Mertesacker: "Meinen Horizont erweitert"

Per Mertesacker ist zurück. Nach der Knöchelverletzung aus dem Spiel gegen Sunderland und überstandener Operation hat sich der Innenverteidiger in der Reha in Donaustauf nach und nach eine gute Grundlage erarbeitet. Im Regenerationstrainingslager auf Sardinien will Mertesacker seine Fitness weiter verbessern, die ersten Einheiten vermitteln den Eindruck, dass nicht mehr viel fehlt. Im Interview mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke spricht der 27-Jährige über seine erste Saison mit den Gunners, die Arbeit im Regenerationstrainingslager und über Lukas Podolski, seinen künftigen Teamkollegen bei Arsenal London.

DFB.de: Herr Mertesacker, Ihr Klub, Arsenal London, kann heute mit einem Sieg in Bromwich den Einzug in die Champions League perfekt machen. Wie werden Sie den Nachmittag auf Sardinien verbringen?

Per Mertesacker: Erst mal drücke ich natürlich all unseren Jungs die Daumen. Es ist ja ein gewaltiger Unterschied, ob wir in der Champions League oder in der Europa League spielen. Ich werde mich darüber auf jeden Fall informieren. Wie entscheide ich kurzfristig.

DFB.de: Möglicherweise helfen Ihnen ja die Bayern. Wenn die Münchner am Samstag gegen den FC Chelsea die Champions League gewinnen reicht in England Platz vier für die Königklasse. Haben Sie gestern die Pokalniederlage der Bayern mit Sorge gesehen?

Mertesacker: Nein. Die Bayern sind in der schönen Situation, noch ein Champions-League-Finale vor Augen zu haben. Wir als Nationalmannschaft hoffen, dass nicht nur die Dortmunder mit einem positiven Erlebnis zu uns kommen, sondern auch die Bayern. An Arsenal denke ich dabei nicht. Mein Verein kann die Sache heute aus eigener Kraft klären, und ich gehe davon aus, dass wir dies schaffen. Es wäre ein sehr schönes Ende meiner ersten Saison in England.

DFB.de: Wie fällt ganz generell Ihr Fazit nach einem Jahr in London aus?

Mertesacker: Ich bin sehr froh, dass ich den Schritt in die Premier League gemacht habe. Das Tempo ist sehr hoch, die Spieler sind sehr stark. Wenn man dort bestehen will, muss man immer auf einem hohen Niveau spielen. Für mich war es am Anfang nicht einfach, doch es wurde dann aber immer besser. Leider habe ich mich verletzt, als es gerade richtig gut lief. Dennoch: ich sehe meine erste Saison sehr positiv und freue mich auf hoffentlich noch sehr viele Jahre dort.

DFB.de: Und abseits des Sports? Wie wohl fühlen Sie sich in London?



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Per Mertesacker ist zurück. Nach der Knöchelverletzung aus dem Spiel gegen Sunderland und überstandener Operation hat sich der Innenverteidiger in der Reha in Donaustauf nach und nach eine gute Grundlage erarbeitet. Im Regenerationstrainingslager auf Sardinien will Mertesacker seine Fitness weiter verbessern, die ersten Einheiten vermitteln den Eindruck, dass nicht mehr viel fehlt. Im Interview mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke spricht der 27-Jährige über seine erste Saison mit den Gunners, die Arbeit im Regenerationstrainingslager und über Lukas Podolski, seinen künftigen Teamkollegen bei Arsenal London.

DFB.de: Herr Mertesacker, Ihr Klub, Arsenal London, kann heute mit einem Sieg in Bromwich den Einzug in die Champions League perfekt machen. Wie werden Sie den Nachmittag auf Sardinien verbringen?

Per Mertesacker: Erst mal drücke ich natürlich all unseren Jungs die Daumen. Es ist ja ein gewaltiger Unterschied, ob wir in der Champions League oder in der Europa League spielen. Ich werde mich darüber auf jeden Fall informieren. Wie entscheide ich kurzfristig.

DFB.de: Möglicherweise helfen Ihnen ja die Bayern. Wenn die Münchner am Samstag gegen den FC Chelsea die Champions League gewinnen reicht in England Platz vier für die Königklasse. Haben Sie gestern die Pokalniederlage der Bayern mit Sorge gesehen?

Mertesacker: Nein. Die Bayern sind in der schönen Situation, noch ein Champions-League-Finale vor Augen zu haben. Wir als Nationalmannschaft hoffen, dass nicht nur die Dortmunder mit einem positiven Erlebnis zu uns kommen, sondern auch die Bayern. An Arsenal denke ich dabei nicht. Mein Verein kann die Sache heute aus eigener Kraft klären, und ich gehe davon aus, dass wir dies schaffen. Es wäre ein sehr schönes Ende meiner ersten Saison in England.

DFB.de: Wie fällt ganz generell Ihr Fazit nach einem Jahr in London aus?

Mertesacker: Ich bin sehr froh, dass ich den Schritt in die Premier League gemacht habe. Das Tempo ist sehr hoch, die Spieler sind sehr stark. Wenn man dort bestehen will, muss man immer auf einem hohen Niveau spielen. Für mich war es am Anfang nicht einfach, doch es wurde dann aber immer besser. Leider habe ich mich verletzt, als es gerade richtig gut lief. Dennoch: ich sehe meine erste Saison sehr positiv und freue mich auf hoffentlich noch sehr viele Jahre dort.

DFB.de: Und abseits des Sports? Wie wohl fühlen Sie sich in London?

Mertesacker: Sehr. Ich lerne eine neue Sprache kennen, eine neue Kultur. Ich habe meinen Horizont nicht nur fußballerisch, sondern ganz generell erweitert. Mich macht das sehr glücklich, der Schritt war auf jeden Fall richtig.

DFB.de: Wie weit sind Sie denn im Integrationsprozess? Ist Ihr Englisch schon perfekt?

Mertesacker: Nach einem Jahr fehlt noch ein bisschen was. Ich versuche, möglichst viel englisch zu reden. Ich habe von Beginn an auf einen Dolmetscher verzichtet und alle Interviews auf Englisch geführt. Diese Drucksituation habe ich ganz bewusst gesucht, ich wollte gezwungen sein, auf Englisch antworten zu müssen. Das Verstehen ging relativ schnell, das Sprechen war ein bisschen schwerer. Und ich glaube, dass es zwei, drei Jahre dauern wird, bis es dann wirklich perfekt ist. So ein Wechsel ins Ausland bringt viele Herausforderungen mit sich, für uns als Familie und für mich persönlich.

DFB.de: Auf Ihrer Internetseite haben Sie über einige private Unternehmungen berichtet. Der Eindruck ist, dass Sie sehr bemüht sind, mit Ihrer Familie am sozialen Leben in der neuen Heimat teilzunehmen.

Mertesacker: Das geht gar nicht anders. Ich habe keine Lust darauf, dass sich bei uns alles nur um Fußball dreht. Ich fände es schrecklich, wenn wir sonst isoliert wären, keine Kontakte hätten und meine Partnerin den ganzen Tag zu Hause sitzen und auf mich warten würde. Für mich ist das kein Problem, ich habe eine Mannschaft, ich habe dadurch auch ein soziales Umfeld. Ich möchte mir aber unabhängig vom Fußball mit der ganzen Familie in London ein soziales Umfeld aufbauen. Ich kann in meiner schönen Fußball-Welt immer wieder untertauchen. Mir ist es aber wichtig, dass wir alle uns insgesamt dort wohlfühlen. Dazu gehört, dass man sich nicht abkapselt und nur den Fußball sieht. Es geht nicht nur um mich.

DFB.de: Sie sind erst im ersten Jahr da, sind aber bereits Ansprechpartner für einen anderen Deutschen. Inwieweit haben Sie den aus dem Dortmunder Nachwuchs verpflichteten Thomas Eisfeld bei der Integration geholfen?

Mertesacker: Die Deutsche-Connection bei Arsenal wächst, noch mehr, wenn Lukas dann ab der kommenden Saison auch bei uns spielt. Es ist natürlich schön, wenn ich von meinen Erfahrungen berichten und anderen damit helfen kann. Die Sorgen der neuen Spieler ähneln sich ja. Wie finde ich am schnellsten ein Haus? Wie sind die Abläufe beim neuen Verein? Man kann da schon in einige Fallen tappen. Ich habe Thomas ein wenig geholfen, und wenn Lukas meine Hilfe braucht, bin ich natürlich für ihn da.

DFB.de: Liegt in der "deutschen Gemeinde", gerade was die Integration betrifft, auch eine Gefahr? Sinkt der Integrationsdruck, wenn mehr Spieler aus dem eigenen Land beim Verein sind?

Mertesacker: Das sehe ich nicht, dafür ist Arsenal viel zu international. Lukas wird sich schnell zu Recht finden. Zumal er ja auch polnisch spricht und wir zwei Polen in der Mannschaft haben, das passt schon.

DFB.de: Passt er auch sportlich zu Arsenal und in die Premier League?

Mertesacker: Ich gehe davon aus, dass es ihm spielerisch gelingen wird, sich hier durchzusetzen. Von seiner Kraft her, von der Geschwindigkeit und der Dynamik ist er absolut ein Spieler, der uns helfen kann. Lukas hat auch im Abschluss seine Qualitäten, ein Typ wie er, kann überall bestehen.

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DFB.de: Sie sind jetzt mit der Nationalmannschaft im Regenerations-Trainingslager. Das klingt relativ entspannt, ist aber Etikettenschwindel. Beim Training sieht es jedenfalls nach ziemlich harter Arbeit aus.

Mertesacker: Für mich ist das gut. Ich habe zwar in den vergangenen vier Wochen Aufbauarbeit geleistet, so dass ich schon mit einem ganz guten Fitnesszustand hierhergekommen bin. Dass hier nun von Anfang an intensiv trainiert wird, ist für mich optimal. Wir arbeiten hier sehr, sehr gut. Wie man das Ganze dann nennt, ist eigentlich wurscht. Für uns ist es ein Trainingslager, das wir möglichst optimal nutzen wollen, um uns bestmöglich auf die EM vorzubereiten.

DFB.de: Nach den ersten Einheiten – wie reagiert ihr Knöchel auf die Belastung?

Mertesacker: Super. Dadurch, dass wir hier relativ intensiv trainieren, habe ich sofort ein Feedback. Und das ist sehr erfreulich. Ich spüre absolut nichts und kann den Fuß uneingeschränkt belasten. Ich kann bis an die Grenze gehen und voll durchziehen. Auch bei Zweikämpfen habe ich keine Hemmungen mehr. Das war sogar schon in der vergangenen Woche im Training bei Arsenal so. Wenn ich in einen Zweikampf gehe, denke ich nicht mehr an den Knöchel.

DFB.de: Sie haben kürzlich sinngemäß gesagt, dass Sie bei der EM der fitteste Per Mertesacker aller Zeiten sein werden. Sie haben das damit begründet, dass Sie die Verletzung diesmal wirklich komplett auskurieren konnten.

Mertesacker: Die Situation hat sich durch den Vereinswechsel für mich einfach verändert. Bei Arsenal spielt kein Spieler, der nicht zu 1000 Prozent fit ist und bereits wieder ein gewisses Trainingspensum absolviert hat. Mir hat es gut getan, dass der Verein den Spielern, die Zeit gibt, die sie benötigen. Ob ich so fit werde, wie nie, das kann ich jetzt noch nicht sagen. Was ich sagen kann, ist, dass ich durch die drei Wochen Aufbauarbeit beim Klub und durch die Zeit hier wirklich bereits sehr gut in Schuss bin.

DFB.de: Teile der Reha haben Sie in Donaustauf bei Klaus Eder und damit in bewährten Händen verbracht. Wie groß ist sein Anteil an Ihrer schnellen Genesung?

Mertesacker: Ich bin dort immer, weil er meines Erachtens die beste medizinische Betreuung bietet. Für mich ist Donaustauf immer die erste Wahl, weil ich dort stets ein sehr gutes Gefühl hatte und dort einfach die besten Leute arbeiten.

DFB.de: Kurz nach der Verletzung haben Sie auf Facebook ein Foto Ihres lädierten Knöchels gepostet, das bei einigen Entsetzen ausgelöst hat. Ein schöner Anblick war das nicht. Warum haben Sie das gemacht?

Mertesacker: Ich bin eine öffentliche Person und gebe manchmal Dinge und Ansichten preis. Ich steuere dies aber gerne über meine eigene Plattform selbst. Und sonderlich häufig mache ich das ja auch nicht. Ich habe damals gedacht: "Das sieht ganz gut aus." (lacht). Außerdem hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch gehofft, dass die Verletzung nicht ganz so schlimm ist. Aber, das ist schon wieder Vergangenheit. Jetzt strebe ich neue Ziele an.