Nationalmannschaft nimmt Abschied von Robert Enke

Zu Ehren von Robert Enke werden die Nationalspieler im letzten Länderspiel des Jahres 2009 Trauerflor tragen. Mit Trauerflor und Schweigeminute gedachten bereits am Freitag beim EM-Qualifikationsspiel in Nordirland die deutschen U 21-Nationalspieler des Verstorbenen.

Zu Gast beim Spiel in Gelsenkirchen wird im Übrigen Harold Mayne-Nicholls sein, der Präsident des Chilenischen Fußball-Verbandes. Die ursprünglich für diesen Samstag terminierte Begegnung der deutschen Nationalmannschaft gegen Chile war wegen des tragischen Todesfalls abgesagt worden.

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Angeführt von Kapitän Michael Ballack und Per Mertesacker hat die deutsche Nationalmannschaft am Sonntag um kurz vor 11 Uhr persönlich Abschied von Robert Enke genommen. Unter zurückhaltendem Applaus der rund 35.000 Menschen im Hannoveraner Stadion verharrten zunächst die Enke-Freunde Ballack und Mertesacker vor dem im Mittelkreis aufgebahrten Sarg und gedachten ihres langjährigen Teamkollegen.

Anschließend erwiesen DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger sowie Ligapräsident und DFB-Vizepräsident Dr. Reinhard Rauball dem nur 32 Jahre alt gewordenen Enke die letzte Ehre. Dann folgten DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach, Steffi Jones, Präsidentin des WM-OK für die Frauen-WM 2011 sowie Bayern Münchens Präsident Franz Beckenbauer. Zum Schluss kamen Bundestrainer Joachim Löw und sein Stab, um Abschied vom achtmaligen Nationalspieler zu nehmen.

Nach einer kirchlichen Andacht hielten Hannovers Präsident Martin Kind, Dr. Theo Zwanziger, Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff und Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil die Trauerreden bei einer der größten Trauerfeiern seit Bestehen der Bundesrepublik.

Zwanziger ruft zu mehr Menschlichkeit auf

DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger rief als Konsequenz aus dem Selbstmord des Torwarts zu mehr Menschlichkeit im Umgang miteinander auf. Da dies insbesondere für die Scheinwelt des Fußballs gelte, forderte er die Fans mit Blick auf die Tabuthemen wie Depression und Homosexualität auf, das "Kartell der Tabuisierer und Schweiger" zu durchschlagen.

"Fußball ist nicht alles. Fußball darf nicht alles sein, liebe Eltern, wenn ihr daran denkt, dass eure Kinder mal Nationalspieler sein könnten. Denkt nicht nur an den Schein, denkt auch daran, was in einem Menschen mit all seinen Schwächen vorgeht. Denn den wirklichen Siegerpreis werden wir auf Erden nicht empfangen. Aber ich denke, so wie ich die Menschen in den letzten Tagen in Hannover erlebt habe, sehe ich ein Stück mehr Menschlichkeit, ein Stück mehr Zivilcourage und ein Bekenntnis zur Würde des Menschen. Das alles wird Robert Enke gerecht", sagte Zwanziger, der unter dem lang anhaltenden Applaus der Nationalmannschaft für ihre Herzlichkeit und ihr Bekenntnis zu Robert Enke dankte: "Jungs, ich bin stolz auf euch!"

Pfarrer Heinrich Plochg, seit dem Tod von Enkes Tochter Lara in 2006 ein enger Begleiter der Familie beschloss die Trauerfeier mit einem gemeinsamen "Vater unser", ehe die Profis von Hannover 96 den Sarg von Enke aus dem Stadion trugen.

Auch Adler, Frings, Hildebrand, Metzelder, Rolfes und Schneider anwesend

Zahlreiche Nationalspieler, die nicht dem Aufgebot für das Länderspiel gegen die Elfenbeinküste angehören, hatten Bundestrainer Joachim Löw und Manager Oliver Bierhoff mitgeteilt, dass sie an der Trauerfeier für Robert Enke am Sonntag in Hannover teilnehmen und im Kreise der DFB-Auswahl im Stadion dabeisein wollten.

Bei der Trauerfeier anwesend waren unter anderem René Adler, Jens Lehmann, Timo Hildebrand, Bernd Schneider, Simon Rolfes, Torsten Frings und Christoph Metzelder. Ebenfalls nach Hannover angereist war der ehemalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann. Auch Karl Rothmund, Präsident des Niedersächsischen Fußball-Verbandes, wohnte der Trauerfeier bei.

Der frühere Teamchef Rudi Völler war mit einer Delegation von Bayer 04 Leverkusen, zu der auch Trainer Jupp Heynckes gehört, in der AWD-Arena anwesend.

Bierhoff: "Ein Zeichen für Zusammenhalt und Freundschaft"

"Es ist ein trauriger Anlass, dass sich so viele Weggefährten von Robert Enke spontan bei uns gemeldet haben und gemeinsam mit der Nationalmannschaft von ihm Abschied nehmen wollen", äußerte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff. "Es ist aber auch ein Zeichen für den Zusammenhalt in unserem Team und die Freundschaft unter den Spielern, über das ich mich ebenso wie der Bundestrainer sehr freue."

Bei der Trauerfeier war der Sarg von Robert Enke auf dem Rasen der Arena aufgebahrt worden. Danach wurde er auf den Friedhof im Neustädter Ortsteil Empede überführt, wo Enke am Nachmittag im engsten Familienkreis bestattet wird. Um den Fans die Möglichkeit zum Abschied zu geben, hatte Teresa Enke für eine große Trauerfeier in der Arena plädiert. Bereits am Mittwochabend waren rund 35.000 Menschen in stiller Trauer durch die niedersächsische Landeshauptstadt gezogen.

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Mit Trauerflor gegen die Elfenbeinküste

Am Sonntagmittag reiste der gesamte Tross der Nationalmannschaft ins Teamquartier nach Düsseldorf weiter. In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt bereitet sich die DFB-Auswahl auf das Länderspiel am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) in Gelsenkirchen gegen die Elfenbeinküste vor.

Zu Ehren von Robert Enke werden die Nationalspieler im letzten Länderspiel des Jahres 2009 Trauerflor tragen. Mit Trauerflor und Schweigeminute gedachten bereits am Freitag beim EM-Qualifikationsspiel in Nordirland die deutschen U 21-Nationalspieler des Verstorbenen.

Zu Gast beim Spiel in Gelsenkirchen wird im Übrigen Harold Mayne-Nicholls sein, der Präsident des Chilenischen Fußball-Verbandes. Die ursprünglich für diesen Samstag terminierte Begegnung der deutschen Nationalmannschaft gegen Chile war wegen des tragischen Todesfalls abgesagt worden.