Nationalteam: Darum war die USA-Reise ein Erfolg

Das Spiel war dem Ereignis angemessen. Ein Fest zum Jubiläum. 47.000 Zuschauer waren begeistert. Die amerikanische Nationalmannschaft hat ihren Fans zum 100-Jährigen Bestehen des Verbandes einen Sieg gegen den dreimaligen Weltmeister geschenkt. Die deutsche Nationalmannschaft hat sich in jeder Hinsicht als guter Gast erwiesen, zum Abschluss der USA-Reise verteilte sie großzügige Geschenke und unterlag dem Team von Jürgen Klinsmann mit 3:4.

Das Ergebnis lässt anderes vermuten, und doch ist eine Erkenntnis der USA-Reise: In Sachen Soccer haben die US-Amerikaner einigen Nachholbedarf. Von Tag eins an hat sich dies gezeigt; in mitunter grotesken Dialogen. "Die deutsche Nationalmannschaft?" Aha. "Was für eine Sportart?" Wie bitte, "Fußball?"

Fahrgast Messi - kennt man den?

Der Fahrer des DFB-Teams in Miami hat zu Beginn der Tour nicht so recht verstanden, welche Prominenz er von A nach B bewegt hat. Natürlich wisse er, was Fußball sei, aber interessieren würde er sich dafür nicht. Im Sommer hätte er in den vergangenen Jahren ein paar Mal für einen Fußballer gearbeitet, erzählt er dann. Und fragt in die Runde, ob jemand von dem Spieler schon mal etwas gehört habe. Wenn er sich nicht irre, sei es ein Argentinier. Sein Name: Lionel Messi. Willkommen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten!

Ganz sicher unbegrenzt ist das Wissensdefizit, das ein Großteil der Amerikaner in Sachen rundes Leder hat. Ein bedauerlicher Umstand mit einem positiven Effekt: Joachim Löw hat selten so ungestört mit seinen Spieler trainieren und auftreten können, wie bei den Stationen in Washington und Miami. Die Fußballer wurde höchstens durch die Uniformität ihrer Kleidung als Sportmannschaft erkannt. Soccer? Haut nur wenige Amerikaner vom Hocker.

Die USA-Reise in Bildern

Intensive Einheiten: Her mit den Kühlwesten!

Zwölf Tage in den Vereinigten Staaten sind am Sonntagabend zu Ende gegangen, mit dem Spiel gegen die USA wurde eine Reise beendet, bei der es war, wie es häufig ist: Vorurteil und Urteil haben zwei Tenöre. Von Urlaubsreise wurde geschrieben, vom sinnfreien Luxustrip, auch von einer B-Nationalmannschaft. Das Finale der Champions League war für viele ein willkommener Anlass, den Kader zu kritisieren, der Richterspruch war vorschnell schon vor der Beweisaufnahme erfolgt.

Dabei hatte das deutsche Endspiel eine zweite Wahrheit: Im Schatten Wembleys hat das DFB-Team unter der Sonne Miamis in aller Ruhe arbeiten können. Seit dem Regenerationstrainingslager auf Sardinien vor der EM 2012 hatte Bundestrainer Joachim Löw seine Spieler nicht mehr über einen vergleichbar langen Zeitraum zusammen, gemeinsam mit Hansi Flick und Andreas Köpke hat er die Zeit genutzt, um neue Varianten zu testen, neue Spieler zu sehen und Rückkehrern eine neue Chance zu geben.

Jeden Tag eine Einheit, und die hatte es in sich. In der windigen Wärme Floridas ließ Löw seine Spieler schwitzen, der Begriff "Kühlweste" gehört seither zum Sprachgebrauch der Nationalmannschaft, und nicht nur die Neuen Philipp Wollscheid, Max Kruse, Nicolai Müller und Sidney Sam staunten über die Intensität der Einheiten.

4:2 gegen Ecuador: "Erst geglänzt, dann gekämpft"

Die Arbeit hat sich gelohnt. Beim 4:2 gegen Ecuador spielte eine neuformierte deutsche Mannschaft wie eine gelungene Kopie der gewohnten Formation. Und aus der Kritik wurden Hymen. "Erst geglänzt, dann gekämpft", hieß es nach Spiel eins. Die deutschen Medien waren sich einig: Diese USA-Reise ist voller Sinn - und jede Erkenntnis ein Gewinn. "Ich fand es klasse", bilanzierte Löw vor dem Spiel gegen die USA. "Und das Feedback, dass ich von den Spielern bekommen haben, zeigt mir, dass es auch den Spielern sehr gut gefallen hat. Ich bin sicher, dass wir als Mannschaft von dieser Reise profitieren werden."

Das glaubt auch Per Mertesacker. Und er muss es wissen. Bevor Miroslav Klose den Kader komplettierte, war Mertesacker der tatsächlich und dienstälteste Spieler des Kaders. Seit 2004 hat er viele Spieler kommen und gehen sehen, er kann einschätzen, wer über die Qualität verfügt, den Arrivierten Druck zu machen. In der aktuellen Generation seien dies ziemlich viele.

"Diese Nationalmannschaftsreise war keine Belohnung für nichts, sondern der Lohn für harte Arbeit und gute Leistungen im Verein", so Mertesacker. "Wir sind eben nicht nur 20, 25, wir sind jetzt 30, 35 Spieler, die zum Kreis gehören." Sein Fazit: "Das hat diese Reise gezeigt, und das ist etwas sehr Positives für den deutschen Fußball."

Bildungsreise, Beachvolleyball und Basketball

Die Tage in Florida und Washington, die USA-Reise, alleine auf die harte Arbeit zu reduzieren, würde ihr nicht gerecht. Reisen bildet, sagt man. Ganz bewusst hat Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff das Programm ergänzt, Teambuilding beim Beachvolleyball, Bildung bei der Rundfahrt durch Washington und Nervenkitzel in den Everglades. René Adler hat auch mit Menschenaugen Alligatoren gesehen, in der American Airlines Arena haben alle Spieler LeBron James gesichtet.

Und mit Björn Werner berichtete ein kommender deutscher NFL-Star aus dem harten Innenleben des amerikanischen Fußballs, American Football. "Es ist immer interessant, über den Tellerrand zu schauen", so Bierhoff. "Die Spieler profitieren, wenn sie die Welt des Fußballs hin und wieder verlassen."

Die Reise als voller Erfolg - daran ändert selbst die Niederlage gegen die USA nichts, auch wenn der Aufholjagd mit dem 4:4 das I-Tüpfelchen fehlte und eine schöne Erkenntnis nicht gewonnen werden konnte: Deutschland kann auch Schweden. Joachim Löw war dennoch nicht unzufrieden: "Es war auf jeden Fall ein unterhaltsames Spiel. Es sind sieben Tore gefallen, die Zuschauer hatte ihre Freude."

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Das Spiel war dem Ereignis angemessen. Ein Fest zum Jubiläum. 47.000 Zuschauer waren begeistert. Die amerikanische Nationalmannschaft hat ihren Fans zum 100-Jährigen Bestehen des Verbandes einen Sieg gegen den dreimaligen Weltmeister geschenkt. Die deutsche Nationalmannschaft hat sich in jeder Hinsicht als guter Gast erwiesen, zum Abschluss der USA-Reise verteilte sie großzügige Geschenke und unterlag dem Team von Jürgen Klinsmann mit 3:4.

Das Ergebnis lässt anderes vermuten, und doch ist eine Erkenntnis der USA-Reise: In Sachen Soccer haben die US-Amerikaner einigen Nachholbedarf. Von Tag eins an hat sich dies gezeigt; in mitunter grotesken Dialogen. "Die deutsche Nationalmannschaft?" Aha. "Was für eine Sportart?" Wie bitte, "Fußball?"

Fahrgast Messi - kennt man den?

Der Fahrer des DFB-Teams in Miami hat zu Beginn der Tour nicht so recht verstanden, welche Prominenz er von A nach B bewegt hat. Natürlich wisse er, was Fußball sei, aber interessieren würde er sich dafür nicht. Im Sommer hätte er in den vergangenen Jahren ein paar Mal für einen Fußballer gearbeitet, erzählt er dann. Und fragt in die Runde, ob jemand von dem Spieler schon mal etwas gehört habe. Wenn er sich nicht irre, sei es ein Argentinier. Sein Name: Lionel Messi. Willkommen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten!

Ganz sicher unbegrenzt ist das Wissensdefizit, das ein Großteil der Amerikaner in Sachen rundes Leder hat. Ein bedauerlicher Umstand mit einem positiven Effekt: Joachim Löw hat selten so ungestört mit seinen Spieler trainieren und auftreten können, wie bei den Stationen in Washington und Miami. Die Fußballer wurde höchstens durch die Uniformität ihrer Kleidung als Sportmannschaft erkannt. Soccer? Haut nur wenige Amerikaner vom Hocker.

Die USA-Reise in Bildern

Intensive Einheiten: Her mit den Kühlwesten!

Zwölf Tage in den Vereinigten Staaten sind am Sonntagabend zu Ende gegangen, mit dem Spiel gegen die USA wurde eine Reise beendet, bei der es war, wie es häufig ist: Vorurteil und Urteil haben zwei Tenöre. Von Urlaubsreise wurde geschrieben, vom sinnfreien Luxustrip, auch von einer B-Nationalmannschaft. Das Finale der Champions League war für viele ein willkommener Anlass, den Kader zu kritisieren, der Richterspruch war vorschnell schon vor der Beweisaufnahme erfolgt.

Dabei hatte das deutsche Endspiel eine zweite Wahrheit: Im Schatten Wembleys hat das DFB-Team unter der Sonne Miamis in aller Ruhe arbeiten können. Seit dem Regenerationstrainingslager auf Sardinien vor der EM 2012 hatte Bundestrainer Joachim Löw seine Spieler nicht mehr über einen vergleichbar langen Zeitraum zusammen, gemeinsam mit Hansi Flick und Andreas Köpke hat er die Zeit genutzt, um neue Varianten zu testen, neue Spieler zu sehen und Rückkehrern eine neue Chance zu geben.

Jeden Tag eine Einheit, und die hatte es in sich. In der windigen Wärme Floridas ließ Löw seine Spieler schwitzen, der Begriff "Kühlweste" gehört seither zum Sprachgebrauch der Nationalmannschaft, und nicht nur die Neuen Philipp Wollscheid, Max Kruse, Nicolai Müller und Sidney Sam staunten über die Intensität der Einheiten.

4:2 gegen Ecuador: "Erst geglänzt, dann gekämpft"

Die Arbeit hat sich gelohnt. Beim 4:2 gegen Ecuador spielte eine neuformierte deutsche Mannschaft wie eine gelungene Kopie der gewohnten Formation. Und aus der Kritik wurden Hymen. "Erst geglänzt, dann gekämpft", hieß es nach Spiel eins. Die deutschen Medien waren sich einig: Diese USA-Reise ist voller Sinn - und jede Erkenntnis ein Gewinn. "Ich fand es klasse", bilanzierte Löw vor dem Spiel gegen die USA. "Und das Feedback, dass ich von den Spielern bekommen haben, zeigt mir, dass es auch den Spielern sehr gut gefallen hat. Ich bin sicher, dass wir als Mannschaft von dieser Reise profitieren werden."

Das glaubt auch Per Mertesacker. Und er muss es wissen. Bevor Miroslav Klose den Kader komplettierte, war Mertesacker der tatsächlich und dienstälteste Spieler des Kaders. Seit 2004 hat er viele Spieler kommen und gehen sehen, er kann einschätzen, wer über die Qualität verfügt, den Arrivierten Druck zu machen. In der aktuellen Generation seien dies ziemlich viele.

"Diese Nationalmannschaftsreise war keine Belohnung für nichts, sondern der Lohn für harte Arbeit und gute Leistungen im Verein", so Mertesacker. "Wir sind eben nicht nur 20, 25, wir sind jetzt 30, 35 Spieler, die zum Kreis gehören." Sein Fazit: "Das hat diese Reise gezeigt, und das ist etwas sehr Positives für den deutschen Fußball."

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Bildungsreise, Beachvolleyball und Basketball

Die Tage in Florida und Washington, die USA-Reise, alleine auf die harte Arbeit zu reduzieren, würde ihr nicht gerecht. Reisen bildet, sagt man. Ganz bewusst hat Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff das Programm ergänzt, Teambuilding beim Beachvolleyball, Bildung bei der Rundfahrt durch Washington und Nervenkitzel in den Everglades. René Adler hat auch mit Menschenaugen Alligatoren gesehen, in der American Airlines Arena haben alle Spieler LeBron James gesichtet.

Und mit Björn Werner berichtete ein kommender deutscher NFL-Star aus dem harten Innenleben des amerikanischen Fußballs, American Football. "Es ist immer interessant, über den Tellerrand zu schauen", so Bierhoff. "Die Spieler profitieren, wenn sie die Welt des Fußballs hin und wieder verlassen."

Die Reise als voller Erfolg - daran ändert selbst die Niederlage gegen die USA nichts, auch wenn der Aufholjagd mit dem 4:4 das I-Tüpfelchen fehlte und eine schöne Erkenntnis nicht gewonnen werden konnte: Deutschland kann auch Schweden. Joachim Löw war dennoch nicht unzufrieden: "Es war auf jeden Fall ein unterhaltsames Spiel. Es sind sieben Tore gefallen, die Zuschauer hatte ihre Freude."