MSV-Trainer Franz-Pohlmann: "Mutig und leidenschaftlich agieren"

Fünf Spiele, fünf Niederlagen in der Allianz Frauen-Bundesliga. Dazu das 1:2 im DFB-Pokal beim Zweitligisten Arminia Bielefeld. Auf den ersten Blick ist es ein extrem schlechter Saisonstart für die Frauen des MSV Duisburg. Im DFB.de-Interview ordnet Trainer Christian Franz-Pohlmann die Situation allerdings etwas ein. Vor dem Westduell gegen die SGS Essen heute (ab 14 Uhr) spricht der 37-Jährige über die bitteren Niederlagen, das Vertrauen der Verantwortlichen und die Dinge, die ihm Hoffnung auf die Wende machen.

DFB.de: Herr Franz-Pohlmann, fünf Niederlagen nach fünf Spieltagen. Wie weh tut Ihnen dieser Auftakt?

Christian Franz-Pohlmann: Wir hätten gerne den einen oder anderen Punkt auf dem Konto. Und ich bin überzeugt davon, dass wir das auch verdient gehabt hätten. Allerdings muss man bei der Bewertung auch beachten, dass wir ein extrem schweres Auftaktprogramm hatten. Wir haben gegen Potsdam, Frankfurt, Wolfsburg und Freiburg verloren - jeweils mit einem Tor Unterschied. Die Niederlage in Bremen war bitter, geht aber in Ordnung. Da haben wir eine Halbzeit lang nicht gut gespielt. Und das wird auf diesem Niveau direkt gnadenlos bestraft.

DFB.de: Und jetzt kommt mit Essen ein weiteres Topteam.

Franz-Pohlmann: Unser Fokus richtet sich auf uns. Über den Gegner spreche ich immer erst an zweiter Stelle. Aber klar ist, dass Essen für mich zu den Spitzenmannschaften in der Allianz Frauen-Bundesliga zählt. Die haben zuletzt 6:0 in Jena gewonnen und werden entsprechend Selbstvertrauen haben. Deren Auftritt dort hat mich überzeugt: In der Offensive haben sie viel Druck ausgeübt, in der Defensive haben sie kaum etwas zugelassen. Das war stark. Dennoch werden wir nicht chancenlos sein. Wir müssen mutig und leidenschaftlich agieren, dann ist gegen jeden Gegner etwas möglich. Selbst gegen eine Ausnahmemannschaft wie Wolfsburg - auch da haben wir nur 0:1 verloren.

DFB.de: In der Champions League hat Wolfsburg 12:2 gegen Atletico Madrid gewonnen.

Franz-Pohlmann: Dieses Ergebnis habe ich auch meinen Spielerinnen genannt. Das muss man sich mal vorstellen: Atletico ist spanischer Meister und kassiert gegen Wolfsburg so eine Niederlage. Solche Ergebnisse zeigen meiner Meinung nach die Ausgeglichenheit und die Klasse der Frauen-Bundesliga. Wir müssen ganz sicher nicht alles schwarz malen. Wir haben gezeigt, dass wir gut mit dabei sind - und wir werden uns auch mit den nötigen Punkten belohnen.

DFB.de: Ist das eine Erkenntnis der bisherigen Auftritte?

Franz-Pohlmann: Ja. Wir hatten teilweise einfach auch Pech. In Frankfurt zum Beispiel kassieren wir das 1:2 kurz vor Schluss, haben aber noch mal die Chance zum Ausgleich. Allerdings fällt der Abpraller dann nicht vor die Füße unserer Stürmerin, sondern in die Arme der gegnerischen Torhüterin. Gefühlt gab es solche Momente bisher schon mehrfach. Ich bin aber davon überzeugt, dass sich das im Laufe der Saison alles ausgleicht. Wir müssen dieses Glück erzwingen. Das wird jedoch nur funktionieren, wenn wir weiter hart arbeiten und an uns glauben.

DFB.de: Ist dieser Glaube nach fünf Niederlagen in fünf Spielen noch da?

Franz-Pohlmann. Auf jeden Fall. Nach der Niederlage in Bremen war die Stimmung sehr gedrückt. Alle haben gemerkt, dass das überflüssig war. Aber wir haben es ziemlich schnell hinbekommen, die Angelegenheit in die richtige Richtung zu drehen. Ich kann den Spielerinnen in dieser Hinsicht keinen Vorwurf machen, niemand lässt sich hängen. Aber es gibt auch überhaupt keinen Grund dafür.

DFB.de: Nach dem Essen-Spiel geht es in München weiter. Haben Sie Sorge, dass die Stimmung bei den Verantwortlichen irgendwann kippen könnte?

Franz-Pohlmann: Im Moment nicht. Alle wissen, wo wir herkommen und welche Möglichkeiten wir haben. Was unter dem Strich herausgekommen ist, ist zu wenig für den Aufwand, den wir bisher betrieben haben. Aber - und da kann ich mich nur wiederholen - wir werden uns belohnen. Da bin ich mir total sicher. Allerdings sollte man nicht den Fehler machen und die beiden Begegnungen gegen Essen und München noch laufen lassen in der Annahme, dass danach gegen die Konkurrenten auf Augenhöhe garantiert die Punkte folgen. Das wäre ein riesiger Fehler. Es gibt keine leichten Aufgaben mehr. Sobald wir nicht an unsere Leistungsgrenze gehen, wird es schwierig.

DFB.de: In der vergangenen Saison hat Duisburg auch die eine oder andere klare Niederlage kassiert. Was haben Sie verändert?

Franz-Pohlmann: Wenn wir solide auftreten, sind wir ein schwer zu spielender Gegner, weil wir defensiv gut stehen. Daran haben wir sehr hart gearbeitet. Ich glaube nicht, dass irgendjemand gerne gegen uns spielt, auch wenn wir bisher noch keine Punkte holen konnten. Essen wird ebenfalls Respekt vor dem Spiel haben. Wir müssen jetzt zusehen, unsere guten Ansätze auszubauen und gleichzeitig Lösungen für die Offensive zu finden. Das ist nun unsere Aufgabe.

DFB.de: Wieso ist das so kompliziert?

Franz-Pohlmann: Das hat ganz verschiedene Gründe. Wir hatten im Sommer einen Umbruch, einige wichtige Spielerinnen haben uns verlassen. Hinzu gekommen sind vor allem Talente oder Spielerinnen aus dem Ausland, denen man einfach etwas Zeit geben muss. Grundsätzlich ist es aber so, dass man in der Defensive schneller Erfolge erzielen kann. Da kann man sich an gewissen Vorgaben orientieren. In der Offensive ist das etwas komplizierter. Da haben die Spielerinnen immer mehrere Optionen. Und es ist nicht immer einfach, die richtige Entscheidung zu treffen. Wir ziehen unsere Lehren daraus und arbeiten daran. Wir sind auf einem guten Weg.

DFB.de: Also bleiben Sie zuversichtlich, dass Sie den Klassenverbleib schaffen werden?

Franz-Pohlmann: Auf jeden Fall. Wir werden alles dafür tun, was in unserer Macht steht. Alle hier im Verein wissen, dass es eine schwere Saison wird. Aber wir glauben an uns. Der Frauenfußball in Duisburg hat eine große Tradition. Wir wollen, dass diese in der Bundesliga fortgesetzt wird.

[sw]

Fünf Spiele, fünf Niederlagen in der Allianz Frauen-Bundesliga. Dazu das 1:2 im DFB-Pokal beim Zweitligisten Arminia Bielefeld. Auf den ersten Blick ist es ein extrem schlechter Saisonstart für die Frauen des MSV Duisburg. Im DFB.de-Interview ordnet Trainer Christian Franz-Pohlmann die Situation allerdings etwas ein. Vor dem Westduell gegen die SGS Essen heute (ab 14 Uhr) spricht der 37-Jährige über die bitteren Niederlagen, das Vertrauen der Verantwortlichen und die Dinge, die ihm Hoffnung auf die Wende machen.

DFB.de: Herr Franz-Pohlmann, fünf Niederlagen nach fünf Spieltagen. Wie weh tut Ihnen dieser Auftakt?

Christian Franz-Pohlmann: Wir hätten gerne den einen oder anderen Punkt auf dem Konto. Und ich bin überzeugt davon, dass wir das auch verdient gehabt hätten. Allerdings muss man bei der Bewertung auch beachten, dass wir ein extrem schweres Auftaktprogramm hatten. Wir haben gegen Potsdam, Frankfurt, Wolfsburg und Freiburg verloren - jeweils mit einem Tor Unterschied. Die Niederlage in Bremen war bitter, geht aber in Ordnung. Da haben wir eine Halbzeit lang nicht gut gespielt. Und das wird auf diesem Niveau direkt gnadenlos bestraft.

DFB.de: Und jetzt kommt mit Essen ein weiteres Topteam.

Franz-Pohlmann: Unser Fokus richtet sich auf uns. Über den Gegner spreche ich immer erst an zweiter Stelle. Aber klar ist, dass Essen für mich zu den Spitzenmannschaften in der Allianz Frauen-Bundesliga zählt. Die haben zuletzt 6:0 in Jena gewonnen und werden entsprechend Selbstvertrauen haben. Deren Auftritt dort hat mich überzeugt: In der Offensive haben sie viel Druck ausgeübt, in der Defensive haben sie kaum etwas zugelassen. Das war stark. Dennoch werden wir nicht chancenlos sein. Wir müssen mutig und leidenschaftlich agieren, dann ist gegen jeden Gegner etwas möglich. Selbst gegen eine Ausnahmemannschaft wie Wolfsburg - auch da haben wir nur 0:1 verloren.

DFB.de: In der Champions League hat Wolfsburg 12:2 gegen Atletico Madrid gewonnen.

Franz-Pohlmann: Dieses Ergebnis habe ich auch meinen Spielerinnen genannt. Das muss man sich mal vorstellen: Atletico ist spanischer Meister und kassiert gegen Wolfsburg so eine Niederlage. Solche Ergebnisse zeigen meiner Meinung nach die Ausgeglichenheit und die Klasse der Frauen-Bundesliga. Wir müssen ganz sicher nicht alles schwarz malen. Wir haben gezeigt, dass wir gut mit dabei sind - und wir werden uns auch mit den nötigen Punkten belohnen.

DFB.de: Ist das eine Erkenntnis der bisherigen Auftritte?

Franz-Pohlmann: Ja. Wir hatten teilweise einfach auch Pech. In Frankfurt zum Beispiel kassieren wir das 1:2 kurz vor Schluss, haben aber noch mal die Chance zum Ausgleich. Allerdings fällt der Abpraller dann nicht vor die Füße unserer Stürmerin, sondern in die Arme der gegnerischen Torhüterin. Gefühlt gab es solche Momente bisher schon mehrfach. Ich bin aber davon überzeugt, dass sich das im Laufe der Saison alles ausgleicht. Wir müssen dieses Glück erzwingen. Das wird jedoch nur funktionieren, wenn wir weiter hart arbeiten und an uns glauben.

DFB.de: Ist dieser Glaube nach fünf Niederlagen in fünf Spielen noch da?

Franz-Pohlmann. Auf jeden Fall. Nach der Niederlage in Bremen war die Stimmung sehr gedrückt. Alle haben gemerkt, dass das überflüssig war. Aber wir haben es ziemlich schnell hinbekommen, die Angelegenheit in die richtige Richtung zu drehen. Ich kann den Spielerinnen in dieser Hinsicht keinen Vorwurf machen, niemand lässt sich hängen. Aber es gibt auch überhaupt keinen Grund dafür.

DFB.de: Nach dem Essen-Spiel geht es in München weiter. Haben Sie Sorge, dass die Stimmung bei den Verantwortlichen irgendwann kippen könnte?

Franz-Pohlmann: Im Moment nicht. Alle wissen, wo wir herkommen und welche Möglichkeiten wir haben. Was unter dem Strich herausgekommen ist, ist zu wenig für den Aufwand, den wir bisher betrieben haben. Aber - und da kann ich mich nur wiederholen - wir werden uns belohnen. Da bin ich mir total sicher. Allerdings sollte man nicht den Fehler machen und die beiden Begegnungen gegen Essen und München noch laufen lassen in der Annahme, dass danach gegen die Konkurrenten auf Augenhöhe garantiert die Punkte folgen. Das wäre ein riesiger Fehler. Es gibt keine leichten Aufgaben mehr. Sobald wir nicht an unsere Leistungsgrenze gehen, wird es schwierig.

DFB.de: In der vergangenen Saison hat Duisburg auch die eine oder andere klare Niederlage kassiert. Was haben Sie verändert?

Franz-Pohlmann: Wenn wir solide auftreten, sind wir ein schwer zu spielender Gegner, weil wir defensiv gut stehen. Daran haben wir sehr hart gearbeitet. Ich glaube nicht, dass irgendjemand gerne gegen uns spielt, auch wenn wir bisher noch keine Punkte holen konnten. Essen wird ebenfalls Respekt vor dem Spiel haben. Wir müssen jetzt zusehen, unsere guten Ansätze auszubauen und gleichzeitig Lösungen für die Offensive zu finden. Das ist nun unsere Aufgabe.

DFB.de: Wieso ist das so kompliziert?

Franz-Pohlmann: Das hat ganz verschiedene Gründe. Wir hatten im Sommer einen Umbruch, einige wichtige Spielerinnen haben uns verlassen. Hinzu gekommen sind vor allem Talente oder Spielerinnen aus dem Ausland, denen man einfach etwas Zeit geben muss. Grundsätzlich ist es aber so, dass man in der Defensive schneller Erfolge erzielen kann. Da kann man sich an gewissen Vorgaben orientieren. In der Offensive ist das etwas komplizierter. Da haben die Spielerinnen immer mehrere Optionen. Und es ist nicht immer einfach, die richtige Entscheidung zu treffen. Wir ziehen unsere Lehren daraus und arbeiten daran. Wir sind auf einem guten Weg.

DFB.de: Also bleiben Sie zuversichtlich, dass Sie den Klassenverbleib schaffen werden?

Franz-Pohlmann: Auf jeden Fall. Wir werden alles dafür tun, was in unserer Macht steht. Alle hier im Verein wissen, dass es eine schwere Saison wird. Aber wir glauben an uns. Der Frauenfußball in Duisburg hat eine große Tradition. Wir wollen, dass diese in der Bundesliga fortgesetzt wird.

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