"Merkels Schirmherrschaft ist ein starkes Signal"

DFB.de: Der „Tag des Blindenfußballs“ am Donnerstag vor dem Berliner Reichstag – was erwartet einen neugierigen Besucher?

Rothmund: Erstmal muss ich sagen, dass sich dieser Termin wirklich einmalig entwickelt hat. Wir sind wirklich sehr stolz, dass der Tag des Blindenfußballs durch höchste politische Repräsentanten unserer Republik unterstützt wird. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hat die Schirmherrschaft übernommen, und sendet damit ein starkes Zeichen. Die Veranstaltung eröffnen werden der Präsident des Deutsches Bundestags, Professor Dr. Norbert Lammert, und Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière. Der Besuch von Dagmar Freitag, der Vorsitzenden des Sportausschusses, wird von unseren blinden Spielern ebenfalls als Zeichen der Anerkennung gewertet. Wir sehen darin auch eine Anerkennung unserer Stiftungsarbeit. Gerade das Sportreferat des Bundeskanzleramts sowie der Sportausschuss des Parlaments haben uns hervorragend unterstützt.

DFB.de: Wann beginnt die Veranstaltung?

Rothmund: Wie schwer ist das eigentlich, ohne zu sehen, einen Ball zu kontrollieren? Eine ungefähre Vorstellung davon wollen wir mit einem Blindenfußball-Erlebnisparcours vermitteln, der am Donnerstag ab 10 Uhr geöffnet haben wird. Einige Bundesliga-Spieler wie Delron Buckley und Dennis Eilhoff haben mal gegen die Stuttgarter gespielt, und natürlich verloren. Um 11.15 Uhr eröffnet dann Prof. Dr. Norbert Lammert den Tag des Blindenfußballs. Anschließend wird Dr. Thomas de Maizière einen Ehrenpreis an den VfB Gelsenkirchen überreichen, der Anfang 2008 eine Abteilung Blindenfußball gegründet hat. Blinde Fußballer wollen nämlich auch in ganz ‚normalen’ Vereinen ihrem Sport nachgehen.

DFB.de: Und wann wird das erste Heimspiel einer deutschen Blinden-Nationalmannschaft angestoßen?

Rothmund: Das Spiel gegen die Türkei beginnt um 14.30 Uhr. Wir hoffen, dass viele Zuschauer kommen, und beide Mannschaften toll unterstützen.

DFB.de: Die dann aber still bleiben müssen.

Rothmund: Richtig, während der Ball rollt, braucht es Ruhe an den Banden. Denn Blinde spielen mit dem Ohr. Sie müssen die Rassel im Ball, aber auch die Kommandos der Guides hinter dem Tor gut hören. Dafür darf dann nach einem Tor umso lauter gejubelt werden.

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Die Geschichte des Blindenfußballs in Deutschland ist kurz; sie begann mit einem Demonstrationswettbewerb im Jahr 2006 in Berlin. Vier Jahre später bestreitet die deutsche Blindenfußball-Nationalmannschaft ihre Heimpremiere direkt an den Stufen zum Parlament. Der Rasselball rollt vor dem Reichstag als sicht- und hörbares Signal, dass der Sport in kurzer Zeit einen weiten Weg zurückgelegt hat. Der Blindenfußball ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Anlässlich des „Tages des Blindenfußballs“ an diesem Donnerstag in Berlin sprach DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth mit Karl Rothmund. Der Präsident des Niedersächsischen Fußball-Verbandes verantwortet im Präsidium des Dachverbandes die sozialen und gesellschaftspolitischen Themen.

DFB.de: Die Nationalmannschaft bestreitet ihr erstes Heimspiel vor dem Berliner Reichstag, der WDR zeigt Spieltage der Blindenfußball-Bundesliga live. Ist das nicht zuviel Aufmerksamkeit für eine Sportart, die in den Kinderschuhen steckt?

Karl Rothmund: Es stimmt, wir haben noch genug zu tun. In der Breite haben wir noch unendlich viel Entwicklungspotential. Die höchste Spielklasse, die Deutsche Blindenfußball-Bundesliga (DBFL), gibt es gerade mal seit zwei Jahren, am 5. und 6. Juni werden wir beim FC St. Pauli die dritte Saison der DBFL abschließen. Darunter existiert bislang überhaupt kein regulärer Spielbetrieb, so dass sich bis heute im ganzen Land vielleicht gerade mal 20 Mannschaften formiert haben. In Deutschland leben 145.000 blinde und 500.000 sehbehinderte Menschen, aber die wenigsten spielen aktiv Fußball, wobei viele aus Altersgründen nicht mehr spielen wollen und können.

DFB.de: Wie zufrieden sind Sie mit der Spitze, also mit der Nationalmannschaft und der DBFL?

Rothmund: Dass es eine Blindenfußball-Bundesliga gibt, haben wir mit der DFB-Stiftung Sepp Herberger erst möglich gemacht, natürlich in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit dem Deutschen Behindertensportverband und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband. Die Herberger-Stiftung organisiert die Spieltage und kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit. Aktuell nehmen neun Mannschaften am Ligabetrieb teil, darunter prominente Vertreter wie der FC St. Pauli oder der Chemnitzer FC. Das Leistungsgefälle ist enorm. Uli Pfisterer, der ja auch die Nationalmannschaft trainiert, dominiert mit seinen Jungs vom MTV Stuttgart die Liga. Auftritte der Stuttgarter sind spektakulär, es ist unglaublich, wozu diese Spieler fähig sind. Im letzten Spiel der Saison treffen die Stuttgarter auf Viktoria Dortmund, das verspricht, noch mal enger zu werden. Die Nationalmannschaft wurde bei der Europameisterschaft Fünfter, das ist für die kurze Zeit ein beachtlicher Erfolg. In anderen Ländern wie Spanien und Brasilien wird seit zwanzig Jahren im Wettbewerb gespielt.

DFB.de: Warum engagiert sich die DFB-Stiftung Sepp Herberger beim Blindenfußball?

Rothmund: Auch bei behinderten Menschen zählt der Fußball zu den populärsten Sportarten. So unterstützen wir maßgeblich den „Bundeswettbewerb Fußball“ der Werkstätten für behinderte Menschen. Dort sind 220.000 Menschen beschäftigt, ganz viele von ihnen sind begeistert vom Fußball. Die Möglichkeit, Teil einer Mannschaft zu sein, ist eine wertvolle Erfahrung für viele behinderte Mannschaften. Die Anerkennung durch andere hebt das Selbstwertgefühl. Ohnehin ist es das Kernziel der 1977 noch von Sepp Herberger gegründeten Stiftung, die integrative Kraft des Fußballsports für die Gesellschaft zu nutzen.

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DFB.de: Der „Tag des Blindenfußballs“ am Donnerstag vor dem Berliner Reichstag – was erwartet einen neugierigen Besucher?

Rothmund: Erstmal muss ich sagen, dass sich dieser Termin wirklich einmalig entwickelt hat. Wir sind wirklich sehr stolz, dass der Tag des Blindenfußballs durch höchste politische Repräsentanten unserer Republik unterstützt wird. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hat die Schirmherrschaft übernommen, und sendet damit ein starkes Zeichen. Die Veranstaltung eröffnen werden der Präsident des Deutsches Bundestags, Professor Dr. Norbert Lammert, und Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière. Der Besuch von Dagmar Freitag, der Vorsitzenden des Sportausschusses, wird von unseren blinden Spielern ebenfalls als Zeichen der Anerkennung gewertet. Wir sehen darin auch eine Anerkennung unserer Stiftungsarbeit. Gerade das Sportreferat des Bundeskanzleramts sowie der Sportausschuss des Parlaments haben uns hervorragend unterstützt.

DFB.de: Wann beginnt die Veranstaltung?

Rothmund: Wie schwer ist das eigentlich, ohne zu sehen, einen Ball zu kontrollieren? Eine ungefähre Vorstellung davon wollen wir mit einem Blindenfußball-Erlebnisparcours vermitteln, der am Donnerstag ab 10 Uhr geöffnet haben wird. Einige Bundesliga-Spieler wie Delron Buckley und Dennis Eilhoff haben mal gegen die Stuttgarter gespielt, und natürlich verloren. Um 11.15 Uhr eröffnet dann Prof. Dr. Norbert Lammert den Tag des Blindenfußballs. Anschließend wird Dr. Thomas de Maizière einen Ehrenpreis an den VfB Gelsenkirchen überreichen, der Anfang 2008 eine Abteilung Blindenfußball gegründet hat. Blinde Fußballer wollen nämlich auch in ganz ‚normalen’ Vereinen ihrem Sport nachgehen.

DFB.de: Und wann wird das erste Heimspiel einer deutschen Blinden-Nationalmannschaft angestoßen?

Rothmund: Das Spiel gegen die Türkei beginnt um 14.30 Uhr. Wir hoffen, dass viele Zuschauer kommen, und beide Mannschaften toll unterstützen.

DFB.de: Die dann aber still bleiben müssen.

Rothmund: Richtig, während der Ball rollt, braucht es Ruhe an den Banden. Denn Blinde spielen mit dem Ohr. Sie müssen die Rassel im Ball, aber auch die Kommandos der Guides hinter dem Tor gut hören. Dafür darf dann nach einem Tor umso lauter gejubelt werden.