Martina Müller: "Unglaublich, was sich hier entwickelt hat"

DFB.de: Wie schwierig ist die nächste Saison, in der der VfL die Erfolge bestätigen muss. Ist der Druck hoch?

Müller: Nein, wir haben uns nie unter Druck gesetzt, und werden das auch nächste Saison nicht tun.

DFB.de: Auch die kommende Saison findet mit Martina Müller beim VfL statt. Noch kein Ende Ihrer Karriere in Sicht?

Müller: Ich habe noch ein Jahr verlängert, richtig. Warum sollte ich jetzt - gerade jetzt - aufhören? Und wer weiß, vielleicht holen wir ja nächstes Jahr auch noch was. Und dazu will ich natürlich meinen Teil beitragen.

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Sie ist die dienstälteste Spielerin beim neuen Deutschen Meister VfL Wolfsburg: Seit 2005 spielt Martina Müller bei dem Verein aus Niedersachsen, der am Sonntag mit einem 4:0 (1:0) gegen den SC 07 Bad Neuenahr die Saison in der Frauen-Bundesliga als Spitzenreiter beendete.

Der erste Titel für die VfL-Frauen ist auch der erste Vereinstitel für Martina Müller. Die Welt- und Europameisterin hat die Entwicklung in Wolfsburg hautnah miterlebt. Im DFB.de-Gespräch der Woche spricht die 33-jährige Angreiferin über die Bedeutung der Deutschen Meisterschaft für den Verein und sie persönlich, die Entwicklung von Mannschaft und Umfeld und blickt voraus auf die noch anstehenden beiden Endspiele ihres Klubs: Am 19. Mai (ab 16.30 Uhr) trifft der VfL im DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln auf den 1. FFC Turbine Potsdam, am 23. Mai im Champions League-Finale (ab 20.30 Uhr) in London auf Olympique Lyon.

DFB.de: Martina Müller, seit mehr als acht Jahren haben Sie allen Höhen und Tiefen beim VfL Wolfsburg erlebt. Jetzt endlich der erste Titel für den Verein und damit auch der erste Vereinstitel für Sie. Haben Sie immer daran geglaubt, dass Sie das noch erleben dürfen?

Martina Müller: Es ist schon unglaublich, was sich hier seit 2005 entwickelt hat. Jetzt überwiegt Freude pur. Das ist ein tolles Gefühl. Ich habe immer gesagt, dass hier etwas aufgebaut wird und der Verein voll hinter dem Frauenfußball steht. Deshalb habe ich gewusst: Wenn wir dran bleiben, dann können wir auch Titel holen.

DFB.de: Für Sie persönlich hat die Deutsche Meisterschaft eine große Bedeutung, welche hat sie für den Verein?

Müller: Für den Verein ist das die Bestätigung für die Entwicklung der vergangenen Jahre. Hier ist etwas aufgebaut worden, behutsam und mit Augenmaß. Ich habe ja die Geschichte des Frauenfußballs in Wolfsburg komplett miterlebt. Wir waren in der zweiten Liga, wir sind quasi von ganz unten nach ganz oben gekommen - bis zur Deutschen Meisterschaft. Es war schön, dass ich am Sonntag ein paar Leute getroffen habe, die damals schon mit mir zusammen gespielt haben oder zum Betreuerteam zählten. Die haben genau so ihren Anteil an der Meisterschaft, wie die die jetzt dabei sind.

DFB.de: Was hat sich in den vergangenen Jahren beim VfL getan?

Müller: Die Strukturen sind immer mehr professionalisiert worden, die Bedingungen und das Umfeld sind heute für uns optimal. Wenn ich mich zurückerinnere wie das alles anfing: Wir hatten damals eine Garage, wo das ganze Equipment gelagert war. Unser Betreuer Jörg Schmidt hatte zu Hause bei seinen Eltern einen Kellerraum wo die Trikots und Trainingssachen lagerten (lacht). Da gibt es schon witzige Geschichten und Erinnerungen.

DFB.de: Gibt die Deutsche Meisterschaft Rückenwind für die anderen beiden Endspiele?

Müller: Davon bin ich überzeugt. Wir haben immer gesagt, die Deutsche Meisterschaft ist das, was wir unbedingt wollen. Alles andere ist das Sahnehäubchen. Aber wenn wir im Endspiel stehen, wollen wir auch dort Titel mitnehmen. Was wirklich am Ende dabei rauskommt, müssen wir mal schauen. Beides werden großartige Erlebnisse. Wir wollen es genießen. Und wir wissen: Wir sind auf Augenhöhe mit unseren Konkurrenten.

DFB.de: In den vergangenen Jahren galt Wolfsburg immer als die Mannschaft, die vorne ganz gut mithält, der aber nie der Sprung zur Spitzenmannschaft gelungen ist. Was war dieses Jahr anders?

Müller: Wir haben konstant gespielt, auch die Begegnungen gewonnen, die wir in den Jahren zuvor gerne mal verloren haben. Und zwar gegen die Gegner, die unter uns stehen. Der Trainer hat von Anfang an gesagt, die Meisterschaft wird nicht in den Spielen gewonnen, in denen wir gegen Frankfurt oder Potsdam spielen, sondern gegen jene vermeintlich schwächere Mannschaften, gegen die wir früher die Punkte gelassen haben.

DFB.de: Welchen Anteil hat Ralf Kellermann am Erfolg?

Müller: Einen Riesenanteil, genau so wie der Rest vom Team hinter dem Team. Hier greift das eine ins andere.

DFB.de: Wie kann man den Erfolg nun nachhaltig machen?

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Müller: Wir müssen uns verstärken, aber auch heiß sein auf weitere Erfolge. Wir müssen zeigen, dass diese Spielzeit keine Eintagsfliege war und nachlegen. Erst dann sind wir wirklich eine große Mannschaft.

DFB.de: Wie schwierig ist die nächste Saison, in der der VfL die Erfolge bestätigen muss. Ist der Druck hoch?

Müller: Nein, wir haben uns nie unter Druck gesetzt, und werden das auch nächste Saison nicht tun.

DFB.de: Auch die kommende Saison findet mit Martina Müller beim VfL statt. Noch kein Ende Ihrer Karriere in Sicht?

Müller: Ich habe noch ein Jahr verlängert, richtig. Warum sollte ich jetzt - gerade jetzt - aufhören? Und wer weiß, vielleicht holen wir ja nächstes Jahr auch noch was. Und dazu will ich natürlich meinen Teil beitragen.