Meinert: "Die größte Auszeichnung? Spielerinnen ins A-Team bringen"

DFB.de: Hätten Sie zu Beginn Ihrer Tätigkeit gedacht, dass wir irgendwann über ein zehnjähriges Jubiläum sprechen?

Meinert: Darüber habe ich mir damals überhaupt keine Gedanken gemacht. Dafür bin ich nicht der Typ. Ich habe mich einfach in die Arbeit gestürzt. Dass es nun bereits zehn Jahre geworden sind, ist in der Tat beeindruckend. Allerdings kommt es mir gar nicht so vor, als sei es schon eine so lange Zeit. Es wird einfach nie langweilig. Wahrscheinlich liegt das auch daran, dass wir im Jugendbereich alle zwei Jahre eine völlig neue Mannschaft formen müssen.

DFB.de: Fällt es Ihnen schwer, wenn Sie sich dann von "Ihren" Spielerinnen trennen müssen?

Meinert: Das ist ein zweischneidiges Schwert. Natürlich ist es schade, wenn die Spielerinnen nach zweijähriger, intensiver Zusammenarbeit weiterziehen. Aber wir übergeben sie ja in die besten Hände. Und es kommen immer wieder tolle neue Talente nach. Dieser Wechsel macht ja auch den Reiz meiner Aufgabe aus. Ich sehe mich als "Sandwich-Trainerin": Zu uns kommen die besten Spielerinnen aus der U 16, U 17 und U 18. Wir geben ihnen dann den letzten Schliff, bevor es auf die ganz große Bühne geht.

DFB.de: Ist Ihnen ein Jahrgang ganz speziell in Erinnerung geblieben?

Meinert: Nein. Für mich ist es ein Fehler, wenn man die verschiedenen Jahrgänge vergleicht. Jeder ist auf seine Art einzigartig.

DFB.de: Gibt es denn bestimmte Erfolge, die für Sie einen besonderen Stellenwert haben?

Meinert: Der Gewinn der U 20-Weltmeisterschaft 2010 im eigenen Land war toll. Die Unterstützung war herausragend. Wir haben die meiste Zeit in Bochum verbracht, das Endspiel hat dann in Bielefeld stattgefunden. Wir haben dort Nigeria 2:0 besiegt, daran erinnere ich mich gerne zurück.



Maren Meinert ist am Montagabend als erste Frau mit dem Trainerpreis des deutschen Fußballs ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung wurde der Trainerin der U 20-Weltmeisterinnen von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach beim Festakt in Bonn anlässlich der Beendigung des 61. Fußball-Lehrer-Lehrgangs verliehen. Im Anschluss an die Ehrung hat Meinert exklusiv mit DFB.de gesprochen.

DFB.de: Herzlichen Glückwunsch zum Trainerpreis des deutschen Fußballs, Frau Meinert! Wie fällt Ihre Reaktion aus?

Maren Meinert: Ich freue mich sehr über die Auszeichnung, sie macht mich stolz. Ich nehme die Ehrung allerdings zugleich stellvertretend für meine Kolleginnen und Kollegen entgegen, mit denen ich eng beim DFB im Nachwuchsbereich der Frauen zusammenarbeite. Ich denke, diese Auszeichnung ist ein Zeichen dafür, dass wir in den vergangenen Jahren vieles richtig gemacht haben in Deutschland. Allerdings sollten wir uns jetzt nicht darauf ausruhen, sondern weiter hart arbeiten. Es warten wieder große Herausforderungen auf uns. Ganz kurzfristig steht nun die Qualifikation für die U 19-Europameisterschaft in Israel im Sommer auf dem Programm. In der Gruppe mit Schottland, der Ukraine und Belgien sind wir sicher Favorit. Ein Selbstläufer wird es jedoch nicht.

DFB.de: Bevor wir nach vorne schauen, lassen Sie uns noch einen Blick zurückwerfen: Sie sind jetzt seit zehn Jahren im weiblichen Nachwuchsbereich des DFB als Trainerin tätig. Wie war die Zeit für Sie?

Meinert: In jeder Hinsicht großartig. Ich habe tolle Kolleginnen und Kollegen kennengelernt, die mich auf dem Weg begleitet haben und begleiten. Als ich hier 2005 anfing, war das für mich fast Neuland. Ich hatte gerade meine Ausbildung zur Fußball-Lehrerin abgeschlossen. Ich bin dem DFB dankbar, dass ich hier direkt einsteigen konnte. Ich habe sehr viel gelernt seitdem von tollen Trainerinnen wie Silvia Neid, Ulrike Ballweg oder meiner Assistentin Bettina Wiegmann, die schon als Spielerin sehr taktisch gedacht hat. Das kommt uns als Trainerteam heute ganz eindeutig zugute.

DFB.de: Und es war ja auch eine sehr erfolgreiche Zeit - Sie haben bisher fünf Titel geholt.

Meinert: Dreimal mit der U 19 die Europameisterschaft, zweimal mit der U 20 die Weltmeisterschaft. Solche Titel sind natürlich immer wieder eine Krönung. Ich sehe sie auch als Zeichen unserer guten Zusammenarbeit. Denn diese Dinge kann man nur gemeinsam erreichen.

DFB.de: Sind Sie stolz auf das Erreichte?

Meinert: Wir können als Team stolz darauf sein. Aber viel wichtiger als die einzelnen Titel ist die Tatsache, dass viele Spielerinnen aus unseren Jahrgängen den Sprung in die Frauen-Nationalmannschaft schaffen. Das ist die größte Auszeichnung.

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DFB.de: Hätten Sie zu Beginn Ihrer Tätigkeit gedacht, dass wir irgendwann über ein zehnjähriges Jubiläum sprechen?

Meinert: Darüber habe ich mir damals überhaupt keine Gedanken gemacht. Dafür bin ich nicht der Typ. Ich habe mich einfach in die Arbeit gestürzt. Dass es nun bereits zehn Jahre geworden sind, ist in der Tat beeindruckend. Allerdings kommt es mir gar nicht so vor, als sei es schon eine so lange Zeit. Es wird einfach nie langweilig. Wahrscheinlich liegt das auch daran, dass wir im Jugendbereich alle zwei Jahre eine völlig neue Mannschaft formen müssen.

DFB.de: Fällt es Ihnen schwer, wenn Sie sich dann von "Ihren" Spielerinnen trennen müssen?

Meinert: Das ist ein zweischneidiges Schwert. Natürlich ist es schade, wenn die Spielerinnen nach zweijähriger, intensiver Zusammenarbeit weiterziehen. Aber wir übergeben sie ja in die besten Hände. Und es kommen immer wieder tolle neue Talente nach. Dieser Wechsel macht ja auch den Reiz meiner Aufgabe aus. Ich sehe mich als "Sandwich-Trainerin": Zu uns kommen die besten Spielerinnen aus der U 16, U 17 und U 18. Wir geben ihnen dann den letzten Schliff, bevor es auf die ganz große Bühne geht.

DFB.de: Ist Ihnen ein Jahrgang ganz speziell in Erinnerung geblieben?

Meinert: Nein. Für mich ist es ein Fehler, wenn man die verschiedenen Jahrgänge vergleicht. Jeder ist auf seine Art einzigartig.

DFB.de: Gibt es denn bestimmte Erfolge, die für Sie einen besonderen Stellenwert haben?

Meinert: Der Gewinn der U 20-Weltmeisterschaft 2010 im eigenen Land war toll. Die Unterstützung war herausragend. Wir haben die meiste Zeit in Bochum verbracht, das Endspiel hat dann in Bielefeld stattgefunden. Wir haben dort Nigeria 2:0 besiegt, daran erinnere ich mich gerne zurück.

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DFB.de: Und was ist mit der WM im vergangenen Jahr in Kanada?

Meinert: Das Turnier hatte ebenfalls einen speziellen Aspekt. Wir hatten vorher große personelle Probleme und deshalb gar nicht unbedingt zum engsten Favoritenkreis gezählt. Aber wir haben uns Spiel für Spiel gesteigert und dann in einem spannenden Finale wieder Nigeria besiegt, mit 1:0 nach Verlängerung.

DFB.de: Im Juli steht die U 19-Europameisterschaft in Israel auf dem Programm. Vorher müssen Sie sich allerdings noch - wie Sie eingangs erwähnten - in der Qualifikation gegen Schottland, die Ukraine und Belgien durchsetzen. Wie sehen Sie die Situation?

Meinert: Wir sind Favorit, ganz klar. Und alles andere als die Qualifikation für das Turnier wäre eine Enttäuschung. Aber die Vergangenheit hat eben auch uns bereits gezeigt, dass das kein Selbstläufer mehr ist. Die Spitze auch im Nachwuchsbereich des Frauenfußballs rückt immer näher zusammen. Wir müssen Gruppensieger werden - ein schlechter Tag kann da gravierende Folgen haben.

DFB.de: Können Sie sich eigentlich ein Leben ohne Fußball vorstellen?

Meinert: Mit fünf Jahren bin ich das erste Mal mit meinem Vater ins Stadion gegangen. Meine gesamte Familie ist fußballverrückt, diesem Virus konnte ich mich nicht entziehen. Ich kann die Frage nicht beantworten. Ich weiß nicht, ob ich ohne Fußball leben kann. Ich möchte es auch gar nicht ausprobieren. Ich habe das große Glück, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Aber soll ich Ihnen eines verraten?

DFB.de: Gerne. Was denn?

Meinert: Ich kann mir ein gutes Fußballspiel anschauen, ohne es mit den Augen einer Trainerin zu verfolgen. Das sehe ich als Privileg an. Man sollte diesen tollen Sport wirklich einfach auch mal nur genießen können.