Münster-Torjäger Grodowski: "Kreisliga lässt mich nicht los"

21 Punkte aus neun Begegnungen: Kein anderer Verein in der 3. Liga hat im Jahr 2024 mehr Zähler gesammelt als der auf Platz vier vorgerückte SC Preußen Münster. Mit sechs Treffern nach der Winterpause hat Joel Grodowski großen Anteil daran. Im DFB.de-Interview spricht der 26-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über das gute Abschneiden des Aufsteigers und seinen ungewöhnlichen Karriereweg.

DFB.de: Der SC Preußen Münster ist im Jahr 2024 das erfolgreichste Team der 3. Liga. Wie hört sich das für Sie an, Herr Grodowski?

Joel Grodowski: Das ist eine sehr schöne Momentaufnahme. Aus der Hinrunde wissen wir, dass es auch anders laufen kann. Wir wollen möglichst jedes Spiel nutzen, um die Bilanz auszubauen.

DFB.de: Nach der Winterpause gab es noch keine Niederlage. Was ist während der Vorbereitung passiert?

Grodowski: Unsere Vorbereitung war von den Ergebnissen her eigentlich nicht besonders gut. Im letzten Test hatten wir beispielsweise 1:6 gegen den SC Paderborn 07 verloren. Wir fühlen uns nach dem Systemwechsel zum 4-4-2 aber sehr wohl. Außerdem merken alle, dass wir als Team noch enger zusammengewachsen sind. Natürlich ist jeder Einzelne zunächst enttäuscht, wenn er nicht spielt. Die Jungs, die von der Bank kommen, sind aber dennoch sofort dazu bereit, alles für den Erfolg der Mannschaft zu geben. Das zeigt sich auch bei unseren zahlreichen Joker-Toren.

DFB.de: Das 3:2 beim FC Erzgebirge Aue war der vierte Sieg in Folge. Was war entscheidend, um die Partie für sich zu entscheiden?

Grodowski: Wir haben Aue schon hoch gepresst und damit den Gegner überrascht. Aus solch einer Situation ist auch unser erster Treffer entstanden. Wir waren insgesamt sehr effizient und haben selbst nur wenig zugelassen. Beide Gegentreffer sind nach Standardsituationen gefallen.

DFB.de: Auch für Sie persönlich läuft es sehr rund. Bei acht Ihrer neun zurückliegenden Einsätze waren Sie als Torschütze erfolgreich. Haben Sie eine Erklärung für den Lauf?

Grodowski: Manchmal läuft es einfach für einen Stürmer, manchmal aber auch nicht. Ich habe auch in schlechten Phasen nie aufgesteckt und weiter an mir gearbeitet. Ich bin der Überzeugung, dass sich harte Arbeit immer früher oder später auszahlt. Die aktuelle Phase ist kein Grund, weniger zu investieren. Es geht immer noch besser.

DFB.de: Werfen Sie nun auch ein Auge auf die Torjägerkanone?

Grodowski: Dafür müsste ich unter anderem noch meinen Teamkollegen Malik Batmaz überholen, der für uns bislang ein Tor mehr erzielen konnte. Dafür habe ich aber in der Scorerwertung die Nase vorne. (lacht) Malik ist der Stürmertyp, der die Bälle vorne behauptet, während ich mit meinem Tempo den Weg in die Tiefe suche. Wir ergänzen uns gut. Mit Gerrit Wegkamp und Dominik Steczyk haben wir noch zwei weitere gute Jungs für die Positionen ganz vorne. Viel wichtiger als meine Ausbeute ist der Erfolg der Mannschaft. Da verzichte ich auch gerne mal auf ein Tor.

DFB.de: Sie haben eine ungewöhnliche Laufbahn hingelegt, bis 2017 waren Sie noch in der Kreisliga A am Ball. Denken Sie in ruhigen Momenten manchmal daran zurück?

Grodowski: Die Zeit ist noch sehr präsent. Ich spiele zwar schon eine Weile nicht mehr dort, die Kreisliga lässt mich dennoch nicht komplett los. Ich schaue mir die Spiele immer noch sehr gerne an. Beim PSV Bork sind weiterhin einige Kumpels von damals am Ball. Hin und wieder habe ich mich zwar schon gefragt, was wohl gewesen wäre, wenn ich ein NLZ durchlaufen hätte. Gerade die Zeit in der Kreisliga ist aber vielleicht auch das, was mich als Spieler auszeichnet. Auch die vermeintlich kleinen Dinge - wie etwa sich den Ball am Gegenspieler vorbeizulegen und hinterher zu laufen - können erfolgreich sein.

DFB.de: Ihre Ausbeute waren damals 94 Tore in zwei Jahren. Warum haben Sie nicht schon früher höherklassig gespielt?

Grodowski: Wenn ich ehrlich bin: Ich war damals noch zu faul. Ich wollte einfach mit meinen Kumpels kicken. Beim PSV Bork war damals mein Papa Ingo sogar Trainer, mein Bruder war einer meiner Mitspieler. Verletzungsbedingt kann Philipp mittlerweile leider nicht mehr selbst spielen, er ist aber auch heute noch eine sehr wichtige Bezugsperson für mich. Er fährt zu fast allen Auswärtsspielen mit und unterstützt mich, wo er nur kann. Da er mindestens genauso ehrgeizig ist wie ich, haben wir nach den Spielen schon sehr viele intensive Gespräche über meine Leistungen geführt.

DFB.de: Mit dem Wechsel zum englischen Drittligisten Bradford City waren Sie plötzlich sechs Spielklassen höher am Ball. Was waren die größten Herausforderungen?

Grodowski: Der Verein hatte damals einen deutschen Besitzer und auch einen Scout aus Deutschland. Da medial über meine Torquote in der Kreisliga berichtet worden war, wurden die Verantwortlichen auf mich aufmerksam. In England musste ich mich auf eine viel körperlichere Spielweise einstellen. Damals war ich ein eher schmächtiger Spielertyp. Auch ernährungstechnisch musste ich einiges umkrempeln. Die typisch englische Küche war nichts für mich, aber Reis und Nudeln hat man genug bekommen. (lacht) In der Phase habe ich auch gelernt, auf eigenen Füßen zu stehen.

DFB.de: Seit dem vergangenen Sommer tragen Sie zum zweiten Mal das Trikot des SC Preußen Münster. Haben sich Ihre Erwartungen an die Rückkehr erfüllt?

Grodowski: Dass es so erfolgreich laufen würde, hatte ich nach zwei nicht ganz so einfachen Jahren nicht erwartet. Als Junge aus dem Münsterland war es mir im Sommer 2021 schon schwergefallen, Preußen Münster zu verlassen. Als ich das Angebot vom SC Verl aus der 3. Liga bekam, wusste ich allerdings auch, dass ich die Chance ergreifen will. In der Zwischenzeit habe ich mit dem SCP in der Regionalliga West mitgefiebert und gehofft, dass der Verein den Aufstieg schafft - ohne zu ahnen, dass ich zurückkehren würde.

DFB.de: Ihr Team belegt als Aufsteiger nicht nur den vierten Tabellenplatz, sondern steht auch im Halbfinale um den Westfalenpokal. Was ist in dieser Saison noch möglich?

Grodowski: Mit der Ausgangslage hätte wohl kaum jemand gerechnet. Nach dem Spiel gegen den Halleschen FC und der Partie beim TSV 1860 München wartet mit Dynamo Dresden, dem SSV Jahn Regnsburg und dem SSV Ulm 1846 Fußball die Top drei der Liga nacheinander auf uns. Danach wird man sehen, wo wir stehen. Wir konzentrieren uns aber nur darauf, in jedem Spiel ans Maximum zu kommen, um unseren Weg weiterzugehen.

DFB.de: Sie haben es angesprochen: Heute wird zunächst der Hallesche FC im Preußenstadion zu Gast sein. Welche Erwartungen haben Sie an das Duell?

Grodowski:In der unteren Tabellenregion geht es genauso eng zu wie in der oberen. Ich rechne mit einem sehr intensiven Spiel. In der 3. Liga geht nichts von alleine. Aber natürlich wollen wir zu Hause gewinnen. Dafür gilt es, alles in die Waagschale zu werfen.

[mspw]

21 Punkte aus neun Begegnungen: Kein anderer Verein in der 3. Liga hat im Jahr 2024 mehr Zähler gesammelt als der auf Platz vier vorgerückte SC Preußen Münster. Mit sechs Treffern nach der Winterpause hat Joel Grodowski großen Anteil daran. Im DFB.de-Interview spricht der 26-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über das gute Abschneiden des Aufsteigers und seinen ungewöhnlichen Karriereweg.

DFB.de: Der SC Preußen Münster ist im Jahr 2024 das erfolgreichste Team der 3. Liga. Wie hört sich das für Sie an, Herr Grodowski?

Joel Grodowski: Das ist eine sehr schöne Momentaufnahme. Aus der Hinrunde wissen wir, dass es auch anders laufen kann. Wir wollen möglichst jedes Spiel nutzen, um die Bilanz auszubauen.

DFB.de: Nach der Winterpause gab es noch keine Niederlage. Was ist während der Vorbereitung passiert?

Grodowski: Unsere Vorbereitung war von den Ergebnissen her eigentlich nicht besonders gut. Im letzten Test hatten wir beispielsweise 1:6 gegen den SC Paderborn 07 verloren. Wir fühlen uns nach dem Systemwechsel zum 4-4-2 aber sehr wohl. Außerdem merken alle, dass wir als Team noch enger zusammengewachsen sind. Natürlich ist jeder Einzelne zunächst enttäuscht, wenn er nicht spielt. Die Jungs, die von der Bank kommen, sind aber dennoch sofort dazu bereit, alles für den Erfolg der Mannschaft zu geben. Das zeigt sich auch bei unseren zahlreichen Joker-Toren.

DFB.de: Das 3:2 beim FC Erzgebirge Aue war der vierte Sieg in Folge. Was war entscheidend, um die Partie für sich zu entscheiden?

Grodowski: Wir haben Aue schon hoch gepresst und damit den Gegner überrascht. Aus solch einer Situation ist auch unser erster Treffer entstanden. Wir waren insgesamt sehr effizient und haben selbst nur wenig zugelassen. Beide Gegentreffer sind nach Standardsituationen gefallen.

DFB.de: Auch für Sie persönlich läuft es sehr rund. Bei acht Ihrer neun zurückliegenden Einsätze waren Sie als Torschütze erfolgreich. Haben Sie eine Erklärung für den Lauf?

Grodowski: Manchmal läuft es einfach für einen Stürmer, manchmal aber auch nicht. Ich habe auch in schlechten Phasen nie aufgesteckt und weiter an mir gearbeitet. Ich bin der Überzeugung, dass sich harte Arbeit immer früher oder später auszahlt. Die aktuelle Phase ist kein Grund, weniger zu investieren. Es geht immer noch besser.

DFB.de: Werfen Sie nun auch ein Auge auf die Torjägerkanone?

Grodowski: Dafür müsste ich unter anderem noch meinen Teamkollegen Malik Batmaz überholen, der für uns bislang ein Tor mehr erzielen konnte. Dafür habe ich aber in der Scorerwertung die Nase vorne. (lacht) Malik ist der Stürmertyp, der die Bälle vorne behauptet, während ich mit meinem Tempo den Weg in die Tiefe suche. Wir ergänzen uns gut. Mit Gerrit Wegkamp und Dominik Steczyk haben wir noch zwei weitere gute Jungs für die Positionen ganz vorne. Viel wichtiger als meine Ausbeute ist der Erfolg der Mannschaft. Da verzichte ich auch gerne mal auf ein Tor.

DFB.de: Sie haben eine ungewöhnliche Laufbahn hingelegt, bis 2017 waren Sie noch in der Kreisliga A am Ball. Denken Sie in ruhigen Momenten manchmal daran zurück?

Grodowski: Die Zeit ist noch sehr präsent. Ich spiele zwar schon eine Weile nicht mehr dort, die Kreisliga lässt mich dennoch nicht komplett los. Ich schaue mir die Spiele immer noch sehr gerne an. Beim PSV Bork sind weiterhin einige Kumpels von damals am Ball. Hin und wieder habe ich mich zwar schon gefragt, was wohl gewesen wäre, wenn ich ein NLZ durchlaufen hätte. Gerade die Zeit in der Kreisliga ist aber vielleicht auch das, was mich als Spieler auszeichnet. Auch die vermeintlich kleinen Dinge - wie etwa sich den Ball am Gegenspieler vorbeizulegen und hinterher zu laufen - können erfolgreich sein.

DFB.de: Ihre Ausbeute waren damals 94 Tore in zwei Jahren. Warum haben Sie nicht schon früher höherklassig gespielt?

Grodowski: Wenn ich ehrlich bin: Ich war damals noch zu faul. Ich wollte einfach mit meinen Kumpels kicken. Beim PSV Bork war damals mein Papa Ingo sogar Trainer, mein Bruder war einer meiner Mitspieler. Verletzungsbedingt kann Philipp mittlerweile leider nicht mehr selbst spielen, er ist aber auch heute noch eine sehr wichtige Bezugsperson für mich. Er fährt zu fast allen Auswärtsspielen mit und unterstützt mich, wo er nur kann. Da er mindestens genauso ehrgeizig ist wie ich, haben wir nach den Spielen schon sehr viele intensive Gespräche über meine Leistungen geführt.

DFB.de: Mit dem Wechsel zum englischen Drittligisten Bradford City waren Sie plötzlich sechs Spielklassen höher am Ball. Was waren die größten Herausforderungen?

Grodowski: Der Verein hatte damals einen deutschen Besitzer und auch einen Scout aus Deutschland. Da medial über meine Torquote in der Kreisliga berichtet worden war, wurden die Verantwortlichen auf mich aufmerksam. In England musste ich mich auf eine viel körperlichere Spielweise einstellen. Damals war ich ein eher schmächtiger Spielertyp. Auch ernährungstechnisch musste ich einiges umkrempeln. Die typisch englische Küche war nichts für mich, aber Reis und Nudeln hat man genug bekommen. (lacht) In der Phase habe ich auch gelernt, auf eigenen Füßen zu stehen.

DFB.de: Seit dem vergangenen Sommer tragen Sie zum zweiten Mal das Trikot des SC Preußen Münster. Haben sich Ihre Erwartungen an die Rückkehr erfüllt?

Grodowski: Dass es so erfolgreich laufen würde, hatte ich nach zwei nicht ganz so einfachen Jahren nicht erwartet. Als Junge aus dem Münsterland war es mir im Sommer 2021 schon schwergefallen, Preußen Münster zu verlassen. Als ich das Angebot vom SC Verl aus der 3. Liga bekam, wusste ich allerdings auch, dass ich die Chance ergreifen will. In der Zwischenzeit habe ich mit dem SCP in der Regionalliga West mitgefiebert und gehofft, dass der Verein den Aufstieg schafft - ohne zu ahnen, dass ich zurückkehren würde.

DFB.de: Ihr Team belegt als Aufsteiger nicht nur den vierten Tabellenplatz, sondern steht auch im Halbfinale um den Westfalenpokal. Was ist in dieser Saison noch möglich?

Grodowski: Mit der Ausgangslage hätte wohl kaum jemand gerechnet. Nach dem Spiel gegen den Halleschen FC und der Partie beim TSV 1860 München wartet mit Dynamo Dresden, dem SSV Jahn Regnsburg und dem SSV Ulm 1846 Fußball die Top drei der Liga nacheinander auf uns. Danach wird man sehen, wo wir stehen. Wir konzentrieren uns aber nur darauf, in jedem Spiel ans Maximum zu kommen, um unseren Weg weiterzugehen.

DFB.de: Sie haben es angesprochen: Heute wird zunächst der Hallesche FC im Preußenstadion zu Gast sein. Welche Erwartungen haben Sie an das Duell?

Grodowski:In der unteren Tabellenregion geht es genauso eng zu wie in der oberen. Ich rechne mit einem sehr intensiven Spiel. In der 3. Liga geht nichts von alleine. Aber natürlich wollen wir zu Hause gewinnen. Dafür gilt es, alles in die Waagschale zu werfen.

###more###