Max Herre: "Je älter ich werde, desto wichtiger wird mir das Spiel"

fanclub.dfb.de: Wie ist so eine WM mit Ihrem Beruf zu verbinden?

Max Herre: Das ist schwierig. Ich habe das Glück, dass der Mann, der unser Booking macht, selbst ein riesiger Fußball-Fan ist. Wenn uns jemand am Endspiel-Tag der WM buchen will, muss ich ihm jetzt schon mitteilen, dass unsere Schmerzgrenze sehr hoch sein wird.

fanclub.dfb.de: Jetzt ist Sommerpause und da passt es also, dass Konzerte und Festivals anstehen.

Max Herre: Das stimmt. Im Moment passt das sehr gut. Wir sind derzeit jedes Wochenende unterwegs. Ich bin sehr gerne auf der Bühne. Es ist schön, auf Tour zu sein. Dazu gehört es auch, mit den Leuten nach einem Auftritt vor dem Fernseher zu sitzen und ein Spiel zu sehen.

fanclub.dfb.de: Im März ist ihre letzte Single erschienen. Was sind die nächsten Projekte?

Max Herre: Jetzt kommen erstmal die Sommer-Festivals. Und dann werde ich beim Bundesvision Song Contest mitmachen. Da ist es aber noch offen, mit welchem Lied wir antreten.

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Den Musiker Max Herre muss man nicht mehr vorstellen. Zu bekannt ist der Rapper und Singer-Songwriter in Deutschland. Als Frontmann der Band Freundeskreis gelang ihm der Durchbruch mit dem Hit "A-N-N-A", das Album "Esperanto" verkaufte sich mehr als 300.000 mal. Erfolge als Solo-Artist und Produzent schlossen sich an.

Weniger bekannt dagegen ist seine Leidenschaft für den Fußball. Der gebürtige Stuttgarter ist Fan des VfB. Aber auch für die Nationalmannschaft begeistert er sich. Im fanclub.dfb.de-Interview mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer spricht Max Herre über seinen linken Fuß, einheitliche Stutzen, eine Rückennummer aus alten Stoffresten, Torwarthandschuhe und den Traum von Brasilien.

fanclub.dfb.de: Herr Herre, Sie sind VfB-Fan, wie tief sitzt da der Stachel der Enttäuschung nach der Niederlage im Endspiel um den DFB-Pokal?

Max Herre: Wir sind zunächst einmal glücklich, eine relativ schwierige Saison derart positiv zu Ende gebracht zu haben. Die Spielzeit war mit dem Einzug ins Endspiel und der damit verbundenen Qualifikation für die Europa League schon gerettet. Der Gewinn des DFB-Pokal wäre eine Sensation gewesen. Eine absolute Zugabe. Ich fand es wichtig, dass wir im Finale nicht untergegangen sind. Der VfB sah ja über weiter Strecken besser aus als der FC Barcelona im Champions League-Halbfinale gegen die Bayern.

fanclub.dfb.de: Aber wenn man so weit kommt, will man doch auch gewinnen.

Max Herre: Ganz klar. Das Finale wurde ja zum Ende auch noch mal richtig spannend. Die Bayern kamen nach dem 2:3 ins Schwimmen. Ich hatte mir die Verlängerung gewünscht, denn dann wäre alles offen gewesen.

fanclub.dfb.de: Sie haben zwei Söhne: Haben die beiden das VfB-Gen von Ihnen geerbt?

Max Herre: Ja, der Große. Der ist in Stuttgart geboren. Der ist sich in diesem Punkt ganz sicher. Der Kleine hält derzeit zu den Bayern. Das liegt daran, dass er im Tor spielte und deswegen Fan von Manuel Neuer ist. Außerdem finden beide Mario Gomez gut. Das hat sie aber auch ein wenig in Bredouille gebracht, weil es die Frage aufwirft: Hält man zu einem Spieler oder zu einem Verein?

fanclub.dfb.de: Ist das der Widerspruch von Emotionalität zu Rationalität?

Max Herre: Den beobachte ich im Moment bei meinem Kleinen. Der gewinnt einfach zu gerne. Von daher könnte er es wahrscheinlich nicht aushalten, bei solchen Spielen wie dem Pokal-Finale nicht für die Bayern zu sein.

fanclub.dfb.de: Aber das kann sich ja noch entwickeln.

Max Herre: Ja, ich habe das an mir beobachtet. Je älter ich werde, desto wichtiger wird mir das Spiel, der Fußball an sich. Das beinhaltet auch, es respektieren zu können, dass die andere Mannschaft gewinnt. Ich kann der Sache trotzdem etwas abgewinnen, auch wenn es bei meinen Jungs nicht so läuft.

fanclub.dfb.de: Was haben Sie Ihren Kindern in Sachen Fußball mitgegeben?

Max Herre: Die haben eine Zeit lang in einem Verein gekickt, hier in Schöneberg, beim FC Internationale. Jetzt gerade nicht mehr. Aber ich hoffe, das kommt noch mal wieder. Aber ich möchte kein Fußball-Vater sein, der seine Kinder in den Verein treibt. Das muss von ihnen kommen. Aber sie spielen gerne. Und da habe ich ihnen ein bisschen auf den Weg geholfen mit meiner Begeisterung.

fanclub.dfb.de: Welche Talente besitzen Sie für den Fußball?

Max Herre: Ich habe nicht viel zu bieten – aber ich habe einen linken Fuß. Und ich habe auch nur einen linken Fuß. Den anderen benutze ich mehr oder weniger nur zum Stehen (lacht). Wenn mit dem anderen mal was Brauchbares passiert, wird gefeiert. Den linken Fuß habe ich auch meinem Kleinen vererbt.

fanclub.dfb.de: Stimmt es, dass Sie früher so sein wollten wie Pierre Littbarski?

Max Herre: Ich war ein Fan von Pierre Littbarski. In der zweiten Klasse habe ich einem Mitschüler deswegen sogar ein Poster von Pierre Littbarski abgekauft – ich glaube, für eine Mark. Wegen ihm hat mir meine Mutter eine Sieben aus altem Stoff ausgeschnitten und auf ein rotes T-Shirt genäht. Den fand ich super.

fanclub.dfb.de: Auf welcher Position haben sie gespielt?

Max Herre: Ich habe links gespielt. Ich habe hinten in der Verteidigung gespielt, aber durfte auch mal ein bisschen weiter nach vorne auf Linksaußen.

fanclub.dfb.de: Wie ist Ihre Karriere verlaufen?

Max Herre: Die war relativ kurz. Ich habe gespielt, bis ich zehn Jahre alt war. Mein Verein, der MTV Stuttgart, war eher von einer Atmosphäre geprägt, die in den 70-er Jahren in Mode war. Nämlich dass man die Kinder mal machen lässt. Wir waren die einzige Mannschaft, die es geschafft hat, nicht in einheitlichen Stutzen aufzulaufen. Und auch die Verteilung der Aufgaben auf dem Spielfeld gab es nur im Kopf des Trainers. Die Realität sah so aus, dass man rechts vorne zu finden, obwohl man links hinten eingeteilt war. Ich erinnere mich an Spiele gegen Nachwuchs-Teams vom VfB Stuttgart, die wir dann mit zehn, elf, zwölf Toren Unterschied verloren hatten.

fanclub.dfb.de: Sie haben auch mal Torwart-Handschuhe besessen?

Max Herre: In der Tat. Das war ein Erpressungsversuch meiner Mutter. Ich wollte damals nicht in die Schule gehen. Mit den Torwart-Handschuhen wurde es mir dann schmackhaft gemacht.

fanclub.dfb.de: Greifen Sie zu solchen Methoden auch bei Ihren Kindern?

Max Herre: Diese Form der Erpressung ist mir nicht ganz fremd. Das macht man schon mal. Allerdings muss man eindeutig sagen, dass die Kinder heute grundsätzlich viel besser ausgestattet sind. Weil sie ja nicht nur von ihren Eltern irgendwas kriegen, sondern da sind ja auch noch Onkels und Tanten, die etwas anbringen. Allein diese Idee, ein Trikot zu besitzen, ist heute viel verbreiteter als damals. Früher hat man sich eine Nummer aufs T-Shirt nähen lassen, heute braucht man jedes Jahr und zu jeder Welt- und Europameisterschaft das neue Original-Trikot. Da meine Frau und ich durch die Arbeit viel reisen, haben wir den Jungs häufiger Trikots als Mitbringsel mitgenommen.

fanclub.dfb.de: Gab es denn auch mal ein Nationaltrikot?

Max Herre: Ja, gab es. Erstmal das vom deutschen Team. Ich selbst hatte verschiedene Trikots, vom argentinischen bis zum nigerianischen alles Mögliche. Die Kinder hatten bis auf das deutsche und englische Trikot nur Vereinstrikots.

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fanclub.dfb.de: Was halten Sie derzeit von der Nationalmannschaft?

Max Herre: Es ist heute viel einfacher, zur deutschen Nationalmannschaft zu halten. Als ich Jugendlicher war, gab es zwei Lager. Die, für die es selbstverständlich war, zur DFB-Auswahl zu halten. Und die, die es gut fanden, einfach anti zu sein. Heute hat die Nationalmannschaft ein sehr gutes Image, dadurch dass sie eine derart positive sportliche Entwicklung genommen hat. Außerdem repräsentiert sie dieses weltoffene, multiethnische Deutschland.

fanclub.dfb.de: Wie sehr sind Sie Fan von ihr?

Max Herre: Ich finde, dass sie tollen Fußball spielt. Ich denke, Joachim Löw hat da eine sehr geschlossene Einheit beisammen. Sehr eingespielt. Mit einem System, das seit Jahren einstudiert wird. Auch mit diesen starken Blöcken aus München und Dortmund. Ich sehe nicht viele Mannschaften, die eine derartige Qualität aufweisen. Ich hoffe, dass alle im nächsten Jahr gesund bleiben, eine gute Saison spielen und dann mit diesem Rückenwind in die WM 2014 in Brasilien gehen.

fanclub.dfb.de: Haben Sie sich die WM im kommenden Jahr schon vorgemerkt?

Max Herre: Ja! Ich habe auch schon mal kurz überlegt, nach Brasilien zu fahren. Da war ich noch nie. Aber es ist noch gar nichts geplant. Es wäre natürlich toll.

fanclub.dfb.de: Man merkt aber schon, dass es Sie reizt.

Max Herre: Wir waren in einer ähnlichen Situation bei der WM 2010 in Südafrika. Letztlich waren wir nicht vor Ort. Meine Frau ist halb Südafrikanerin, deswegen gab es die Überlegung. Aber ich befürchte, Brasilien wird erneut scheitern. Für eine solche Reise mit der ganzen Familie benötigt man schon ein bisschen Budget. Ich habe allerdings einige Freunde, die schon konkret planen, wie sie es machen.

fanclub.dfb.de: Lässt sich daraus schließen, dass sie lieber ins Stadion als zum Public Viewing gehen?

Max Herre: Ja, natürlich ist so eine Atmosphäre im Stadion unvergleichlich. Im Stadion kriegt man auch viel mehr vom Spiel mit. Beim Public Viewing stellt sich mir auch immer die Frage: Wie groß ist es denn? Es hat ja auch schon was, wenn man mit 15 oder 20 anderen Leuten guckt. Das mache ich alternativ zum Stadion gerne.

fanclub.dfb.de: Wie begleiten Sie die Spiele: lautstark, emotional oder in sich gekehrt, analytisch?

Max Herre: Ich bin immer erstaunt, dass es Leute gibt, die noch lauter sind als ich (lacht). Ich kommentiere auch das Spiel. Ganz still halte ich das nicht aus.

fanclub.dfb.de: Wie ist so eine WM mit Ihrem Beruf zu verbinden?

Max Herre: Das ist schwierig. Ich habe das Glück, dass der Mann, der unser Booking macht, selbst ein riesiger Fußball-Fan ist. Wenn uns jemand am Endspiel-Tag der WM buchen will, muss ich ihm jetzt schon mitteilen, dass unsere Schmerzgrenze sehr hoch sein wird.

fanclub.dfb.de: Jetzt ist Sommerpause und da passt es also, dass Konzerte und Festivals anstehen.

Max Herre: Das stimmt. Im Moment passt das sehr gut. Wir sind derzeit jedes Wochenende unterwegs. Ich bin sehr gerne auf der Bühne. Es ist schön, auf Tour zu sein. Dazu gehört es auch, mit den Leuten nach einem Auftritt vor dem Fernseher zu sitzen und ein Spiel zu sehen.

fanclub.dfb.de: Im März ist ihre letzte Single erschienen. Was sind die nächsten Projekte?

Max Herre: Jetzt kommen erstmal die Sommer-Festivals. Und dann werde ich beim Bundesvision Song Contest mitmachen. Da ist es aber noch offen, mit welchem Lied wir antreten.