Netzer: "Fußball ist ein einfaches Spiel"

Das Telefon klingelt, Günter Netzer meldet sich aus Zug in der Schweiz, wo er mit seiner Familie lebt.

Der 65-Jährige hat, vergleichbar vielleicht nur mit Franz Beckenbauer, erfolgreiche Laufbahnen im Fußball, in der Wirtschaft und in den Medien geschickt und geradlinig verkettet. Aufgrund seines kühlen, technisch brillanten Offensivspiels und seines modischen Auftritts in den frühen 70er-Jahren ein deutsches Sportidol, triumphierte der genial agierende Netzer 1972 bei der EM und 1974, dann eher in einer Statistenrolle, bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land. Mit Borussia Mönchengladbach wurde er zweimal deutscher und später mit Real Madrid zweimal spanischer Meister.

Seit zwölf Jahren analysiert er für die ARD gemeinsam mit Moderator Gerhard Delling die Spiele der deutschen Nationalmannschaft, wofür er mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Er gehört dem Aufsichtsrat der Schweizer Agentur Infront Sports & Media AG an.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Thomas Hackbarth redet Günter Netzer über seinen Abschied vom Fernsehen, bevorstehende personelle Entscheidungen bei der Nationalmannschaft und erinnert sich daran, wie schwer es war, Ernst Happel zum Hamburger SV zu bringen.

DFB.de: Herr Netzer, 87 Tage vor dem Eröffnungsspiel der ersten Fußball- Weltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent, was überwiegt bei Ihnen: Vorfreude oder Sorge?

Günter Netzer: Es gab Schwierigkeiten, das kann man doch gar nicht wegreden, aber die hatten wir beim Vorlauf auf frühere Weltmeisterschaften auch. Ich erinnere mich an die WM 1990, als die Italiener bei einigen Stadien wirklich bis buchstäblich zur letzten Minute gebaut haben. Insgesamt bin ich optimistisch. Südafrika wird uns eine gute WM abliefern.

DFB.de: In Südafrika geben Sie Ihre Abschiedsvorstellung als ARD-Fußballexperte. Nach zwölf erfolgreichen Jahren fällt für das Traumduo Netzer/Delling der letzte Vorhang. Warum eigentlich?

Netzer (lacht): Das werde ich dieser Tage oft gefragt, und ich werte das als großes Kompliment, das einen die Leute nach einer so langen Strecke weiter gerne sehen würden. Ein Kompliment, das auch gerade meinem Partner Gerhard Delling gebührt. Ich handele jetzt wie bei allen anderen Stationen in meinem Leben. Ich habe einfach gespürt, dass es langt. Und sobald ich überzeugt bin, dass eine Phase sich dem Abschluss nähert, höre ich lieber frühzeitig auf.

DFB.de: Die ARD überträgt das Eröffnungsspiel Südafrika gegen Mexiko, am 23. Juni dann das dritte Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ghana. Wann reisen Sie selbst nach Südafrika?

Netzer: Ich werde recht spät anreisen. Mein Kumpel soll sich vorbereiten, ich schaue dann vorbei und mache die Dinge, die ich in den vergangenen zwölf Jahren getan habe, nämlich spontan zu reagieren.

DFB.de: 90 Tage vor dem WM-Auftakt - wo steht die Nationalmannschaft?

Netzer: So wie wir gegen Argentinien gespielt haben, wird es im Vergleich mit den großen Nationen des Weltfußballs nicht reichen. Da lag noch einiges im Argen. Ich hoffe einfach, dass die Mannschaft ihre Turnierqualitäten entdeckt und sich mit jedem Spiel steigern kann. Wenn wir als Gemeinschaft funktionieren, haben wir alle Chancen in Südafrika. Daran sind schon viele Gegner in der Vergangenheit verzweifelt, das gilt auch heute noch. Mit dieser geschlossenen Mannschaftsleistung können wir andere vorhandene Defizite ausgleichen. Uns fehlen weiterhin die Persönlichkeiten, gerade auch bei den Kreativspielern.

DFB.de: Unter Joachim Löw hat es dennoch eine deutliche Weiterentwicklung gegeben, was die spielerische Klasse angeht. Oder sehen Sie das anders?

Netzer: Nein, dafür wird der Bundestrainer völlig zu Recht immer wieder gelobt. Dennoch müssen wir doch den Rückschritt, den es gegen Argentinien gegeben hat, sehr ernst nehmen. Wir waren einfach nicht in der Lage, den Argentiniern Probleme zu bereiten. Über die gesamte Spielzeit hatten wir kaum Torchancen. Ohne spielerische Klasse geht es heute sicher nicht mehr. Nur mit Grätschen und physischer Klasse lässt sich die WM nicht gewinnen.

DFB.de: Wackelt Rene Adler noch mal?

Netzer: Das ist nun wirklich eine komplett unsinnige Diskussion. Es ist doch beruhigend, dass wir in jedem Fall einen starken Torwart aufstellen können. Für mich jedenfalls hat Rene Adler sich zu Recht einen kleinen Vorsprung gegenüber Manuel Neuer und Tim Wiese herausgearbeitet. Joachim Löw hat ihn zur rechten Zeit als Nummer eins ausgerufen. Ich denke, dass Adler, der gerade für einen Torwart noch sehr jung ist, durch dieses Vertrauen gestärkt wird. Nur wenn er dauerhaft eine schlechte Leistung bringt, würde er diese Position noch einmal verlieren. Davon gehe ich nicht aus.

DFB.de: Jens Lehmann hat sich noch einmal ins Gespräch gebracht.

Netzer: Das kann er nicht ganz ernst gemeint haben, das war eher ein Witz.

DFB.de: Gegen Argentinien ließ Löw den Bremer Per Mertesacker und den Stuttgarter Serdar Tasci in der Innenverteidigung spielen. Sind das auch ihre Favoriten?

Netzer: Mertesacker ist gesetzt, auf der zweiten Innenposition sind wir noch auf der Suche, da steht die endgültige Entscheidung noch aus.

DFB.de: Toni Kroos und Thomas Müller, beide gerade 20 Jahre jung, sind spät ins Team gerutscht. Würden Sie dem Bundestrainer raten, Kroos und Müller nach Südafrika mitzunehmen?

Netzer: Ich bin immer sehr dafür, jüngere Leute auf große Turniere mitzunehmen, denn auch wenn sie nicht zu vielen Einsätzen kommen, sammeln sie Erfahrung. Eine WM bringt dem Einzelspieler wichtige Erkenntnisse. Er kann dadurch einen Entwicklungssprung machen. Davon abgesehen, verfügen beide über soviel Talent, dass Kroos wie Müller auch in Südafrika schon den Durchbruch erleben könnten.

DFB.de: Technisch hochtalentiert, einer der den tödlichen Pass spielen kann - erinnert Sie Mesut Özil an den jungen Netzer?

Netzer: Nein, eher nicht. Den klassischen Spielmacher aus meiner Generation gibt es doch heute gar nicht mehr, dafür kann Mesut Özil ganz andere Dinge. Er ist heute schon ein großartiger Spieler, aber es gibt noch Luft nach oben. Die Formschwankungen sollten wir ihm noch verzeihen.

DFB.de: Zu Beginn der 90er-Jahre haben Sie eine kleine Werbeagentur in Zürich gegründet. Heute sind Sie Executive Director der gigantischen Sportrechte-Agentur Infront Sports & Media AG. Werden Sie auch nach der WM in Südafrika für Infront tätig bleiben?

Netzer: Das Ganze begann ja schon in den 70er-Jahren, damals haben wir praktisch die Bandenwerbung erfunden. Später wurden der Deutsche Fußball-Bund und die Internationale Eishockey-Federation unsere ersten bedeutenden Partner. Die Sportrechte-Agentur Infront wurde später ein Unternehmen der Kirch-Gruppe. 2002 und 2006 haben wir die weltweiten Fernsehrechte der Fußball-Weltmeisterschaft vermarktet, eine kolossale Aufgabe. Nach der Kirch-Insolvenz stand Infront auf eigenen Füßen. Heute beschäftigen wir über 500 Mitarbeiter. 2009 haben wir beispielsweise 17 Weltmeisterschaften ganz oder mitorganisiert. Das enorme Wachstum spricht vor allem für die Qualität unserer Mitarbeiter. Ich selbst habe mich mittlerweile aus dem operativen Geschäft größtenteils zurückgezogen, wobei ich weiter einen Sitz im Aufsichtsrat der Infront Sports & Media AG halte und eine beratende Funktion insbesondere für den deutschen Fußball weiter ausfüllen werde.

DFB.de: Eine Frage zur Vergangenheit müssen wir noch stellen: Wie war das eigentlich, als Sie zu Beginn der 80er-Jahre als HSV-Manager Ernst Happel als Trainer nach Hamburg geholt haben?

Netzer: Eine gute Geschichte. Ich rief den damaligen DFB-Präsidenten Hermann Neuberger an und versuchte ihn zu überzeugen, dass wir für die weitere Entwicklung des Fußballs in Deutschland mehr ausländische Trainer in die Bundesliga holen müssen. Gerade Ernst Happel, der mit der holländischen Nationalmannschaft im WM-Finale 1978 gestanden und mit Feyenoord Rotterdam den Europapokal der Landesmeister gewonnen hatte, würde viele Impulse bringen. Neuberger bestand aber darauf, dass Happel in Hennef noch mal die Schulbank drücken müsste. Ich sagte Neuberger, das geht schief, der Happel ist ein schwieriger Typ. Danach klappte es erst im zweiten Anlauf. Für mich ist Ernst Happel das größte Genie, das es je im Fußball gab. Happel bleibt bis heute einzigartig.

DFB.de: Was sagen sie als Mann des Fernsehens zur Entscheidung der FIFA, weiterhin auf technische Hilfsmittel zur Unterstützung der Schiedsrichter zu verzichten?

Netzer: Die begrüße ich, denn sie stellt sicher, dass wir die Emotion im Fußball behalten. Kontroverse Diskussionen, Debatten, Thekengespräche - das gehört auch zum Fußball. Über die Einführung einer Torkamera sollte man weiter nachdenken, aber ansonsten sollte man den Fußball nicht unnötig verändern und verkomplizieren. Fußball ist ein einfaches Spiel.

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Das Telefon klingelt, Günter Netzer meldet sich aus Zug in der Schweiz, wo er mit seiner Familie lebt.

Der 65-Jährige hat, vergleichbar vielleicht nur mit Franz Beckenbauer, erfolgreiche Laufbahnen im Fußball, in der Wirtschaft und in den Medien geschickt und geradlinig verkettet. Aufgrund seines kühlen, technisch brillanten Offensivspiels und seines modischen Auftritts in den frühen 70er-Jahren ein deutsches Sportidol, triumphierte der genial agierende Netzer 1972 bei der EM und 1974, dann eher in einer Statistenrolle, bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land. Mit Borussia Mönchengladbach wurde er zweimal deutscher und später mit Real Madrid zweimal spanischer Meister.

Seit zwölf Jahren analysiert er für die ARD gemeinsam mit Moderator Gerhard Delling die Spiele der deutschen Nationalmannschaft, wofür er mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Er gehört dem Aufsichtsrat der Schweizer Agentur Infront Sports & Media AG an.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Thomas Hackbarth redet Günter Netzer über seinen Abschied vom Fernsehen, bevorstehende personelle Entscheidungen bei der Nationalmannschaft und erinnert sich daran, wie schwer es war, Ernst Happel zum Hamburger SV zu bringen.

DFB.de: Herr Netzer, 87 Tage vor dem Eröffnungsspiel der ersten Fußball- Weltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent, was überwiegt bei Ihnen: Vorfreude oder Sorge?

Günter Netzer: Es gab Schwierigkeiten, das kann man doch gar nicht wegreden, aber die hatten wir beim Vorlauf auf frühere Weltmeisterschaften auch. Ich erinnere mich an die WM 1990, als die Italiener bei einigen Stadien wirklich bis buchstäblich zur letzten Minute gebaut haben. Insgesamt bin ich optimistisch. Südafrika wird uns eine gute WM abliefern.

DFB.de: In Südafrika geben Sie Ihre Abschiedsvorstellung als ARD-Fußballexperte. Nach zwölf erfolgreichen Jahren fällt für das Traumduo Netzer/Delling der letzte Vorhang. Warum eigentlich?

Netzer (lacht): Das werde ich dieser Tage oft gefragt, und ich werte das als großes Kompliment, das einen die Leute nach einer so langen Strecke weiter gerne sehen würden. Ein Kompliment, das auch gerade meinem Partner Gerhard Delling gebührt. Ich handele jetzt wie bei allen anderen Stationen in meinem Leben. Ich habe einfach gespürt, dass es langt. Und sobald ich überzeugt bin, dass eine Phase sich dem Abschluss nähert, höre ich lieber frühzeitig auf.

DFB.de: Die ARD überträgt das Eröffnungsspiel Südafrika gegen Mexiko, am 23. Juni dann das dritte Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ghana. Wann reisen Sie selbst nach Südafrika?

Netzer: Ich werde recht spät anreisen. Mein Kumpel soll sich vorbereiten, ich schaue dann vorbei und mache die Dinge, die ich in den vergangenen zwölf Jahren getan habe, nämlich spontan zu reagieren.

DFB.de: 90 Tage vor dem WM-Auftakt - wo steht die Nationalmannschaft?

Netzer: So wie wir gegen Argentinien gespielt haben, wird es im Vergleich mit den großen Nationen des Weltfußballs nicht reichen. Da lag noch einiges im Argen. Ich hoffe einfach, dass die Mannschaft ihre Turnierqualitäten entdeckt und sich mit jedem Spiel steigern kann. Wenn wir als Gemeinschaft funktionieren, haben wir alle Chancen in Südafrika. Daran sind schon viele Gegner in der Vergangenheit verzweifelt, das gilt auch heute noch. Mit dieser geschlossenen Mannschaftsleistung können wir andere vorhandene Defizite ausgleichen. Uns fehlen weiterhin die Persönlichkeiten, gerade auch bei den Kreativspielern.

DFB.de: Unter Joachim Löw hat es dennoch eine deutliche Weiterentwicklung gegeben, was die spielerische Klasse angeht. Oder sehen Sie das anders?

Netzer: Nein, dafür wird der Bundestrainer völlig zu Recht immer wieder gelobt. Dennoch müssen wir doch den Rückschritt, den es gegen Argentinien gegeben hat, sehr ernst nehmen. Wir waren einfach nicht in der Lage, den Argentiniern Probleme zu bereiten. Über die gesamte Spielzeit hatten wir kaum Torchancen. Ohne spielerische Klasse geht es heute sicher nicht mehr. Nur mit Grätschen und physischer Klasse lässt sich die WM nicht gewinnen.

DFB.de: Wackelt Rene Adler noch mal?

Netzer: Das ist nun wirklich eine komplett unsinnige Diskussion. Es ist doch beruhigend, dass wir in jedem Fall einen starken Torwart aufstellen können. Für mich jedenfalls hat Rene Adler sich zu Recht einen kleinen Vorsprung gegenüber Manuel Neuer und Tim Wiese herausgearbeitet. Joachim Löw hat ihn zur rechten Zeit als Nummer eins ausgerufen. Ich denke, dass Adler, der gerade für einen Torwart noch sehr jung ist, durch dieses Vertrauen gestärkt wird. Nur wenn er dauerhaft eine schlechte Leistung bringt, würde er diese Position noch einmal verlieren. Davon gehe ich nicht aus.

DFB.de: Jens Lehmann hat sich noch einmal ins Gespräch gebracht.

Netzer: Das kann er nicht ganz ernst gemeint haben, das war eher ein Witz.

DFB.de: Gegen Argentinien ließ Löw den Bremer Per Mertesacker und den Stuttgarter Serdar Tasci in der Innenverteidigung spielen. Sind das auch ihre Favoriten?

Netzer: Mertesacker ist gesetzt, auf der zweiten Innenposition sind wir noch auf der Suche, da steht die endgültige Entscheidung noch aus.

DFB.de: Toni Kroos und Thomas Müller, beide gerade 20 Jahre jung, sind spät ins Team gerutscht. Würden Sie dem Bundestrainer raten, Kroos und Müller nach Südafrika mitzunehmen?

Netzer: Ich bin immer sehr dafür, jüngere Leute auf große Turniere mitzunehmen, denn auch wenn sie nicht zu vielen Einsätzen kommen, sammeln sie Erfahrung. Eine WM bringt dem Einzelspieler wichtige Erkenntnisse. Er kann dadurch einen Entwicklungssprung machen. Davon abgesehen, verfügen beide über soviel Talent, dass Kroos wie Müller auch in Südafrika schon den Durchbruch erleben könnten.

DFB.de: Technisch hochtalentiert, einer der den tödlichen Pass spielen kann - erinnert Sie Mesut Özil an den jungen Netzer?

Netzer: Nein, eher nicht. Den klassischen Spielmacher aus meiner Generation gibt es doch heute gar nicht mehr, dafür kann Mesut Özil ganz andere Dinge. Er ist heute schon ein großartiger Spieler, aber es gibt noch Luft nach oben. Die Formschwankungen sollten wir ihm noch verzeihen.

DFB.de: Zu Beginn der 90er-Jahre haben Sie eine kleine Werbeagentur in Zürich gegründet. Heute sind Sie Executive Director der gigantischen Sportrechte-Agentur Infront Sports & Media AG. Werden Sie auch nach der WM in Südafrika für Infront tätig bleiben?

Netzer: Das Ganze begann ja schon in den 70er-Jahren, damals haben wir praktisch die Bandenwerbung erfunden. Später wurden der Deutsche Fußball-Bund und die Internationale Eishockey-Federation unsere ersten bedeutenden Partner. Die Sportrechte-Agentur Infront wurde später ein Unternehmen der Kirch-Gruppe. 2002 und 2006 haben wir die weltweiten Fernsehrechte der Fußball-Weltmeisterschaft vermarktet, eine kolossale Aufgabe. Nach der Kirch-Insolvenz stand Infront auf eigenen Füßen. Heute beschäftigen wir über 500 Mitarbeiter. 2009 haben wir beispielsweise 17 Weltmeisterschaften ganz oder mitorganisiert. Das enorme Wachstum spricht vor allem für die Qualität unserer Mitarbeiter. Ich selbst habe mich mittlerweile aus dem operativen Geschäft größtenteils zurückgezogen, wobei ich weiter einen Sitz im Aufsichtsrat der Infront Sports & Media AG halte und eine beratende Funktion insbesondere für den deutschen Fußball weiter ausfüllen werde.

DFB.de: Eine Frage zur Vergangenheit müssen wir noch stellen: Wie war das eigentlich, als Sie zu Beginn der 80er-Jahre als HSV-Manager Ernst Happel als Trainer nach Hamburg geholt haben?

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Netzer: Eine gute Geschichte. Ich rief den damaligen DFB-Präsidenten Hermann Neuberger an und versuchte ihn zu überzeugen, dass wir für die weitere Entwicklung des Fußballs in Deutschland mehr ausländische Trainer in die Bundesliga holen müssen. Gerade Ernst Happel, der mit der holländischen Nationalmannschaft im WM-Finale 1978 gestanden und mit Feyenoord Rotterdam den Europapokal der Landesmeister gewonnen hatte, würde viele Impulse bringen. Neuberger bestand aber darauf, dass Happel in Hennef noch mal die Schulbank drücken müsste. Ich sagte Neuberger, das geht schief, der Happel ist ein schwieriger Typ. Danach klappte es erst im zweiten Anlauf. Für mich ist Ernst Happel das größte Genie, das es je im Fußball gab. Happel bleibt bis heute einzigartig.

DFB.de: Was sagen sie als Mann des Fernsehens zur Entscheidung der FIFA, weiterhin auf technische Hilfsmittel zur Unterstützung der Schiedsrichter zu verzichten?

Netzer: Die begrüße ich, denn sie stellt sicher, dass wir die Emotion im Fußball behalten. Kontroverse Diskussionen, Debatten, Thekengespräche - das gehört auch zum Fußball. Über die Einführung einer Torkamera sollte man weiter nachdenken, aber ansonsten sollte man den Fußball nicht unnötig verändern und verkomplizieren. Fußball ist ein einfaches Spiel.