Mario Gomez: Tore sind seine Sprache

Gomez hat in allen Wettbewerben seine Akzente gesetzt, sein Anteil ist ein größerer als in der ersten Bayern-Saison unter Trainer Louis van Gaal. Sie verlief ähnlich erfolgreich für die Münchner, doch weniger erfreulich für Gomez, den damaligen Neuzugang. Im Pokalfinale 2010 gegen Werder Bremen spielte er keine Minute, das soll gegen den VfB Stuttgart nicht passieren. Stuttgart, das steht für die frühe Karrierephase des Mario Gomez, als es immer nur unbeschwert aufwärtsging und es mehr Verheißung gab als Zweifel. Im Schwabenland ist er immer noch verwurzelt, über seinen Berater und sein Investment beim Stadionbau des Regionalligisten SG Sonnenhof Großaspach. In Stuttgart pflegt Gomez noch den einen oder anderen freundschaftlichen Kontakt. "Es ist doch klar", sagt er, "dass man mehr zurücklässt als eine leere Wohnung."

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Beim großen Spiel in Barcelona hatte Mario Gomez wieder diese kleine Rolle am Rande: zusehen, warten, irgendwann in der zweiten Halbzeit warmmachen. Eingewechselt wurde er beim 3:0-Sieg des FC Bayern im Halbfinal-Rückspiel der Champions League nicht, obwohl er sich die Woche davor mit einem Tor beim grandiosen 4:0-Heimtriumph über Barca empfohlen hatte.

Ein verlorener Abend für Mario Gomez also? Er arbeitet schon mit seiner Körpersprache gegen diese These an: Als für die Münchner vor 95.000 Zuschauern im Riesenstadion Camp Nou Arjen Robben das 1:0 erzielte, da war Gomez von der Ersatzbank hochgeschnellt und sogleich mittendrin gewesen in der Jubeltraube. Diese Reaktion würde auch dem künftigen Trainer des FC Bayern gefallen: Pep Guardiola hat zu seiner Zeit in Barcelona die Reservisten bisweilen mit einer eigenen Kamera beobachten lassen: Können sie gönnen - oder neiden sie Kollegen den Erfolg?

Komplizierte Saison für Gomez

Für Mario Gomez ist es in dieser Saison auch, aber nicht zuvorderst, ums Toreschießen gegangen wie im bisherigen Verlauf seiner Karriere. Der 27-Jährige musste sich in anderen Bereichen beweisen: Kann er nach einer schweren Verletzung wieder den Anschluss finden? Wie wird er mit einer veränderten Konkurrenzsituation fertig? Wie mit einer anderen öffentlichen Wahrnehmung seiner Rolle und seiner Person? Für den FC Bayern war 2012/2013 eine in weiten Teilen berauschende Saison, für den Mittelstürmer Mario Gomez eine komplizierte.

Sie begann mit dem chirurgischen Eingriff Anfang August, in der Vorbereitung. Aus dem Knöchel wurden freie Gelenkkörper entfernt. Bis er mit Reha und Wiederaufbau durch war, hatte er zwölf Bundesliga-, vier Champions League- und zwei DFB-Pokalspiele verpasst, in denen sich Neuzugang Mario Mandžukic etabliert hatte. Und die Diskussion: Passt er noch ins System? Mandžukic, so hieß es, sei die modernere Spitze: höheres Arbeitspensum, größerer Radius, bessere Anspielbarkeit.

Mario Gomez blieben in dieser Saison als Ausdrucksmittel nur Tore und Leistung - bei begrenzter Zeit. Er kommt mit dieser Herausforderung eigentlich gut klar. In seinem ersten Bundesliga-Spiel nach der Verletzung traf er eine halbe Minute nach der Einwechslung, im Pokal- Halbfi nale gegen Wolfsburg legte er in sechs Minuten einen Hattrick hin. Der Torjäger Gomez funktionierte wie eh und je. "Für Mario spricht seine Quote", versicherte Trainer Jupp Heynckes. Er sagte auch: "Er ist nicht der Ersatzstürmer. Ich habe drei 1a-Stürmer." Der dritte ist Claudio Pizarro.

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Gomez - der Quotenmann

Tatsächlich hatte Heynckes natürlich schon eine Hierarchie: Mandžukic, der moderne Arbeiter – Gomez, der Quotenmann – Pizarro, zufrieden in seiner Altersrolle. Doch so wie sein Trainer offizielle Festlegungen vermied, unterließ es auch Mario Gomez, Forderungen zu stellen. "Den Teufel werde ich tun", sagt er, "unsere Ziele zu gefährden. Ich will in dieser Saison Titel gewinnen." Daran hat er sich gehalten: an die verbale Zurückhaltung und ans Gewinnen.

Gomez hat in allen Wettbewerben seine Akzente gesetzt, sein Anteil ist ein größerer als in der ersten Bayern-Saison unter Trainer Louis van Gaal. Sie verlief ähnlich erfolgreich für die Münchner, doch weniger erfreulich für Gomez, den damaligen Neuzugang. Im Pokalfinale 2010 gegen Werder Bremen spielte er keine Minute, das soll gegen den VfB Stuttgart nicht passieren. Stuttgart, das steht für die frühe Karrierephase des Mario Gomez, als es immer nur unbeschwert aufwärtsging und es mehr Verheißung gab als Zweifel. Im Schwabenland ist er immer noch verwurzelt, über seinen Berater und sein Investment beim Stadionbau des Regionalligisten SG Sonnenhof Großaspach. In Stuttgart pflegt Gomez noch den einen oder anderen freundschaftlichen Kontakt. "Es ist doch klar", sagt er, "dass man mehr zurücklässt als eine leere Wohnung."