Mannschaft vor eigenen Interessen
Aber natürlich: Klose will Ronaldo
ein- und überholen, ein kleines bisschen
Egoismus darf dann doch
sein. "Das Allerwichtigste ist für
mich aber die Mannschaft", sagt er.
Seine individuellen Ziele sind nachgelagert,
wobei für Klose das eine
nicht ohne das andere möglich ist.
"Ich bin davon überzeugt: Wenn die
Mannschaft gut spielt, kommen die
Stürmer auch zu Torchancen. Unter
anderem werde ich dann auch die
Möglichkeit haben, das ein oder
andere Tor zu schießen. Wer mich
kennt, der weiß, dass der WM-Torrekord
auch ein Ziel von mir ist",
sagt er.
Das andere, größere, größte aller
Ziele lautet: Weltmeister werden.
Aus der Erfahrung weiß er, wie lang
und hart der Weg zu einem Titel ist.
Zumal in Brasilien, zumal bei der
WM der Strapazen. "Ich habe mit
meinen italienischen Kollegen bei
Lazio gesprochen, die im vergangenen
Jahr beim Confed-Cup gespielt
haben", erzählt er und berichtet
von deren Erlebnissen im dem Land
des WM-Gastgebers. "Sie wussten
nach 20 Minuten nicht, wo sie die
Luft herholen können."
WM-Titel als Karrierekrönung
Klose weiß das sehr wohl. Aus einer
intensiven Vorbereitung, aus trainierten
Lungen, aus großem Willen,
aus großer Leidenschaft. "Man
muss grundsätzlich für Brasilien
eine fitte Mannschaft haben", sagt
er. "Dann können wir ans Limit
gehen." Und Klose ist überzeugt,
dass bei der WM für Deutschland
viel möglich ist, wenn das Team das
Limit erreicht. "Die südamerikanischen
Mannschaften sind meiner
Meinung nach im Vorteil, da sie die
klimatischen Bedingungen kennen",
sagt er. Er sagt aber auch: "Es
spielen immer fünf, sechs Mannschaften
um den Titel mit – wir
auch."
Mit dem Titel wäre seine Karriere
gekrönt, unvollendet wäre sie ohne
den WM-Pokal nicht. Große Spieler
müssen nicht große Turniere
gewonnen haben. "Diese Gleichung
ist einfach falsch", sagt Klose. Und
nennt als Beispiel Uwe Seeler: "Er
ist nicht Weltmeister geworden.
Und trotzdem ist er ist einer der
größten deutschen Fußballer überhaupt.
Seine Geschichte ist eine
große Erfolgsgeschichte." Und das
ist ganz bestimmt kein Irrtum.
[dfb]
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Miro Klose hat Weltmeisterschaften auf drei Kontinenten gespielt, 2002 in Asien, 2006 in Europa, 2010 in Afrika. 2014 kommen in Brasilien die vierte WM und der vierte Erdteil hinzu. Im Trainingslager in Südtirol hat er die Grundlagen gelegt. Am Sonntagabend gegen Kamerun und fünf Tage
später gegen Armenien soll der Spielrhythmus und mit ihm die Topform folgen.
"Die Vorbereitung ist gut gelaufen, die WM kann kommen", sagt Klose.
Der Stürmer scheint bereit für seinen letzten
Aufschlag beim Treffen der Besten.
Dafür muss er eine einzige Voraussetzung
erfüllen – fit werden. Klose
weiß selbst am besten, dass ihm
noch ein paar Prozent fehlen und
mit ihnen die Selbstverständlichkeit.
Also arbeitet Klose hart, er
gibt den jungen Spielern ein gutes
Beispiel, er geht voran und zieht
mit. In seiner Karriere hat der
Angreifer schon oft bewiesen, dass
er wie kaum ein anderer fähig ist,
sich auf den Punkt vorzubereiten.
"Das wird auch diesmal so sein",
sagt er.
Kloses falsche Vermutung 2010
Dass Klose noch immer zum Kader
der Nationalmannschaft gehört,
gehört zur Geschichte eines Irrtums.
Es ist ein Irrtum, dem Klose
vor vier Jahren erlegen war. Klose
lag weit daneben, als er im Rahmen
der WM 2010 in Südafrika eine
Vision der Zukunft malen sollte und
Folgendes äußerte: "Ich gehe
davon aus, dass es meine letzte WM
ist. Sicherlich weiß man nie, was im
Fußball passiert. Und ich will so
lange wie möglich spielen. Aber
dass ich 2014 noch dabei bin, das
ist doch wenig wahrscheinlich."
Eine erfreuliche Fehleinschätzung
der Wahrscheinlichkeiten. Heute
wissen der Spieler und alle Experten,
dass einige Naturgesetze für
den Stürmer nicht gelten: Andere
werden älter, Klose wird besser.
Denn selbstverständlich war Klose
vier Jahre später dabei, als Bundestrainer
Joachim Löw am 8. Mai
2014 in Frankfurt den erweiterten
Kader für die WM 2014 präsentierte.
Als Löw in diesem Rahmen
auf den Stürmer von Lazio Rom
angesprochen wurde, hat der Trainer
seinen Humor gezeigt. Neben
Klose ging es um das Campo Bahia,
um die Baustelle, um die von manchen
geäußerte Sorge, das Teamquartier
der Nationalmannschaft
könne nicht rechtzeitig fertig werden.
Miro Klose sei schon deswegen
unverzichtbar, weil er als
gelernter Zimmermann bei der Fertigstellung
der Bauvorhaben helfen
könne, sagte der Bundestrainer.
"Er ist ein guter Handwerker. Er
kann sicher in den Zimmern auch
mal einen Nagel reinhauen." Ein
Scherz, wie gesagt.
Inventar der Nationalmannschaft
Hinter dem Humor steht, dass der
bald 36-Jährige nach wie vor unverzichtbar
ist. Mehr als jeder andere
Spieler gehört Klose zum Inventar
der Nationalmannschaft. Seit 13
Jahren stürmt Klose bereits für
Deutschland. Schon bei der WM
2002 war Klose dabei, sein Stern
auf der Weltbühne des Fußballs
ging in Asien auf. Heute ist Klose
mit 68 Treffern für die Nationalmannschaft
neben Gerd Müller
deutscher Rekordtorjäger.
Bei der WM 2014 spielt er seine
vierte Weltmeisterschaft, in Brasilien
kann er den Brasilianer Ronaldo
als erfolgreichsten Torjäger der
WM-Geschichte ablösen. 15 Tore
hat Ronaldo auf dem Konto, der
Deutsche ein Tor weniger. Keine
schlechte Bilanz, zumal nicht für
einen Stürmer, dem als eine Schwäche
lange Zeit fehlender Egoismus
ausgelegt wurde. Klose wählt
immer die Option, die die Wahrscheinlichkeit
des Torerfolgs am
meisten erhöht, nicht die, die seinen
Torerfolg am wahrscheinlichsten
werden lässt.
Mannschaft vor eigenen Interessen
Aber natürlich: Klose will Ronaldo
ein- und überholen, ein kleines bisschen
Egoismus darf dann doch
sein. "Das Allerwichtigste ist für
mich aber die Mannschaft", sagt er.
Seine individuellen Ziele sind nachgelagert,
wobei für Klose das eine
nicht ohne das andere möglich ist.
"Ich bin davon überzeugt: Wenn die
Mannschaft gut spielt, kommen die
Stürmer auch zu Torchancen. Unter
anderem werde ich dann auch die
Möglichkeit haben, das ein oder
andere Tor zu schießen. Wer mich
kennt, der weiß, dass der WM-Torrekord
auch ein Ziel von mir ist",
sagt er.
Das andere, größere, größte aller
Ziele lautet: Weltmeister werden.
Aus der Erfahrung weiß er, wie lang
und hart der Weg zu einem Titel ist.
Zumal in Brasilien, zumal bei der
WM der Strapazen. "Ich habe mit
meinen italienischen Kollegen bei
Lazio gesprochen, die im vergangenen
Jahr beim Confed-Cup gespielt
haben", erzählt er und berichtet
von deren Erlebnissen im dem Land
des WM-Gastgebers. "Sie wussten
nach 20 Minuten nicht, wo sie die
Luft herholen können."
WM-Titel als Karrierekrönung
[bild2]
Klose weiß das sehr wohl. Aus einer
intensiven Vorbereitung, aus trainierten
Lungen, aus großem Willen,
aus großer Leidenschaft. "Man
muss grundsätzlich für Brasilien
eine fitte Mannschaft haben", sagt
er. "Dann können wir ans Limit
gehen." Und Klose ist überzeugt,
dass bei der WM für Deutschland
viel möglich ist, wenn das Team das
Limit erreicht. "Die südamerikanischen
Mannschaften sind meiner
Meinung nach im Vorteil, da sie die
klimatischen Bedingungen kennen",
sagt er. Er sagt aber auch: "Es
spielen immer fünf, sechs Mannschaften
um den Titel mit – wir
auch."
Mit dem Titel wäre seine Karriere
gekrönt, unvollendet wäre sie ohne
den WM-Pokal nicht. Große Spieler
müssen nicht große Turniere
gewonnen haben. "Diese Gleichung
ist einfach falsch", sagt Klose. Und
nennt als Beispiel Uwe Seeler: "Er
ist nicht Weltmeister geworden.
Und trotzdem ist er ist einer der
größten deutschen Fußballer überhaupt.
Seine Geschichte ist eine
große Erfolgsgeschichte." Und das
ist ganz bestimmt kein Irrtum.