Matthäus: Mailand und der Mythos Meazza

Gegen keine andere der großen Fußballnationen Europas weist die deutsche Nationalmannschaft eine solch negative Bilanz aus: 15 Niederlagen in 31 Spielen bei nur sieben Siegen und neun Unentschieden, darunter vier Niederlagen und ein Remis in den letzten fünf Spielen. An diesem Freitag spielt sie erstmals seit 73 Jahren wieder in Mailand gegen Italien – und kehrt dabei nach 23 Jahren an jenen Ort zurück, an dem sie im "Stadio Giuseppe Meazza" in fünf Spielen die größte Strecke auf ihrem Triumphzug zum Gewinn des WM-Titels 1990 zurückgelegt hat.

Überragender Spieler, Kapitän und gewissermaßen der Hausherr bei den damaligen Mailänder Festspielen des Beckenbauer-Teams war Lothar Matthäus, der Weltstar von Inter Mailand. Im Gespräch mit Redakteur Wolfgang Tobien spricht der deutsche Rekordnationalspieler auf DFB.de über den Mythos Meazza, seine Zeit und Erfolge in Mailand zwischen 1988 und 1992, über Italiens und Deutschlands Ausgangssituation vor diesem WM-Test und erläutert, warum er von einem deutschen Sieg und damit vom Ende der schwarzen Serie gegen den viermaligen Weltmeister am Freitag überzeugt ist.

Circus Maximus des Fußballs

Der erste Eindruck ist überwältigend. Und der zweite und der dritte erst recht. Fährt der deutsche Fan am Freitag von Mailands westlichem Autobahnring Richtung Zentrum der lombardischen Metropole, liegt es plötzlich vor ihm wie ein galaktischer Superdome. Stadio Giuseppe Meazza. Oder im Volksmund dem Stadtteil entsprechend seit neun Jahrzehnten: San Siro. Hinter dem schwindelerregenden Gewirr der diagonalen und spiralförmigen Rampen, unter der futuristischen Dachkonstruktion mit den zwei wuchtigen Hauptträgern, zusammengehalten und gestützt von elf zylinderförmigen Türmen, schlägt es, das Herz des italienischen Fußballs. Hier ist die Seele des Calcio zu Hause.

In diesem Circus Maximus des Fußballs feierten AC und Inter in den 80er- und 90er-Jahren, als Mailand sich zu Recht als Capitale des Weltfußballs fühlen konnte, ihre großen Erfolge. Hier wurde die wunderschöne WM 1990 mit dem Eröffnungsspiel zwischen Argentinien und Kamerun (0:1) gestartet und mit fünf weiteren Turnierspielen fortgesetzt. In diesem Heißluftkessel der Leidenschaften, das die Tifosi Woche für Woche in ein dampfendes und farbenprächtiges Dröhnland verwandeln, fühlt sich seitdem aber auch der deutsche Fußball wie zu Hause.

Gewiss, deutsche Stars wie Karl-Heinz Schnellinger, Karl-Heinz Rummenigge oder Hansi Müller haben sich zuvor schon als Mailänder Legionäre von der Magie des Meazza verzaubern lassen. Zur Heimstatt für den deutschen Fußball wurde es aber erst mit jenen fünf WM-Spielen 1990, als die "tedesci" bei Inter, Matthäus, Brehme und Klinsmann, zusammen mit den Römern Völler und Berthold im San Siro mit vier Siegen und einem Unentschieden und mit der großartigen gemeinsamen Unterstützung der italienischen und deutschen Fans im Rücken die Basis zum WM-Triumph schufen.

Matthäus' Wohnzimmer

Kein Deutscher fühlte und fühlt sich bis heute in dieser Arena heimischer als Lothar Matthäus. "Was für Luciano Pavarotti die Mailänder Scala war, das war und bleibt für mich das San Siro. Weil mich mit dieser tollen Arena große Erfolge und ganz starke Emotionen verbinden. Hier habe ich mich während meiner vier Jahre als Spieler bei Inter Mailand vom ersten Tag an sicher und zu Hause gefühlt. Wenn Boris Becker Wimbledon als sein Wohnzimmer bezeichnen darf, dann gilt dies in meinem Fall für San Siro. Nicht das Münchner Olympiastadion oder der Bökelberg in Mönchengladbach, sondern dieses Meazza-Stadion", sagt Deutschlands Rekordnationalspieler.

In der Tat sind es exzeptionelle Erfolge, auf die Matthäus verweisen kann im Meazza, das nach Giuseppe Meazza, einer Mailänder Ikone und einem der größten Torjäger Italiens (33 Treffer in 53 Länderspielen) sowie zweifachen Weltmeister (1934 und 1938) nach dessen Tod im August 1979 benannt wurde. Nie wird er den Start in die WM 1990 mit dem 4:1 über Jugoslawien vergessen, als ihm im wohl besten seiner 150 Länderspiele zwei Tore gelangen und der Grundstein zum dritten WM-Titelgewinn gelegt wurde.

"Ein absolutes Highlight war aber auch der Sieg mit Inter im Mai 1989 gegen den Tabellenzweiten Neapel und Diego Maradona, als ich das entscheidende 2:1 erzielte und wir damit vorzeitig italienischer Meister wurden. Oder unser Triumph im UEFA-Pokal 1991 gegen AS Rom", erinnert er sich.

Am Angang der Kulturschock

Die erste Gegenüberstellung mit dem Mythos Meazza ging für Matthäus allerdings mit einem Kulturschock einher. 18 Jahre alt war er, als er im Herbst 1979 in der zweiten Runde des UEFA-Pokals mit Borussia Mönchengladbach im San Siro gegen Inter Mailand spielte. "Ein paar Monate vorher hatte ich in Herzogenaurach vor meinem Wechsel nach Gladbach noch vor 300 Zuschauern gekickt. Da kann man sich vorstellen, welch ungeheuer beeindruckendes Erlebnis dies für mich war, als wir uns vor 85.000 Tifosi mit dem 3:2 nach Verlängerung für die nächste Runde qualifizierten. Überwältigend und unvergesslich. Natürlich auch Harald Nickels legendäres Tor aus 45 Metern Entfernung".

Dieser Mythos Meazza und die positive Aura dieser Arena mit ihrem Nimbus großer Erfolge für deutsche Fußballer soll am Freitag nun auch Joachim Löws Nationalmannschaft beflügeln. Wenn sie dort nach 73 Jahren erstmals wieder gegen Italien antritt. Seit jenem 2:3 am 5. Mai 1940 im alten "Stadio Calcistico di San Siro" hat sich Italiens Ruf als Angstgegner der deutschen Nationalmannschaft verfestigt und in eine schwarze Serie mit vier Niederlagen und einem Unentschieden in den letzten fünf Länderspielen gesteigert, darunter der WM-K.o. 2006 in Dortmund und das EM-Aus 2012 in Warschau.

"In der Vergangenheit kamen wir mit der italienischen Spielweise nie so recht klar wie gegen andere, sogar spielstärkere Mannschaften. Italien lebt von der Kompaktheit und dem hohen taktischen Verständnis seines geschlossenen Kollektivs und dann auch mal von einem überragenden Einzelspieler wie Paulo Rossi beim WM-Gewinn 1982 oder Balotelli bei der letzten EM. Deswegen sagt man, Italien sei unser Angstgegner", erläutert Lothar Matthäus.

"Ein Klassiker"

An diesem Freitag freilich habe die DFB-Auswahl gute Chancen, die rabenschwarze Abfolge der Niederlagen gegen Italien zu beenden. Matthäus: "Es handelt sich zwar nur um ein Freundschaftsspiel. Deswegen werden die Emotionen im San Siro etwas geringer sein. Aber natürlich ist dieses Spiel ein Klassiker. Wir können diese Negativserie jetzt beenden, und ich denke, wir werden sie jetzt beenden. Weil wir das größeres Potenzial, eine insgesamt höhere Qualität der Mannschaftsteile und in der Summe der Einzelspieler deutliche Vorteile haben."

Generell ist für Matthäus ein Abwärtstrend im italienischen Fußball unverkennbar: "Der Calcio hat bei aller Wertschätzung im Vergleich mit dem Fußball, von dem ich so stark profitiert habe und den die Fans damals über alles liebten, in den letzten Jahren sehr gelitten. Aus verschiedenen Gründen. Wegen der Unruhen in und vor den Stadien, wegen der alten Arenen und auch weil große Persönlichkeiten wie früher Donadoni, Maldini oder Bergomi im Moment nicht vorhanden sind, um einige Negativbeispiele zu nennen. Auch an Pirlo, einem tollen Spieler, der aber inzwischen über seinen Zenit hinaus ist, geht die Zeit vorbei. Deswegen ist Italiens Fußball nicht mehr so konkurrenzfähig wie noch vor 20, 30 Jahren, als er vor allem mit mehreren seiner Klubs und auch mit der Nationalmannschaft den Weltfußball beherrscht hat."

"Ich sehe uns als Nummer eins weltweit"

Den deutschen Fußball sieht der Ehrenspielführer des Nationalteams dagegen stark im Aufwind. "Mit unserem Gesamtpaket, der Liga und der Nationalmannschaft, halte ich uns jetzt für die stärkste Fußballnation der Welt", sagt er. "Mit unserem kreativen Spielstil vor allem und besonders auch mit unseren Einzelspielern. Dank unserer attraktiven offensiven Spielstärke haben wir mittlerweile auch die Spanier überholt. Das zeigen die Klubergebnisse von Dortmund und Bayern München gegen Real Madrid und Barcelona."

Matthäus weiter: "Die Entwicklung der Nationalmannschaft ist noch nicht ganz abgeschlossen. Da steckt noch einiges an Potenzial drin. Dennoch wird ein Nationalteam auf diesem Niveau an Titeln gemessen. Deswegen wäre es wichtig, endlich mal wieder ein großes Turnier zu gewinnen. Ich sehe uns heute schon als Nummer eins weltweit, stärker auch als Brasilien. Doch das muss unser Team jetzt auf dem Platz beweisen."

Jetzt am Freitag (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) zunächst in Mailand beim WM-Test gegen Italien. Der schwarzen Serie zum Trotz. Mit dem besonderen Mythos Meazza als Elixier im Kopf. Und mit Matthäus' persönlicher Bilanz gegen Italien vor Augen: Drei Siege, zwei Unentschieden und nur eine Niederlage aus seinen sechs Länderspielen gegen die "Squadra Azzurra". Matthäus lachend: "Daran gemessen würde ich sagen, dass unserer Mannschaft in den letzten fünf Spielen gegen Italien ein Lothar Matthäus in jungen Jahren gefehlt hat."

[wt]

Gegen keine andere der großen Fußballnationen Europas weist die deutsche Nationalmannschaft eine solch negative Bilanz aus: 15 Niederlagen in 31 Spielen bei nur sieben Siegen und neun Unentschieden, darunter vier Niederlagen und ein Remis in den letzten fünf Spielen. An diesem Freitag spielt sie erstmals seit 73 Jahren wieder in Mailand gegen Italien – und kehrt dabei nach 23 Jahren an jenen Ort zurück, an dem sie im "Stadio Giuseppe Meazza" in fünf Spielen die größte Strecke auf ihrem Triumphzug zum Gewinn des WM-Titels 1990 zurückgelegt hat.

Überragender Spieler, Kapitän und gewissermaßen der Hausherr bei den damaligen Mailänder Festspielen des Beckenbauer-Teams war Lothar Matthäus, der Weltstar von Inter Mailand. Im Gespräch mit Redakteur Wolfgang Tobien spricht der deutsche Rekordnationalspieler auf DFB.de über den Mythos Meazza, seine Zeit und Erfolge in Mailand zwischen 1988 und 1992, über Italiens und Deutschlands Ausgangssituation vor diesem WM-Test und erläutert, warum er von einem deutschen Sieg und damit vom Ende der schwarzen Serie gegen den viermaligen Weltmeister am Freitag überzeugt ist.

Circus Maximus des Fußballs

Der erste Eindruck ist überwältigend. Und der zweite und der dritte erst recht. Fährt der deutsche Fan am Freitag von Mailands westlichem Autobahnring Richtung Zentrum der lombardischen Metropole, liegt es plötzlich vor ihm wie ein galaktischer Superdome. Stadio Giuseppe Meazza. Oder im Volksmund dem Stadtteil entsprechend seit neun Jahrzehnten: San Siro. Hinter dem schwindelerregenden Gewirr der diagonalen und spiralförmigen Rampen, unter der futuristischen Dachkonstruktion mit den zwei wuchtigen Hauptträgern, zusammengehalten und gestützt von elf zylinderförmigen Türmen, schlägt es, das Herz des italienischen Fußballs. Hier ist die Seele des Calcio zu Hause.

In diesem Circus Maximus des Fußballs feierten AC und Inter in den 80er- und 90er-Jahren, als Mailand sich zu Recht als Capitale des Weltfußballs fühlen konnte, ihre großen Erfolge. Hier wurde die wunderschöne WM 1990 mit dem Eröffnungsspiel zwischen Argentinien und Kamerun (0:1) gestartet und mit fünf weiteren Turnierspielen fortgesetzt. In diesem Heißluftkessel der Leidenschaften, das die Tifosi Woche für Woche in ein dampfendes und farbenprächtiges Dröhnland verwandeln, fühlt sich seitdem aber auch der deutsche Fußball wie zu Hause.

Gewiss, deutsche Stars wie Karl-Heinz Schnellinger, Karl-Heinz Rummenigge oder Hansi Müller haben sich zuvor schon als Mailänder Legionäre von der Magie des Meazza verzaubern lassen. Zur Heimstatt für den deutschen Fußball wurde es aber erst mit jenen fünf WM-Spielen 1990, als die "tedesci" bei Inter, Matthäus, Brehme und Klinsmann, zusammen mit den Römern Völler und Berthold im San Siro mit vier Siegen und einem Unentschieden und mit der großartigen gemeinsamen Unterstützung der italienischen und deutschen Fans im Rücken die Basis zum WM-Triumph schufen.

Matthäus' Wohnzimmer

Kein Deutscher fühlte und fühlt sich bis heute in dieser Arena heimischer als Lothar Matthäus. "Was für Luciano Pavarotti die Mailänder Scala war, das war und bleibt für mich das San Siro. Weil mich mit dieser tollen Arena große Erfolge und ganz starke Emotionen verbinden. Hier habe ich mich während meiner vier Jahre als Spieler bei Inter Mailand vom ersten Tag an sicher und zu Hause gefühlt. Wenn Boris Becker Wimbledon als sein Wohnzimmer bezeichnen darf, dann gilt dies in meinem Fall für San Siro. Nicht das Münchner Olympiastadion oder der Bökelberg in Mönchengladbach, sondern dieses Meazza-Stadion", sagt Deutschlands Rekordnationalspieler.

In der Tat sind es exzeptionelle Erfolge, auf die Matthäus verweisen kann im Meazza, das nach Giuseppe Meazza, einer Mailänder Ikone und einem der größten Torjäger Italiens (33 Treffer in 53 Länderspielen) sowie zweifachen Weltmeister (1934 und 1938) nach dessen Tod im August 1979 benannt wurde. Nie wird er den Start in die WM 1990 mit dem 4:1 über Jugoslawien vergessen, als ihm im wohl besten seiner 150 Länderspiele zwei Tore gelangen und der Grundstein zum dritten WM-Titelgewinn gelegt wurde.

"Ein absolutes Highlight war aber auch der Sieg mit Inter im Mai 1989 gegen den Tabellenzweiten Neapel und Diego Maradona, als ich das entscheidende 2:1 erzielte und wir damit vorzeitig italienischer Meister wurden. Oder unser Triumph im UEFA-Pokal 1991 gegen AS Rom", erinnert er sich.

Am Angang der Kulturschock

Die erste Gegenüberstellung mit dem Mythos Meazza ging für Matthäus allerdings mit einem Kulturschock einher. 18 Jahre alt war er, als er im Herbst 1979 in der zweiten Runde des UEFA-Pokals mit Borussia Mönchengladbach im San Siro gegen Inter Mailand spielte. "Ein paar Monate vorher hatte ich in Herzogenaurach vor meinem Wechsel nach Gladbach noch vor 300 Zuschauern gekickt. Da kann man sich vorstellen, welch ungeheuer beeindruckendes Erlebnis dies für mich war, als wir uns vor 85.000 Tifosi mit dem 3:2 nach Verlängerung für die nächste Runde qualifizierten. Überwältigend und unvergesslich. Natürlich auch Harald Nickels legendäres Tor aus 45 Metern Entfernung".

Dieser Mythos Meazza und die positive Aura dieser Arena mit ihrem Nimbus großer Erfolge für deutsche Fußballer soll am Freitag nun auch Joachim Löws Nationalmannschaft beflügeln. Wenn sie dort nach 73 Jahren erstmals wieder gegen Italien antritt. Seit jenem 2:3 am 5. Mai 1940 im alten "Stadio Calcistico di San Siro" hat sich Italiens Ruf als Angstgegner der deutschen Nationalmannschaft verfestigt und in eine schwarze Serie mit vier Niederlagen und einem Unentschieden in den letzten fünf Länderspielen gesteigert, darunter der WM-K.o. 2006 in Dortmund und das EM-Aus 2012 in Warschau.

"In der Vergangenheit kamen wir mit der italienischen Spielweise nie so recht klar wie gegen andere, sogar spielstärkere Mannschaften. Italien lebt von der Kompaktheit und dem hohen taktischen Verständnis seines geschlossenen Kollektivs und dann auch mal von einem überragenden Einzelspieler wie Paulo Rossi beim WM-Gewinn 1982 oder Balotelli bei der letzten EM. Deswegen sagt man, Italien sei unser Angstgegner", erläutert Lothar Matthäus.

"Ein Klassiker"

An diesem Freitag freilich habe die DFB-Auswahl gute Chancen, die rabenschwarze Abfolge der Niederlagen gegen Italien zu beenden. Matthäus: "Es handelt sich zwar nur um ein Freundschaftsspiel. Deswegen werden die Emotionen im San Siro etwas geringer sein. Aber natürlich ist dieses Spiel ein Klassiker. Wir können diese Negativserie jetzt beenden, und ich denke, wir werden sie jetzt beenden. Weil wir das größeres Potenzial, eine insgesamt höhere Qualität der Mannschaftsteile und in der Summe der Einzelspieler deutliche Vorteile haben."

Generell ist für Matthäus ein Abwärtstrend im italienischen Fußball unverkennbar: "Der Calcio hat bei aller Wertschätzung im Vergleich mit dem Fußball, von dem ich so stark profitiert habe und den die Fans damals über alles liebten, in den letzten Jahren sehr gelitten. Aus verschiedenen Gründen. Wegen der Unruhen in und vor den Stadien, wegen der alten Arenen und auch weil große Persönlichkeiten wie früher Donadoni, Maldini oder Bergomi im Moment nicht vorhanden sind, um einige Negativbeispiele zu nennen. Auch an Pirlo, einem tollen Spieler, der aber inzwischen über seinen Zenit hinaus ist, geht die Zeit vorbei. Deswegen ist Italiens Fußball nicht mehr so konkurrenzfähig wie noch vor 20, 30 Jahren, als er vor allem mit mehreren seiner Klubs und auch mit der Nationalmannschaft den Weltfußball beherrscht hat."

"Ich sehe uns als Nummer eins weltweit"

Den deutschen Fußball sieht der Ehrenspielführer des Nationalteams dagegen stark im Aufwind. "Mit unserem Gesamtpaket, der Liga und der Nationalmannschaft, halte ich uns jetzt für die stärkste Fußballnation der Welt", sagt er. "Mit unserem kreativen Spielstil vor allem und besonders auch mit unseren Einzelspielern. Dank unserer attraktiven offensiven Spielstärke haben wir mittlerweile auch die Spanier überholt. Das zeigen die Klubergebnisse von Dortmund und Bayern München gegen Real Madrid und Barcelona."

Matthäus weiter: "Die Entwicklung der Nationalmannschaft ist noch nicht ganz abgeschlossen. Da steckt noch einiges an Potenzial drin. Dennoch wird ein Nationalteam auf diesem Niveau an Titeln gemessen. Deswegen wäre es wichtig, endlich mal wieder ein großes Turnier zu gewinnen. Ich sehe uns heute schon als Nummer eins weltweit, stärker auch als Brasilien. Doch das muss unser Team jetzt auf dem Platz beweisen."

Jetzt am Freitag (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) zunächst in Mailand beim WM-Test gegen Italien. Der schwarzen Serie zum Trotz. Mit dem besonderen Mythos Meazza als Elixier im Kopf. Und mit Matthäus' persönlicher Bilanz gegen Italien vor Augen: Drei Siege, zwei Unentschieden und nur eine Niederlage aus seinen sechs Länderspielen gegen die "Squadra Azzurra". Matthäus lachend: "Daran gemessen würde ich sagen, dass unserer Mannschaft in den letzten fünf Spielen gegen Italien ein Lothar Matthäus in jungen Jahren gefehlt hat."