Meyer: "Topspieler unter hoher Kontrolldichte"

Meyer: Die Blutkontrollen dienen dem direkten Nachweis der genannten Substanzen. Die Probe ist positiv, wenn eine Substanz oder Methode von der Dopingliste nachgewiesen wird. Für das Blutprofil eines Spielers dagegen benötigt man eine Reihe von Entnahmen. Ein Beispiel: Der Hämoglobinwert zeigt uns, wie die Voraussetzungen für den Sauerstofftransport im Blut sind. Bei Männern liegt der Normalbereich zwischen 14 und 18 g/dl. Wenn einem Athleten fünfmal Blut entnommen wurde, und die Werte liegen immer zwischen 14,8 und 15,3, dann ist ein nächster Wert von über 17 bei einer weiteren Testung schon auffällig. Obwohl dieses Ergebnis noch in der für Männer üblichen Toleranz liegt, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass für diese getestete Person eine Manipulation vorlag. Das Wesen des Blutprofils ist es demnach, anhand eines von Blutprobe zu Blutprobe sicherer bestimmten individuellen "Korridors" zu erkennen, wann bei einem Athleten verdächtige Werte vorliegen. Es handelt sich um einen sogenannten "indirekten Nachweis", bei dem nicht die Dopingsubstanz selbst nachgewiesen wird, sondern ihre Wirkung.

DFB.de: Warum werden solche Blutprofile im Fußball nicht erstellt?

Meyer: Diese Profile zielen ausschließlich auf "Ausdauer-Doping", also auf EPO oder Blutdoping. Uns scheinen aber anabol wirksame Substanzen nach wie vor die im Fußball wahrscheinlichste Klasse von Dopingmitteln, die eingesetzt werden könnten. Anabol bedeutet "gewebsaufbauend", beim Sport geht es dabei um den Muskelaufbau. Zur Gruppe der anabolen Wirkstoffe zählen neben den anabolen Steroiden, die sich vom männlichen Geschlechtshormon Testosteron ableiten und umgangssprachlich Anabolika genannt werden, auch Wachstumshormone, weitere Wachstumsfaktoren und Insulin. Potenziell könnten diese Mittel beispielsweise in der Rehabilitation nach einer Verletzung eingesetzt werden, da würden sie auch für den genesenden Fußballer einen Vorteil schaffen, weil er weniger Muskelmasse verliert oder sie schneller wieder aufbaut. Aber auch in Wettkampfphasen zur Steigerung von Kraft und Schnelligkeit oder zur Förderung schneller Regeneration sind anabole Wirkstoffe denkbar. In wichtigen Momenten des Spiels entscheidet doch oft dieser halbe Meter, der etwas kräftigere Antritt oder der höhere Sprung. In anderen Sportarten wie Schwimmen, Radsport oder Nordischem Skisport, bei denen Blutprofile angelegt werden, dominiert viel stärker als im Fußball die Ausdauer. Da wir überhaupt keine Hinweise auf eine Verbreitung von ausdauerwirksamen Dopingmethoden im deutschen Fußball haben - auch nicht vom Hörensagen oder durch andere Indizien -, erscheinen uns aktuell die Blutprofile mit der Notwendigkeit häufiger Blutentnahmen nicht verhältnismäßig.

DFB.de: Seit 1988 testet der organisierte Fußball seine Spieler, aktuell sind es jährlich 2200 Testungen. In den rund 25 Jahren kam es in Deutschland zu 21 positiven Befunden.

Meyer: Und bei einigen dieser positiven Dopingtests handelt es sich noch um die Einnahmen von Marihuana oder Haschisch. Skeptiker schließen daraus, dass nicht gründlich genug getestet wird und das Kontrollnetz nicht feinmaschig genug sei. Das überzeugt mich nicht. Bei dieser großen Anzahl von Tests über einen sehr großen Zeitraum hätten dennoch allein schon durch Nachlässigkeit oder Dosierungsfehler ein paar mehr Spieler ins Netz gehen müssen. Im Umkehrschluss darf man allerdings auch nicht daraus ableiten, dass im Fußball gar nicht gedopt wird. Als jemand, der gewiss engen Kontakt zur Sportartpraxis hat, sehe ich keine Anhaltspunkte dafür, dass im deutschen Profifußball in relevantem Umfang gedopt wird. In einfacher aufgebauten Disziplinen, beispielsweise in den reinen Ausdauer- und den Kraftsportarten, werden durch Doping wesentlich größere sportartspezifische Leistungseffekte erzielt, als es im Fußball möglich wäre. Insofern ist das "Kosten-Nutzen-Verhältnis" für potenzielle Doper im Fußball ungünstiger. Aber natürlich wäre es falsch zu behaupten, Doping sei im Fußball ohne Effekt.

DFB.de: Neben den Anforderungen des Fußballs, könnte nicht auch die große Popularität des Fußballs dazu beitragen, dass weniger gedopt wird? Profis selbst in den unteren Ligen sind finanziell im Vergleich zu anderen Sportarten gut versorgt.

Meyer: Wer sich etabliert hat, riskiert sicherlich bei einem positiven Befund ungeheuer viel, auch angesichts der langen Sperren. Andererseits wird natürlich mit einem gewissen Recht darauf verwiesen, dass die Einkommensmöglichkeiten auch einen Anreiz darstellen können. Aber ich glaube nicht, dass Sportler in erster Linie dopen, weil sie mehr Geld verdienen wollen. Ich glaube, der Doper betrügt, weil er den Wunsch nach Ruhm und Anerkennung hat, vielleicht auch, weil er dem altersbedingten Leistungsverlust entgegen wirken will. Nicht ganz zu vernachlässigen sind offenbar auch tradierte Verhaltensweisen in einzelnen Sportarten. Bestimmte Disziplinen leiden bis heute darunter, dass regelrechte Dopingmentalitäten entstanden sind. Beim Fußball ist das glücklicherweise nicht so. Wer sich in der Praxis des deutschen Profifußballs bewegt, erlebt vielmehr die Angst, aus Versehen einen Dopingfall im Verein oder in der Mannschaft zu haben. Wir Ärzte können unsere Spieler nicht 24 Stunden am Tag kontrollieren und wollen das natürlich auch gar nicht. Manche Kollegen berichten von ihrer Sorge, dass ein Spieler mal den falschen Einflüsterer haben könnte.

DFB.de: Gegen ein Spitzenspiel aus dem Jahr 2013 wirken Bilder aus den 70er-Jahren wie in Zeitlupe gedreht. Manche leiten daraus ab, dass dieses Tempo und die hohe Intensität gar nicht auf natürlichem Weg leistbar wären.



[bild1]

Dr. Tim Meyer, Professor für Sport- und Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes, wird im kommenden Sommer - wenn denn die WM-Qualifikation gelingt - die deutsche Nationalmannschaft in Brasilien ärztlich betreuen. Für den Mediziner wird es die vierte Weltmeisterschaft im Ärztestab der DFB-Auswahl sein. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Thomas Hackbarth spricht der 45-Jährige über die Dopinggefahr im Fußball.

DFB.de: Herr Professor Dr. Meyer, es wird über Doping diskutiert. Nicht immer nur sachlich: Hysterie und Halbwissen kennzeichneten einige Beiträge. Andererseits sind wir alle aus gutem Grunde notorische Zweifler. Einige Sportler stehen unter Generalverdacht. Muss der Fußball sich sorgen, von dieser "Sportskepsis" erfasst zu werden?

Prof. Dr. Tim Meyer: Diese Gefahr ist real. Von einer grassierenden allgemeinen Skepsis gegenüber sportlicher Leistung können auch unschuldige Sportler und saubere Sportarten erfasst werden. Deshalb ist es wichtig, die Fakten klar darzulegen. Es wurde im Rahmen des Forschungsprojekts der Universität Münster und der Humboldt-Universität Berlin über die Jahre von 1950 bis 1990 geforscht. Dabei wurden überhaupt keine Dopingfälle im Fußball der jüngeren Vergangenheit aufgedeckt. Aktuell führt der DFB pro Saison etwa 2200 Testungen durch, davon 1700 durch approbierte Ärzte als Wettkampfkontrollen am Spieltag und 500 als Trainingskontrollen. Für die Umsetzung der Trainingskontrollen hat der DFB die Nationale Antidoping-Agentur (NADA; die Red.) beauftragt. Seit dieser Saison werden anteilig auch Blutproben genommen. Die genaue Terminierung der Kontrollen und die Wahl der Kontrollart obliegt der NADA. Zusätzlich führen UEFA und FIFA weitere Kontrollen durch, etwa in Begleitung der Champions League und der Welt- und Europameisterschaften. Die Topspieler in Deutschland stehen durchaus unter hoher Kontrolldichte.

DFB.de: Sprechen wir also über die Details der Doping-Testung. Sollte mehr unangemeldet im Training getestet werden?

Meyer: Gewiss kann man sich angesichts der aktuell denkbaren Dopingpraktiken überlegen, die Testung stärker als bislang auf Trainingsphasen zu fokussieren. Allerdings sind durch den engen Fußball-Kalender Wettkampfkontrollen immer auch ein wenig Kontrollen der letzten Trainingstage. Das mag bei einem Radfahrer, Schwimmer oder Leichtathleten mit weniger Wettkämpfen und längeren Trainingsphasen anders zu werten sein. Der unverletzte Profifußballer jedenfalls steht jede Woche im Wettbewerb, die Nationalspieler in den Spitzenklubs oft dreimal binnen acht Tagen. Die Spieltagskontrollen des DFB sind in der Durchführung von hoher Qualität, obwohl die Situation nach Ende eines Bundesligaspiels bestimmt turbulent sein kann. Das bekommen wir immer wieder bestätigt.

DFB.de: Der DFB hat die NADA beauftragt, bei den 500 Trainingstests pro Jahr nun auch Blutproben zu nehmen. Warum?

Meyer: Die Blutkontrollen decken eine Lücke ab, die vorher bestand. Nun ist ein Nachweis von Wachstumshormonen und EPO-Nachfolgeprodukten sowie Blutdoping möglich. Urin ist dennoch für den weitaus größten Anteil der Substanzen auf der Dopingliste immer noch das beste Nachweismedium. Man sollte nicht so tun, als seien Blutkontrollen den Urinproben generell überlegen. Kleine Spuren vieler Substanzen oder ihrer Abbauprodukte sind mit größerer Empfindlichkeit im Urin feststellbar. Wichtig ist mir eine weitere Unterscheidung: Wir machen Blutkontrollen und verfolgen momentan nicht die Absicht, Blutprofile beziehungsweise sogenannte Blutpässe zu erstellen.

DFB.de: Worin besteht der Unterschied?

Meyer: Die Blutkontrollen dienen dem direkten Nachweis der genannten Substanzen. Die Probe ist positiv, wenn eine Substanz oder Methode von der Dopingliste nachgewiesen wird. Für das Blutprofil eines Spielers dagegen benötigt man eine Reihe von Entnahmen. Ein Beispiel: Der Hämoglobinwert zeigt uns, wie die Voraussetzungen für den Sauerstofftransport im Blut sind. Bei Männern liegt der Normalbereich zwischen 14 und 18 g/dl. Wenn einem Athleten fünfmal Blut entnommen wurde, und die Werte liegen immer zwischen 14,8 und 15,3, dann ist ein nächster Wert von über 17 bei einer weiteren Testung schon auffällig. Obwohl dieses Ergebnis noch in der für Männer üblichen Toleranz liegt, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass für diese getestete Person eine Manipulation vorlag. Das Wesen des Blutprofils ist es demnach, anhand eines von Blutprobe zu Blutprobe sicherer bestimmten individuellen "Korridors" zu erkennen, wann bei einem Athleten verdächtige Werte vorliegen. Es handelt sich um einen sogenannten "indirekten Nachweis", bei dem nicht die Dopingsubstanz selbst nachgewiesen wird, sondern ihre Wirkung.

DFB.de: Warum werden solche Blutprofile im Fußball nicht erstellt?

Meyer: Diese Profile zielen ausschließlich auf "Ausdauer-Doping", also auf EPO oder Blutdoping. Uns scheinen aber anabol wirksame Substanzen nach wie vor die im Fußball wahrscheinlichste Klasse von Dopingmitteln, die eingesetzt werden könnten. Anabol bedeutet "gewebsaufbauend", beim Sport geht es dabei um den Muskelaufbau. Zur Gruppe der anabolen Wirkstoffe zählen neben den anabolen Steroiden, die sich vom männlichen Geschlechtshormon Testosteron ableiten und umgangssprachlich Anabolika genannt werden, auch Wachstumshormone, weitere Wachstumsfaktoren und Insulin. Potenziell könnten diese Mittel beispielsweise in der Rehabilitation nach einer Verletzung eingesetzt werden, da würden sie auch für den genesenden Fußballer einen Vorteil schaffen, weil er weniger Muskelmasse verliert oder sie schneller wieder aufbaut. Aber auch in Wettkampfphasen zur Steigerung von Kraft und Schnelligkeit oder zur Förderung schneller Regeneration sind anabole Wirkstoffe denkbar. In wichtigen Momenten des Spiels entscheidet doch oft dieser halbe Meter, der etwas kräftigere Antritt oder der höhere Sprung. In anderen Sportarten wie Schwimmen, Radsport oder Nordischem Skisport, bei denen Blutprofile angelegt werden, dominiert viel stärker als im Fußball die Ausdauer. Da wir überhaupt keine Hinweise auf eine Verbreitung von ausdauerwirksamen Dopingmethoden im deutschen Fußball haben - auch nicht vom Hörensagen oder durch andere Indizien -, erscheinen uns aktuell die Blutprofile mit der Notwendigkeit häufiger Blutentnahmen nicht verhältnismäßig.

DFB.de: Seit 1988 testet der organisierte Fußball seine Spieler, aktuell sind es jährlich 2200 Testungen. In den rund 25 Jahren kam es in Deutschland zu 21 positiven Befunden.

Meyer: Und bei einigen dieser positiven Dopingtests handelt es sich noch um die Einnahmen von Marihuana oder Haschisch. Skeptiker schließen daraus, dass nicht gründlich genug getestet wird und das Kontrollnetz nicht feinmaschig genug sei. Das überzeugt mich nicht. Bei dieser großen Anzahl von Tests über einen sehr großen Zeitraum hätten dennoch allein schon durch Nachlässigkeit oder Dosierungsfehler ein paar mehr Spieler ins Netz gehen müssen. Im Umkehrschluss darf man allerdings auch nicht daraus ableiten, dass im Fußball gar nicht gedopt wird. Als jemand, der gewiss engen Kontakt zur Sportartpraxis hat, sehe ich keine Anhaltspunkte dafür, dass im deutschen Profifußball in relevantem Umfang gedopt wird. In einfacher aufgebauten Disziplinen, beispielsweise in den reinen Ausdauer- und den Kraftsportarten, werden durch Doping wesentlich größere sportartspezifische Leistungseffekte erzielt, als es im Fußball möglich wäre. Insofern ist das "Kosten-Nutzen-Verhältnis" für potenzielle Doper im Fußball ungünstiger. Aber natürlich wäre es falsch zu behaupten, Doping sei im Fußball ohne Effekt.

DFB.de: Neben den Anforderungen des Fußballs, könnte nicht auch die große Popularität des Fußballs dazu beitragen, dass weniger gedopt wird? Profis selbst in den unteren Ligen sind finanziell im Vergleich zu anderen Sportarten gut versorgt.

Meyer: Wer sich etabliert hat, riskiert sicherlich bei einem positiven Befund ungeheuer viel, auch angesichts der langen Sperren. Andererseits wird natürlich mit einem gewissen Recht darauf verwiesen, dass die Einkommensmöglichkeiten auch einen Anreiz darstellen können. Aber ich glaube nicht, dass Sportler in erster Linie dopen, weil sie mehr Geld verdienen wollen. Ich glaube, der Doper betrügt, weil er den Wunsch nach Ruhm und Anerkennung hat, vielleicht auch, weil er dem altersbedingten Leistungsverlust entgegen wirken will. Nicht ganz zu vernachlässigen sind offenbar auch tradierte Verhaltensweisen in einzelnen Sportarten. Bestimmte Disziplinen leiden bis heute darunter, dass regelrechte Dopingmentalitäten entstanden sind. Beim Fußball ist das glücklicherweise nicht so. Wer sich in der Praxis des deutschen Profifußballs bewegt, erlebt vielmehr die Angst, aus Versehen einen Dopingfall im Verein oder in der Mannschaft zu haben. Wir Ärzte können unsere Spieler nicht 24 Stunden am Tag kontrollieren und wollen das natürlich auch gar nicht. Manche Kollegen berichten von ihrer Sorge, dass ein Spieler mal den falschen Einflüsterer haben könnte.

DFB.de: Gegen ein Spitzenspiel aus dem Jahr 2013 wirken Bilder aus den 70er-Jahren wie in Zeitlupe gedreht. Manche leiten daraus ab, dass dieses Tempo und die hohe Intensität gar nicht auf natürlichem Weg leistbar wären.

Meyer: Wir haben momentan bis zu 14 Kilometer Laufleistung in einem Spiel, dabei sind Gehstrecken und langsamer Trab eingeschlossen. Machbar ist das auf jeden Fall. Dazu wurden die Trainingsstrukturen in den vergangenen zehn Jahren verbessert und weit hinein in den Jugendbereich ausgebaut. Die Auswahl der Talente erfolgt wesentlich professioneller als früher. Nein, der Fußball hat sich hier ganz normal entwickelt, wird aber immer besonders aufmerksam beobachtet. Auch in anderen Sportarten sind derartige Veränderungen zu sehen, ohne dass sofort Doping vermutet wird.

DFB.de: Sollten Blutproben am Spieltag genommen werden?

Meyer: Meiner Meinung nach ist das nicht besonders wichtig, denn die in Blutproben nachweisbaren Substanzen und Methoden werden vermutlich vorwiegend im Training eingesetzt. Eine Ausnahme stellt das Blutdoping dar, also das Zuführen von vorher abgenommenem Blut, das eher kurz vor einem Wettkampf effektiv sein dürfte. Auch wenn ich aus den genannten Gründen nicht davon ausgehe, dass es eine große Rolle im Fußball spielt, ist es nicht gänzlich auszuschließen. Allerdings würde eine Trainingsblutkontrolle an den Folgetagen ebenfalls diesen Zweck erfüllen. Nun sind die Voraussetzungen bei den Wettkampfkontrollen des DFB bestens, die Ärzte vor Ort könnten die Proben entnehmen. Daher ist für die nächste Sitzung der Anti-Doping-Kommission des DFB eine Beratung darüber vorgesehen.

DFB.de: Wie groß ist das Gesundheitsrisiko für den Athleten? Kann es überhaupt ein medizinisch begleitetes Doping geben?

[bild2]

Meyer: Ich halte die Vorstellung vom medizinisch verantwortungsvollen Doping für absurd. Nehmen wir wirklich mal an, man würde Dopingsubstanzen legalisieren. Wer garantiert denn, dass der Athlet alles nur unter Aufsicht des Arztes einnimmt? Merkt der Sportler, es reicht trotz Doping immer noch nicht für die Spitze, dann sattelt er doch in der Dosierung drauf. Die Freigabe von medizinisch begleitetem Doping wäre aus meiner Sicht der Schritt in ein Horrorkabinett. Dann hätten wir vermutlich deutlich mehr durch Doping zu Tode gekommene Sportler.

DFB.de: Sie reisen immer mit der Mannschaft. Was bedeutet die konsequente Testung für den einzelnen Nationalspieler?

Meyer: Die Nationalspieler nehmen die zunehmende Kontrolldichte natürlich wahr, sie fühlen sich insbesondere durch die Registrierung ihrer Aufenthaltsorte in ihrer Privatsphäre eingeschränkt. Denn über ein Onlinesystem müssen alle Nationalspieler auf Monate im Voraus ihren Aufenthaltsort angeben. Auch wenn sie akzeptieren, dass dies ein Preis ist, den sie für Ruhm und Geld zahlen müssen, darf man aus meiner Sicht die Frage stellen, ob das in diesem Ausmaß gerechtfertigt ist. Außerdem monieren die Spieler immer wieder die Gerechtigkeitslücke, die entsteht, weil eine solche Überwachung außerhalb Deutschlands offenbar fast überall fehlt. Da in den deutschen Vereinen auch Nationalspieler anderer Länder aktiv sind, wird diese Schieflage, die sich auch in der Testhäufigkeit ausdrückt, sehr deutlich.

DFB.de: Was ist der nächste Schritt?

Meyer: Im Kampf gegen Doping ist neben der Präventionsarbeit, die insbesondere bei Jugendlichen ansetzen muss, die ständige Beobachtung und Aktualisierung der Analytik von großer Bedeutung. Vielleicht werden wir in einigen Jahren einen größeren Anteil von Urin- auf Blutproben umstellen. Die Spieler würden es begrüßen. Auf Urin muss man manchmal quälend lange warten. Blut gibt's gleich.