Neitzel: "In der 3. Liga etablieren"

DFB.de: Wer ist Ihr Favorit auf die Meisterschaft?

Neitzel: Der 1. FC Heidenheim. Die Mannschaft hat die beste Saison der Vereinsgeschichte gespielt. Ich denke, dass der Trainer und das Umfeld es hinbekommen werden, die Spannung aufrecht zu erhalten. Für mich ist der FCH der Aufstiegskandidat Nummer eins.

DFB.de: Wie gut kennen Sie die 3. Liga überhaupt?

Neitzel: Ich habe die Liga in den letzten Jahren aktiv verfolgt. Als Trainer des VfL Bochum habe ich beispielsweise Smail Morabit von Erfurt verpflichtet. Das ist noch auf meinen Mist gewachsen. Man kann das also auf mich und auf Jens Todt (ehemaliges Vorstandsmitglied vom VfL Bochum; Anm. d. Red.) schieben, sollte er in Bochum nicht einschlagen. (lacht) Ich habe viele Drittligaspiele live im Stadion verfolgt, war zum Beispiel gelegentlich bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund. Ich bin also im Thema.

DFB.de: Und wie ist Ihr Eindruck von der 3. Liga? Viele behaupten, hier kann jeder jeden schlagen.

Neitzel: Das ist sicherlich richtig. Das trifft allerdings nicht nur auf die 3. Liga, sondern vermutlich auf alle Ligen zu. Die Leistungsdichte ist enorm. Es geht schnell nach oben, aber auch rasant nach unten. Kleinigkeiten entscheiden über Sieg und Niederlage.

DFB.de: Sie sprachen Ihre Dienstzeit in Bochum an: Am 8. April wurden Sie bei dem Zweitligisten von Ihren Aufgaben entbunden. Wie haben Sie die Wochen bis zu Ihrem Dienstantritt in Kiel verbracht?

Neitzel: Ich war in den zehn Wochen vielleicht zehn Tage zu Hause. Ansonsten war ich überall in Deutschland unterwegs und habe mir permanent Spiele in der 2. Bundesliga und 3. Liga angeschaut. Ich bin einfach geil auf Fußball und habe große Lust, mir möglichst viele Spiele anzuschauen.



[bild1]

Nach drei Jahren Regionalliga ist Holstein Kiel zurück in der 3. Liga. Der Deutsche Meister aus dem Jahre 1912 setzte sich in den Aufstiegsspielen gegen den KSV Hessen Kassel durch. Wenige Tage später gab Trainer Thorsten Gutzeit seinen Rücktritt bekannt.

Als Nachfolger wurde Karsten Neitzel verpflichtet. Der 45-Jährige war zuletzt Cheftrainer beim VfL Bochum, ist außerdem zehn Jahre beim SC Freiburg Co-Trainer von Volker Finke gewesen. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen spricht Karsten Neitzel über seine ersten Eindrücke in Kiel, seinen Aufstiegsfavoriten und seine Vergangenheit in Bochum.

DFB.de: Herr Neitzel, wie ist der erste Eindruck von Ihrer neuen Mannschaft?

Karsten Neitzel: Ich habe einen guten Eindruck gewonnen. Die Truppe ist gut zusammengestellt, die Altersstruktur passt und ich denke, dass wir auch ohne viele Zugänge eine konkurrenzfähige Mannschaft auf den Platz bekommen.

DFB.de: Sie legen also keinen Wert auf Neuverpflichtungen?

Neitzel: Wir suchen auf jeden Fall noch einen Torwart. Ansonsten möchte ich die ersten Testspiele abwarten. Sollte sich etwas ergeben, können wir uns immer noch verstärken. Ich bin aber mit meinem Kader sehr zufrieden.

DFB.de: Mit dem 23-jährigen Niklas Jakusch und dem 22-jährigen Daniel Strähle haben Sie zwei ambitionierte Torhüter. Trauen Sie denen die 3. Liga noch nicht zu?

Neitzel: Natürlich trauen wir das den beiden Jungs zu. Jakusch und Strähle sind zwar junge, aber auch gleichzeitig sehr talentierte Torhüter.

DFB.de: Ihren Sportdirektor Andreas Bornemann kennen Sie aus gemeinsamen Freiburger Zeiten. Sie waren als Profis in den 90er-Jahren für den Sportclub aktiv, später sind Sie Co-Trainer und Bornemann Sportchef gewesen. Ist über die vielen Jahre eine Freundschaft entstanden?

Neitzel: Wir haben bis 2007 zusammengearbeitet. Seitdem haben wir uns vielleicht ein- oder zweimal persönlich gesehen. Die Verbindung war also nicht so eng, wie teilweise behauptet wird. Aber wir haben gelegentlich miteinander telefoniert. Es macht einfach Spaß, sich mit Andreas über Fußball auszutauschen.

DFB.de: Geht es für Holstein Kiel lediglich um den Klassenverbleib, oder streben Sie eine höhere Tabellenposition an?

Neitzel: Eine Prognose ist schwierig. Wir geben keine Tabellenposition vor. Wir möchten uns in der 3. Liga etablieren. Natürlich wäre es schon, in der Tabelle nicht ständig nach unten schauen zu müssen. Aber wir sind ein Aufsteiger, daher ist der Klassenverbleib das erste Ziel. Wichtig ist auch, dass die Menschen in Kiel Freude an unserem Spiel haben.

DFB.de: Ist für eine große Stadt wie Kiel die 2. Bundesliga irgendwann ein Muss?

Neitzel: Es gab schon viele Vereine, die hohe Ziele formuliert haben und mittlerweile von der Fußball-Landkarte verschwunden sind. Von daher gibt es in dieser Hinsicht kein Muss. Wir müssen uns einfach gut auf die Gegner vorbereiten und auf dem Platz alles abrufen. Natürlich ist es schön, dass Holstein Kiel im Sponsoring gut aufgestellt ist und die Menschen aus dem Umfeld mitzieht. Das ist eine Grundlage dafür, später vielleicht neue Ziele anzugehen. Momentan allerdings gibt es diesen Gedankengang nicht.

DFB.de: Kiel ist wegen des Rekordmeisters THW Kiel eine Handball-Stadt. Lässt sich mit der 3. Liga nun die große Fußball-Begeisterung entfachen?

Neitzel: Das glaube ich, und das hoffe ich. Man hat doch gesehen, was im Stadion beim Aufstiegsspiel gegen Kassel los gewesen ist (das Holstein-Stadion war mit 9832 Zuschauern fast ausverkauft; Anm. d. Red.). Diesen Euphorieschub möchten wir mitnehmen. Dazu sind gute Ergebnisse erforderlich.

DFB.de: Wer ist Ihr Favorit auf die Meisterschaft?

Neitzel: Der 1. FC Heidenheim. Die Mannschaft hat die beste Saison der Vereinsgeschichte gespielt. Ich denke, dass der Trainer und das Umfeld es hinbekommen werden, die Spannung aufrecht zu erhalten. Für mich ist der FCH der Aufstiegskandidat Nummer eins.

DFB.de: Wie gut kennen Sie die 3. Liga überhaupt?

Neitzel: Ich habe die Liga in den letzten Jahren aktiv verfolgt. Als Trainer des VfL Bochum habe ich beispielsweise Smail Morabit von Erfurt verpflichtet. Das ist noch auf meinen Mist gewachsen. Man kann das also auf mich und auf Jens Todt (ehemaliges Vorstandsmitglied vom VfL Bochum; Anm. d. Red.) schieben, sollte er in Bochum nicht einschlagen. (lacht) Ich habe viele Drittligaspiele live im Stadion verfolgt, war zum Beispiel gelegentlich bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund. Ich bin also im Thema.

DFB.de: Und wie ist Ihr Eindruck von der 3. Liga? Viele behaupten, hier kann jeder jeden schlagen.

Neitzel: Das ist sicherlich richtig. Das trifft allerdings nicht nur auf die 3. Liga, sondern vermutlich auf alle Ligen zu. Die Leistungsdichte ist enorm. Es geht schnell nach oben, aber auch rasant nach unten. Kleinigkeiten entscheiden über Sieg und Niederlage.

DFB.de: Sie sprachen Ihre Dienstzeit in Bochum an: Am 8. April wurden Sie bei dem Zweitligisten von Ihren Aufgaben entbunden. Wie haben Sie die Wochen bis zu Ihrem Dienstantritt in Kiel verbracht?

Neitzel: Ich war in den zehn Wochen vielleicht zehn Tage zu Hause. Ansonsten war ich überall in Deutschland unterwegs und habe mir permanent Spiele in der 2. Bundesliga und 3. Liga angeschaut. Ich bin einfach geil auf Fußball und habe große Lust, mir möglichst viele Spiele anzuschauen.

DFB.de: Vielleicht auch, um im VIP-Raum wichtige Kontakte zu knüpfen?

[bild2]

Neitzel: Ich halte überhaupt nichts davon, irgendwelchen einflussreichen Leuten die Hand entgegenzustrecken. Im VIP-Raum bin ich lediglich gewesen, weil ich Hunger hatte.

DFB.de: Was ist in Ihnen vorgegangen, als Sie nach sechs sieglosen Spielen beim VfL Bochum entlassen wurden und Ihr Nachfolger Peter Neururer auf Anhieb die ersten vier Spiele gewann und den Klassenverbleib sicherte?

Neitzel: Ich habe mich total für die Jungs gefreut. Allerdings fand ich es wirklich unterirdisch, wie das Geschehen in Bochum teilweise medial begleitet wurde. Es ging nur um Oberflächlichkeiten. Eins kann ich aber sagen: Auch mit mir wäre Bochum in der 2. Bundesliga geblieben. Letztendlich hat der SV Sandhausen mit 26 Punkten die Liga gehalten. Die hatten wir zum Zeitpunkt meiner Freistellung auch schon auf dem Konto.