MSV-Trainerin Grings: "Der Kreis schließt sich"

Grings: Das glaube ich nicht. Im Gegenteil, es ist sicher ein Vorteil, dass ich die Stärken und Schwächen bereits kenne. Wir fangen also nicht bei null an. Und ich glaube auch nicht, dass mir nicht der nötige Respekt entgegen gebracht wird.

DFB.de: Könnte es ein Problem sein, wenn Sie plötzlich nicht mehr auf dem Rasen stehen und das Geschehen bestimmen, sondern nur noch von außen einwirken können?

Grings: Das wird sich zeigen, wenn es irgendwann losgeht. Ich habe mir auf jeden Fall bereits Gedanken gemacht, dass ich demnächst für den Trainingsauftakt gar nicht mehr meine Schienbeinschoner einpacken muss. Die brauche ich künftig hoffentlich nicht mehr.

DFB.de: Also ist ein Comeback komplett ausgeschlossen?

Grings: Ja, ganz klar. Es geht jetzt darum, die Karriere nach der aktiven Karriere zu planen. Das gehe ich total konzentriert, fokussiert und motiviert an. Wir wollen hier durch professionelle Arbeit etwas aufbauen. Darauf freue ich mich. Ich will diese Chance nutzen, die mir der Verein gegeben hat.

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Sie war eine der besten deutschen Fußballerinnen aller Zeiten. Deutsche Meisterin, DFB-Pokalsiegerin, Europameisterin, Torschützenkönigin - und das fast immer und überall. Das ist vorbei. In dieser Woche hat Inka Grings die Seite gewechselt. Der Frauen-Bundesligist MSV Duisburg hat die Verpflichtung der 35-Jährigen als neue Trainerin zur kommenden Saison bekanntgegeben. Auf der Jahreshauptversammlung gab es für diese Entscheidung tosenden Beifall.

Aber warum begeistert diese Personalie die Fans so sehr? Vielleicht wegen Aussagen wie dieser: "Wir wollen Schritt für Schritt wieder nach oben kommen. Gemeinsam wollen wir den Frauenfußball in Duisburg wieder dorthin bringen, wo er einmal war. Dieser Verein gehört in die Spitzengruppe in Deutschland."

Die 96-malige deutsche Nationalspielerin übernimmt das Amt von Sven Kahlert. Für Grings ist es sozusagen eine Rückkehr in die Heimat. 16 Jahre hat sie als Spielerin in Duisburg verbracht. "Hier habe ich meine Karriere als Spielerin begonnen, und hier starte ich auch in meine Laufbahn als Trainerin", sagt Inka Grings im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen.

DFB.de: Frau Grings, in dieser Woche sind Sie unter tosendem Applaus auf der Jahreshauptversammlung als neue Trainerin des MSV Duisburg vorgestellt worden. Macht Sie das stolz?

Inka Grings: In gewisser Weise natürlich schon. Ich bin stolz darauf, dass mir so viel Vertrauen entgegen gebracht wird. Schließlich ist das meine erste Station als Trainerin, in bin also noch ein Neuling. Aber andererseits war es schon zu meiner aktiven Zeit so, dass ich immer ein sehr gutes Verhältnis zu den Fans hatte. Ich habe 16 Jahre alles für den Verein gegeben. Wir haben gemeinsam große Erfolge gefeiert, damals noch als FCR 2001 Duisburg. Das haben die Leute nicht vergessen. Alles andere hätte mich doch sehr gewundert und enttäuscht.

DFB.de: Kam die Anfrage für Sie überraschend?

Grings: Ja, überraschend und sehr kurzfristig. Ich hatte noch ein anderes interessantes Angebot vorliegen, das kam aus dem Ausland. Gedanklich war ich schon sehr weit, die Sache war schon ziemlich konkret. Aber als dann die Duisburger Verantwortlichen angerufen haben, war mir schnell klar, dass ich diese Herausforderung hier annehmen möchte.

DFB.de: Sind Sie also wieder zu Hause?

Grings: Genau so kann man es sagen. Der Kreis schließt sich. Hier habe ich meine Karriere als Spielerin begonnen, und hier starte ich auch in meine Laufbahn als Trainerin. Duisburg ist ein Teil meines Lebens. Ich freue mich unheimlich darauf, beim MSV jetzt etwas bewegen zu können.

DFB.de: Was wollen Sie genau bewegen?

Grings: Mein erstes Ziel ist es ganz eindeutig, dass wir in der kommenden Saison viel früher keine Abstiegssorgen mehr haben. Es kann nicht sein, dass wir am letzten Spieltag noch unter Druck stehen. Mir ist klar, dass das nicht einfach wird unter den gegebenen Voraussetzungen. Aber wir werden daran arbeiten. Wir sind gerade dabei, den neuen Kader zusammenzustellen. Natürlich müssen wir uns qualitativ verbessern. Ich bin davon überzeugt, dass uns das gelingen wird. Wir haben bereits sehr, sehr gute Gespräche mit möglichen Zugängen geführt. Wenn wir da auch zum Abschluss kommen, bin ich sehr zuversichtlich für die Zukunft.

DFB.de: Wie könnte die in Duisburg aussehen?

Grings: Wir wollen Schritt für Schritt wieder nach oben kommen. Ich bin auch mit einem Platz im Mittelfeld langfristig nicht zufrieden. So war ich schon als Spielerin: Ich wollte immer das Maximum erreichen, immer ganz nach oben. Als Trainerin habe ich genau die gleiche Einstellung. Gemeinsam wollen wir den Frauenfußball in Duisburg wieder dorthin bringen, wo er einmal war. Dieser Verein gehört in die Spitzengruppe in Deutschland. Mir ist es ganz wichtig zu betonen, dass das keine Träumerei ist. Ich weiß, dass das hohe Ziele sind. Aber es ist auch nicht der Zeitpunkt, um den Teufel an die Wand zu malen. Wir sollten positiv nach vorne schauen.

DFB.de: Schüren Sie mit solchen Aussagen nicht noch das traditionell hohe Anspruchsdenken in Duisburg?

Grings: Nein, das glaube ich nicht. Ich habe den Verein ja auch in der Zeit sehr intensiv verfolgt, als ich nicht mehr hier war. Es gab einen riesigen Umbruch, es gab enorme Probleme. Seitdem hat schon ein Umdenken stattgefunden. Der Anspruch ist nicht mehr so hoch, wie er mal war. Ich möchte eine Aufbruchsstimmung erzeugen. Mich reizt es unheimlich, diesen schlafenden Riesen wieder zu wecken und dahin zu bringen, wo er bereits einmal war. Ich habe mir schon immer hohe Ziele gesteckt. Daran wird sich nichts ändern.

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DFB.de: Mit einigen Ihrer künftigen Spielerinnen standen Sie noch gemeinsam auf dem Platz. Könnte das schwierig werden?

Grings: Das glaube ich nicht. Im Gegenteil, es ist sicher ein Vorteil, dass ich die Stärken und Schwächen bereits kenne. Wir fangen also nicht bei null an. Und ich glaube auch nicht, dass mir nicht der nötige Respekt entgegen gebracht wird.

DFB.de: Könnte es ein Problem sein, wenn Sie plötzlich nicht mehr auf dem Rasen stehen und das Geschehen bestimmen, sondern nur noch von außen einwirken können?

Grings: Das wird sich zeigen, wenn es irgendwann losgeht. Ich habe mir auf jeden Fall bereits Gedanken gemacht, dass ich demnächst für den Trainingsauftakt gar nicht mehr meine Schienbeinschoner einpacken muss. Die brauche ich künftig hoffentlich nicht mehr.

DFB.de: Also ist ein Comeback komplett ausgeschlossen?

Grings: Ja, ganz klar. Es geht jetzt darum, die Karriere nach der aktiven Karriere zu planen. Das gehe ich total konzentriert, fokussiert und motiviert an. Wir wollen hier durch professionelle Arbeit etwas aufbauen. Darauf freue ich mich. Ich will diese Chance nutzen, die mir der Verein gegeben hat.