MSV Duisburg: Neuanfang mit treuen Fans

Trotz der angespannten Lage bei den "Zebras" musste Baumann beim Angebot aus Duisburg nicht lange überlegen. "Der MSV ist ein Traditionsverein. Deshalb war die Entscheidung schnell gefallen", sagt der ehemalige Verteidiger und hofft auf realistische Erwartungen im Umfeld. "Der Verein ist dem Absturz in die 5. Liga entgangen. Ich gehe nicht davon aus, dass es nun gleich eine übertriebene Erwartungshaltung geben wird. Es geht für uns darum, uns schnell zu finden und bis zur Winterpause so viele Punkte wie möglich einzufahren. Wir müssen über den Mannschaftsgeist und den Willen kommen."

Dass sich der MSV auf seine treuen Anhänger verlassen kann, haben diese bereits deutlich gezeigt. Für die neue Saison wurden innerhalb weniger Tage mehr als 4000 Dauerkarten verkauft. Das Ticket mit der Nummer 3333 sicherte sich Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link, der auch gleich eine Mitgliedskarte erhielt. "Wir freuen uns, dass so viele Menschen den MSV in ihr Herz geschlossen haben und gerade in dieser Situation Streifen zeigen", sagte der Vorstandsvorsitzende Udo Kirmse.

[mspw]


[bild1]

Der Traditionsverein MSV Duisburg ist zum ersten Mal seit 24 Jahren wieder in die Drittklassigkeit abgerutscht. Doch was zunächst wie ein Misserfolg klingt, kann bei näherer Betrachtung als "Sieg" gewertet werden. Es hätte für die "Zebras" schlimmer kommen können.

Denn nach der endgültigen Bestätigung der Lizenzverweigerung für die 2. Bundesliga durch das Schiedsgericht stand der Absturz in die fünftklassige Oberliga Niederrhein im Raum. Dank eines Kraftakts verhinderten die Verantwortlichen des langjährigen Bundesligisten und Deutschen Vizemeisters von 1964 dieses Szenario und blicken jetzt nach vorn.

Ein Hoffnungsträger ist der neue Trainer Karsten Baumann, der die Herausforderung beim MSV längst angenommen hat. "Einfach kann jeder", sagt der Ex-Profi gegenüber DFB.de und gibt sich im Hinblick auf die Premierensaison des MSV in der 3. Liga trotz der kurzen Vorbereitungszeit und des großen personellen Umbruchs kämpferisch. Auch, weil er weiß, dass die Fans des MSV ihrem Verein auch in schweren Zeiten die Treue halten.

Zwangsabstieg aus der 2. Bundesliga

Doch wie kam es zu den Entwicklungen, die die meisten Anhänger der Duisburger auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle mit ungewissem Ausgang geschickt hatten?

Rückblick: Dank eines starken Endspurts unter Trainer Kosta Runjaic hatte der MSV am Ende der abgelaufenen Zweitliga-Saison mit dem (sportlichen) Abstieg nichts mehr zu tun. Nach Ende der Spielzeit kam die böse Überraschung: Weil die Duisburger im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens die gestellten Bedingungen nicht fristgemäß erfüllen konnten, verwehrte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) dem Verein aus dem Ruhrgebiet die Teilnahme an der 3. Liga. Dieses Urteil wurde einige Tage später vom Ständigen Schiedsgericht bestätigt. Die Folge: Duisburg stand als Zwangsabsteiger aus der 2. Bundesliga fest. Der SV Sandhausen, eigentlich sportlich abgestiegen, blieb drin.

Das Zittern beim MSV war damit aber noch nicht zu Ende. Nun ging es darum, einen möglichen Absturz in die 5. Liga zu verhindern und zumindest die Lizenz für die 3. Liga zu bekommen. Wieder gingen viele Tage ins Land, in denen den Verantwortlichen für den sportlichen Bereich um Sportdirektor Ivica Grlic nichts anderes übrig blieb, als abzuwarten und trotz der Ungewissheit einige Vorarbeiten für die Kaderplanung zu leisten.

Die meisten Leistungsträger wie etwa Sören Brandy (1. FC Union Berlin), Timo Perthel (Eintracht Braunschweig) oder Goran Sukalo (SpVgg Greuther Fürth) hatten den Verein zu diesem Zeitpunkt aber schon längst verlassen. Auch Trainer Runjaic stand nicht mehr zur Verfügung.

Lizenz für die 3. Liga dank Kraftakt

Erst am Montag, den 8. Juli, kam die Nachricht, auf die beim MSV alle gewartet hatten. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) gab "grünes Licht" für einen Start in Liga drei. Wenige Stunden danach verlängerte Sportchef Grlic seinen Vertrag bis 2016, Karsten Baumann wurde als Trainer verpflichtet.

Gemeinsam machten sich Grlic und Baumann daran, so schnell wie möglich eine Mannschaft zusammenzustellen. Ein Grundgerüst von einem Dutzend Spielern, teilweise aus dem eigenen Nachwuchsbereich, hatten die "Zebras" recht schnell zusammen, bei der ersten Trainingseinheit waren dann auch schon sieben Zugänge, darunter Kingsley Onuegbu (zuletzt SpVgg Greuther Fürth), Jens Wissing (SC Paderborn 07) und Torhüter Michael Ratajczak (Fortuna Düsseldorf), mit von der Partie.

In den folgenden Tagen gaben sich Testspieler die Klinke in die Hand. "Wir leben von der Hand in den Mund", so Baumann im Gespräch mit DFB.de über die Suche nach weiteren Spielern. Kapitän bleibt Branimir Bajic, der jedoch in den ersten drei Meisterschaftspartien wegen einer Rotsperre aus der abgelaufenen Zweitliga-Saison nicht zur Verfügung steht.

Kürzeste Vorbereitung aller Zeiten

Mit seiner neuen Mannschaft sowie den Assistenten Ilia Gruev (Co-Trainer) und Sven Beuckert (Torwart-Trainer) absolviert Baumann aktuell die "kürzeste Vorbereitung aller Zeiten". Insgesamt elf Tage Zeit hatte der Ex-Profi zwischen seiner Amtsübernahme zum Trainingsauftakt und dem ersten Saisonspiel am kommenden Samstag (ab 14 Uhr) gegen den Aufstiegsanwärter 1. FC Heidenheim. "Wir werden zeigen, dass Vorbereitung überbewertet wird", sagt Baumann lachend. "Es ist doch ein Traum für jeden Fußballer, direkt in die Saison zu starten - ohne die anstrengende Vorbereitung."

Baumann macht aber keinen Hehl daraus, dass sich die kurze Vorbereitungszeit gravierend auswirken könnte, auch zu Beginn der Saison. "Wir werden zum Auftakt kaum wettbewerbsfähig sein", so der 43-Jährige, der als Trainer bereits beim FC Erzgebirge Aue, bei Rot-Weiß Erfurt und beim VfL Osnabrück gearbeitet hatte. Als Spieler war er unter anderem für die SG Wattenscheid 09, Borussia Dortmund, den 1. FC Köln und Rot-Weiß Oberhausen tätig. Baumann kennt sich im Fußball-Westen also bestens aus.

Bereits über 4000 Dauerkarten verkauft

[bild2]

Trotz der angespannten Lage bei den "Zebras" musste Baumann beim Angebot aus Duisburg nicht lange überlegen. "Der MSV ist ein Traditionsverein. Deshalb war die Entscheidung schnell gefallen", sagt der ehemalige Verteidiger und hofft auf realistische Erwartungen im Umfeld. "Der Verein ist dem Absturz in die 5. Liga entgangen. Ich gehe nicht davon aus, dass es nun gleich eine übertriebene Erwartungshaltung geben wird. Es geht für uns darum, uns schnell zu finden und bis zur Winterpause so viele Punkte wie möglich einzufahren. Wir müssen über den Mannschaftsgeist und den Willen kommen."

Dass sich der MSV auf seine treuen Anhänger verlassen kann, haben diese bereits deutlich gezeigt. Für die neue Saison wurden innerhalb weniger Tage mehr als 4000 Dauerkarten verkauft. Das Ticket mit der Nummer 3333 sicherte sich Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link, der auch gleich eine Mitgliedskarte erhielt. "Wir freuen uns, dass so viele Menschen den MSV in ihr Herz geschlossen haben und gerade in dieser Situation Streifen zeigen", sagte der Vorstandsvorsitzende Udo Kirmse.