Mathias Wittek: Musterschüler und Stehaufmännchen

Entscheidung über die Zukunft fällt nach Saisonende

Im vergangenen Sommer folgte die Ausleihe zum 1. FC Heidenheim, die Wittek nicht bereut hat. "Ich fühle mich beim FCH pudelwohl. Der Verein bietet ein hervorragendes Umfeld und eine gute Perspektive." Seit seinem Wechsel wohnt der 22-Jährige nur wenige Kilometer von der Voith-Arena entfernt. Was ihm noch fehlt, ist seine Freundin Verena (18), die eine Ausbildung beim Ingolstädter Autohersteller Audi absolviert.

Doch wie geht es nach der Saison für Mathias Wittek weiter? "Eine Entscheidung wird erst nach Saisonende fallen. Mein Ziel ist es, schnellstmöglich wieder höherklassig zu spielen. Das ist auch in Heidenheim möglich", sagt der Verteidiger.

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Thomas Müller und Holger Badstuber haben es vorgemacht, zuletzt Alexander Esswein oder Bernd Leno: Die 3. Liga ist ein gutes Sprungbrett für Talente, die sich eines Tages einen Namen machen und anbieten wollen für noch höhere Aufgaben. DFB.de stellt die möglichen Stars von morgen regelmäßig freitags vor - die Serie aus der Vorsaison wird fortgesetzt. Im heutigen Serienteil: Mathias Wittek vom 1. FC Heidenheim.

Bei seinen Trainern hat Abwehrspieler Mathias Wittek vom Drittligisten 1. FC Heidenheim einen dicken Stein im Brett. "Er ist ein Spieler, wie ihn sich jeder Trainer nur wünschen kann", so die Einschätzung von Claus Schromm, Witteks ehemaligem U 19-Trainer beim TSV 1860 München.

Doch was macht einen solchen Spieler eigentlich aus? Mathias Wittek überlegt kurz. "Nicht nur die fußballerische Fähigkeiten sind wichtig. Es ist zu großen Teilen auch eine Kopf- und Einstellungssache. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte und lebe entsprechend für den Sport", sagt der 22-Jährige im Gespräch mit DFB.de. Mit seiner emotionalen Art auf dem Platz soll und will er im Rennen um den Aufstieg in die 2. Bundesliga eine Führungsrolle übernehmen.

Auch bei FCH-Trainer Frank Schmidt steht der Innenverteidiger mit dem Gardemaß von 1,93 Meter trotz einiger Verletzungspausen hoch im Kurs. "Ich habe immer das Vertrauen des Trainers gespürt", sagt Musterschüler Wittek, der von seinen Mitspielern nur "Matze" gerufen wird und vorerst bis zum Saisonende vom Zweitligisten FC Ingolstadt 04 ausgeliehen ist.

"Verletzungen haben mich menschlich stärker gemacht"

Bereits zweimal in dieser Saison wurde der Heidenheimer Hüne durch Innenbandrisse im linken Knie zurückgeworfen, kam deshalb bis zur Winterpause gerade einmal auf zwei Einsätze. "Das war eine schwere Zeit", sagt Wittek, den es im Eröffnungsspiel der Saison (2:1 gegen Kickers Offenbach) und dann gleich bei seinem Comeback im Oktober (1:0 bei Arminia Bielefeld) erwischt hatte. "Diese Verletzungspausen haben mich menschlich aber stärker gemacht. Ich weiß, wie ich mit Rückschlägen umgehen muss und merke, dass ich von Spiel zu Spiel stabiler in meinen Leistungen werde."

In der entscheidenden Saisonphase hat sich das Heidenheimer Stehaufmännchen eindrucksvoll zurückgemeldet. In acht der vergangenen neun Partien war Mathias Wittek dabei, gehörte siebenmal zur Startelf und markierte vor rund zwei Wochen im wichtigen Derby gegen den Aufstiegskonkurrenten VfR Aalen (3:1) per Kopf den Treffer zum 2:0. Das Fachmagazin Kicker führt ihn als besten FCH-Verteidiger mit einem Notendurchschnitt von 2,88.

Das große Ziel: Saison mit dem Aufstieg krönen

Rückschläge gab es in dieser Saison nicht nur für den ehemaligen Juniorennationalspieler Wittek: Durch zwei Niederlagen in Folge ist Heidenheim auf den sechsten Tabellenplatz abgerutscht. Bei zwei Punkten Rückstand auf Relegationsrang drei gibt sich Wittek kämpferisch: "Wir wussten, dass wir trotz unserer guten Zugänge im Winter nicht jedes Spiel gewinnen würden. Doch für uns ist nach wie vor noch alles drin. Wir dürfen uns von den Niederlagen nicht umwerfen lassen, sondern müssen weiter an uns glauben. Der Aufstieg wäre die Krönung der Saison."

Für den angepeilten Sprung in die 2. Bundesliga will der Mann mit Schuhgröße 46 auf dem Platz getreu seinem Vorbild Lucio vom italienischen Spitzenklub Inter Mailand vorangehen. "Ich versuche, auch dahin zu gehen, wo es weh tut, und möchte die Jungs mit meiner emotionalen Art mitreißen", unterstreicht Wittek, der in der kleinen polnischen Stadt Cosel (heute: Kandrzin-Cosel) geboren wurde.

1860 statt FC Bayern

Von seiner polnischen Heimat hat Mathias Wittek wenig gesehen. Bereits im Alter von drei Monaten war er mit seiner Familie nach Deutschland ausgewandert. In Augsburg hatte die Karriere des Rechtsfußes mit drei Jahren bei der MBB SG Augsburg begonnen. Beim Verein aus der drittgrößten Stadt Bayerns arbeitete sein Vater Gerhard als Trainer.

Nach seinem Wechsel zum TSV Aindling im Jahr 2000 wurde Wittek auch an den DFB-Stützpunkten in Sätzling und Rehling intensiv gefördert. "Für mich war es immer etwas ganz Besonderes, mich mit den talentiertesten Spielern aus der Umgebung zu messen", erinnert sich der Abwehrmann. Bei einem Turnier mit der Bayern-Auswahl empfahl sich der gebürtige Poler für höhere Aufgaben. Der FC Bayern und der TSV 1860 München hatten Wittek damals auf dem Zettel. "Ich habe mich für 1860 entschieden, weil das Gesamtpaket gestimmt und die Jugend einen hohen Stellenwert hatte", begründet er.

Titelgewinne mit den Bender-Zwillingen

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Bei den Münchner "Löwen" spielte Wittek unter anderem mit den heutigen Nationalspielern Sven und Lars Bender zusammen und feierte seine ersten großen Erfolge. 2006 wurde mit den Sechzigern Deutscher B-Junioren-Meister. Ein Jahr später holte er mit der A-Jugend den DFB-Junioren-Vereinspokal. "Das waren zwei Jahre, in denen nahezu alles gepasst hat", sagt er. Sein ehemaliger U 17-Trainer Wolfgang Schellenberg, inzwischen zum Co-Trainer der Profis aufgerückt: "Mathias überzeugte schon in der Jugend als technisch starker Verteidiger mit guter Spielfortsetzung."

Nach den Titelgewinnen konnte Mathias Wittek in der U 23 der Münchner nicht mehr an seine Erfolge aus der Jugend anknüpfen. Wegen einer Knieverletzung kam er in der Saison 2008/2009 nur auf neun Einsätze. Auch nach seinem Wechsel zum FC Ingolstadt 04 im Januar 2010 warf ihn eine Verletzung aus der Bahn. "Ich hatte immer wieder mit hartnäckigen Oberschenkelproblemen zu kämpfen und habe deshalb den Anschluss verloren", urteilt Wittek. Für den FCI bestritt er in eineinhalb Jahren sieben Drittliga- und neun Zweitligapartien.

Entscheidung über die Zukunft fällt nach Saisonende

Im vergangenen Sommer folgte die Ausleihe zum 1. FC Heidenheim, die Wittek nicht bereut hat. "Ich fühle mich beim FCH pudelwohl. Der Verein bietet ein hervorragendes Umfeld und eine gute Perspektive." Seit seinem Wechsel wohnt der 22-Jährige nur wenige Kilometer von der Voith-Arena entfernt. Was ihm noch fehlt, ist seine Freundin Verena (18), die eine Ausbildung beim Ingolstädter Autohersteller Audi absolviert.

Doch wie geht es nach der Saison für Mathias Wittek weiter? "Eine Entscheidung wird erst nach Saisonende fallen. Mein Ziel ist es, schnellstmöglich wieder höherklassig zu spielen. Das ist auch in Heidenheim möglich", sagt der Verteidiger.