Middendorp in Südafrika: "Jeden Tag ein Abenteuer"

[bild1]

Der deutsche Fußball genießt weltweit einen hervorragenden Ruf. Die Erfolge der Nationalmannschaften und die Titelgewinne der Vereins auf internationaler Ebene haben zu diesem Renommee geführt. Diesem Ansehen wollen viele Spielerinnen und Spieler gerecht werden, die ihr Glück im Ausland versuchen. Dafür gibt es etliche Beispiele - manche prominente Namen sind dabei, aber auch eher unbekannte Spieler. DFB.de stellt einige von ihnen vor, in der Serie Made in Germany. Heute: Trainer Ernst Middendorp, der den Fußball in Südafrika weiterentwickeln will - drei Jahre nach der WM.

Mehr als 1000 Tage ist es nun schon her, dass in Südafrika der "Jabulani" über den Rasen rollte, die Vuvuzelas quietschten, Shakiras "Waka Waka" an jeder Ecke zu hören war und Südafrika ein berauschendes Fußballfest erlebte. Eine kleine Ewigkeit ist es her, dass Thomas Müller mit dem Goldenen Schuh ausgezeichnet wurde und die Nationalmannschaft bei der WM 2010 den dritten Platz belegte. Doch auch wenn der ganz große Fußball-Zirkus weitergezogen ist, hat einer sein Quartier am Kap der guten Hoffnung aufgeschlagen, der auch schon vor dem großen Hype einmal dort war: Ernst Middendorp.

Der 54-Jährige ist Handlungsreisender in Sachen Fußball. Bielefeld, Accra, Changchun, Täbris, Famagusta, Johannesburg - so lauten einige seiner Stationen. Der Fußballlehrer hat schon einiges gesehen, erlebt und trainiert. Zurzeit trainiert er Maritzburg United aus der südafrikanischen Premier Soccer League. Automatisch ist er damit Botschafter des deutschen Fußballs. Umgekehrt aber auch Berichterstatter über die Entwicklungen im WM-Land von 2010.

"Ich bin mit der Lebensqualität sehr zufrieden"

Eine Rolle, die Ernst Middendorp behagt. Er fühlt sich wohl in Südafrika. Man hört es aus seinen Worten. "Von 365 Tagen scheint 350 Tage die Sonne", berichtet er. "Die Größenordnung, der man hier begegnet, ob geografisch, politisch oder kulturell mit elf verschiedenen Sprachen, ist ganz anders als zu Hause in Deutschland. Das macht das Leben zu einem Abenteuer - und das mehr oder weniger jeden Tag. Aber ich bin mit der Lebensqualität hier sehr zufrieden."

Die Liebe zum Land entdeckte er im Jahr 2005. Damals begann sein erstes Engagement in Südafrika, bei den Kaizer Chiefs. Es mündete auch im privaten Glück. Ernst Middendorp lernte in dieser Zeit seine Frau kennen. So entwickelte sich eine Nähe und Verbundenheit zu dem Land, das er nur noch einmal in der Zeit von 2007 bis 2009 verließ. "Ich bin gerne wieder nach Südafrika zurückgekehrt", erklärt er.

"Qualität nicht gut genug, um stürmische Begeisterung auszulösen"

Trotz der Begeisterung für Land und Leute versperrt ihm das nicht den Blick für die fußballerische Realität. Die beliebtesten Sportarten in Südafrika sind weiterhin Rugby, Kricket und Golf. Fußball ist bei der schwarzen Bevölkerung zwar die Sportart Nummer eins. Aber es fehlt die Überzeugungskraft, um den Status auszubauen. "Die Qualität ist seit 2010 nach wie vor nicht gut genug, um stürmische Begeisterung auszulösen", sagt Ernst Middendorp.

Seinen Klub hat er mit Spielern aus Deutschland verstärkt. Delron Buckley ist nach zahlreichen Stationen in der Bundesliga in seine Heimat zurückgekehrt. Und auch Orlando Smeekes, der unter anderem beim SV Wehen Wiesbaden in der 3. Liga aktiv gewesen war, zog es nach Hause zurück. "Delron ist unbestritten eine Führungsfigur", so Ernst Middendorp.

Die Spieler und die Mannschaft weiterzuentwickeln, ist nicht die einzige Aufgabe eines Trainers in Südafrika. Im Gegensatz zu den europäischen Ligen muss hier auch mitorganisiert und konzipiert werden. Der Mitarbeiterstab im Trainerteam oder auch in der Geschäftsstelle ist eher überschaubar. Insofern werden hohe Hoffnungen in das Knowhow der Trainer aus dem Ausland gelegt. "Der Trainerjob in afrikanischen Ländern, aber auch in asiatischen Staaten ist einfach umfangreicher", sagt Middendorp. "Man muss auch Bereitschaft zeigen, sich selbst im Management einzubringen."

[bild2]

Bis zu fünf Bundesligaspiele pro Wochenende live im TV

Allerdings betont Ernst Middendorp auch, dass sich einiges zum Guten gewendet hat: "Durch die Vermarktung der Fernsehrechte haben sich die Budgets der Klubs erhöht. Die Zahlungen an die Vereine haben sich seit der WM ungefähr verdoppelt." Was bedeutet, dass einigen Spielern gute Gehälter auf deutschem Zweitliganiveau bezahlt werden können. Auch die Nachwuchsförderung erfuhr einen Schub durch die WM 2010. "Man versucht in den Schulen, den Fußball mehr einzubringen", so der Fußball-Lehrer, "und ihn mehr und deutlicher zu gewichten."

So sehr Ernst Middendorp seine Arbeit in den südafrikanischen Fußball vertieft, ganz von der Bundesliga kann und will er nicht lassen. Was in Südafrika auch nicht schwierig ist. Denn dort wird die Bundesliga intensiv verfolgt. Bis zu fünf Spiele pro Wochenende werden live übertragen. Und dabei darf die Expertenmeinung von Ernst Middendorp nicht fehlen. Als Co-Kommentator begleitet er die Übertragungen - und hält sich so über den Fußball in der Heimat auf dem Laufenden. Was nicht unwichtig für ihn ist. Schließlich gibt er gern zu: "Die Bundesliga ist immer reizvoll."

[dfb]

[bild1]

Der deutsche Fußball genießt weltweit einen hervorragenden Ruf. Die Erfolge der Nationalmannschaften und die Titelgewinne der Vereins auf internationaler Ebene haben zu diesem Renommee geführt. Diesem Ansehen wollen viele Spielerinnen und Spieler gerecht werden, die ihr Glück im Ausland versuchen. Dafür gibt es etliche Beispiele - manche prominente Namen sind dabei, aber auch eher unbekannte Spieler. DFB.de stellt einige von ihnen vor, in der Serie Made in Germany. Heute: Trainer Ernst Middendorp, der den Fußball in Südafrika weiterentwickeln will - drei Jahre nach der WM.

Mehr als 1000 Tage ist es nun schon her, dass in Südafrika der "Jabulani" über den Rasen rollte, die Vuvuzelas quietschten, Shakiras "Waka Waka" an jeder Ecke zu hören war und Südafrika ein berauschendes Fußballfest erlebte. Eine kleine Ewigkeit ist es her, dass Thomas Müller mit dem Goldenen Schuh ausgezeichnet wurde und die Nationalmannschaft bei der WM 2010 den dritten Platz belegte. Doch auch wenn der ganz große Fußball-Zirkus weitergezogen ist, hat einer sein Quartier am Kap der guten Hoffnung aufgeschlagen, der auch schon vor dem großen Hype einmal dort war: Ernst Middendorp.

Der 54-Jährige ist Handlungsreisender in Sachen Fußball. Bielefeld, Accra, Changchun, Täbris, Famagusta, Johannesburg - so lauten einige seiner Stationen. Der Fußballlehrer hat schon einiges gesehen, erlebt und trainiert. Zurzeit trainiert er Maritzburg United aus der südafrikanischen Premier Soccer League. Automatisch ist er damit Botschafter des deutschen Fußballs. Umgekehrt aber auch Berichterstatter über die Entwicklungen im WM-Land von 2010.

"Ich bin mit der Lebensqualität sehr zufrieden"

Eine Rolle, die Ernst Middendorp behagt. Er fühlt sich wohl in Südafrika. Man hört es aus seinen Worten. "Von 365 Tagen scheint 350 Tage die Sonne", berichtet er. "Die Größenordnung, der man hier begegnet, ob geografisch, politisch oder kulturell mit elf verschiedenen Sprachen, ist ganz anders als zu Hause in Deutschland. Das macht das Leben zu einem Abenteuer - und das mehr oder weniger jeden Tag. Aber ich bin mit der Lebensqualität hier sehr zufrieden."

Die Liebe zum Land entdeckte er im Jahr 2005. Damals begann sein erstes Engagement in Südafrika, bei den Kaizer Chiefs. Es mündete auch im privaten Glück. Ernst Middendorp lernte in dieser Zeit seine Frau kennen. So entwickelte sich eine Nähe und Verbundenheit zu dem Land, das er nur noch einmal in der Zeit von 2007 bis 2009 verließ. "Ich bin gerne wieder nach Südafrika zurückgekehrt", erklärt er.

"Qualität nicht gut genug, um stürmische Begeisterung auszulösen"

Trotz der Begeisterung für Land und Leute versperrt ihm das nicht den Blick für die fußballerische Realität. Die beliebtesten Sportarten in Südafrika sind weiterhin Rugby, Kricket und Golf. Fußball ist bei der schwarzen Bevölkerung zwar die Sportart Nummer eins. Aber es fehlt die Überzeugungskraft, um den Status auszubauen. "Die Qualität ist seit 2010 nach wie vor nicht gut genug, um stürmische Begeisterung auszulösen", sagt Ernst Middendorp.

Seinen Klub hat er mit Spielern aus Deutschland verstärkt. Delron Buckley ist nach zahlreichen Stationen in der Bundesliga in seine Heimat zurückgekehrt. Und auch Orlando Smeekes, der unter anderem beim SV Wehen Wiesbaden in der 3. Liga aktiv gewesen war, zog es nach Hause zurück. "Delron ist unbestritten eine Führungsfigur", so Ernst Middendorp.

Die Spieler und die Mannschaft weiterzuentwickeln, ist nicht die einzige Aufgabe eines Trainers in Südafrika. Im Gegensatz zu den europäischen Ligen muss hier auch mitorganisiert und konzipiert werden. Der Mitarbeiterstab im Trainerteam oder auch in der Geschäftsstelle ist eher überschaubar. Insofern werden hohe Hoffnungen in das Knowhow der Trainer aus dem Ausland gelegt. "Der Trainerjob in afrikanischen Ländern, aber auch in asiatischen Staaten ist einfach umfangreicher", sagt Middendorp. "Man muss auch Bereitschaft zeigen, sich selbst im Management einzubringen."

[bild2]

Bis zu fünf Bundesligaspiele pro Wochenende live im TV

Allerdings betont Ernst Middendorp auch, dass sich einiges zum Guten gewendet hat: "Durch die Vermarktung der Fernsehrechte haben sich die Budgets der Klubs erhöht. Die Zahlungen an die Vereine haben sich seit der WM ungefähr verdoppelt." Was bedeutet, dass einigen Spielern gute Gehälter auf deutschem Zweitliganiveau bezahlt werden können. Auch die Nachwuchsförderung erfuhr einen Schub durch die WM 2010. "Man versucht in den Schulen, den Fußball mehr einzubringen", so der Fußball-Lehrer, "und ihn mehr und deutlicher zu gewichten."

So sehr Ernst Middendorp seine Arbeit in den südafrikanischen Fußball vertieft, ganz von der Bundesliga kann und will er nicht lassen. Was in Südafrika auch nicht schwierig ist. Denn dort wird die Bundesliga intensiv verfolgt. Bis zu fünf Spiele pro Wochenende werden live übertragen. Und dabei darf die Expertenmeinung von Ernst Middendorp nicht fehlen. Als Co-Kommentator begleitet er die Übertragungen - und hält sich so über den Fußball in der Heimat auf dem Laufenden. Was nicht unwichtig für ihn ist. Schließlich gibt er gern zu: "Die Bundesliga ist immer reizvoll."