Michael Vesper: "Der Schwarzmarkt kennt keine Regeln"

Wenn die Stars von Real Madrid zu ihren Ligaspielen auflaufen, steht auf ihren Trikots der Schriftzug des Wettanbieters bwin. Ist so etwas bald auch in der Bundesliga alltag? Nachdem der Europäische Gerichtshof sein Urteil zum staatlichen Glücksspielmonopol gesprochen hat, steht eine Neuregelung bevor.

Im Kern setzt sich der organisierte Sport für die Beibehaltung des staatlichen Lotteriemonopols und eine gleichzeitig lizenzierte Öffnung des Sportwettenmarktes ein. Onlineredakteur Steffen Lüdeke hat mit DOSB-Generaldirektor Michael Vesper im aktuellen DFB.de-Gespräch der Woche über die Auswirkungen für den Breiten- und Spitzensport gesprochen.

DFB.de: Herr Vesper, was genau hat der Europäische Gerichtshof in Luxemburg entschieden? Und warum ist diese Entscheidung für den Sport in Deutschland so wichtig?

Michael Vesper: Drei deutsche Gerichte haben den EuGH gefragt, ob das Wettmonopol in Deutschland mit dem Europarecht vereinbar ist. Er hat darauf im Kern zweierlei geantwortet: Ja, ein staatliches Monopol für Lotterien und Sportwetten ist in EU-Mitgliedsstaaten grundsätzlich zulässig. Und nein, so wie es in Deutschland konkret ausgestaltet ist, ist es europarechtswidrig. Der EuGH hat den Widerspruch festgestellt, dass Deutschland das Monopol für Lotterien und Sportwetten zwar mit dem Ziel der Spielsuchtbekämpfung begründet, zugleich aber die gefährlichsten Glücksspiele wie die Spielautomaten ausgeklammert, sogar weiter liberalisiert hat. Das sei inkonsequent und unglaubwürdig.

DFB.de: Dann wird das Ergebnis in der Praxis dazu führen, dass sich der Wettmarkt in Deutschland öffnet und Lotterien sowie Sportwetten künftig für alle Anbieter offen sind?

Vesper: Das hängt davon ab, für welches Modell sich die Ministerpräsidenten der 16 Länder im neuen Glücksspielstaatsvertrag entscheiden. Der DOSB schlägt vor, das Monopol für Lotterien zu erhalten und zugleich auf dem Markt der Sportwetten ein staatlich reguliertes und kontrolliertes Lizenzmodell einzuführen. Für dieses duale Modell gibt es gute Gründe. Europarechtskonform wäre es auch, das bestehende Monopol für beide Bereiche zu erhalten. Dann müsste es aber unter der Prämisse der Suchtbekämpfung viel rigider gefasst und vor allem auf alle Bereiche des Glücksspiels, auch auf die Casinos, ausgedehnt werden. Das hätte zwingend zur Folge, dass Lotto und Oddset noch weniger für sich werben dürften als jetzt schon und weiterhin keinen Internet-Zugang bekämen. Das allerdings würde den Breitensport in Deutschland empfindlich treffen.

DFB.de: Warum?

Vesper: Weil dann die Umsätze weiter zurückgehen dürften. Der Sport kann seine gemeinnützige Arbeit an der Basis der Gesellschaft ohne die Gelder vor allem aus den Lotterie-Erträgen nicht leisten. Unsere Partner, die staatlichen Lottogesellschaften, weisen dem Sport direkt oder indirekt jährlich weit mehr als 400 Millionen Euro zu. Darum muss es beim Lotteriemonopol bleiben, allerdings mit einer anderen Begründung als der Bekämpfung der Spielsucht.

DFB.de: Welche?

Vesper: An der Wiege des Lottomonopols stand das Interesse des Staates, seine Bürger vor Betrug und Manipulation zu schützen. Damit ist es auch heute zu rechtfertigen. Der EuGH hat signalisiert, dass diese Begründung, also die Kriminalitätsbekämpfung, möglich ist.

DFB.de: Und die Bekämpfung von Spielsucht ist kein lohnendes Ziel?

Vesper: Doch, natürlich. Aber wo ist die Gefahr, süchtig zu werden, denn am größten? Doch nicht bei Lotto, sondern in den Casinos und bei den Automaten in den Spielhallen. Hier muss die Prävention verstärkt, müssen bessere Therapieangebote geschaffen werden, und dafür muss auch ein Teil der Glücksspielerträge verwendet werden. Man muss sich von der Illusion verabschieden, mit dem geltenden Monopol sei die Spielsucht bekämpft worden. Über 90 Prozent der Sportwetten werden auf dem Schwarzmarkt platziert, und der kennt keine Regeln und keine Leitplanken. Und vor allem landet kein Cent der dortigen Milliardenumsätze beim Staat oder beim Sport.

DFB.de: Wie groß sind die Chancen, dass das vom Sport favorisierte duale Modell auf der Ministerpräsidenten-Konferenz am 15. Dezember eine Mehrheit findet und im neuen Glücksspielstaatsvertrag verankert wird?

Vesper: Im Moment bewegt sich bei den Ländern viel. Alle sehen, dass es so wie bisher nicht weiter geht. Es kann nicht sein, dass der Sportwettenmarkt in Deutschland fast völlig am Ordnungssystem, am Fiskus und am Sport vorbeigeht. Wir führen konstruktive Gespräche mit der Politik, und ich bin optimistisch, dass am Ende eine sinnvolle Lösung gefunden wird.

DFB.de: Welche Auswirkungen hätte es, wenn der Markt für Sportwetten in Deutschland geöffnet würde?

Vesper: Wir wollen ja ausdrücklich keine völlige Öffnung ohne Reglementierung, im Gegenteil. Im neuen Staatsvertrag müsste festgeschrieben werden, dass eine Behörde bundesweite Lizenzen für Sportwetten vergibt und diese an bestimmte Bedingungen knüpft. Das ist ja keine Raketenwissenschaft, sondern passiert in vielen Bereichen, angefangen von Gaststätten bis hin zum Rundfunk.

DFB.de: Welche Bedingungen wären das?

Vesper: Etwa die Zuverlässigkeit des Anbieters, die Durchsetzung eines wirksamen Jugendschutzes, die Möglichkeit für Spieler, sich selbst zu sperren oder, bei erkennbarer Spielsuchtgefährdung, gesperrt zu werden, und nicht zuletzt auch die Zahlung einer für alle Unternehmen gleich hohen „Sportwettenabgabe“. Natürlich würden auch Mechanismen zum Schutz vor Betrug verankert, etwa mit einem Verbot leicht manipulierbarer Wetten auf Einzelereignisse, beispielsweise eine Wette auf den nächsten Einwurf oder die nächste Gelbe Karte.

DFB.de: Öffnung hieße auch Öffnung für Werbepartnerschaften. Es ist also künftig denkbar, dass Mannschaften in der Bundesliga mit einem Wettanbieter auf der Brust auflaufen.

Vesper: Wenn die Länder sich zu einer kontrollierten Öffnung entschließen, ja. Einerseits sollen die Erträge aus der „Sportwettenabgabe“ der Allgemeinheit dienen, also beim Fiskus und beim gemeinnützigen Sport und weiteren Zwecken des Gemeinwohls landen. Da sind wir uns mit dem Fußball völlig einig. Andererseits hat der Profisport insgesamt, nicht nur der Fußball, das Interesse, durch die Neuregelung neue Partner für Werbung und Sponsoring zu gewinnen.

DFB.de: Was nicht verwerflich ist.

Vesper: Nein. Schließlich organisiert der Sport die Veranstaltungen, ohne die Sportwetten gar nicht möglich wären. Warum soll er anders behandelt werden als der Erfinder, der seine Erfindung patentieren lassen kann, oder der Songwriter, bei dem es in der Kasse klingelt, wenn andere sein Lied singen? Die Bundesliga ist das Eigentum der DFL und der Vereine, deswegen ist es völlig legitim, dass diese davon profitieren, wenn Dritte darauf Wetten veranstalten. Im Übrigen können die Vereine im europäischen Ausland längst Wettunternehmen als Wirtschaftspartner gewinnen und hohe Summen akquirieren, nur in Deutschland ist das derzeit verboten.

DFB.de: Mehr Geld also für die Profis. Wie würde der Breitensport vom dualen Modell profitieren?

Vesper: Durch einen Teil der „Sportwettenabgabe“. Die großen Sportwettenanbieter haben signalisiert, dass sie sich um Lizenzen bemühen würden und bereit wären, eine solche Abgabe zu zahlen.

DFB.de: So würden Gelder gewonnen, die ausschließlich dem Sport zugute kommen?

Vesper: Nein, den Anspruch haben wir nicht. Uns geht es darum, wieder mindestens die Größenordnung zu erreichen, die dem Sport aus der ODDSET-Wette vor dem Bundesverfassungsgerichtsurteil von 2006 zufloss. Im Übrigen ist es Sache der Politik, die Zwecke, für die die „Sportwettenabgabe“ zu verwenden ist, zu definieren.

DFB.de: Ein anderes Großprojekt, bei dem Politik und Sport Hand in Hand zusammenarbeiten, ist Münchens Bewerbung für die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele im Jahr 2018. Wie ist der aktuelle Stand im Bewerbungsverfahren?

Vesper: Das Bewerbungsbuch, das wir am 11. Januar in Lausanne abgeben müssen, ist fast fertig, die notwendigen Garantien liegen vor. Jetzt läuft die Phase der internationalen Präsentationen. Die erste am 21. Oktober vor der Generalversammlung aller 205 Nationalen Olympischen Komitees in Acapulco ist glänzend angekommen. Weiter geht es mit der Versammlung der NOKs Asiens Mitte November in Guangzhou, dann folgt das Jahrestreffen der europäischen NOKs in Belgrad. Anfang März 2011 kommt die Evaluierungskommission des IOC nach München, Garmisch-Partenkirchen und Königssee. Es geht also Schlag auf Schlag.

DFB.de: Wie erleben Sie im Bewerbungsprozess die Unterstützung durch die einzelnen Sportverbände?

Vesper: Sie ist hervorragend und hilft uns sehr. Es sind auch viele Fußballer dabei, die als Sportbotschafter oder im Kuratorium der Bewerbungsgesellschaft mitwirken, angefangen bei DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger über Franz Beckenbauer bis hin zu Steffi Jones und vielen anderen. Es ist gelungen, Olympia 2018 zu einem übergreifenden Sportthema zu machen, das auch von den Verbänden wie dem DFB voll mitgetragen wird.

DFB.de: Wie würden Sie das Verhältnis zwischen DOSB und DFB generell beschreiben?

Vesper: Die Zusammenarbeit mit dem DFB, unserem größten Mitgliedsverband, ist außerordentlich gut. Wir sind in einem sehr engen Austausch. Der DFB arbeitet ebenso engagiert wie konstruktiv in der großen Familie des organisierten Sports in Deutschland mit.

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Wenn die Stars von Real Madrid zu ihren Ligaspielen auflaufen, steht auf ihren Trikots der Schriftzug des Wettanbieters bwin. Ist so etwas bald auch in der Bundesliga alltag? Nachdem der Europäische Gerichtshof sein Urteil zum staatlichen Glücksspielmonopol gesprochen hat, steht eine Neuregelung bevor.

Im Kern setzt sich der organisierte Sport für die Beibehaltung des staatlichen Lotteriemonopols und eine gleichzeitig lizenzierte Öffnung des Sportwettenmarktes ein. Onlineredakteur Steffen Lüdeke hat mit DOSB-Generaldirektor Michael Vesper im aktuellen DFB.de-Gespräch der Woche über die Auswirkungen für den Breiten- und Spitzensport gesprochen.

DFB.de: Herr Vesper, was genau hat der Europäische Gerichtshof in Luxemburg entschieden? Und warum ist diese Entscheidung für den Sport in Deutschland so wichtig?

Michael Vesper: Drei deutsche Gerichte haben den EuGH gefragt, ob das Wettmonopol in Deutschland mit dem Europarecht vereinbar ist. Er hat darauf im Kern zweierlei geantwortet: Ja, ein staatliches Monopol für Lotterien und Sportwetten ist in EU-Mitgliedsstaaten grundsätzlich zulässig. Und nein, so wie es in Deutschland konkret ausgestaltet ist, ist es europarechtswidrig. Der EuGH hat den Widerspruch festgestellt, dass Deutschland das Monopol für Lotterien und Sportwetten zwar mit dem Ziel der Spielsuchtbekämpfung begründet, zugleich aber die gefährlichsten Glücksspiele wie die Spielautomaten ausgeklammert, sogar weiter liberalisiert hat. Das sei inkonsequent und unglaubwürdig.

DFB.de: Dann wird das Ergebnis in der Praxis dazu führen, dass sich der Wettmarkt in Deutschland öffnet und Lotterien sowie Sportwetten künftig für alle Anbieter offen sind?

Vesper: Das hängt davon ab, für welches Modell sich die Ministerpräsidenten der 16 Länder im neuen Glücksspielstaatsvertrag entscheiden. Der DOSB schlägt vor, das Monopol für Lotterien zu erhalten und zugleich auf dem Markt der Sportwetten ein staatlich reguliertes und kontrolliertes Lizenzmodell einzuführen. Für dieses duale Modell gibt es gute Gründe. Europarechtskonform wäre es auch, das bestehende Monopol für beide Bereiche zu erhalten. Dann müsste es aber unter der Prämisse der Suchtbekämpfung viel rigider gefasst und vor allem auf alle Bereiche des Glücksspiels, auch auf die Casinos, ausgedehnt werden. Das hätte zwingend zur Folge, dass Lotto und Oddset noch weniger für sich werben dürften als jetzt schon und weiterhin keinen Internet-Zugang bekämen. Das allerdings würde den Breitensport in Deutschland empfindlich treffen.

DFB.de: Warum?

Vesper: Weil dann die Umsätze weiter zurückgehen dürften. Der Sport kann seine gemeinnützige Arbeit an der Basis der Gesellschaft ohne die Gelder vor allem aus den Lotterie-Erträgen nicht leisten. Unsere Partner, die staatlichen Lottogesellschaften, weisen dem Sport direkt oder indirekt jährlich weit mehr als 400 Millionen Euro zu. Darum muss es beim Lotteriemonopol bleiben, allerdings mit einer anderen Begründung als der Bekämpfung der Spielsucht.

DFB.de: Welche?

Vesper: An der Wiege des Lottomonopols stand das Interesse des Staates, seine Bürger vor Betrug und Manipulation zu schützen. Damit ist es auch heute zu rechtfertigen. Der EuGH hat signalisiert, dass diese Begründung, also die Kriminalitätsbekämpfung, möglich ist.

DFB.de: Und die Bekämpfung von Spielsucht ist kein lohnendes Ziel?

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Vesper: Doch, natürlich. Aber wo ist die Gefahr, süchtig zu werden, denn am größten? Doch nicht bei Lotto, sondern in den Casinos und bei den Automaten in den Spielhallen. Hier muss die Prävention verstärkt, müssen bessere Therapieangebote geschaffen werden, und dafür muss auch ein Teil der Glücksspielerträge verwendet werden. Man muss sich von der Illusion verabschieden, mit dem geltenden Monopol sei die Spielsucht bekämpft worden. Über 90 Prozent der Sportwetten werden auf dem Schwarzmarkt platziert, und der kennt keine Regeln und keine Leitplanken. Und vor allem landet kein Cent der dortigen Milliardenumsätze beim Staat oder beim Sport.

DFB.de: Wie groß sind die Chancen, dass das vom Sport favorisierte duale Modell auf der Ministerpräsidenten-Konferenz am 15. Dezember eine Mehrheit findet und im neuen Glücksspielstaatsvertrag verankert wird?

Vesper: Im Moment bewegt sich bei den Ländern viel. Alle sehen, dass es so wie bisher nicht weiter geht. Es kann nicht sein, dass der Sportwettenmarkt in Deutschland fast völlig am Ordnungssystem, am Fiskus und am Sport vorbeigeht. Wir führen konstruktive Gespräche mit der Politik, und ich bin optimistisch, dass am Ende eine sinnvolle Lösung gefunden wird.

DFB.de: Welche Auswirkungen hätte es, wenn der Markt für Sportwetten in Deutschland geöffnet würde?

Vesper: Wir wollen ja ausdrücklich keine völlige Öffnung ohne Reglementierung, im Gegenteil. Im neuen Staatsvertrag müsste festgeschrieben werden, dass eine Behörde bundesweite Lizenzen für Sportwetten vergibt und diese an bestimmte Bedingungen knüpft. Das ist ja keine Raketenwissenschaft, sondern passiert in vielen Bereichen, angefangen von Gaststätten bis hin zum Rundfunk.

DFB.de: Welche Bedingungen wären das?

Vesper: Etwa die Zuverlässigkeit des Anbieters, die Durchsetzung eines wirksamen Jugendschutzes, die Möglichkeit für Spieler, sich selbst zu sperren oder, bei erkennbarer Spielsuchtgefährdung, gesperrt zu werden, und nicht zuletzt auch die Zahlung einer für alle Unternehmen gleich hohen „Sportwettenabgabe“. Natürlich würden auch Mechanismen zum Schutz vor Betrug verankert, etwa mit einem Verbot leicht manipulierbarer Wetten auf Einzelereignisse, beispielsweise eine Wette auf den nächsten Einwurf oder die nächste Gelbe Karte.

DFB.de: Öffnung hieße auch Öffnung für Werbepartnerschaften. Es ist also künftig denkbar, dass Mannschaften in der Bundesliga mit einem Wettanbieter auf der Brust auflaufen.

Vesper: Wenn die Länder sich zu einer kontrollierten Öffnung entschließen, ja. Einerseits sollen die Erträge aus der „Sportwettenabgabe“ der Allgemeinheit dienen, also beim Fiskus und beim gemeinnützigen Sport und weiteren Zwecken des Gemeinwohls landen. Da sind wir uns mit dem Fußball völlig einig. Andererseits hat der Profisport insgesamt, nicht nur der Fußball, das Interesse, durch die Neuregelung neue Partner für Werbung und Sponsoring zu gewinnen.

DFB.de: Was nicht verwerflich ist.

Vesper: Nein. Schließlich organisiert der Sport die Veranstaltungen, ohne die Sportwetten gar nicht möglich wären. Warum soll er anders behandelt werden als der Erfinder, der seine Erfindung patentieren lassen kann, oder der Songwriter, bei dem es in der Kasse klingelt, wenn andere sein Lied singen? Die Bundesliga ist das Eigentum der DFL und der Vereine, deswegen ist es völlig legitim, dass diese davon profitieren, wenn Dritte darauf Wetten veranstalten. Im Übrigen können die Vereine im europäischen Ausland längst Wettunternehmen als Wirtschaftspartner gewinnen und hohe Summen akquirieren, nur in Deutschland ist das derzeit verboten.

DFB.de: Mehr Geld also für die Profis. Wie würde der Breitensport vom dualen Modell profitieren?

Vesper: Durch einen Teil der „Sportwettenabgabe“. Die großen Sportwettenanbieter haben signalisiert, dass sie sich um Lizenzen bemühen würden und bereit wären, eine solche Abgabe zu zahlen.

DFB.de: So würden Gelder gewonnen, die ausschließlich dem Sport zugute kommen?

Vesper: Nein, den Anspruch haben wir nicht. Uns geht es darum, wieder mindestens die Größenordnung zu erreichen, die dem Sport aus der ODDSET-Wette vor dem Bundesverfassungsgerichtsurteil von 2006 zufloss. Im Übrigen ist es Sache der Politik, die Zwecke, für die die „Sportwettenabgabe“ zu verwenden ist, zu definieren.

DFB.de: Ein anderes Großprojekt, bei dem Politik und Sport Hand in Hand zusammenarbeiten, ist Münchens Bewerbung für die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele im Jahr 2018. Wie ist der aktuelle Stand im Bewerbungsverfahren?

Vesper: Das Bewerbungsbuch, das wir am 11. Januar in Lausanne abgeben müssen, ist fast fertig, die notwendigen Garantien liegen vor. Jetzt läuft die Phase der internationalen Präsentationen. Die erste am 21. Oktober vor der Generalversammlung aller 205 Nationalen Olympischen Komitees in Acapulco ist glänzend angekommen. Weiter geht es mit der Versammlung der NOKs Asiens Mitte November in Guangzhou, dann folgt das Jahrestreffen der europäischen NOKs in Belgrad. Anfang März 2011 kommt die Evaluierungskommission des IOC nach München, Garmisch-Partenkirchen und Königssee. Es geht also Schlag auf Schlag.

DFB.de: Wie erleben Sie im Bewerbungsprozess die Unterstützung durch die einzelnen Sportverbände?

Vesper: Sie ist hervorragend und hilft uns sehr. Es sind auch viele Fußballer dabei, die als Sportbotschafter oder im Kuratorium der Bewerbungsgesellschaft mitwirken, angefangen bei DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger über Franz Beckenbauer bis hin zu Steffi Jones und vielen anderen. Es ist gelungen, Olympia 2018 zu einem übergreifenden Sportthema zu machen, das auch von den Verbänden wie dem DFB voll mitgetragen wird.

DFB.de: Wie würden Sie das Verhältnis zwischen DOSB und DFB generell beschreiben?

Vesper: Die Zusammenarbeit mit dem DFB, unserem größten Mitgliedsverband, ist außerordentlich gut. Wir sind in einem sehr engen Austausch. Der DFB arbeitet ebenso engagiert wie konstruktiv in der großen Familie des organisierten Sports in Deutschland mit.