Meyer: „Solange wie möglich Fußball spielen“

 Am 15. und 16. September fand der DFB-Ü-40-Cup zum sechsten Mal in Berlin statt. Dazu feierte der DFB-Ü-50-Cup dieses Jahr Premiere. Erstmals wurden also zwei „Deutsche Meisterschaften“ im Seniorenbereich ausgespielt. Grund genug, das Thema „Fußball im Alter“ genau unter die Lupe zu nehmen. Prof. Dr. Tim Meyer, Sportmediziner bei der Nationalmannschaft, spricht im TWO-Interview mit DFB.de-Redakteur Peter Scheffler über Chancen, Risiken und Spaß im Alter und überrascht mit Aussagen zur Effektivität des Fußballs.

TWO: Herr Meyer, erstmals gab es neben dem DFB-Ü-40-Cup auch einen DFB-Ü-50-Cup in Berlin. Ist Fußball in diesem Alter überhaupt noch gesund?

Prof. Dr. Tim Meyer: Wahrscheinlich schon (lacht). Sofern die Spieler voll sporttauglich sind und damit keine offensichtlichen gesundheitlichen Risiken bestehen, ist das Fußballspielen sicherlich gesund.

TWO: Was bedeutet voll sporttauglich?

Meyer: In diesem Alter tauchen einige Erkrankungen wesentlich häufiger auf als zehn Jahre früher, besonders die koronare Herzerkrankung. Wenn jemand eine solche Verkalkung der Herzkranzgefäße hat, kann Fußballspielen Risiken bergen. Es ist also ganz wichtig, derartige Vorerkrankungen auszuschließen, so weit es möglich ist.

TWO: Wie sollte man hier vorgehen?

Meyer: Idealerweise würden alle Spieler ärztlich befragt und untersucht und einem Belastungs-EKG unterzogen. Belastungsuntersuchungen werden aber unter dieser Zielstellung eines Screenings nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Zum regelmäßigen „Check-up“ gehören weder Belastungsuntersuchungen, noch alternative Methoden, um die koronare Herzerkrankung nachzuweisen oder weitgehend auszuschließen. Aktuell müsste ein beschwerdefreier Sportler auf seinen Arzt zugehen und ihn um derartige Untersuchungen bitten, deren Kosten er dann selbst übernehmen müsste - zumindest wenn sich keine krankhafte Diagnose ergibt.

TWO: Gibt es Studien, die belegen, dass der Fußball im Alter gesund ist?

Meyer: Es gibt bereits einige Studien dazu, zum Beispiel von der Uni Kopenhagen oder der FIFA-Forschungsgruppe F-MARC. Auch wenn eine Lebensverlängerung als aussagekräftigste Zielgröße nicht belegt ist, gibt es gute Hinweise, dass Fußball sehr effektiv ist, auch im Vergleich zu  monotoneren Sportarten wie Laufen oder Radfahren. Fußball ist durch die unterschiedlichen Belastungskomponenten offenbar noch effektiver.

TWO: Bisher ist man doch immer davon ausgegangen, dass gerade diese Ausdauersportarten für ältere Sportler geeignet sind.

Meyer: Stimmt. Sie haben ja auch viele Vorteile, beispielsweise die gute Dosierbarkeit. Allerdings deuten die genannten Ergebnisse darauf hin, dass der Fußball durch die Mischung aus Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit die Gesundheit vielfältiger und vermutlich mindestens genauso effektiv fördert. Bei einem einstündigen Lauf wird nur die Ausdauer angesprochen. Die Kombination aus den unterschiedlichen Faktoren macht den Vorteil des Fußballs aus. Dadurch bestehen aber, was die Ausübung des Fußballs angeht, auch höher anzusetzende Voraussetzungen. Fast jeder kann sich auf das Fahrrad setzen und losfahren. Schnelle Bewegungen, Sprints und Balltechnik sind aber im höheren Alter nicht mehr jedem möglich.

TWO: Also ist immer die eigene Konstitution entscheidend?

Meyer: Genau, wenn Gesundheit und Basisfitness ausreichend sind, kann der Fußball auch im Alter noch sehr effektiv und förderlich sein.

TWO: Haben Sie auch eigene Untersuchungen zu dem Thema angestellt?

Meyer: Wir haben an der Universität des Saarlandes zwei wissenschaftliche Untersuchungen im Altherren-Fußball gemacht. Beide wurden vom DFB, eine auch von der FIFA, unterstützt. Zuerst haben wir eine große Stichprobe von Altherren-Fußballern komplett untersucht, wie es im Rahmen einer typischen „Kaderuntersuchung“ an Leistungssportlern erfolgt. Wir wollten wissen: wie gesund ist der typische Altherrenspieler? Wie leistungsfähig ist er? Dann haben wir zusätzlich bei diesen Spielern ihre Beanspruchung im Training und im Wettkampf gemessen.

TWO: Was haben Sie herausgefunden?

Meyer: Dass die AH-Spieler ein bisschen fitter sind als durchschnittliche Männer im gleichen Alter. Allerdings sind sie kaum gesünder, wenn man die üblichen Risikofaktoren betrachtet. Außerdem haben wir herausgefunden, dass das Training bei diesen Fußballern eine genauso hohe Belastung darstellt wie das Spiel. Die Spieler erreichen sowohl im Training als auch im Wettkampf ihren Maximalpuls. Es ist demnach nicht egal, ob sie gesund sind oder nicht. Denn Vorerkrankungen des Herzens, zum Beispiel die häufige koronare Herzerkrankung, können bei solcher Beanspruchung durchaus zu mangelnder Durchblutung des Herzmuskels, zu Rhythmusstörungen oder sonstigen Komplikationen führen.

TWO: Wie können die Spieler Risiken erkennen und sie minimieren?

Meyer: Neben den erwähnten ärztlichen Voruntersuchungen sollten sie sich selbst ehrlich beobachten: Habe ich Beschwerden bei Belastungen, zum Beispiel Druck auf der Brust, Herzstolpern oder übermäßige Luftnot? In solchen Fällen sollten sie sich natürlich dringend untersuchen lassen. Außerdem ist die Familienvorgeschichte wesentlich: Gibt es enge Verwandte, bei denen Herzerkrankungen vor dem 50. Lebensjahr aufgetreten sind? Dann ist die Gefährdung höher.

TWO: Welche Risikofaktoren bedingen Herzerkrankungen noch?

Meyer: Insbesondere Bluthochdruck, überhöhte Blutfette, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus, Anm. d. Red.) und Rauchen. Wer von sich selbst weiß, dass er diese Risikofaktoren hat, muss wissen, dass sie das Erkrankungsrisiko erhöhen.

TWO: Wie verhält es sich bei AH-Spielern mit Verletzungen?

Meyer: Wir haben bei den untersuchten AH-Spielern auch eine für uns unerwartet hohe Zahl an fußballbezogenen Verletzungen festgestellt. Dies war der Ausgangspunkt für die zweite Studie, die sich damit beschäftigt, ob und wie man diese mit einem gezielten Programm reduzieren kann. Dazu haben wir das FIFA-Programm “11+“ ausgewählt, eine Zusammenstellung vorbeugender Übungen, die bereits an jüngeren Fußballern und im Frauenfußball erfolgreich erprobt wurden. Die Datenaufnahme dieser Studie ist gerade beendet, und wir werten aus. Bereits jetzt erscheint uns 11+ auf jeden Fall vielversprechend. Sonst hätten der DFB und die FIFA Forschung und Anwendung auch nicht in dieser Form unterstützt.

TWO: Wie sähe also aus Ihrer Sicht eine optimale Prävention aus?

Meyer: So, dass man beide Seiten, nämlich die orthopädische und die des Herz-Kreislauf-Systems, beachtet. Die Zahl der Verletzungen kann vermutlich am besten mit regelmäßigen präventiven Übungen reduziert werden. Für die Risikominimierung von Herz-Kreislauferkrankungen sollte eine sportärztliche Tauglichkeitsuntersuchung vorgenommen werden.

TWO: Gibt es eine Altersgrenze, nach deren Überschreitung sie jemand nicht mehr empfehlen würden, Fußball zu spielen?

Meyer: Nein, man kann keine Altersgrenze benennen, vor allem keine kalendarische. Das ist immer abhängig von der individuellen Konstitution. Ich habe zum Beispiel schon ganz unterschiedliche 70-Jährige untersucht. Manche waren noch topfit, andere konnten sich kaum noch sportlich bewegen. Die hatten zwar das gleiche kalendarische Alter, aber ein unterschiedliches biologisches.

TWO: Nehmen wir an, bei einem älteren Fußballer reicht der körperliche Zustand nicht mehr aus, um in einer Mannschaft mitzuspielen. Welche Angebote sollte man als Verein unterbreiten?

Meyer: Es ist generell schwierig, leistungsorientierte Sportler mit zunehmendem Alter in andere Trainings- und Wettkampfstrukturen zu überführen, sei es wegen der gewohnten Häufigkeit des Trainings oder wegen des nachlassenden Niveaus. In Mannschaftssportarten wie Fußball ist diese Problematik noch akzentuiert, weil sowohl das Niveau der Mitspieler als auch das der Gegner zum Spaß am Spiel beiträgt. Man muss sich überlegen, wie man am Fußball auch bei nachlassenden körperlichen Fähigkeiten dranbleiben kann.

TWO: Welche Vorschläge haben Sie?

Meyer: Zunächst könnte man das Spiel modifizieren. Zum Beispiel mit kleineren Spielfeldern, kürzeren Spielzeiten oder einem Grätschverbot. Da gibt es viele Varianten, die den Spaß nicht zwangsläufig nehmen. Selbst bei stärkeren Einschränkungen ist Fußballtennis meist möglich. Solange es organisatorisch möglich und motorisch und gesundheitlich umsetzbar ist, kann Fußball gespielt werden. So kann man die Spieler und auch deren Knowhow im Verein behalten. Das ist ein wichtiges Thema im Zuge des demographischen Wandels.

TWO: Und auch ein wichtiges Thema für den DFB. Deshalb ja auch der DFB-Ü- 40-Cup und der DFB-Ü-50-Cup.

Meyer: Genau. Einerseits wird die Bevölkerung älter – Stichwort demographischer Wandel. Andererseits bietet man auch leistungsorientierten Sportlern in höherem Alter die Möglichkeit, sich auf gutem Niveau und mit einem attraktiven Turnier zu beweisen. Eine ganz logische und richtige Maßnahme. [PS]

[bild1] Am 15. und 16. September fand der DFB-Ü-40-Cup zum sechsten Mal in Berlin statt. Dazu feierte der DFB-Ü-50-Cup dieses Jahr Premiere. Erstmals wurden also zwei „Deutsche Meisterschaften“ im Seniorenbereich ausgespielt. Grund genug, das Thema „Fußball im Alter“ genau unter die Lupe zu nehmen. Prof. Dr. Tim Meyer, Sportmediziner bei der Nationalmannschaft, spricht im TWO-Interview mit DFB.de-Redakteur Peter Scheffler über Chancen, Risiken und Spaß im Alter und überrascht mit Aussagen zur Effektivität des Fußballs.

TWO: Herr Meyer, erstmals gab es neben dem DFB-Ü-40-Cup auch einen DFB-Ü-50-Cup in Berlin. Ist Fußball in diesem Alter überhaupt noch gesund?

Prof. Dr. Tim Meyer: Wahrscheinlich schon (lacht). Sofern die Spieler voll sporttauglich sind und damit keine offensichtlichen gesundheitlichen Risiken bestehen, ist das Fußballspielen sicherlich gesund.

TWO: Was bedeutet voll sporttauglich?

Meyer: In diesem Alter tauchen einige Erkrankungen wesentlich häufiger auf als zehn Jahre früher, besonders die koronare Herzerkrankung. Wenn jemand eine solche Verkalkung der Herzkranzgefäße hat, kann Fußballspielen Risiken bergen. Es ist also ganz wichtig, derartige Vorerkrankungen auszuschließen, so weit es möglich ist.

TWO: Wie sollte man hier vorgehen?

Meyer: Idealerweise würden alle Spieler ärztlich befragt und untersucht und einem Belastungs-EKG unterzogen. Belastungsuntersuchungen werden aber unter dieser Zielstellung eines Screenings nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Zum regelmäßigen „Check-up“ gehören weder Belastungsuntersuchungen, noch alternative Methoden, um die koronare Herzerkrankung nachzuweisen oder weitgehend auszuschließen. Aktuell müsste ein beschwerdefreier Sportler auf seinen Arzt zugehen und ihn um derartige Untersuchungen bitten, deren Kosten er dann selbst übernehmen müsste - zumindest wenn sich keine krankhafte Diagnose ergibt.

TWO: Gibt es Studien, die belegen, dass der Fußball im Alter gesund ist?

Meyer: Es gibt bereits einige Studien dazu, zum Beispiel von der Uni Kopenhagen oder der FIFA-Forschungsgruppe F-MARC. Auch wenn eine Lebensverlängerung als aussagekräftigste Zielgröße nicht belegt ist, gibt es gute Hinweise, dass Fußball sehr effektiv ist, auch im Vergleich zu  monotoneren Sportarten wie Laufen oder Radfahren. Fußball ist durch die unterschiedlichen Belastungskomponenten offenbar noch effektiver.

TWO: Bisher ist man doch immer davon ausgegangen, dass gerade diese Ausdauersportarten für ältere Sportler geeignet sind.

Meyer: Stimmt. Sie haben ja auch viele Vorteile, beispielsweise die gute Dosierbarkeit. Allerdings deuten die genannten Ergebnisse darauf hin, dass der Fußball durch die Mischung aus Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit die Gesundheit vielfältiger und vermutlich mindestens genauso effektiv fördert. Bei einem einstündigen Lauf wird nur die Ausdauer angesprochen. Die Kombination aus den unterschiedlichen Faktoren macht den Vorteil des Fußballs aus. Dadurch bestehen aber, was die Ausübung des Fußballs angeht, auch höher anzusetzende Voraussetzungen. Fast jeder kann sich auf das Fahrrad setzen und losfahren. Schnelle Bewegungen, Sprints und Balltechnik sind aber im höheren Alter nicht mehr jedem möglich.

TWO: Also ist immer die eigene Konstitution entscheidend?

Meyer: Genau, wenn Gesundheit und Basisfitness ausreichend sind, kann der Fußball auch im Alter noch sehr effektiv und förderlich sein.

TWO: Haben Sie auch eigene Untersuchungen zu dem Thema angestellt?

Meyer: Wir haben an der Universität des Saarlandes zwei wissenschaftliche Untersuchungen im Altherren-Fußball gemacht. Beide wurden vom DFB, eine auch von der FIFA, unterstützt. Zuerst haben wir eine große Stichprobe von Altherren-Fußballern komplett untersucht, wie es im Rahmen einer typischen „Kaderuntersuchung“ an Leistungssportlern erfolgt. Wir wollten wissen: wie gesund ist der typische Altherrenspieler? Wie leistungsfähig ist er? Dann haben wir zusätzlich bei diesen Spielern ihre Beanspruchung im Training und im Wettkampf gemessen.

TWO: Was haben Sie herausgefunden?

Meyer: Dass die AH-Spieler ein bisschen fitter sind als durchschnittliche Männer im gleichen Alter. Allerdings sind sie kaum gesünder, wenn man die üblichen Risikofaktoren betrachtet. Außerdem haben wir herausgefunden, dass das Training bei diesen Fußballern eine genauso hohe Belastung darstellt wie das Spiel. Die Spieler erreichen sowohl im Training als auch im Wettkampf ihren Maximalpuls. Es ist demnach nicht egal, ob sie gesund sind oder nicht. Denn Vorerkrankungen des Herzens, zum Beispiel die häufige koronare Herzerkrankung, können bei solcher Beanspruchung durchaus zu mangelnder Durchblutung des Herzmuskels, zu Rhythmusstörungen oder sonstigen Komplikationen führen.

TWO: Wie können die Spieler Risiken erkennen und sie minimieren?

[bild2] Meyer: Neben den erwähnten ärztlichen Voruntersuchungen sollten sie sich selbst ehrlich beobachten: Habe ich Beschwerden bei Belastungen, zum Beispiel Druck auf der Brust, Herzstolpern oder übermäßige Luftnot? In solchen Fällen sollten sie sich natürlich dringend untersuchen lassen. Außerdem ist die Familienvorgeschichte wesentlich: Gibt es enge Verwandte, bei denen Herzerkrankungen vor dem 50. Lebensjahr aufgetreten sind? Dann ist die Gefährdung höher.

TWO: Welche Risikofaktoren bedingen Herzerkrankungen noch?

Meyer: Insbesondere Bluthochdruck, überhöhte Blutfette, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus, Anm. d. Red.) und Rauchen. Wer von sich selbst weiß, dass er diese Risikofaktoren hat, muss wissen, dass sie das Erkrankungsrisiko erhöhen.

TWO: Wie verhält es sich bei AH-Spielern mit Verletzungen?

Meyer: Wir haben bei den untersuchten AH-Spielern auch eine für uns unerwartet hohe Zahl an fußballbezogenen Verletzungen festgestellt. Dies war der Ausgangspunkt für die zweite Studie, die sich damit beschäftigt, ob und wie man diese mit einem gezielten Programm reduzieren kann. Dazu haben wir das FIFA-Programm “11+“ ausgewählt, eine Zusammenstellung vorbeugender Übungen, die bereits an jüngeren Fußballern und im Frauenfußball erfolgreich erprobt wurden. Die Datenaufnahme dieser Studie ist gerade beendet, und wir werten aus. Bereits jetzt erscheint uns 11+ auf jeden Fall vielversprechend. Sonst hätten der DFB und die FIFA Forschung und Anwendung auch nicht in dieser Form unterstützt.

TWO: Wie sähe also aus Ihrer Sicht eine optimale Prävention aus?

Meyer: So, dass man beide Seiten, nämlich die orthopädische und die des Herz-Kreislauf-Systems, beachtet. Die Zahl der Verletzungen kann vermutlich am besten mit regelmäßigen präventiven Übungen reduziert werden. Für die Risikominimierung von Herz-Kreislauferkrankungen sollte eine sportärztliche Tauglichkeitsuntersuchung vorgenommen werden.

TWO: Gibt es eine Altersgrenze, nach deren Überschreitung sie jemand nicht mehr empfehlen würden, Fußball zu spielen?

Meyer: Nein, man kann keine Altersgrenze benennen, vor allem keine kalendarische. Das ist immer abhängig von der individuellen Konstitution. Ich habe zum Beispiel schon ganz unterschiedliche 70-Jährige untersucht. Manche waren noch topfit, andere konnten sich kaum noch sportlich bewegen. Die hatten zwar das gleiche kalendarische Alter, aber ein unterschiedliches biologisches.

TWO: Nehmen wir an, bei einem älteren Fußballer reicht der körperliche Zustand nicht mehr aus, um in einer Mannschaft mitzuspielen. Welche Angebote sollte man als Verein unterbreiten?

Meyer: Es ist generell schwierig, leistungsorientierte Sportler mit zunehmendem Alter in andere Trainings- und Wettkampfstrukturen zu überführen, sei es wegen der gewohnten Häufigkeit des Trainings oder wegen des nachlassenden Niveaus. In Mannschaftssportarten wie Fußball ist diese Problematik noch akzentuiert, weil sowohl das Niveau der Mitspieler als auch das der Gegner zum Spaß am Spiel beiträgt. Man muss sich überlegen, wie man am Fußball auch bei nachlassenden körperlichen Fähigkeiten dranbleiben kann.

TWO: Welche Vorschläge haben Sie?

Meyer: Zunächst könnte man das Spiel modifizieren. Zum Beispiel mit kleineren Spielfeldern, kürzeren Spielzeiten oder einem Grätschverbot. Da gibt es viele Varianten, die den Spaß nicht zwangsläufig nehmen. Selbst bei stärkeren Einschränkungen ist Fußballtennis meist möglich. Solange es organisatorisch möglich und motorisch und gesundheitlich umsetzbar ist, kann Fußball gespielt werden. So kann man die Spieler und auch deren Knowhow im Verein behalten. Das ist ein wichtiges Thema im Zuge des demographischen Wandels.

TWO: Und auch ein wichtiges Thema für den DFB. Deshalb ja auch der DFB-Ü- 40-Cup und der DFB-Ü-50-Cup.

Meyer: Genau. Einerseits wird die Bevölkerung älter – Stichwort demographischer Wandel. Andererseits bietet man auch leistungsorientierten Sportlern in höherem Alter die Möglichkeit, sich auf gutem Niveau und mit einem attraktiven Turnier zu beweisen. Eine ganz logische und richtige Maßnahme.