angesehen, da haben einige ja schon fast 100 Bundesligaspiele hinter sich. Wir haben in Leverkusen auch viele ganz junge Spieler, die schon eine Menge erlebt haben. Die sind mit Anfang 20 viel weiter, als wir es waren." Namen nennt Bender auch. "Julian Brandt zum Beispiel, der kam als 18-Jähriger rein und hat sich gleich bewiesen in der Bundesliga. Oder Jonathan Tah, meine Güte, was für ein Athlet. Ich bin noch nicht mit ihm zusammengeprallt, aber das tut definitiv weh. Und der ist erst 19 – ich war mit 19 Jahren noch ein Hering."

Bender blickt optimistisch in die kommende Saison

Ist er heute nicht mehr. Und in den vergangenen sieben Jahren hat er mit der Routine vor allem Ruhe gewonnen. Bender war deshalb nach den ersten Vorbereitungsspielen mit Bayer nicht besorgt, als Leistung und Ergebnisse noch ausbaufähig waren. "Null", sagt er, "es ist ja nur logisch, dass wir nicht die Intensität runterfahren, nur um mal ein starkes Ergebnis dastehen zu haben." Im letzten Test gegen Chievo Verona sah das Bayer-Spiel schon sehr viel ansprechender aus, auch deswegen blickt Bender optimistisch in die kommende Saison. Überhaupt hat er die Hoffnung, dass das Team in Jahr zwei unter Coach Roger Schmidt seine Klasse noch konstanter abrufen kann. Das Team hat Ideen und Philosophie des Trainers mehr und mehr verinnerlicht, was eben jung war, ist jetzt schon alt. "Wir starten nicht bei null", sagt Bender. Wobei er angesichts der Fluktuation im Kader einschränkt: "Die neuen Spieler brauchen Zeit, das geht sicher nicht von heute auf morgen. Denn das ist ein Stil, der nicht so einfach ist, weil wir uns nicht am Gegner orientieren, sondern dem Ball folgen. Das klappte in der Rückrunde schon richtig gut, da müssen wir wieder ansetzen."

Bender vertraut nicht nur Schmidt, sondern der Trainer auch seinem Musterschüler. Schmidt erklärte Bender zum Nachfolger des zurückgetretenen Simon Rolfes als Kapitän seiner Mannschaft. "Er ist ein absoluter Leistungsträger und eine Autoritätsperson", begündete der Trainer seine Entscheidung.

Persönlich hat Bender die Misere des Jahres 2014 abgehakt. Bender war auf dem besten Weg nach Brasilien, auf dem besten Weg, heute als Weltmeister durch die Gegend zu laufen. Im Trainingslager in Südtirol kam das Aus - der Mittelfeldspieler zog sich eine Muskel-Sehnen-Verletzung im oberen Bizeps-Anteil des rechten Oberschenkels zu, die WM am Zuckerhut fand ohne die Zwillinge Bender statt. Vorbei, sein Blick geht nicht mehr zurück. Künftig will Lars Bender auch wieder für das Team von Bundestrainer Joachim Löw ein Thema sein. "Ich habe das nicht abgeschrieben", sagt er. "Ich weiß, es wird hart, weil wir gerade im Mittelfeld viele Weltklasse-Spieler haben. Aber klar ist die EM mein Ziel. Ich war 2012 dabei, ich weiß, was das für ein geiles Turnier ist. Nach meinem bitteren Aus kurz vor der WM will ich diesmal dabei sein."