Markus Weinzierl: "Es ist nicht leicht"

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Es sind bewegte und bewegende Tage für Markus Weinzierl. Der überraschende Aufstieg des SSV Jahn Regensburg in die 2. Bundesliga ist die Krönung seines vierjährigen Schaffens als Cheftrainer. Das dramatische 2:2 im Rückspiel der Relegation beim Karlsruher SC war gleichzeitig Weinzierls letzter Auftritt in Regensburger Diensten. Der 37-Jährige tritt die Nachfolge von Jos Luhukay beim Bundesligisten FC Augsburg an.

Seit zehn Jahren ist der gebürtige Straubinger Weinzierl beim SSV Jahn tätig, die ersten drei als Spieler, noch einmal drei als Co-Trainer, seit 2008 als Chefcoach. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Markus Weinzierl über den Wert des Regensburger Aufstiegs und die Voraussetzungen für seinen eventuellen Nachfolger.

DFB.de: Herr Weinzierl, nach der ersten Freude und den Feierlichkeiten: Haben Sie den Aufstieg schon halbwegs verarbeitet? Können Sie den Erfolg bereits einordnen?

Markus Weinzierl: Das fällt mir noch schwer. Es ist unglaublich, was wir geschafft haben. Ich kann es nicht fassen, dass Regensburg nächste Saison nicht mehr gegen den VfB Stuttgart II, sondern gegen St. Pauli, Kaiserslautern und Köln spielt. Ich glaube, viele können noch gar nicht abschätzen, wie viel der Aufstieg für Jahn Regensburg wert ist.

DFB.de: Wie viel ist er denn wert?

Weinzierl: Der Aufstieg ist ein riesiger Schritt Richtung Professionalität. Der Klub hat in den vergangenen Jahren mit sehr geringen Möglichkeiten gearbeitet. Strukturell haben wir amateurhafte Bedingungen. Jetzt besteht die Möglichkeit, in allen Bereichen die Basis für professionellen Fußball zu schaffen, zum Beispiel bei den Kabinen, durch einen Kunstrasen oder die Erweiterung der Geschäftsstelle. Das neue Stadion soll 2014 fertig sein.

DFB.de: Können Sie sich an einen unterschätzteren Aufsteiger als Regensburg erinnern?

Weinzierl: Nein. Wir waren die gesamte Saison vorne dabei, aber uns hat nie jemand zu 100 Prozent ernst genommen. Auch als wir die Relegation erreicht hatten, haben viele gedacht, wir haben gegen den KSC keine Chance. Auch nach dem 1:1 im Hinspiel waren wir weitgehend abgeschrieben. Ehrlich gesagt, habe ich während der Saison selbst nicht geglaubt, dass wir den Aufstieg packen. Natürlich wusste ich, dass die Mannschaft Qualität hat, dass sie über Charakter und einen großen Willen verfügt. Aber dass wir aufsteigen, habe ich erst am Montagabend in der 92. Minute geglaubt.

DFB.de: Was steckt hinter der Regensburger Sensation?

Weinzierl: Ein unheimlicher Zusammenhalt zwischen Mannschaft, Trainern und dem gesamten Betreuerstab. Mit Sicherheit hatten andere Mannschaften bessere Einzelspieler, doch wir hatten Leidenschaft und einen ausgeprägten Willen. Das waren die entscheidenden Faktoren. Wenn man Stefan Binder sieht, der jetzt in der 7. Liga Spielertrainer wird und im ersten Relegationsspiel überragend war, oder unseren Kapitän Tobias Schweinsteiger, der vorangegangen ist, obwohl auch er weggeht: Sie sind Paradebeispiele für den Charakter dieser Mannschaft.

DFB.de: Sie haben vor einigen Wochen gesagt, dass Ihr Team im Vergleich zur Konkurrenz die beste Psyche habe. Fühlen Sie sich bestätigt?

Weinzierl: Ja. Als Underdog hatten wir nie viel zu verlieren. Wir hatten immer eine gewisse Leichtigkeit, auch jetzt in der entscheidenden Phase der Saison. Andere hatten mehr Druck, während wir über uns hinausgewachsen sind.

DFB.de: Wer sind für Sie die Väter des Aufstiegs?

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Weinzierl: Da möchte ich keinen Spieler herausheben. Jeder Spieler, ob alt oder jung, hat seinen Teil zum Erfolg beigetragen. Ich bin stolz, diese Mannschaft in dieser Saison trainiert zu haben.

DFB.de: Sie haben mal gesagt, dass Sie als Cheftrainer ins kalte Wasser geworfen wurden, geschwommen sind und nicht untergegangen sind. Haben Sie mit dem Aufstieg Ihren Freischwimmer gemacht?

Weinzierl: Das weiß ich nicht. Aber es stimmt, dass ich damals mit 34 Jahren reingeworfen wurde. Ich habe es als Cheftrainer probiert, und es ist gut gelaufen. Ich habe in den vier Jahren viel erlebt, unter anderem, wie die Mannschaft in dieser Saison explodiert ist. Nebenbei ist es mir gelungen, die Zeit, als ich die Fußball-Lehrer-Lizenz gemacht habe, schadlos zu überstehen.

DFB.de: Inwieweit haben die Spekulationen um Ihren Wechsel zum FC Augsburg zuletzt das Arbeiten erschwert?

Weinzierl: Die letzten zehn Tage waren für mich eine sehr intensive Phase. Wenn man um den Aufstieg spielt und sich nebenbei mit solchen Themen konfrontiert sieht, ist das nicht leicht. Ich musste alles links und rechts zur Seite schieben und nur das Ziel Relegation vor Augen haben. Jetzt freue ich mich umso mehr auf den Urlaub.

DFB.de: Was für eine Mannschaft würde Ihr möglicher Nachfolger in Regensburg vorfinden?

Weinzierl: Jeder Trainer darf sich freuen, diese Mannschaft zu trainieren. Das Team hat Struktur, die Jungs sind charakterlich top und haben sich auch fußballerisch gut entwickelt.

DFB.de: Was trauen Sie Jahn Regensburg in der 2. Bundesliga zu?

Weinzierl: Es wird sehr hart, aber der Sprung ist zu schaffen. Auch in der 3. Liga hat jeder gedacht, dass wir gegen den Abstieg spielen, das wird jetzt wieder der Fall sein. Die Spieler schaffen das, wenn sie daran glauben. Natürlich brauchen wir die eine oder andere Verstärkung, aber als Zweitligist ist Regensburg für viele Spieler interessant.

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Es sind bewegte und bewegende Tage für Markus Weinzierl. Der überraschende Aufstieg des SSV Jahn Regensburg in die 2. Bundesliga ist die Krönung seines vierjährigen Schaffens als Cheftrainer. Das dramatische 2:2 im Rückspiel der Relegation beim Karlsruher SC war gleichzeitig Weinzierls letzter Auftritt in Regensburger Diensten. Der 37-Jährige tritt die Nachfolge von Jos Luhukay beim Bundesligisten FC Augsburg an.

Seit zehn Jahren ist der gebürtige Straubinger Weinzierl beim SSV Jahn tätig, die ersten drei als Spieler, noch einmal drei als Co-Trainer, seit 2008 als Chefcoach. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Markus Weinzierl über den Wert des Regensburger Aufstiegs und die Voraussetzungen für seinen eventuellen Nachfolger.

DFB.de: Herr Weinzierl, nach der ersten Freude und den Feierlichkeiten: Haben Sie den Aufstieg schon halbwegs verarbeitet? Können Sie den Erfolg bereits einordnen?

Markus Weinzierl: Das fällt mir noch schwer. Es ist unglaublich, was wir geschafft haben. Ich kann es nicht fassen, dass Regensburg nächste Saison nicht mehr gegen den VfB Stuttgart II, sondern gegen St. Pauli, Kaiserslautern und Köln spielt. Ich glaube, viele können noch gar nicht abschätzen, wie viel der Aufstieg für Jahn Regensburg wert ist.

DFB.de: Wie viel ist er denn wert?

Weinzierl: Der Aufstieg ist ein riesiger Schritt Richtung Professionalität. Der Klub hat in den vergangenen Jahren mit sehr geringen Möglichkeiten gearbeitet. Strukturell haben wir amateurhafte Bedingungen. Jetzt besteht die Möglichkeit, in allen Bereichen die Basis für professionellen Fußball zu schaffen, zum Beispiel bei den Kabinen, durch einen Kunstrasen oder die Erweiterung der Geschäftsstelle. Das neue Stadion soll 2014 fertig sein.

DFB.de: Können Sie sich an einen unterschätzteren Aufsteiger als Regensburg erinnern?

Weinzierl: Nein. Wir waren die gesamte Saison vorne dabei, aber uns hat nie jemand zu 100 Prozent ernst genommen. Auch als wir die Relegation erreicht hatten, haben viele gedacht, wir haben gegen den KSC keine Chance. Auch nach dem 1:1 im Hinspiel waren wir weitgehend abgeschrieben. Ehrlich gesagt, habe ich während der Saison selbst nicht geglaubt, dass wir den Aufstieg packen. Natürlich wusste ich, dass die Mannschaft Qualität hat, dass sie über Charakter und einen großen Willen verfügt. Aber dass wir aufsteigen, habe ich erst am Montagabend in der 92. Minute geglaubt.

DFB.de: Was steckt hinter der Regensburger Sensation?

Weinzierl: Ein unheimlicher Zusammenhalt zwischen Mannschaft, Trainern und dem gesamten Betreuerstab. Mit Sicherheit hatten andere Mannschaften bessere Einzelspieler, doch wir hatten Leidenschaft und einen ausgeprägten Willen. Das waren die entscheidenden Faktoren. Wenn man Stefan Binder sieht, der jetzt in der 7. Liga Spielertrainer wird und im ersten Relegationsspiel überragend war, oder unseren Kapitän Tobias Schweinsteiger, der vorangegangen ist, obwohl auch er weggeht: Sie sind Paradebeispiele für den Charakter dieser Mannschaft.

DFB.de: Sie haben vor einigen Wochen gesagt, dass Ihr Team im Vergleich zur Konkurrenz die beste Psyche habe. Fühlen Sie sich bestätigt?

Weinzierl: Ja. Als Underdog hatten wir nie viel zu verlieren. Wir hatten immer eine gewisse Leichtigkeit, auch jetzt in der entscheidenden Phase der Saison. Andere hatten mehr Druck, während wir über uns hinausgewachsen sind.

DFB.de: Wer sind für Sie die Väter des Aufstiegs?

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Weinzierl: Da möchte ich keinen Spieler herausheben. Jeder Spieler, ob alt oder jung, hat seinen Teil zum Erfolg beigetragen. Ich bin stolz, diese Mannschaft in dieser Saison trainiert zu haben.

DFB.de: Sie haben mal gesagt, dass Sie als Cheftrainer ins kalte Wasser geworfen wurden, geschwommen sind und nicht untergegangen sind. Haben Sie mit dem Aufstieg Ihren Freischwimmer gemacht?

Weinzierl: Das weiß ich nicht. Aber es stimmt, dass ich damals mit 34 Jahren reingeworfen wurde. Ich habe es als Cheftrainer probiert, und es ist gut gelaufen. Ich habe in den vier Jahren viel erlebt, unter anderem, wie die Mannschaft in dieser Saison explodiert ist. Nebenbei ist es mir gelungen, die Zeit, als ich die Fußball-Lehrer-Lizenz gemacht habe, schadlos zu überstehen.

DFB.de: Inwieweit haben die Spekulationen um Ihren Wechsel zum FC Augsburg zuletzt das Arbeiten erschwert?

Weinzierl: Die letzten zehn Tage waren für mich eine sehr intensive Phase. Wenn man um den Aufstieg spielt und sich nebenbei mit solchen Themen konfrontiert sieht, ist das nicht leicht. Ich musste alles links und rechts zur Seite schieben und nur das Ziel Relegation vor Augen haben. Jetzt freue ich mich umso mehr auf den Urlaub.

DFB.de: Was für eine Mannschaft würde Ihr möglicher Nachfolger in Regensburg vorfinden?

Weinzierl: Jeder Trainer darf sich freuen, diese Mannschaft zu trainieren. Das Team hat Struktur, die Jungs sind charakterlich top und haben sich auch fußballerisch gut entwickelt.

DFB.de: Was trauen Sie Jahn Regensburg in der 2. Bundesliga zu?

Weinzierl: Es wird sehr hart, aber der Sprung ist zu schaffen. Auch in der 3. Liga hat jeder gedacht, dass wir gegen den Abstieg spielen, das wird jetzt wieder der Fall sein. Die Spieler schaffen das, wenn sie daran glauben. Natürlich brauchen wir die eine oder andere Verstärkung, aber als Zweitligist ist Regensburg für viele Spieler interessant.