MVT: "Ich spüre ein riesiges Wir-Gefühl"

Die Frauen-EM aufgrund der Corona-Krise um ein Jahr verschoben, der Spielbetrieb in den Ligen aktuell ausgesetzt, Homeoffice anstatt Training auf dem Platz: Es gibt einige Themen die auch Martina Voss-Tecklenburg derzeit umtreiben. Die Bundestrainerin der Frauen-Nationalmannschaft nimmt auf DFB.de Stellung zu den wichtigsten aktuellen Themen. 

Martina Voss-Tecklenburg über…

…die Entscheidung der DFL 7,5 Mio. Euro an die Vereine der 3. Liga und der FLYERALARM-Frauen-Bundesliga auszuschütten und die Frage nach der Fortsetzung des Ligaspielbetriebs: Das ist nicht nur eine tolle Geste, sondern zeigt, dass ein tiefgreifendes Verständnis für die Situation der Vereine vorhanden ist. Ich freue mich, dass die Planung für den ein oder anderen Klub dadurch sicherer und einfacher wird. Was den Spielbetrieb angeht, ist klar, dass die Gesundheit oberste Priorität hat. Ich bin aber guter Dinge, dass die FLYERALARM Frauen-Bundesliga ihre Saison zu Ende spielen könnte, gerade weil es nicht mehr so viele Spieltage sind. Wie das dann genau aussehen wird, muss sich noch zeigen.

…die Verschiebung der Europameisterschaft der Frauen ins Jahr 2022: Ich halte ein eigenständiges Turnier für gerechtfertigt und sinnvoll. Wir haben dadurch im Sommer 2022 ein Alleinstellungsmerkmal, was uns guttut. Außerdem wird 2021 auch noch Olympia ausgetragen, daher macht es das - vor allem für die europäischen Teams - sportlich einfacher und gerechter, sich nicht auf zwei große Turniere innerhalb eines Jahres vorbereiten zu müssen. Das wäre von der Belastungssteuerung her nicht in Ordnung.

…das Tagesgeschäft in Zeiten, in denen kein Fußball gespielt werden darf: Wir arbeiten intensiv an strukturellen Themen, für die im regulären Betrieb oftmals nicht genug Zeit bleibt. Wir haben die Arbeit an unserem Ausbildungs-Leitfaden, der alle Teams von der U 15 bis zur A-Nationalmannschaft betrifft, vorangetrieben. Das geht über einen Wertekodex, Talentförderung oder Coaching richtig ins Detail. Ziel ist es, dass die Spielerinnen schon früh mit den Prinzipien und Leitlinien des DFB aufwachsen und alle die gleiche Sprache sprechen. Wir wollen als Trainerinnen und Trainer die Zeit nutzen, um uns fortzubilden. Daneben sind wir in engem Austausch mit den Verbandssportlehrern, da wir aktuell keine Sichtungsmaßnahmen durchführen können. Auch mit den Trainern der FLYERALAM Frauen-Bundesliga sind wir im engen Austausch. Der Support ist großartig, ich spüre ein riesiges Wir-Gefühl. Nichtsdestotrotz fehlt einem der normale Fußballalltag, das muss man nicht schönreden. Aber langweilig ist mir nicht.

…die Zukunft des Frauenfußballs: Wenn ich mit den Menschen spreche, die aktuell im Frauenfußball arbeiten, müssen wir uns nicht die allergrößten Sorgen machen. Wir sind nicht von so vielen Faktoren abhängig, wie es in anderen Bereichen der Fall ist. Ich bin hoffnungsfroh, dass alle gut durch diese Krise kommen. Allerdings wird es Einschnitte geben, das ist völlig klar. Wenn es in den nächsten ein bis zwei Monaten mehr Planungssicherheit gibt, können wir uns wieder positiver aufstellen.

…einen möglichen Vorteil für den jungen DFB-Kader durch die Verschiebung der Europameisterschaft mehr Zeit zur Entwicklung zu haben: Wir wollen das Beste aus der Situation machen, aber die Zeit, die uns jetzt mehr zur Verfügung steht, haben die anderen Nationen genauso. Es hätten sich auch für eine EM 2021 viele gute Argumente gefunden. Wir nehmen es so an, wie es ist, unser Entwicklungspotenzial ist sicherlich kein Nachteil. Vieles hängt letztendlich von der sportlichen Vorbereitung ab, da haben wir aber alle noch viele Fragezeichen, weil heute keiner genau weiß, wie sich die Lage noch entwickeln wird. Wir werden versuchen 2022 alles auf den Platz zu bringen, was wir haben.

…die Absage der beiden Testspiele gegen die USA im Juni und einen möglichen Nachholtermin: Wir gehen alle davon aus, dass die Spiele irgendwann stattfinden können. Das hängt aber wie vieles andere davon ab, wann und wie die Wettbewerbe – die EM- und die WM-Qualifikation - fortgesetzt werden können. Man muss abwarten, wieviel Raum für internationale Testspiele bleibt. Wir sind da aber flexibel und werden uns anpassen.

…den Kontakt zu Spielerinnen im Ausland: Die Situation ist ganz unterschiedlich. Frankreich und England hat das Coronavirus tief getroffen, sodass die Spielerinnen da größtenteils individuell unterwegs sind. In England haben sie Trainingspläne zur Regeneration bekommen, da es keinen Sinn macht, extrem hart zu trainieren, wenn der Spielbetrieb ruht. Es ist immer ein bisschen vereinsabhängig. Wir versuchen natürlich alle Spielerinnen mitzunehmen, machen online ganz viele Maßnahmen und fordern auch Unterstützung ein. So sind etwa virtuelle Talks mit Dzsenifer Marozsán, Sara Däbritz, Giulia Gwinn und Alex Popp und den U-Teams entstanden. Ich erlebe die Spielerinnen dabei mit großer Aktivität. Wer das Glück hat, jetzt in Kleingruppen auf den Trainingsplatz zurückkehren zu dürfen, dem merkt man die Freude darüber auf jeden Fall an.

[ma]

Die Frauen-EM aufgrund der Corona-Krise um ein Jahr verschoben, der Spielbetrieb in den Ligen aktuell ausgesetzt, Homeoffice anstatt Training auf dem Platz: Es gibt einige Themen die auch Martina Voss-Tecklenburg derzeit umtreiben. Die Bundestrainerin der Frauen-Nationalmannschaft nimmt auf DFB.de Stellung zu den wichtigsten aktuellen Themen. 

Martina Voss-Tecklenburg über…

…die Entscheidung der DFL 7,5 Mio. Euro an die Vereine der 3. Liga und der FLYERALARM-Frauen-Bundesliga auszuschütten und die Frage nach der Fortsetzung des Ligaspielbetriebs: Das ist nicht nur eine tolle Geste, sondern zeigt, dass ein tiefgreifendes Verständnis für die Situation der Vereine vorhanden ist. Ich freue mich, dass die Planung für den ein oder anderen Klub dadurch sicherer und einfacher wird. Was den Spielbetrieb angeht, ist klar, dass die Gesundheit oberste Priorität hat. Ich bin aber guter Dinge, dass die FLYERALARM Frauen-Bundesliga ihre Saison zu Ende spielen könnte, gerade weil es nicht mehr so viele Spieltage sind. Wie das dann genau aussehen wird, muss sich noch zeigen.

…die Verschiebung der Europameisterschaft der Frauen ins Jahr 2022: Ich halte ein eigenständiges Turnier für gerechtfertigt und sinnvoll. Wir haben dadurch im Sommer 2022 ein Alleinstellungsmerkmal, was uns guttut. Außerdem wird 2021 auch noch Olympia ausgetragen, daher macht es das - vor allem für die europäischen Teams - sportlich einfacher und gerechter, sich nicht auf zwei große Turniere innerhalb eines Jahres vorbereiten zu müssen. Das wäre von der Belastungssteuerung her nicht in Ordnung.

…das Tagesgeschäft in Zeiten, in denen kein Fußball gespielt werden darf: Wir arbeiten intensiv an strukturellen Themen, für die im regulären Betrieb oftmals nicht genug Zeit bleibt. Wir haben die Arbeit an unserem Ausbildungs-Leitfaden, der alle Teams von der U 15 bis zur A-Nationalmannschaft betrifft, vorangetrieben. Das geht über einen Wertekodex, Talentförderung oder Coaching richtig ins Detail. Ziel ist es, dass die Spielerinnen schon früh mit den Prinzipien und Leitlinien des DFB aufwachsen und alle die gleiche Sprache sprechen. Wir wollen als Trainerinnen und Trainer die Zeit nutzen, um uns fortzubilden. Daneben sind wir in engem Austausch mit den Verbandssportlehrern, da wir aktuell keine Sichtungsmaßnahmen durchführen können. Auch mit den Trainern der FLYERALAM Frauen-Bundesliga sind wir im engen Austausch. Der Support ist großartig, ich spüre ein riesiges Wir-Gefühl. Nichtsdestotrotz fehlt einem der normale Fußballalltag, das muss man nicht schönreden. Aber langweilig ist mir nicht.

…die Zukunft des Frauenfußballs: Wenn ich mit den Menschen spreche, die aktuell im Frauenfußball arbeiten, müssen wir uns nicht die allergrößten Sorgen machen. Wir sind nicht von so vielen Faktoren abhängig, wie es in anderen Bereichen der Fall ist. Ich bin hoffnungsfroh, dass alle gut durch diese Krise kommen. Allerdings wird es Einschnitte geben, das ist völlig klar. Wenn es in den nächsten ein bis zwei Monaten mehr Planungssicherheit gibt, können wir uns wieder positiver aufstellen.

…einen möglichen Vorteil für den jungen DFB-Kader durch die Verschiebung der Europameisterschaft mehr Zeit zur Entwicklung zu haben: Wir wollen das Beste aus der Situation machen, aber die Zeit, die uns jetzt mehr zur Verfügung steht, haben die anderen Nationen genauso. Es hätten sich auch für eine EM 2021 viele gute Argumente gefunden. Wir nehmen es so an, wie es ist, unser Entwicklungspotenzial ist sicherlich kein Nachteil. Vieles hängt letztendlich von der sportlichen Vorbereitung ab, da haben wir aber alle noch viele Fragezeichen, weil heute keiner genau weiß, wie sich die Lage noch entwickeln wird. Wir werden versuchen 2022 alles auf den Platz zu bringen, was wir haben.

…die Absage der beiden Testspiele gegen die USA im Juni und einen möglichen Nachholtermin: Wir gehen alle davon aus, dass die Spiele irgendwann stattfinden können. Das hängt aber wie vieles andere davon ab, wann und wie die Wettbewerbe – die EM- und die WM-Qualifikation - fortgesetzt werden können. Man muss abwarten, wieviel Raum für internationale Testspiele bleibt. Wir sind da aber flexibel und werden uns anpassen.

…den Kontakt zu Spielerinnen im Ausland: Die Situation ist ganz unterschiedlich. Frankreich und England hat das Coronavirus tief getroffen, sodass die Spielerinnen da größtenteils individuell unterwegs sind. In England haben sie Trainingspläne zur Regeneration bekommen, da es keinen Sinn macht, extrem hart zu trainieren, wenn der Spielbetrieb ruht. Es ist immer ein bisschen vereinsabhängig. Wir versuchen natürlich alle Spielerinnen mitzunehmen, machen online ganz viele Maßnahmen und fordern auch Unterstützung ein. So sind etwa virtuelle Talks mit Dzsenifer Marozsán, Sara Däbritz, Giulia Gwinn und Alex Popp und den U-Teams entstanden. Ich erlebe die Spielerinnen dabei mit großer Aktivität. Wer das Glück hat, jetzt in Kleingruppen auf den Trainingsplatz zurückkehren zu dürfen, dem merkt man die Freude darüber auf jeden Fall an.

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