MSV-Retter Gerstner: "Wir haben unsere Mission erfüllt"

Nach der Hinrunde der Allianz Frauen-Bundesliga waren sie Tabellenletzter - ohne Punkt. Und nun, schon einen Spieltag vor Schluss, haben die Frauen des MSV Duisburg den Klassenverbleib gefeiert - trotz eines 0:4 beim SC Sand. Großen Anteil an dieser Entwicklung hat Trainer Thomas Gerstner, der die Mannschaft erst Anfang des Jahres übernommen hat. Im DFB.de-Interview spricht der 51-Jährige über den komplizierten Weg zur Rettung und die Party im Bus auf dem Rückweg aus Sand.

DFB.de: Herr Gerstner, herzlichen Glückwunsch zum Klassenverbleib in der Frauen-Bundesliga. Wie haben Sie das gefeiert?

Thomas Gerstner: Wir mussten auf dem Rückweg aus Sand an einer Tankstelle anhalten. Aber nicht nur, um den Bus mit Benzin zu betanken - den Spielerinnen waren die Kaltgetränke ausgegangen. Den Vorrat mussten wir wieder auffüllen, das hatten sie sich verdient. Wir sind überglücklich, dass wir die Rettung sogar einen Spieltag vor Schluss perfekt gemacht haben.

DFB.de: Kein Abstiegsendspiel also am kommenden Sonntag gegen Jena.

Gerstner: Ja, zum Glück ist uns das erspart geblieben. Es tut mir leid für Jena und Köln, dass sie absteigen werden. Aber so ist das im Sport. Glückwunsch nach Bremen zur Rettung. Und Glückwunsch vor allem an meine Spielerinnen. Sie haben in den vergangenen Wochen Tolles geleistet und diesen Klassenverbleib absolut verdient.

DFB.de: Nach der Hinrunde hatte Duisburg keinen Punkt, dann sind Sie gekommen und haben das Ruder herumgerissen. Wann war Ihnen klar, dass Sie auf dem richtigen Weg sind?

Gerstner: Aus meiner Sicht war es ganz wichtig, dass unser Interimstrainer Robert Augustin den Sieg gegen Freiburg feiern konnte, bevor ich danach die Verantwortung übernommen habe. Das hat der Mannschaft neue Zuversicht und Schwung gegeben. Danach kam der ziemlich glückliche Erfolg gegen Bremen. Das war ein weiterer wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Rettung. Aber ich kann im Rückblick nicht den einen entscheidenden Moment ausmachen. Vielmehr waren es viele kleine Dinge, die ganz entscheidend waren. Bedeutend war vor allem auch, dass die Mannschaft nach und nach immer mehr zu einer Einheit zusammengewachsen ist und so an die Rettung geglaubt hat.

DFB.de: Ende gut, alles gut also?

Gerstner: Sagen wir mal so: Wir haben unsere Mission erfüllt. Es war extrem anstrengend und nervenaufreibend, weil die Ausgangslage sehr schlecht gewesen war. Umso glücklicher sind wir, dass wir es jetzt geschafft haben.

DFB.de: Und das trotz eines 0:4 in Sand.

Gerstner: Diese Pleite nehme ich komplett auf meine Kappe. Da habe ich falsche Entscheidungen getroffen. Ich hatte der Mannschaft gesagt, dass wir früher pressen werden, um schnelle Ballgewinne zu erzeugen und so kurze Wege zum gegnerischen Tor zu haben. Das ist komplett schiefgegangen, weil es Sand hervorragend gelöst hat. Mich als Trainer ärgert diese Niederlage. Gleichzeitig bin ich froh, dass sie nicht mehr ausschlaggebend sein wird.

DFB.de: Mit 15 Punkten nun also der Klassenverbleib.

Gerstner: Als ich kam, haben wir uns ausgerechnet, dass wir ungefähr 15 Punkte brauchen werden, um am Ende über dem Strich zu stehen. Ich persönlich hatte aber damit gerechnet, dass wir am letzten Spieltag ein Endspiel gegen Jena haben werden. Aber wir haben in den vergangenen Wochen Siege geholt, mit denen wir nicht gerechnet hatten.

DFB.de: Zum Beispiel?

Gerstner: Unseren Erfolg gegen den 1. FFC Frankfurt hatten wir zum Beispiel nicht eingeplant. Aber diese Siege zeigen, dass die Mannschaft über entsprechendes Potenzial verfügt. Gleichzeitig hat unsere gute Rückrunde auch einen Haken: Einige Spielerinnen konnten sehr auf sich aufmerksam machen, das ist anderen Klubs nicht entgangen. Einige Leistungsträgerinnen werden uns deshalb leider verlassen, es wird im Sommer einen größeren Umbruch geben. Aber wir wollen in der kommenden Saison eine Mannschaft ins Rennen schicken, die nicht so schlecht startet und deshalb hoffentlich noch früher nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben wird.

DFB.de: Mit Ihnen zusammen?

Gerstner: Es ist noch nichts unterschrieben. Aber wir haben gute Gespräche geführt. Wir sind da auf dem richtigen Weg. Es wird jedoch noch ein paar Tage dauern, bis wir in dieser Richtung etwas verkünden werden. Jetzt konzentrieren wir uns erst mal auf den letzten Spieltag.

DFB.de: Wie ist die Planung bis dahin?

Gerstner: Nach dem Feiern wird etwas Regeneration auf dem Programm stehen. Und dann ist bis Mittwoch frei. Danach werden wir uns auf Jena vorbereiten. Auch wenn es für beide Teams im Grunde um nichts mehr geht, wollen wir uns mit einem Sieg aus der Saison verabschieden - zumal wir im eigenen Stadion spielen und mit zahlreichen Zuschauern rechnen. Danach werden wir etwas zur Ruhe kommen und dann intensiv in die Planungen für die kommenden Saison einsteigen, zum Glück weiterhin mit dem MSV Duisburg in der Frauen-Bundesliga.

DFB.de: Gehört aus Ihrer Sicht ein Verein wie Duisburg mit der großen Tradition im Frauenfußball in Deutschlands höchste Spielklasse?

Gerstner: Mit solchen Einschätzungen kann ich wenig anfangen. Ich sehe die Sache eher nüchtern. Für mich gehören die zwölf besten Mannschaften in die Bundesliga. Da sind wir dabei, das macht uns glücklich und zufrieden. Aber wir werden uns darauf nicht ausruhen. Wir müssen weitermachen, um nicht noch einmal in so eine schwierige Situation zu kommen. Wir müssen die richtigen Lehren aus den vergangenen Wochen und Monaten ziehen - vor allem aus dem Negativlauf in der Hinrunde. Nur weil wir jetzt den Klassenverbleib geschafft haben, darf nicht alles nur gut sein.

[sw]

Nach der Hinrunde der Allianz Frauen-Bundesliga waren sie Tabellenletzter - ohne Punkt. Und nun, schon einen Spieltag vor Schluss, haben die Frauen des MSV Duisburg den Klassenverbleib gefeiert - trotz eines 0:4 beim SC Sand. Großen Anteil an dieser Entwicklung hat Trainer Thomas Gerstner, der die Mannschaft erst Anfang des Jahres übernommen hat. Im DFB.de-Interview spricht der 51-Jährige über den komplizierten Weg zur Rettung und die Party im Bus auf dem Rückweg aus Sand.

DFB.de: Herr Gerstner, herzlichen Glückwunsch zum Klassenverbleib in der Frauen-Bundesliga. Wie haben Sie das gefeiert?

Thomas Gerstner: Wir mussten auf dem Rückweg aus Sand an einer Tankstelle anhalten. Aber nicht nur, um den Bus mit Benzin zu betanken - den Spielerinnen waren die Kaltgetränke ausgegangen. Den Vorrat mussten wir wieder auffüllen, das hatten sie sich verdient. Wir sind überglücklich, dass wir die Rettung sogar einen Spieltag vor Schluss perfekt gemacht haben.

DFB.de: Kein Abstiegsendspiel also am kommenden Sonntag gegen Jena.

Gerstner: Ja, zum Glück ist uns das erspart geblieben. Es tut mir leid für Jena und Köln, dass sie absteigen werden. Aber so ist das im Sport. Glückwunsch nach Bremen zur Rettung. Und Glückwunsch vor allem an meine Spielerinnen. Sie haben in den vergangenen Wochen Tolles geleistet und diesen Klassenverbleib absolut verdient.

DFB.de: Nach der Hinrunde hatte Duisburg keinen Punkt, dann sind Sie gekommen und haben das Ruder herumgerissen. Wann war Ihnen klar, dass Sie auf dem richtigen Weg sind?

Gerstner: Aus meiner Sicht war es ganz wichtig, dass unser Interimstrainer Robert Augustin den Sieg gegen Freiburg feiern konnte, bevor ich danach die Verantwortung übernommen habe. Das hat der Mannschaft neue Zuversicht und Schwung gegeben. Danach kam der ziemlich glückliche Erfolg gegen Bremen. Das war ein weiterer wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Rettung. Aber ich kann im Rückblick nicht den einen entscheidenden Moment ausmachen. Vielmehr waren es viele kleine Dinge, die ganz entscheidend waren. Bedeutend war vor allem auch, dass die Mannschaft nach und nach immer mehr zu einer Einheit zusammengewachsen ist und so an die Rettung geglaubt hat.

DFB.de: Ende gut, alles gut also?

Gerstner: Sagen wir mal so: Wir haben unsere Mission erfüllt. Es war extrem anstrengend und nervenaufreibend, weil die Ausgangslage sehr schlecht gewesen war. Umso glücklicher sind wir, dass wir es jetzt geschafft haben.

DFB.de: Und das trotz eines 0:4 in Sand.

Gerstner: Diese Pleite nehme ich komplett auf meine Kappe. Da habe ich falsche Entscheidungen getroffen. Ich hatte der Mannschaft gesagt, dass wir früher pressen werden, um schnelle Ballgewinne zu erzeugen und so kurze Wege zum gegnerischen Tor zu haben. Das ist komplett schiefgegangen, weil es Sand hervorragend gelöst hat. Mich als Trainer ärgert diese Niederlage. Gleichzeitig bin ich froh, dass sie nicht mehr ausschlaggebend sein wird.

DFB.de: Mit 15 Punkten nun also der Klassenverbleib.

Gerstner: Als ich kam, haben wir uns ausgerechnet, dass wir ungefähr 15 Punkte brauchen werden, um am Ende über dem Strich zu stehen. Ich persönlich hatte aber damit gerechnet, dass wir am letzten Spieltag ein Endspiel gegen Jena haben werden. Aber wir haben in den vergangenen Wochen Siege geholt, mit denen wir nicht gerechnet hatten.

DFB.de: Zum Beispiel?

Gerstner: Unseren Erfolg gegen den 1. FFC Frankfurt hatten wir zum Beispiel nicht eingeplant. Aber diese Siege zeigen, dass die Mannschaft über entsprechendes Potenzial verfügt. Gleichzeitig hat unsere gute Rückrunde auch einen Haken: Einige Spielerinnen konnten sehr auf sich aufmerksam machen, das ist anderen Klubs nicht entgangen. Einige Leistungsträgerinnen werden uns deshalb leider verlassen, es wird im Sommer einen größeren Umbruch geben. Aber wir wollen in der kommenden Saison eine Mannschaft ins Rennen schicken, die nicht so schlecht startet und deshalb hoffentlich noch früher nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben wird.

DFB.de: Mit Ihnen zusammen?

Gerstner: Es ist noch nichts unterschrieben. Aber wir haben gute Gespräche geführt. Wir sind da auf dem richtigen Weg. Es wird jedoch noch ein paar Tage dauern, bis wir in dieser Richtung etwas verkünden werden. Jetzt konzentrieren wir uns erst mal auf den letzten Spieltag.

DFB.de: Wie ist die Planung bis dahin?

Gerstner: Nach dem Feiern wird etwas Regeneration auf dem Programm stehen. Und dann ist bis Mittwoch frei. Danach werden wir uns auf Jena vorbereiten. Auch wenn es für beide Teams im Grunde um nichts mehr geht, wollen wir uns mit einem Sieg aus der Saison verabschieden - zumal wir im eigenen Stadion spielen und mit zahlreichen Zuschauern rechnen. Danach werden wir etwas zur Ruhe kommen und dann intensiv in die Planungen für die kommenden Saison einsteigen, zum Glück weiterhin mit dem MSV Duisburg in der Frauen-Bundesliga.

DFB.de: Gehört aus Ihrer Sicht ein Verein wie Duisburg mit der großen Tradition im Frauenfußball in Deutschlands höchste Spielklasse?

Gerstner: Mit solchen Einschätzungen kann ich wenig anfangen. Ich sehe die Sache eher nüchtern. Für mich gehören die zwölf besten Mannschaften in die Bundesliga. Da sind wir dabei, das macht uns glücklich und zufrieden. Aber wir werden uns darauf nicht ausruhen. Wir müssen weitermachen, um nicht noch einmal in so eine schwierige Situation zu kommen. Wir müssen die richtigen Lehren aus den vergangenen Wochen und Monaten ziehen - vor allem aus dem Negativlauf in der Hinrunde. Nur weil wir jetzt den Klassenverbleib geschafft haben, darf nicht alles nur gut sein.

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