Mario Gomez: Torerfolg dank Tischtennis

Aber natürlich war der Stürmer auch mit großen sportlichen Ambitionen gen Süden gewandert. Bei seiner Präsentation wurde er von den Tifosi als neuer Heilsbringer empfangen, mit dem Transfer von Gomez war in Florenz die Hoffnung verbunden, die nationale Spitze in Angriff zu nehmen und Juventus Turin herauszufordern. Das Vorhaben scheiterte - zunächst.

Auch wegen der Absenz des deutschen Stürmers und seiner Tore. "In den letzten 16 Monaten war ich oft auf der Suche nach dem Fußballgott, aber verzweifelt bin ich fast nie", sagt er. Was bemerkenswert ist angesichts der Aufzählung, die folgt: "Kaum gespielt für Florenz, das Pokalfinale und die WM verpasst."

"Ich fühle mich topfit"

Es gibt durchaus Ereignisse, deren Verpassen weniger schmerzt - doch bei Gomez hat die Pechsträhne nur sehr kurzzeitig zu einer Verringerung der Lust auf den Fußball geführt. Nach drei, vier Wochen Urlaub fing es wieder an zu kribbeln, der Stürmer kehrte mit hoher Motivation auf den Rasen zurück. "Deshalb wollte ich zu Saisonbeginn auch zu viel und jedes Spiel machen, um der Mannschaft zu helfen", sagt er.

Heute weiß Gomez, dass die neuerlichen Rückschläge auch mit den zu großen Belastungen zu Saisonbeginn zusammenhingen und es besser gewesen wäre, sich etwas zurückzuhalten. Wobei er auch hier auch das Positive sehen kann: "Das Gute ist jetzt, ich fühle mich topfit, habe keine Angst mehr in Zweikämpfen um meine Knie, und keinerlei Schmerzen." Und er hat Geduld gelernt. Gomez will Stück für Stück zu alter Form finden und weiß, dass dies nicht von heute auf morgen gelingen kann. "Meine Identität sind Rhythmus und Power, die ich komplett wieder erlangen muss", sagt er.

Seine Zukunft im DFB-Team sieht der Stürmer realistisch. Einen Stammplatz fordert er nicht, er sieht ihn auch nicht. Nicht, weil er nicht an sich glaubt, sondern weil er diesen Begriff für überholt hält. Jedenfalls im Kader der Weltmeistermannschaft. "Man sah beim WM-Sieg, dass Jogi Löw mehr als elf Spieler hat und die Konkurrenz unter den 25, 30 Kandidaten enorm groß ist", sagt Gomez. "Das Niveau ist mittlerweile so hoch in Deutschland, da kann er bedenkenlos wechseln. Und es fördert die Bereitschaft eines jeden Einzelnen, immer noch besser zu werden."

[sl]


Tischtennis als Therapie, bei Mario Gomez hat diese Rezeptur geholfen. Erfolgserlebnisse, Treffer, das Adrenalin - für den Stürmer fast eine Droge. Mehr als 200 Tage lang war der Natiomnalspieler verletzt gewesen, das Gefühl des Torerfolgs war ihm verwehrt geblieben. Also suchte er Ersatzbefriedigung. Und fand diese mit Hilfe eines kleinen weißen und sehr leichten Balles aus Zelluloid. Gomez kaufte sich eine Tischtennisplatte und legte los.

Im Interview mit dem kicker berichtet er über den Erfolg dieser ungewöhnlichen Rehamaßnahme. "Wegen der Knieverletzung spielte ich sogar im Sitzen gegen meine Partnerin oder Freunde", sagt er. Und warum das Ganze? "Um beim Schmettern wieder diesen Abschluss zu spüren, den ich als Stürmer brauche und gewohnt bin. Das Gefühl zu treffen, ist für einen Stürmer elementar."

"Ich wusste, das Tor fällt jetzt demnächst"

Mittlerweile hat Gomez das Gefühl zu treffen wieder mit einem erheblich größeren und sehr viel schwereren Ball. Im Spiel bei Calgari Calcio sorgte der Stürmer des AC Florenz in der 69. Minute nach einem Lauf über das halbe Feld für das 3:0, Gomez war erleichtert, erlöst war er nicht. Dafür ist er sich zu sehr bewusst, wie groß seine Fähigkeiten sind.

Der Nationalspieler wird nicht unruhig, wenn die Spanne zwischen zwei Toren lang und länger wird. "Grundlegende Selbstzweifel habe ich mit 24, 25 Jahren abgelegt", sagt der 29-Jährige. Sein Treffer gegen Calgari Calcio diente also weniger der Beruhigung seiner selbst als seines Umfeldes. Denn Gomez spürte seit Wochen, was kommen würde. "Zuletzt fühlte ich mich immer besser und wusste, das Tor fällt jetzt demnächst."

"Kaum gespielt für Florenz, das Pokalfinale und die WM verpasst"

Sein erstes Tor in dieser Spielzeit der Serie A soll für den Deutschen eine Zäsur gewesen sein. Hinter ihm liegen schwierige Monate, viele Verletzungen, Rückschläge und Enttäuschungen. Als großer Hoffnungsträger war er zu Beginn der vorigen Saison aus München nach Florenz gewechselt. Mit dem Schritt nach Italien hatte Gomez persönliche Erfahrungen über weitere Titel mit dem FC Bayern gestellt. Gomez wollte etwas Neues erleben, er wollte auch als Mensch an der neuen Erfahrung wachsen. Neue Sprache, neue Kultur - ihn hat dies mehr gereizt als weitere Meisterschaften und Pokalerfolge in Deutschland.

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Aber natürlich war der Stürmer auch mit großen sportlichen Ambitionen gen Süden gewandert. Bei seiner Präsentation wurde er von den Tifosi als neuer Heilsbringer empfangen, mit dem Transfer von Gomez war in Florenz die Hoffnung verbunden, die nationale Spitze in Angriff zu nehmen und Juventus Turin herauszufordern. Das Vorhaben scheiterte - zunächst.

Auch wegen der Absenz des deutschen Stürmers und seiner Tore. "In den letzten 16 Monaten war ich oft auf der Suche nach dem Fußballgott, aber verzweifelt bin ich fast nie", sagt er. Was bemerkenswert ist angesichts der Aufzählung, die folgt: "Kaum gespielt für Florenz, das Pokalfinale und die WM verpasst."

"Ich fühle mich topfit"

Es gibt durchaus Ereignisse, deren Verpassen weniger schmerzt - doch bei Gomez hat die Pechsträhne nur sehr kurzzeitig zu einer Verringerung der Lust auf den Fußball geführt. Nach drei, vier Wochen Urlaub fing es wieder an zu kribbeln, der Stürmer kehrte mit hoher Motivation auf den Rasen zurück. "Deshalb wollte ich zu Saisonbeginn auch zu viel und jedes Spiel machen, um der Mannschaft zu helfen", sagt er.

Heute weiß Gomez, dass die neuerlichen Rückschläge auch mit den zu großen Belastungen zu Saisonbeginn zusammenhingen und es besser gewesen wäre, sich etwas zurückzuhalten. Wobei er auch hier auch das Positive sehen kann: "Das Gute ist jetzt, ich fühle mich topfit, habe keine Angst mehr in Zweikämpfen um meine Knie, und keinerlei Schmerzen." Und er hat Geduld gelernt. Gomez will Stück für Stück zu alter Form finden und weiß, dass dies nicht von heute auf morgen gelingen kann. "Meine Identität sind Rhythmus und Power, die ich komplett wieder erlangen muss", sagt er.

Seine Zukunft im DFB-Team sieht der Stürmer realistisch. Einen Stammplatz fordert er nicht, er sieht ihn auch nicht. Nicht, weil er nicht an sich glaubt, sondern weil er diesen Begriff für überholt hält. Jedenfalls im Kader der Weltmeistermannschaft. "Man sah beim WM-Sieg, dass Jogi Löw mehr als elf Spieler hat und die Konkurrenz unter den 25, 30 Kandidaten enorm groß ist", sagt Gomez. "Das Niveau ist mittlerweile so hoch in Deutschland, da kann er bedenkenlos wechseln. Und es fördert die Bereitschaft eines jeden Einzelnen, immer noch besser zu werden."