MTV Hattorf "bittet um Aufnahme in die Bundesliga"

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars. Die heimlichen Helden spielen und engagieren sich an der Basis. Heute: Der Kreisligist MTV Hattorf, der sich 1962 offiziell für einen Startplatz in der Bundesliga bewarb.

Es ist das Jahr 1962. Auf dem DFB-Bundestag beschließen die Delegierten im Goldsaal der Dortmunder Westfallenhallen die Gründung der Bundesliga und ihre Einführung zur Saison 1963/1964. Das Problem für die 74 Oberligavereine: Nur 16 Mannschaften dürfen mitmachen. 46 bewerben sich schließlich. Der DFB bekommt einen Tag vor Anmeldeschluss, am 29. November 1962, jedoch ein weiteres Schreiben zur Aufnahme in die Bundesliga. Es kommt aus Hattorf, einem Ort mit 600 Einwohnern, der damals noch nicht über ein eigenes Telefonnetz verfügt.

MTV Hattorf gegen Schalke, Dortmund oder Köln? Die Idee, die ein wenig nach der ersten Runde im DFB-Pokal klingt, entstand im Gasthof "Zum Weißen Roß". Dort saßen die Spieler Albrecht Witte, Richard Westphal und Gerhard Wiegmann nach einem Training zusammen und verfassten die Postkarte an den Verband: "Da wir in der 2. Kreisklasse Süd-Ost-Gifhorn-Wolfsburg ungeschlagen an 1. Stelle stehen, bitten wir hiermit um Aufnahme in die Bundesliga." Kurz, knapp, direkt. Dazu klebten sie ihre Tabelle auf die Karte. "Das war eine spontane Aktion, und wir hatten unseren Spaß", erinnern sich die damals 23 Jahre alten Läufer Witte und Westphal.

Vom Echo der Aktion waren die Spieler, die niemandem im Verein, auch nicht den eigenen Mannschaftskollegen, von der Bewerbung erzählt hatten, verblüfft. Sogar die "Bild"-Zeitung berichtete über den Bewerber Nummer 47. Und die hatte auch gleich einen DFB-Funktionär zitiert. "Schelme", sagte der schmunzelnd, "Schelme gibt es immer." Und legte die Bewerbung zu den Akten. "Ich musste bis in den Nachbarort fahren, um an eine Zeitung zu kommen. Bei uns in Hattorf waren alle ausverkauft", erzählt Westphal.

Bundesweites Aufsehen

Doch nicht nur in Hattorf, sondern auch bundesweit sorgte die Geschichte für Aufsehen. Zahlreiche Profivereine lobten die humorvolle Idee des Kreisligisten. Rudolf Gramlich, Präsident von Eintracht Frankfurt, bezeichnete den MTV etwa als "schärfsten Rivalen" um einen Platz in Deutschlands höchster Spielklasse. Neben einigen Briefen durfte sich der spätere Kreisligameister zudem über Freundschaftsspiele gegen Hertha BSC und den FC St. Pauli freuen. "Das waren tolle Erlebnisse, sich mit solchen Mannschaften messen zu dürfen. Auch wenn wir natürlich verloren haben", sagt Witte.

So nah dran an der Aufnahme in die Bundesliga war in der Folgezeit wohl nie wieder ein Kreisklassen-Verein. Und so viel Aufmerksamkeit wie damals wurde dem MTV, der 2013 sein 100-jähriges Bestehen feierte, wohl auch nicht mehr zuteil. Doch eines haben die Hattorfer erreicht: Sie sind eine kleine Randgeschichte in der 50-jährigen Geschichte der Bundesliga.

[sh]

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars. Die heimlichen Helden spielen und engagieren sich an der Basis. Heute: Der Kreisligist MTV Hattorf, der sich 1962 offiziell für einen Startplatz in der Bundesliga bewarb.

Es ist das Jahr 1962. Auf dem DFB-Bundestag beschließen die Delegierten im Goldsaal der Dortmunder Westfallenhallen die Gründung der Bundesliga und ihre Einführung zur Saison 1963/1964. Das Problem für die 74 Oberligavereine: Nur 16 Mannschaften dürfen mitmachen. 46 bewerben sich schließlich. Der DFB bekommt einen Tag vor Anmeldeschluss, am 29. November 1962, jedoch ein weiteres Schreiben zur Aufnahme in die Bundesliga. Es kommt aus Hattorf, einem Ort mit 600 Einwohnern, der damals noch nicht über ein eigenes Telefonnetz verfügt.

MTV Hattorf gegen Schalke, Dortmund oder Köln? Die Idee, die ein wenig nach der ersten Runde im DFB-Pokal klingt, entstand im Gasthof "Zum Weißen Roß". Dort saßen die Spieler Albrecht Witte, Richard Westphal und Gerhard Wiegmann nach einem Training zusammen und verfassten die Postkarte an den Verband: "Da wir in der 2. Kreisklasse Süd-Ost-Gifhorn-Wolfsburg ungeschlagen an 1. Stelle stehen, bitten wir hiermit um Aufnahme in die Bundesliga." Kurz, knapp, direkt. Dazu klebten sie ihre Tabelle auf die Karte. "Das war eine spontane Aktion, und wir hatten unseren Spaß", erinnern sich die damals 23 Jahre alten Läufer Witte und Westphal.

Vom Echo der Aktion waren die Spieler, die niemandem im Verein, auch nicht den eigenen Mannschaftskollegen, von der Bewerbung erzählt hatten, verblüfft. Sogar die "Bild"-Zeitung berichtete über den Bewerber Nummer 47. Und die hatte auch gleich einen DFB-Funktionär zitiert. "Schelme", sagte der schmunzelnd, "Schelme gibt es immer." Und legte die Bewerbung zu den Akten. "Ich musste bis in den Nachbarort fahren, um an eine Zeitung zu kommen. Bei uns in Hattorf waren alle ausverkauft", erzählt Westphal.

Bundesweites Aufsehen

Doch nicht nur in Hattorf, sondern auch bundesweit sorgte die Geschichte für Aufsehen. Zahlreiche Profivereine lobten die humorvolle Idee des Kreisligisten. Rudolf Gramlich, Präsident von Eintracht Frankfurt, bezeichnete den MTV etwa als "schärfsten Rivalen" um einen Platz in Deutschlands höchster Spielklasse. Neben einigen Briefen durfte sich der spätere Kreisligameister zudem über Freundschaftsspiele gegen Hertha BSC und den FC St. Pauli freuen. "Das waren tolle Erlebnisse, sich mit solchen Mannschaften messen zu dürfen. Auch wenn wir natürlich verloren haben", sagt Witte.

So nah dran an der Aufnahme in die Bundesliga war in der Folgezeit wohl nie wieder ein Kreisklassen-Verein. Und so viel Aufmerksamkeit wie damals wurde dem MTV, der 2013 sein 100-jähriges Bestehen feierte, wohl auch nicht mehr zuteil. Doch eines haben die Hattorfer erreicht: Sie sind eine kleine Randgeschichte in der 50-jährigen Geschichte der Bundesliga.