Meyers Gesundheitstipps: "Auch Fans sollten sich vorbereiten"

Dr. Tim Meyer ist seit 2001 Arzt der deutschen Nationalmannschaft. Der Professor der Universität des Saarlandes hat für WM-Reisende jetzt wichtige Gesundheitstipps zusammengestellt - exklusiv auf DFB.de.

DFB.de: Dengue-Fieber, Malaria, Gelbfieber, Durchfallerkrankungen - Brasilien klingt gefährlich. Tim Meyer, Sie werden während der WM für die Gesundheit der deutschen Nationalmannschaft verantwortlich sein. Wie groß sind Ihre Sorgen?

Prof. Dr. Tim Meyer: Weil wir die Risiken analysiert haben und weil wir mit unserem siebenköpfigen Ärzte- und Physioteam auch personell bestens aufgestellt sein werden, halten sich meine Sorgen in Grenzen. Aber es stimmt schon, auf Brasilien sollte sich jeder gut vorbereiten. Gerade auch die mitreisenden Fans der deutschen Mannschaft. Für uns hat dies beispielsweise bedeutet, dass wir tropenmedizinischen Rat eingeholt haben. Professor Barbara Gärtner vom Uniklinikum Homburg hat uns zum wiederholten Mal bei derartigen Problemen unterstützt.

DFB.de: Haben Sie sich vor Ort ein Bild machen können?

Meyer: Ich war vergangenen Sommer drei Wochen in Brasilien und habe dabei auch die unterschiedlichen Klimazonen kennengelernt. Wir haben das tropische Amazonasgebiet rund um Manaus bereist, ein paar Tage in Rio de Janeiro an der Küste verbracht und waren dann auch in Salvador da Bahia, wo unser erstes Gruppenspiel (am 16. Juni gegen Portugal; Anm. d. Rd.) stattfinden wird. Oliver Bierhoff hat Brasilien bisher siebenmal bereist und alle Gegebenheiten vor Ort inspiziert. Wir sind bestmöglich gewappnet. Auch medizinisch werden alle Spieler und Trainer rundum versorgt sein.

DFB.de: Viele Fans werden die deutsche Mannschaft nach Brasilien begleiten, sicher auch schon während der Gruppenphase. Wie gut ist die medizinische Versorgung im WM-Land und im deutschen Fancamp bei Itamaracá?

Meyer: In den Großstädten ist sie auf europäischem Niveau. Außerhalb der Ballungsräume aber ist die medizinische Versorgung technisch, apparativ und hygienisch gelegentlich problematisch. Unser Fancamp Itamaracá liegt ganz in der Nähe von Recife, wo wir am 26. Juni im dritten Gruppenspiel auf die USA treffen werden. Ich bin mit dem DFB-Organisationsteam in Abstimmung, so dass die Gegebenheiten dort medizinisch einwandfrei sein sollten. Falls jemand dennoch erkrankt, ist durch ein naheliegendes Krankenhaus die Erstversorgung gesichert.

DFB.de: Sie haben einen Gesundheitsratgeber für Fans vorbereitet. Was kann der Fan vor dem Reiseantritt tun?

Meyer: Mindestens sechs Wochen vor Reiseantritt sollte man einen Arzt aufsuchen, um notwendige Impfungen zu besprechen und gegebenenfalls durchzuführen. Die WM findet während der Grippesaison auf der Südhalbkugel statt. Besonders empfehle ich die Impfung für alle über 60-Jährigen und chronisch Kranken. Wer ausschließlich die Innenstädte von Fortaleza, Recife, Salvador da Bahia, Rio de Janeiro und Sao Paulo besucht, kann auf eine Gelbfieberimpfung verzichten. Gelbfieber ist eine schwerwiegende Erkrankung mit einer hohen Sterblichkeit. Im Zweifelsfall sollte man sich also lieber impfen lassen. Da der Gelbfieberimpfstoff weltweit knapp ist, rate ich, sich frühzeitig um eine Impfung zu kümmern. Auch gegen Hepatitis A sollte man geimpft sein, selbst bei einer Luxusreise. Jungen Menschen unter 25 Jahren ist darüber hinaus eine Impfung gegen Meningokokken zu empfehlen.

DFB.de: Und sonst noch?

Meyer: Wer hier noch nicht geschützt ist, sollte sich unbedingt mit einer Kombinationsimpfung gegen Diphtherie, Tetanus und Pertussis (Keuchhusten; Anm. d. Red.) impfen lassen.

DFB.de: Die Dengue-Mücke ist in Deutschland schon ein kleiner Medienstar. Wie groß ist die Gefahr wirklich?

Meyer: Richtig ist, dass es sich um eine Virusinfektion handelt, die durch Mücken übertragen wird. Fieber, Hautausschlag und Gliederschmerzen sind die typischen Symptome. Bei einer zweiten Infektion mit dem Dengue-Fieber wird es sehr gefährlich. In Brasilien kommt es jährlich zu 500.000 Erkrankungen und rund 500 Todesfällen.

DFB.de: Wie kann sich der Fan schützen?

Meyer: Man sollte Gegenden rund um stehende Gewässer meiden, auch bei hohen Temperaturen lange Kleidung tragen, zudem insektenabweisende Mittel auftragen, auch auf die Kleidung.

DFB.de: Wie groß ist das Risiko, an Malaria zu erkranken?

Meyer: Das ist regional sehr unterschiedlich, die Innenstädte fast aller WM-Spielorte sind malariafrei. Ausnahmen sind Manaus und Cuiaba. Mückenschutz und eine sogenannte "Stand-by-Medikation" sind sinnvoll.

DFB.de: Worauf sollte man tagtäglich in Brasilien achten?

Meyer: Eigentlich auf nichts Außergewöhnliches. Wer schon mal eine Fernreise unternommen hat, weiß schon, wie man sich verhalten sollte. Für mitreisende Fans der Nationalmannschaft habe ich folgende Tipps: nur Getränke aus verschlossenen Flaschen trinken. Keine Eiswürfel. Abgefülltes oder abgekochtes Wasser zum Zähneputzen verwenden. Keine Salate und kein ungeschältes Obst essen, genauso kein rohes Fleisch oder Meeresfrüchte. Zum Mückenschutz rate ich, lange und helle Kleidung zu tragen, unter einem Moskitonetz zu schlafen und insektenabweisende Mittel, so genannte Repellentien, zu verwenden. In die Reiseapotheke gehören Medikamente gegen Durchfall, gegen Fieber und Schmerzen, Insektenschutz und Sonnenschutz.

DFB.de: Das klingt alles bedrohlich. Sollte man lieber zu Hause bleiben?

Meyer: Wer den Fußball liebt und das Geld und die Zeit hat, sollte nach Brasilien fliegen. Wir dürfen uns auf eine dramatische und hochklassige WM in einem fußballverrückten Land freuen. Die Atmosphäre im Land des fünfmaligen Weltmeisters wird einmalig sein. Zwischen den Spielen bietet Brasilien so viele Möglichkeiten und Sehenswertes. Nein, es gibt keinen Grund, nicht nach Südamerika zu fliegen. Auch Fans sollten sich eben rechtzeitig vorbereiten. Am besten fängt man jetzt damit an.

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Dr. Tim Meyer ist seit 2001 Arzt der deutschen Nationalmannschaft. Der Professor der Universität des Saarlandes hat für WM-Reisende jetzt wichtige Gesundheitstipps zusammengestellt - exklusiv auf DFB.de.

DFB.de: Dengue-Fieber, Malaria, Gelbfieber, Durchfallerkrankungen - Brasilien klingt gefährlich. Tim Meyer, Sie werden während der WM für die Gesundheit der deutschen Nationalmannschaft verantwortlich sein. Wie groß sind Ihre Sorgen?

Prof. Dr. Tim Meyer: Weil wir die Risiken analysiert haben und weil wir mit unserem siebenköpfigen Ärzte- und Physioteam auch personell bestens aufgestellt sein werden, halten sich meine Sorgen in Grenzen. Aber es stimmt schon, auf Brasilien sollte sich jeder gut vorbereiten. Gerade auch die mitreisenden Fans der deutschen Mannschaft. Für uns hat dies beispielsweise bedeutet, dass wir tropenmedizinischen Rat eingeholt haben. Professor Barbara Gärtner vom Uniklinikum Homburg hat uns zum wiederholten Mal bei derartigen Problemen unterstützt.

DFB.de: Haben Sie sich vor Ort ein Bild machen können?

Meyer: Ich war vergangenen Sommer drei Wochen in Brasilien und habe dabei auch die unterschiedlichen Klimazonen kennengelernt. Wir haben das tropische Amazonasgebiet rund um Manaus bereist, ein paar Tage in Rio de Janeiro an der Küste verbracht und waren dann auch in Salvador da Bahia, wo unser erstes Gruppenspiel (am 16. Juni gegen Portugal; Anm. d. Rd.) stattfinden wird. Oliver Bierhoff hat Brasilien bisher siebenmal bereist und alle Gegebenheiten vor Ort inspiziert. Wir sind bestmöglich gewappnet. Auch medizinisch werden alle Spieler und Trainer rundum versorgt sein.

DFB.de: Viele Fans werden die deutsche Mannschaft nach Brasilien begleiten, sicher auch schon während der Gruppenphase. Wie gut ist die medizinische Versorgung im WM-Land und im deutschen Fancamp bei Itamaracá?

Meyer: In den Großstädten ist sie auf europäischem Niveau. Außerhalb der Ballungsräume aber ist die medizinische Versorgung technisch, apparativ und hygienisch gelegentlich problematisch. Unser Fancamp Itamaracá liegt ganz in der Nähe von Recife, wo wir am 26. Juni im dritten Gruppenspiel auf die USA treffen werden. Ich bin mit dem DFB-Organisationsteam in Abstimmung, so dass die Gegebenheiten dort medizinisch einwandfrei sein sollten. Falls jemand dennoch erkrankt, ist durch ein naheliegendes Krankenhaus die Erstversorgung gesichert.

DFB.de: Sie haben einen Gesundheitsratgeber für Fans vorbereitet. Was kann der Fan vor dem Reiseantritt tun?

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Meyer: Mindestens sechs Wochen vor Reiseantritt sollte man einen Arzt aufsuchen, um notwendige Impfungen zu besprechen und gegebenenfalls durchzuführen. Die WM findet während der Grippesaison auf der Südhalbkugel statt. Besonders empfehle ich die Impfung für alle über 60-Jährigen und chronisch Kranken. Wer ausschließlich die Innenstädte von Fortaleza, Recife, Salvador da Bahia, Rio de Janeiro und Sao Paulo besucht, kann auf eine Gelbfieberimpfung verzichten. Gelbfieber ist eine schwerwiegende Erkrankung mit einer hohen Sterblichkeit. Im Zweifelsfall sollte man sich also lieber impfen lassen. Da der Gelbfieberimpfstoff weltweit knapp ist, rate ich, sich frühzeitig um eine Impfung zu kümmern. Auch gegen Hepatitis A sollte man geimpft sein, selbst bei einer Luxusreise. Jungen Menschen unter 25 Jahren ist darüber hinaus eine Impfung gegen Meningokokken zu empfehlen.

DFB.de: Und sonst noch?

Meyer: Wer hier noch nicht geschützt ist, sollte sich unbedingt mit einer Kombinationsimpfung gegen Diphtherie, Tetanus und Pertussis (Keuchhusten; Anm. d. Red.) impfen lassen.

DFB.de: Die Dengue-Mücke ist in Deutschland schon ein kleiner Medienstar. Wie groß ist die Gefahr wirklich?

Meyer: Richtig ist, dass es sich um eine Virusinfektion handelt, die durch Mücken übertragen wird. Fieber, Hautausschlag und Gliederschmerzen sind die typischen Symptome. Bei einer zweiten Infektion mit dem Dengue-Fieber wird es sehr gefährlich. In Brasilien kommt es jährlich zu 500.000 Erkrankungen und rund 500 Todesfällen.

DFB.de: Wie kann sich der Fan schützen?

Meyer: Man sollte Gegenden rund um stehende Gewässer meiden, auch bei hohen Temperaturen lange Kleidung tragen, zudem insektenabweisende Mittel auftragen, auch auf die Kleidung.

DFB.de: Wie groß ist das Risiko, an Malaria zu erkranken?

Meyer: Das ist regional sehr unterschiedlich, die Innenstädte fast aller WM-Spielorte sind malariafrei. Ausnahmen sind Manaus und Cuiaba. Mückenschutz und eine sogenannte "Stand-by-Medikation" sind sinnvoll.

DFB.de: Worauf sollte man tagtäglich in Brasilien achten?

Meyer: Eigentlich auf nichts Außergewöhnliches. Wer schon mal eine Fernreise unternommen hat, weiß schon, wie man sich verhalten sollte. Für mitreisende Fans der Nationalmannschaft habe ich folgende Tipps: nur Getränke aus verschlossenen Flaschen trinken. Keine Eiswürfel. Abgefülltes oder abgekochtes Wasser zum Zähneputzen verwenden. Keine Salate und kein ungeschältes Obst essen, genauso kein rohes Fleisch oder Meeresfrüchte. Zum Mückenschutz rate ich, lange und helle Kleidung zu tragen, unter einem Moskitonetz zu schlafen und insektenabweisende Mittel, so genannte Repellentien, zu verwenden. In die Reiseapotheke gehören Medikamente gegen Durchfall, gegen Fieber und Schmerzen, Insektenschutz und Sonnenschutz.

DFB.de: Das klingt alles bedrohlich. Sollte man lieber zu Hause bleiben?

Meyer: Wer den Fußball liebt und das Geld und die Zeit hat, sollte nach Brasilien fliegen. Wir dürfen uns auf eine dramatische und hochklassige WM in einem fußballverrückten Land freuen. Die Atmosphäre im Land des fünfmaligen Weltmeisters wird einmalig sein. Zwischen den Spielen bietet Brasilien so viele Möglichkeiten und Sehenswertes. Nein, es gibt keinen Grund, nicht nach Südamerika zu fliegen. Auch Fans sollten sich eben rechtzeitig vorbereiten. Am besten fängt man jetzt damit an.