Meyer: "Schmerz ist ein sinnvolles Warnsignal"

Niko Kovac und Torsten Frings müssen es wissen. Als ehemalige Nationalspieler und jetzige Bundesliga-Trainer erleben sie das Geschäft "Profifußball" täglich hautnah mit. In ihren Augen gehören Schmerzmittel dazu. "Diejenigen, die denken, dass es Profifußball ohne den Einsatz von Schmerzmitteln gibt, sind auf dem Holzweg", sagte Frankfurt-Coach Kovac im Interview mit der Bild, Darmstadts Trainer Frings ergänzte: "Wenn man so einen körperlich harten Job hat wie ein Fußballprofi, dann hat man eben auch mal ein bisschen Aua und das kann man durch kleine, leichte Mittel überbrücken."

Ist das gefährlich? Muss man sich Sorgen machen? Und sollten auch schon Amateurfußballer Schmerzmittel nehmen, um ihre Verletzungszeit in der Kreisliga so kurz wie möglich zu halten? Im Interview mit DFB.de-Redakteur Norman Arnold spricht Prof. Dr. Tim Meyer, Arzt der deutschen Nationalmannschaft und Vorsitzender der Medizinischen Kommission des DFB, über das Thema Schmerzmittel und schätzt ein, wann sie Sinn und wann sie keinen Sinn machen.

DFB.de: Wovon sprechen wir eigentlich, wenn wir über Schmerzmittel im Profifußball reden?

Prof. Dr. Tim Meyer: Die gängigsten Präparate sind Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin), Ibuprofen, Paracetamol und Diclofenac. Man kann sie bis zu einer gewissen Dosis ohne Rezept in der Apotheke kaufen, meist in Form von Tabletten. Ich denke, viele Menschen haben sie im Kulturbeutel, zum Beispiel gegen banale Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen.

DFB.de: Gibt es Mittel, die auf der Dopingliste stehen?

Meyer: Es gibt sogenannte "starke Schmerzmittel", die chemisch vom Opium abgeleitet sind, sogenannte Opiate. Diese stehen auf der Dopingliste, aber einen derartigen Dopingfall gab es im Fußball meines Wissens noch nicht. Einerseits ist die Beschaffung derartiger Medikamente schwierig, andererseits würden die Nebenwirkungen einen Einsatz zur Schmerzbekämpfung im Fußball wohl auch kaum attraktiv erscheinen lassen.

DFB.de: Wie ist denn Ihre Einstellung zu dem Thema?

Meyer: Medikamente sollte man generell nur einsetzen, wenn sie medizinisch notwendig sind, zumal alle Medikamente Nebenwirkungen haben können. Ein vorbeugender Einsatz von Schmerzmitteln ist medizinisch nicht zu rechtfertigen. Insofern sollten Ärzte unter dieser Zielsetzung keine Schmerzmittel verordnen. Allerdings hat der Gesetzgeber diese Mittel als so "harmlos" eingestuft, dass sie von der Rezeptpflicht quasi freigestellt sind. Das ist erst einmal Fakt und entzieht die Medikamentengruppe weitgehend der Kontrolle der Ärzte. Ein gewisses Risiko besteht aber dennoch, man sollte Schmerzmittel also nur dann einsetzen, wenn sie Sinn ergeben.

DFB.de: Wann ergeben sie denn für einen Fußballer Sinn?

Meyer: Immer dann, wenn Schmerzen das Befinden beeinträchtigen, aber keine Krankheit oder Verletzung dahintersteckt, die durch Fußballspielen verschlimmert werden kann. Der banale Kopfschmerz zum Beispiel: Wenn ein Spieler am Spieltag oder vor dem Training mit Kopfschmerzen aufwacht und eine Tablette nimmt, um dann unbeeinträchtigt zu sein. Allerdings ist es für medizinische Laien, und dazu zählen Spieler in der Regel, nicht immer leicht zu entscheiden, ob ein Schmerz wirklich trivial ist. Denn eigentlich sollte man immer zwischen potenziellen Wirkungen und Nebenwirkungen abwägen, wozu eine Portion Sachkenntnis gehört.

DFB.de: Und wann machen sie keinen Sinn?

Meyer: Schmerz ist oft ein sinnvolles Warnsignal. Wenn man Anzeichen einer Verletzung mit Schmerzmitteln überspielt, kann das gefährlich sein und langfristige Folgen haben. Überhaupt sollte man sie nur einnehmen, wenn eine Verletzung oder Erkrankung akkurat und vollständig ausdiagnostiziert ist. Und daher wäre es sinnvoll, wenn nur die Mannschaftsärzte darüber wachten, ob Schmerzmittel eingenommen werden oder nicht.



Niko Kovac und Torsten Frings müssen es wissen. Als ehemalige Nationalspieler und jetzige Bundesliga-Trainer erleben sie das Geschäft "Profifußball" täglich hautnah mit. In ihren Augen gehören Schmerzmittel dazu. "Diejenigen, die denken, dass es Profifußball ohne den Einsatz von Schmerzmitteln gibt, sind auf dem Holzweg", sagte Frankfurt-Coach Kovac im Interview mit der Bild, Darmstadts Trainer Frings ergänzte: "Wenn man so einen körperlich harten Job hat wie ein Fußballprofi, dann hat man eben auch mal ein bisschen Aua und das kann man durch kleine, leichte Mittel überbrücken."

Ist das gefährlich? Muss man sich Sorgen machen? Und sollten auch schon Amateurfußballer Schmerzmittel nehmen, um ihre Verletzungszeit in der Kreisliga so kurz wie möglich zu halten? Im Interview mit DFB.de-Redakteur Norman Arnold spricht Prof. Dr. Tim Meyer, Arzt der deutschen Nationalmannschaft und Vorsitzender der Medizinischen Kommission des DFB, über das Thema Schmerzmittel und schätzt ein, wann sie Sinn und wann sie keinen Sinn machen.

DFB.de: Wovon sprechen wir eigentlich, wenn wir über Schmerzmittel im Profifußball reden?

Prof. Dr. Tim Meyer: Die gängigsten Präparate sind Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin), Ibuprofen, Paracetamol und Diclofenac. Man kann sie bis zu einer gewissen Dosis ohne Rezept in der Apotheke kaufen, meist in Form von Tabletten. Ich denke, viele Menschen haben sie im Kulturbeutel, zum Beispiel gegen banale Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen.

DFB.de: Gibt es Mittel, die auf der Dopingliste stehen?

Meyer: Es gibt sogenannte "starke Schmerzmittel", die chemisch vom Opium abgeleitet sind, sogenannte Opiate. Diese stehen auf der Dopingliste, aber einen derartigen Dopingfall gab es im Fußball meines Wissens noch nicht. Einerseits ist die Beschaffung derartiger Medikamente schwierig, andererseits würden die Nebenwirkungen einen Einsatz zur Schmerzbekämpfung im Fußball wohl auch kaum attraktiv erscheinen lassen.

DFB.de: Wie ist denn Ihre Einstellung zu dem Thema?

Meyer: Medikamente sollte man generell nur einsetzen, wenn sie medizinisch notwendig sind, zumal alle Medikamente Nebenwirkungen haben können. Ein vorbeugender Einsatz von Schmerzmitteln ist medizinisch nicht zu rechtfertigen. Insofern sollten Ärzte unter dieser Zielsetzung keine Schmerzmittel verordnen. Allerdings hat der Gesetzgeber diese Mittel als so "harmlos" eingestuft, dass sie von der Rezeptpflicht quasi freigestellt sind. Das ist erst einmal Fakt und entzieht die Medikamentengruppe weitgehend der Kontrolle der Ärzte. Ein gewisses Risiko besteht aber dennoch, man sollte Schmerzmittel also nur dann einsetzen, wenn sie Sinn ergeben.

DFB.de: Wann ergeben sie denn für einen Fußballer Sinn?

Meyer: Immer dann, wenn Schmerzen das Befinden beeinträchtigen, aber keine Krankheit oder Verletzung dahintersteckt, die durch Fußballspielen verschlimmert werden kann. Der banale Kopfschmerz zum Beispiel: Wenn ein Spieler am Spieltag oder vor dem Training mit Kopfschmerzen aufwacht und eine Tablette nimmt, um dann unbeeinträchtigt zu sein. Allerdings ist es für medizinische Laien, und dazu zählen Spieler in der Regel, nicht immer leicht zu entscheiden, ob ein Schmerz wirklich trivial ist. Denn eigentlich sollte man immer zwischen potenziellen Wirkungen und Nebenwirkungen abwägen, wozu eine Portion Sachkenntnis gehört.

DFB.de: Und wann machen sie keinen Sinn?

Meyer: Schmerz ist oft ein sinnvolles Warnsignal. Wenn man Anzeichen einer Verletzung mit Schmerzmitteln überspielt, kann das gefährlich sein und langfristige Folgen haben. Überhaupt sollte man sie nur einnehmen, wenn eine Verletzung oder Erkrankung akkurat und vollständig ausdiagnostiziert ist. Und daher wäre es sinnvoll, wenn nur die Mannschaftsärzte darüber wachten, ob Schmerzmittel eingenommen werden oder nicht.

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DFB.de: Welche Nebenwirkungen haben Schmerzmittel?

Meyer: Am häufigsten sind Magen-Probleme. Durch die Einnahme von Schmerzmitteln kann die Magenschleimhaut angegriffen werden, das ist seit langer Zeit bekannt. Außerdem ist eine Nierenschädigung bei längerfristigem Gebrauch nicht auszuschließen, auch wenn dies glücklicherweise selten ist. Dazu gibt es allerdings kaum aussagekräftige Untersuchungen an Menschen, und damit ist aus nachvollziehbaren Gründen auch nicht zu rechnen.

DFB.de: Können Aspirin und Co. beim Ausheilen von Verletzungen helfen?

Meyer: Nur in seltenen Fällen, beispielsweise wenn ein Spieler ein Rehaprogramm absolviert und nur durch Schmerzmittel die Übungen überhaupt oder sauberer und länger ausführen kann.

DFB.de: Kann man mit Schmerzmitteln Verletzungen vorbeugen?

Meyer: Nein, das ist Blödsinn.

DFB.de: Stimmt es, dass im Profifußball Schmerzmittel dazugehören?

Meyer: Durch den Charakter des Spiels kommt es in der Tat häufig vor, dass Spieler kleinere "Maleschen" haben, die auch Schmerzen hervorrufen können. Wie man damit umgeht, ist zunächst natürlich jedem selbst überlassen. Nicht immer wird unmittelbar der Mannschaftsarzt eingeschaltet, und das muss wahrscheinlich auch nicht unbedingt sein. Ich kenne Spieler, die aus Prinzip keine oder nur sehr selten Schmerzmittel nehmen. Andere fühlen sich vermutlich besser, wenn sie ein Mittel nehmen und dadurch schmerzfrei sind. Das könnten sie sich ja durchaus selber in der Apotheke besorgen. Ein gewisser Prozentsatz im Profifußball, den ich nicht genau beziffern kann, nimmt vermutlich häufiger Schmerzmittel, ich habe aber nicht den Eindruck, dass es flächendeckend ist. Das ist aus meiner Sicht zwar nicht begrüßenswert, aber aus den genannten Gründen der ärztlichen Kontrolle teilweise entzogen. Wir Mannschaftsärzte müssen über die Risiken des regelmäßigen Schmerzmittelgebrauchs dennoch besser aufklären.

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