Mertesacker: "Ich freue mich unheimlich auf das Spiel"

Und doch ist Mertesacker optimistisch, dass Arsenal gegen Dortmund bestehen kann. "Ich freue mich unheimlich auf das Spiel", sagt er. Arsenal ist selbstbewusst, Arsenal ist gut drauf. Die Gunners haben einen perfekten Saisonstart hingelegt, nach dem Transfer von Mesut Özil begeistert das Team die Fans und führt die Tabelle der Premier League an. Mertesacker nennt als einen Grund dafür die Kontinuität. "Wir haben im Sommer keine wichtigen Spieler verloren und im Gegensatz zu den anderen Spitzenvereinen nicht den Trainer gewechselt. Wir haben eine spielerische Identität und – das ist entscheidend – auch das Selbstverständnis, unserer Linie konsequent treu zu bleiben."

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Thomas Müller könnte es vielleicht. Glaubt man den Ausführungen von Bastian Schweinsteiger, dann wäre Thomas Müller nach der Definition von Per Mertesacker ein idealer Abwehrchef. Jedenfalls, was die verbale Kompetenz betrifft. Bastian Schweinsteiger also hat gesagt, dass Müller sogar im Schlaf noch reden würde, und wer Müller erlebt, ahnt, dass Schweinsteiger damit recht haben könnte. Prädestiniert zum Abwehrchef ist Müller folglich, weil Mertesacker die Kommunikation innerhalb der Viererkette für essentiell erklärt. Vor dem Spiel in der Champions League heute Abend (20.45 Uhr, live bei Sky) zwischen Arsenal London und Borussia Dortmund hat Mertesacker der Süddeutschen Zeitung anvertraut, wie aus seiner Sicht modernes Verteidigen funktioniert. "In der Viererkette braucht es vier Chefs", hat Mertesacker gesagt. "Da reicht kein einzelner Kopf. So viel kann der gar nicht erzählen, um alle zu berücksichtigen."

Außer Thomas Müller vielleicht. Aber erstens ist Thomas Müller kein Abwehrspieler und zweitens spielt er nicht für Arsenal London. Gegen den BVB muss Arsenal-Coach Arsene Wenger folglich ohne bayerische Unterstützung auskommen. Er wird sich darob nicht grämen und stattdessen in der Defensive auf das Prinzip vertrauen, das Mertesacker wie folgt beschreibt: "Kommunikation ist wichtig, aber nicht von einem. Das wäre gefährlich. Jeder hat seinen Part zu erfüllen und muss Kommandos geben. Wenn einer in den Rücken läuft, brauche ich die Information vom Nebenmann."

In zwei Jahren zum Leistungsträger

Wenn Spieler ins Ausland wechseln, wird über sie schnell und oft gesagt, dass sie dort reifer geworden sind. Bei Mertesacker war dies anders, er war schon vor dem Wechsel reif für die Insel. Schon in Bremen war er Kapitän, er wusste Verantwortung zu übernehmen und mit ihr umzugehen. Ihm hat diese Erfahrung geholfen, auch dabei, mit den Anfangsschwierigkeiten in England umzugehen. In zwei Jahren in London ist Mertesacker vom Panikkauf zum Leistungsträger mutiert. Das Spiel gegen Dortmund ist passender Anlass, diesen Aufstieg zu beschreiben.

Denn vor zwei Jahren gab es diese Paarung schon einmal, in London gewann Arsenal mit 2:1, in Dortmund trennten sich die Mannschaften mit 1:1. Der Deutsche spielte damals beide Spiele durch, nicht allen Meinungsführern in England hat dies gefallen. Mertesacker war umstritten, die Medien in England warfen ihm vor, nicht die Stabilität ins Arsenal-Spiel zu bringen, für die er geholt worden war. In der Rückschau weiß Mertesacker, dass diese Kritiken überzogen waren, natürlich, ein wahrer Kern wohnte ihnen aber inne. "Ich persönlich war stark mit mir selbst beschäftigt. Ich musste nach meinem Wechsel aus Bremen erstmal Fuß fassen", sagt er und gibt zu: "Der Anfang war nicht einfach, es gab viel negatives Feedback. Du machst Fehler, schätzt Situationen mal falsch ein und stehst als Abwehrspieler sofort am Pranger."

Wichtig, das Vertrauen des Trainers zu spüren

Wichtig für ihn sei in dieser Phase gewesen, das Vertrauen von Wenger zu spüren. "Der Trainer hat gesagt: der Junge ist intelligent, der wird das irgendwann mal abstellen." Irgendwann war ziemlich schnell. Mertesacker steigerte sich, gewöhnte sich an das Tempo in England und verbesserte auch seine Spieleröffnung. Nach zwei Jahren ist Mertesacker bei Arsenal so unumstritten wie kaum ein anderer Spieler. Als der Belgier Thomas Vermaelen wegen eines Ermüdungsbruchs länger ausfiel, musste Wenger nicht lange darüber nachdenken, wen er zum neuen Kapitän ernennt: Mertesacker. Der sagt: "Natürlich zeigt es dir, dass der Trainer in dir eine Person sieht, die Verantwortung tragen kann."

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Heute Abend muss Mertesacker dies einmal mehr unter Beweis stellen. Der Respekt vor dem Fußball in Deutschland ist groß, das Finale der Champions League in der vergangenen Saison hat die Wahrnehmung im Ausland beeinflusst. Auch in England. "Das Standing hat sich in der vergangenen Saison brutal verändert", sagt Mertesacker. "Bayern und Dortmund waren mit ihrem Tempo und dem perfekten Pressing auf einem Niveau, das man von der Bundesliga noch nie gesehen hat. In der Premier League spielt derzeit niemand so, das Pressing wird hier nicht so konsequent gehandhabt."

Und doch ist Mertesacker optimistisch, dass Arsenal gegen Dortmund bestehen kann. "Ich freue mich unheimlich auf das Spiel", sagt er. Arsenal ist selbstbewusst, Arsenal ist gut drauf. Die Gunners haben einen perfekten Saisonstart hingelegt, nach dem Transfer von Mesut Özil begeistert das Team die Fans und führt die Tabelle der Premier League an. Mertesacker nennt als einen Grund dafür die Kontinuität. "Wir haben im Sommer keine wichtigen Spieler verloren und im Gegensatz zu den anderen Spitzenvereinen nicht den Trainer gewechselt. Wir haben eine spielerische Identität und – das ist entscheidend – auch das Selbstverständnis, unserer Linie konsequent treu zu bleiben."