Müller: Der Mann für die ungewöhnlichen Tore

Es gibt nur wenige Spieler, deren Namen zu Toren werden. Spieler, die Tore auf eine Art erzielt haben, die so speziell war, dass ihr Name auch dann genannt wird, wenn andere ein vergleichbares Tor geschossen haben. Gerd Müller war ein solcher Spieler, auch Klaus Fischer und Horst Hrubesch gehören dazu.

Von den aktiven Spielern gibt es nur Thomas Müller, dessen Vor- und Zuname gekoppelt und mit den Buchstaben "T", "O" und "R" zu einem neuen Begriff verknüpft wird. Es gibt kein Cristiano-Ronaldo-Tor, es gibt auch kein Zlatan-Ibrahimovic-Tor, aber es gibt das Thomas-Müller-Tor.

Am Mittwochabend gab es das Thomas-Müller-Tor gleich in doppelter Ausführung. Im DFB-Pokal. Zweite Runde, Bayern München gegen Hannover 96. Die Bayern wirbeln, die Bayern dominieren, die Techniker streicheln den Ball, sie brillieren mit ihrer Feinmechanik, ins Tor treffen sie nicht. Ins Tor trifft Thomas Müller. Zweimal beim 4:1.

Ungewöhnliche Entstehung, ungewöhnlicher Abschluss

Schon die Entstehung des ersten Treffers ist ungewöhnlich. Dante, ein Brasilianer, schlägt einen langen Ball. Adressat ist ein ungewöhnlicher Spieler, Thomas Müller. Bei der Ballannahme klebt ihm der Ball nicht am Fuß, die Bewegungen sehen nicht elegant aus, dennoch: In höchster Bedrängung behauptet Müller das Spielgerät gegen Marcelo und Salif Sané und legt zurück auf Claudio Pizarro. Der Schuss des Peruaners wird abgeblockt, über Umwege kommt der Ball zu Xherdan Shaqiri. Die Flanke des Schweizers ist keine fürs Lehrbuch, der Ball kommt halbhoch und in den Rücken von Müller, Torerzielung eigentlich unmöglich.

Aber Müller ist ein unmöglicher Spieler. Er schiebt seinen Körper irgendwie nach hinten, an Marcelo vorbei. Seine Arme sind angelegt, Müller kommt ins Straucheln. Müller schießt nicht, Müller köpft nicht, das muss er nicht. Müller lässt sich anschießen - von seinem linken Oberarm springt der Ball ins Tor. Ein komisches Tor von einem komischen Spieler. Es gibt nicht viele Menschen, die ein reguläres Tor mit dem Arm erzielen, Müller gehört dazu.

Am Ende gewinnen die Bayern mit 4:1, Thomas Müller trifft noch zum 3:1, auch dieser Treffer ist ein Thomas-Müller-Tor. Nach einem Freistoß von Shaqiri nimmt er die Abwehrbemühungen von Hiroki Sakai kaum wahr. Er mogelt sich vor den Japaner und lässt seinen rechten Spann zur Bande für den Ball werden. Von dort springt dieser an Ron-Robert Zieler vorbei ins Tor.

Löw: "Müller ist ein Spieler, den man nicht so richtig fassen kann"



[bild1]

Es gibt nur wenige Spieler, deren Namen zu Toren werden. Spieler, die Tore auf eine Art erzielt haben, die so speziell war, dass ihr Name auch dann genannt wird, wenn andere ein vergleichbares Tor geschossen haben. Gerd Müller war ein solcher Spieler, auch Klaus Fischer und Horst Hrubesch gehören dazu.

Von den aktiven Spielern gibt es nur Thomas Müller, dessen Vor- und Zuname gekoppelt und mit den Buchstaben "T", "O" und "R" zu einem neuen Begriff verknüpft wird. Es gibt kein Cristiano-Ronaldo-Tor, es gibt auch kein Zlatan-Ibrahimovic-Tor, aber es gibt das Thomas-Müller-Tor.

Am Mittwochabend gab es das Thomas-Müller-Tor gleich in doppelter Ausführung. Im DFB-Pokal. Zweite Runde, Bayern München gegen Hannover 96. Die Bayern wirbeln, die Bayern dominieren, die Techniker streicheln den Ball, sie brillieren mit ihrer Feinmechanik, ins Tor treffen sie nicht. Ins Tor trifft Thomas Müller. Zweimal beim 4:1.

Ungewöhnliche Entstehung, ungewöhnlicher Abschluss

Schon die Entstehung des ersten Treffers ist ungewöhnlich. Dante, ein Brasilianer, schlägt einen langen Ball. Adressat ist ein ungewöhnlicher Spieler, Thomas Müller. Bei der Ballannahme klebt ihm der Ball nicht am Fuß, die Bewegungen sehen nicht elegant aus, dennoch: In höchster Bedrängung behauptet Müller das Spielgerät gegen Marcelo und Salif Sané und legt zurück auf Claudio Pizarro. Der Schuss des Peruaners wird abgeblockt, über Umwege kommt der Ball zu Xherdan Shaqiri. Die Flanke des Schweizers ist keine fürs Lehrbuch, der Ball kommt halbhoch und in den Rücken von Müller, Torerzielung eigentlich unmöglich.

Aber Müller ist ein unmöglicher Spieler. Er schiebt seinen Körper irgendwie nach hinten, an Marcelo vorbei. Seine Arme sind angelegt, Müller kommt ins Straucheln. Müller schießt nicht, Müller köpft nicht, das muss er nicht. Müller lässt sich anschießen - von seinem linken Oberarm springt der Ball ins Tor. Ein komisches Tor von einem komischen Spieler. Es gibt nicht viele Menschen, die ein reguläres Tor mit dem Arm erzielen, Müller gehört dazu.

Am Ende gewinnen die Bayern mit 4:1, Thomas Müller trifft noch zum 3:1, auch dieser Treffer ist ein Thomas-Müller-Tor. Nach einem Freistoß von Shaqiri nimmt er die Abwehrbemühungen von Hiroki Sakai kaum wahr. Er mogelt sich vor den Japaner und lässt seinen rechten Spann zur Bande für den Ball werden. Von dort springt dieser an Ron-Robert Zieler vorbei ins Tor.

Löw: "Müller ist ein Spieler, den man nicht so richtig fassen kann"

Es war ein Thomas-Müller-Abend in München. Mal wieder. Auf seine Art ist er ein brillanter Fußballarbeiter, im Ensemble von Bayern München, im Feld der vielen filigranen Fußballer, ist er damit ein Exot. Bundestrainer Joachim Löw hat über Müller einmal folgendes gesagt: "Müller ist ein Spieler, den man irgendwie nicht so richtig fassen kann." Wohl stellvertretend für viele Abwehrspieler hat Hoffenheims Andreas Beck über Thomas Müller folgendes gesagt: "Bei ihm weißt du nie, was in der nächsten Sekunde passiert". Mindestens genauso richtig ist der Zusatz: "Ich vermute, dass er das manchmal selbst nicht so genau weiß."

Thomas Müller hat über das Spiel von Thomas Müller Folgendes gesagt: "Man findet keinen Spieler, der ähnlich komisch spielt wie ich." Dieser Satz stammt aus den Tagen vor Beginn der WM 2010, vor seinem Durchbruch. In Südafrika wurde Müller ein internationaler Star, Deutschland stürmte ins Halbfinale, Müller wurde mit fünf Treffern Torschützenkönig und später zum besten jungen Spieler des Turniers gewählt.

Müller hat damals die Nation in seinem Bann gezogen. So erfrischend wie auf dem Platz hat er sich abseits gegeben. Es gibt viele lustige Zitate von ihm, viele von ihnen stammen aus dieser Zeit. So erklärte Müller vor Turnierbeginn einleuchtend, warum er so gut wie nie verletzt ist: "Wo keine Muskeln sind, kannst du dir auch nicht weh tun! Meine Waden sind so dünn, da kann kein Gegner die Knochen treffen, weil man sie so schlecht sieht."

[bild2]

"Ein Geschenk des Himmels für jede Mannschaft"

Es ist eine große Leistung, dass sich Müller nicht nur die fehlenden Muskeln und die dünnen Beine, sondern vor allem diesen Charme und seinen Esprit bis heute bewahrt hat. Wenn es überall um ihn herum Kümmerer gibt, Menschen, die den Fußball und das Leben erklären, dann ist nicht selbstverständlich, dass Müller heute noch immer auch seine Unbekümmertheit auszeichnet. Für den FC Bayern, auch für die deutsche Nationalmannschaft, hat er damit einen Wert, der über Tore, Vorlagen und Zweikämpfe hinausgeht.

Im Scherz hat sich Bastian Schweinsteiger mal über Thomas Müller und dessen Mundwerk beschwert. Als Wunsch für das neue Jahr hat Schweinsteiger geäußert, dass er eigentlich ziemlich zufrieden mit allem sei, nur eine Bitte habe er: "Dass Thomas Müller einmal nichts sagt. Wenigstens im Schlaf."

Hans-Dieter Hermann, der Sportpsychologe der Nationalmannschaft, hat den Wert von Thomas Müller einmal wie folgt umschrieben: "Er ist ein Geschenk des Himmels für jede Mannschaft." Er sei "offen und wirkt integrierend, auch außerhalb des Feldes. Er steckt viele im Team mit seiner unverkrampften, fröhlichen, positiven Art an."

24 Scorerpunkte in 23 DFB-Pokalspielen

Am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) spielt Thomas Müller mit den Bayern in der Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg. Auf den zweiten Blick verbindet Müller mit diesem Klub eine besondere Geschichte. Im DFB-Pokal hat Müller einmal gegen Wolfsburg gespielt, im Halbfinale der vergangenen Saison war das. Bayern hat 6:1 gewonnen.

Das Besondere: Müller hat gegen die Wölfe weder selber ein Tor erzielt noch hat eine Vorlage zu einem Treffer gegeben. Schon bei einem Bundesligaspiel wäre dies eher ungewöhnlich, im DFB-Pokal darf diese Bilanz als absolute Rarität gelten. Im nationalen Cupwettbewerb kommt der 24-Jährige auf mehr als 100 Prozent. 23 Spiele, 24 Scorerpunkte, davon 15 Tore - allein fünf in der noch jungen Saison.

Wenn man so will, hat Thomas Müller gegen Wolfsburg also etwas gutzumachen. Wenn Bayern-Trainer Pep Guardiola ihn lässt - dann hat er am Samstag 90 Minuten Zeit für das nächste echte Thomas-Müller-Tor.