Michael Krüger: Fußball-Trainer im Läufer-Land

[bild1]

Der deutsche Fußball genießt weltweit einen hervorragenden Ruf. Die Erfolge der Nationalmannschaften und die Titelgewinne der Vereins auf internationaler Ebene haben zu diesem Renommee geführt. Diesem Ansehen wollen viele gerecht werden, die ihr Glück im Ausland versuchen. Dafür gibt es etliche Beispiele - manche prominente Namen sind dabei, aber auch eher unbekannte Protagonisten. DFB.de stellt einige von ihnen vor, in der Serie Made in Germany. Heute: Michael Krüger, Fußballexperte auf dem Schwarzen Kontinent.

Michael Krüger hatte in Deutschland durchaus einige Trainerstationen. 2005 führte er Eintracht Braunschweig in die 2. Bundesliga, außerdem trainierte er die früheren Zweitligisten Alemannia Aachen sowie Hannover 96 und war Co-Trainer bei Schalke 04. Seine größten Erfolge feierte der 58-Jährige allerdings auf einem anderen Kontinent: in Afrika.

Fünf Titel hat er dort bislang geholt. In Ägypten, im Sudan und in Äthiopien ist er längst eine Berühmtheit. Im Sudan konnte er nicht einmal mehr auf die Straße gehen, ohne von fanatischen Fans bestürmt zu werden. "Hier in Äthiopien haben die Menschen etwas mehr Respekt", sagt Michael Krüger, der seit Ende August 2012 den Spitzenklub Saint-George SA trainiert. Ein deutscher Fußball-Trainer im Land der Weltklasse-Langstreckenläufer.

Die Familie lebt in Deutschland

Eine allzu große Bindung zum Schwarzen Kontinent hatte Michael Krüger früher nicht. Nur der Wunsch, irgendwann einmal im Ausland zu arbeiten, war immer präsent. "Natürlich träumt man dabei nicht unbedingt von Afrika", gibt er zu.

Doch im Jahre 1995 kam der ägyptische Fußballverein Arab Contractors auf ihn zu. Sein guter Freund Theo Bücker, der ebenfalls lange in Afrika als Trainer aktiv war, hatte ihn empfohlen. "Ich habe mir den Verein in Kairo angeguckt und bin dort geblieben, ein Jahr später wurden wir Afrikacupsieger der Pokalsieger", erinnert er sich an seinen gelungenen Einstand. Seine Frau und seine beiden Kinder wohnen bis heute in Deutschland.

Rebellenangriffe und Peitschenhiebe

Die Schattenseiten von Afrika sind Michael Krüger nicht verborgen geblieben. Besonders im Sudan, wo er den Topverein Al-Merreikh Khartum trainierte. Bei einem Rebellenangriff geriet er in Lebensgefahr, die Rettung durch das Militär kam gerade noch rechtzeitig. Ungern denkt Michael Krüger auch daran zurück, dass einer seiner Spieler betrunken erwischt wurde. Alkoholgenuss ist im Sudan verboten - und wurde in diesem Fall mit 40 Peitschenhieben bestraft.

In Äthiopien, genauer gesagt in der Hauptstadt Addis Abeba, fühlt sich Michael Krüger wohler. "Das Klima ist angenehm, man kann sich frei bewegen und es mangelt an nichts", sagt er. "Ich kann mich in einen deutschen Biergarten setzen, im Einkaufszentrum einkaufen oder zum Golfspielen gehen. Man hat hier richtig Lebensqualität."

[bild2]

Was für ein Spielplan?

Der 21-malige äthiopische Premier-League-Meister Saint-George SA bietet ihm zudem ordentliche Arbeitsbedingungen - zumindest für afrikanische Verhältnisse. "Mit einem deutschen Profiverein ist das natürlich nicht vergleichbar", räumt er ein.

Besonders die medizinische Versorgung ist ein Problem. Tesfaye Alebachew, einer seiner Leistungsträger, leidet oberhalb des Sprunggelenks an einer Syndesmoseverletzung. In Äthiopien ist das nicht behandelbar. Wenn der Verein ihm keine Operation im Ausland finanziert, muss der ehemalige Nationalspieler seine Karriere vermutlich beenden.

Ein weiteres Problem ist der Spielplan - wenn man überhaupt von einem Plan sprechen kann. "Ich weiß nicht, wann meine Mannschaft auf welchen Gegner trifft", sagt Michael Krüger. "Das wird praktisch von einem Tag auf den anderen entschieden. Daher ist die Trainingssteuerung sehr schwierig."

Volles Stadion, hohe Gehälter

Am Trainingsplatz gibt es aber wenig zu beanstanden. Zumindest seitdem Michael Krüger den Vereinsangestellten einen Schnellkurs im Bereich Rasenpflege verpasste. "Ich musste zeigen, wie und wann ein Platz zu bewässern ist", berichtet er. Vom schönen Rasenplatz, den Saint-George SA mittlerweile besitzt, können viele Konkurrenten aus der Premier League nur träumen. "Manche Vereine trainieren auf einem Sandplatz mit einer Fläche von 30 mal 40 Metern", so Krüger.

Saint-George SA ist praktisch der FC Bayern München von Äthiopien. Hier spielen die besten Spieler, hier kommen bis zu 35.000 Zuschauer ins Stadion, hier gibt es auch hochdotierte Verträge. "Die Fußballer sind Vollprofis und verdienen - verglichen mit der übrigen Bevölkerung - sehr gut", sagt der Trainer. Ein lukrativer Wechsel nach Europa sei meist kein Thema: "Für viele äthiopische Fußballer ist es ein Traum, eines Tages für Saint-George zu spielen. Haben sie das erreicht, ist es das praktisch gewesen."

Die Ziele des Klubs sind klar umrissen: "Der Verein ist noch nie über die Qualifikation zur afrikanischen Champions League hinausgekommen", erklärt Krüger. Er ist auch bis zum Jahre 2014 verpflichtet worden, um diesen Bann zu brechen. Es muss ja nicht direkt Krügers nächster Titel in Afrika sein.

[oj]

[bild1]

Der deutsche Fußball genießt weltweit einen hervorragenden Ruf. Die Erfolge der Nationalmannschaften und die Titelgewinne der Vereins auf internationaler Ebene haben zu diesem Renommee geführt. Diesem Ansehen wollen viele gerecht werden, die ihr Glück im Ausland versuchen. Dafür gibt es etliche Beispiele - manche prominente Namen sind dabei, aber auch eher unbekannte Protagonisten. DFB.de stellt einige von ihnen vor, in der Serie Made in Germany. Heute: Michael Krüger, Fußballexperte auf dem Schwarzen Kontinent.

Michael Krüger hatte in Deutschland durchaus einige Trainerstationen. 2005 führte er Eintracht Braunschweig in die 2. Bundesliga, außerdem trainierte er die früheren Zweitligisten Alemannia Aachen sowie Hannover 96 und war Co-Trainer bei Schalke 04. Seine größten Erfolge feierte der 58-Jährige allerdings auf einem anderen Kontinent: in Afrika.

Fünf Titel hat er dort bislang geholt. In Ägypten, im Sudan und in Äthiopien ist er längst eine Berühmtheit. Im Sudan konnte er nicht einmal mehr auf die Straße gehen, ohne von fanatischen Fans bestürmt zu werden. "Hier in Äthiopien haben die Menschen etwas mehr Respekt", sagt Michael Krüger, der seit Ende August 2012 den Spitzenklub Saint-George SA trainiert. Ein deutscher Fußball-Trainer im Land der Weltklasse-Langstreckenläufer.

Die Familie lebt in Deutschland

Eine allzu große Bindung zum Schwarzen Kontinent hatte Michael Krüger früher nicht. Nur der Wunsch, irgendwann einmal im Ausland zu arbeiten, war immer präsent. "Natürlich träumt man dabei nicht unbedingt von Afrika", gibt er zu.

Doch im Jahre 1995 kam der ägyptische Fußballverein Arab Contractors auf ihn zu. Sein guter Freund Theo Bücker, der ebenfalls lange in Afrika als Trainer aktiv war, hatte ihn empfohlen. "Ich habe mir den Verein in Kairo angeguckt und bin dort geblieben, ein Jahr später wurden wir Afrikacupsieger der Pokalsieger", erinnert er sich an seinen gelungenen Einstand. Seine Frau und seine beiden Kinder wohnen bis heute in Deutschland.

Rebellenangriffe und Peitschenhiebe

Die Schattenseiten von Afrika sind Michael Krüger nicht verborgen geblieben. Besonders im Sudan, wo er den Topverein Al-Merreikh Khartum trainierte. Bei einem Rebellenangriff geriet er in Lebensgefahr, die Rettung durch das Militär kam gerade noch rechtzeitig. Ungern denkt Michael Krüger auch daran zurück, dass einer seiner Spieler betrunken erwischt wurde. Alkoholgenuss ist im Sudan verboten - und wurde in diesem Fall mit 40 Peitschenhieben bestraft.

In Äthiopien, genauer gesagt in der Hauptstadt Addis Abeba, fühlt sich Michael Krüger wohler. "Das Klima ist angenehm, man kann sich frei bewegen und es mangelt an nichts", sagt er. "Ich kann mich in einen deutschen Biergarten setzen, im Einkaufszentrum einkaufen oder zum Golfspielen gehen. Man hat hier richtig Lebensqualität."

[bild2]

Was für ein Spielplan?

Der 21-malige äthiopische Premier-League-Meister Saint-George SA bietet ihm zudem ordentliche Arbeitsbedingungen - zumindest für afrikanische Verhältnisse. "Mit einem deutschen Profiverein ist das natürlich nicht vergleichbar", räumt er ein.

Besonders die medizinische Versorgung ist ein Problem. Tesfaye Alebachew, einer seiner Leistungsträger, leidet oberhalb des Sprunggelenks an einer Syndesmoseverletzung. In Äthiopien ist das nicht behandelbar. Wenn der Verein ihm keine Operation im Ausland finanziert, muss der ehemalige Nationalspieler seine Karriere vermutlich beenden.

Ein weiteres Problem ist der Spielplan - wenn man überhaupt von einem Plan sprechen kann. "Ich weiß nicht, wann meine Mannschaft auf welchen Gegner trifft", sagt Michael Krüger. "Das wird praktisch von einem Tag auf den anderen entschieden. Daher ist die Trainingssteuerung sehr schwierig."

Volles Stadion, hohe Gehälter

Am Trainingsplatz gibt es aber wenig zu beanstanden. Zumindest seitdem Michael Krüger den Vereinsangestellten einen Schnellkurs im Bereich Rasenpflege verpasste. "Ich musste zeigen, wie und wann ein Platz zu bewässern ist", berichtet er. Vom schönen Rasenplatz, den Saint-George SA mittlerweile besitzt, können viele Konkurrenten aus der Premier League nur träumen. "Manche Vereine trainieren auf einem Sandplatz mit einer Fläche von 30 mal 40 Metern", so Krüger.

Saint-George SA ist praktisch der FC Bayern München von Äthiopien. Hier spielen die besten Spieler, hier kommen bis zu 35.000 Zuschauer ins Stadion, hier gibt es auch hochdotierte Verträge. "Die Fußballer sind Vollprofis und verdienen - verglichen mit der übrigen Bevölkerung - sehr gut", sagt der Trainer. Ein lukrativer Wechsel nach Europa sei meist kein Thema: "Für viele äthiopische Fußballer ist es ein Traum, eines Tages für Saint-George zu spielen. Haben sie das erreicht, ist es das praktisch gewesen."

Die Ziele des Klubs sind klar umrissen: "Der Verein ist noch nie über die Qualifikation zur afrikanischen Champions League hinausgekommen", erklärt Krüger. Er ist auch bis zum Jahre 2014 verpflichtet worden, um diesen Bann zu brechen. Es muss ja nicht direkt Krügers nächster Titel in Afrika sein.