Mario Gomez: "Die WM ist noch zu weit weg"

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Von München über Florenz zur Nationalmannschaft: Mario Gomez hat einen bewegten Sommer hinter sich. Künftig will er in der Serie A seine Tore erzielen - und natürlich weiter bei der Nationalmannschaft. Am besten gleich heute Abend (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) gegen Paraguay in Kaiserslautern.

Vor dem Länderspiel hat er im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke über seine ersten Wochen in Florenz, die Erwartungen der Tifosi und seine eigenen Ambitionen gesprochen.

DFB.de: Herr Gomez, Sie haben vier Wochen Trainingslager hinter sich. Eine Woche noch unter Pep Guardiola beim FC Bayern, dann drei Wochen mit dem AC Florenz, Ihrem neuen Verein. Sind Sie jetzt besonders fit - oder besonders ausgelaugt?

Mario Gomez: Beides nicht. (lacht) Aus Deutschland kenne ich Trainingslager, die eine Länge bis zu maximal zehn Tagen haben. Aber danach wird in der Vorbereitung natürlich weiter hart gearbeitet, nur eben in der Heimat. Man kommt abends nach Hause, dort auf andere Gedanken, weil man sich mit Freunden und der Familie austauschen kann. Wenn man im Trainingslager ist, fehlt dieses Abschalten, man hat rund um die Uhr mit Fußball zu tun, das macht irgendwann müde. Die Zeit war wertvoll für mich, aber ich bin froh, dass sie jetzt zu Ende geht.

DFB.de: Als Mesut Özil zu Real Madrid kam, war Sami Khedira schon da, Lukas Podolski kam nach London und traf bei Arsenal auf Per Mertesacker. In Florenz gab es für Sie keinen Ansprechpartner, keinen Landsmann. Hat dies Ihre Integration dort erleichtert oder erschwert?

Gomez: Doch, den gibt es. Marvin Compper ist doch dort.

DFB.de: Ups, stimmt. Dann ist er dort auch Ihre erste Bezugsperson?

Gomez: Ja, aber es ist nicht so, dass wir uns abkapseln würden. Ich bekomme die anderen trotzdem mit, bin von vielen Italienern und viel Italienisch umgeben. Ich höre, was die Spieler sagen, sehe dann, wie sie dazu auf dem Platz handeln. Das hilft beim Erlernen der Sprache. Aber es tut auch gut, wenn ich zwischendrin mit Marvin Deutsch sprechen kann und mich dabei nicht anstrengen muss.

DFB.de: Gibt es neben Compper einen oder mehrere Spieler, mit denen Sie sich in Florenz besonders gut verstehen?

Gomez: Ich verstehe mich eigentlich mit allen gut. Gerade weil ich die Sprache möglichst schnell lernen will, halte ich mich ziemlich viel an die Italiener. Das funktioniert gut, ist manchmal anstrengend, macht aber auch großen Spaß.

DFB.de: Oliver Bierhoff hat gesagt, dass gerade Sie als Stürmer durch den Fußball in Italien noch einmal einen Sprung machen können. Weil der Fußball taktischer ist, weil mehr Wert auf die Defensive gelegt wird. Haben Sie davon schon etwas mitbekommen?

Gomez: Ich bin gespannt, was mich erwartet. Ich komme von Bayern, ich bin es gewohnt, dass sich unsere Gegner sehr aufs Verteidigen beschränken. Ich denke, dass das in Italien mit Florenz ähnlich sein wird. Aber es stimmt schon, dass italienische Mannschaften bekannt dafür sind, dass sie gut verteidigen können. Als Stürmer ist dies bestimmt eine Herausforderung. Aber für mich ist es noch zu früh, das zu beurteilen - meine ersten Spiele in der Serie A kommen ja erst noch.

DFB.de: Nach Ihrem Wechsel hat sich in Florenz der Dauerkartenverkauf verdoppelt, die Tifosi sind völlig aus dem Häuschen. Macht Ihnen die Erwartungshaltung manchmal Angst?

Gomez: Nein, warum sollte mir das Angst machen? Mein Empfang dort war einfach nur überwältigend, irgendwie surreal. Diese Lila-Wand war extrem beeindruckend. Die Begeisterung dort ist so groß, auch weil Italien danach lechzt, im Fußball wieder den früheren Stellenwert in Europa zu erhalten. Die Italiener sind fußballverrückt, die lange Durststrecke konnten sie nur schwer ertragen. Jetzt herrscht wieder Aufbruchstimmung, auch beim AC Florenz. Präsident Andrea della Valle investiert viel Herzblut und stellt uns gute Möglichkeiten zur Verfügung. Die Fans sehen, dass sich in dem Verein etwas entwickelt, dass er ehrgeizige Ziele verfolgt.

DFB.de: Ihr Privatleben haben Sie immer geschützt. Und Miro Klose aus Rom berichtet, dass er sich in der Öffentlichkeit dort kaum frei bewegen kann.

Gomez: Ich glaube, dass es zwischen Rom und Florenz Unterschiede gibt. Meine Teamkollegen haben mir berichtet, dass unsere Fans etwas zurückhaltender sind und es dort durchaus möglich ist, sich auch in der Öffentlichkeit zu bewegen.

DFB.de: Sie sind jetzt zurück bei der Nationalmannschaft und haben gesagt, dass sich dies eigentlich ganz normal anfühlt. War aber die Vorfreude diesmal besonders groß?

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Gomez: Nein, die ist immer gleich und immer groß. Ich freue mich immer, bei der Nationalmannschaft zu sein. Außerdem war ich jetzt ja nicht so lange weg, dass es diesmal etwas ganz anderes wäre.

DFB.de: Im Spiel heute Abend treffen Sie auf Paraguay und damit auf eine Mannschaft, die den typischen südamerikanischen Spielstil verkörpert. Das heißt für die Defensive: robust, kompakt, nicht zimperlich. Werden Sie heute schon einen Vorgeschmack auf die WM 2014 bekommen?

Gomez: Weiß ich nicht. Ich glaube, dass die WM noch zu weit weg ist. Außerdem bin ich kein Freund von Verallgemeinerungen. Es gibt sicherlich einen Unterschied in der Spielweise zwischen Brasilien und Paraguay. Auch im Defensivverhalten der Teams. Ähnlich ist möglicherweise die Mentalität, deswegen ist der Test sinnvoll und gut. Vor allem aber, weil wir uns mit dem Spiel einstimmen können für die Aufgaben in der WM-Qualifikation. Das ist wichtig, darauf sollten wir uns momentan konzentrieren.

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Von München über Florenz zur Nationalmannschaft: Mario Gomez hat einen bewegten Sommer hinter sich. Künftig will er in der Serie A seine Tore erzielen - und natürlich weiter bei der Nationalmannschaft. Am besten gleich heute Abend (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) gegen Paraguay in Kaiserslautern.

Vor dem Länderspiel hat er im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke über seine ersten Wochen in Florenz, die Erwartungen der Tifosi und seine eigenen Ambitionen gesprochen.

DFB.de: Herr Gomez, Sie haben vier Wochen Trainingslager hinter sich. Eine Woche noch unter Pep Guardiola beim FC Bayern, dann drei Wochen mit dem AC Florenz, Ihrem neuen Verein. Sind Sie jetzt besonders fit - oder besonders ausgelaugt?

Mario Gomez: Beides nicht. (lacht) Aus Deutschland kenne ich Trainingslager, die eine Länge bis zu maximal zehn Tagen haben. Aber danach wird in der Vorbereitung natürlich weiter hart gearbeitet, nur eben in der Heimat. Man kommt abends nach Hause, dort auf andere Gedanken, weil man sich mit Freunden und der Familie austauschen kann. Wenn man im Trainingslager ist, fehlt dieses Abschalten, man hat rund um die Uhr mit Fußball zu tun, das macht irgendwann müde. Die Zeit war wertvoll für mich, aber ich bin froh, dass sie jetzt zu Ende geht.

DFB.de: Als Mesut Özil zu Real Madrid kam, war Sami Khedira schon da, Lukas Podolski kam nach London und traf bei Arsenal auf Per Mertesacker. In Florenz gab es für Sie keinen Ansprechpartner, keinen Landsmann. Hat dies Ihre Integration dort erleichtert oder erschwert?

Gomez: Doch, den gibt es. Marvin Compper ist doch dort.

DFB.de: Ups, stimmt. Dann ist er dort auch Ihre erste Bezugsperson?

Gomez: Ja, aber es ist nicht so, dass wir uns abkapseln würden. Ich bekomme die anderen trotzdem mit, bin von vielen Italienern und viel Italienisch umgeben. Ich höre, was die Spieler sagen, sehe dann, wie sie dazu auf dem Platz handeln. Das hilft beim Erlernen der Sprache. Aber es tut auch gut, wenn ich zwischendrin mit Marvin Deutsch sprechen kann und mich dabei nicht anstrengen muss.

DFB.de: Gibt es neben Compper einen oder mehrere Spieler, mit denen Sie sich in Florenz besonders gut verstehen?

Gomez: Ich verstehe mich eigentlich mit allen gut. Gerade weil ich die Sprache möglichst schnell lernen will, halte ich mich ziemlich viel an die Italiener. Das funktioniert gut, ist manchmal anstrengend, macht aber auch großen Spaß.

DFB.de: Oliver Bierhoff hat gesagt, dass gerade Sie als Stürmer durch den Fußball in Italien noch einmal einen Sprung machen können. Weil der Fußball taktischer ist, weil mehr Wert auf die Defensive gelegt wird. Haben Sie davon schon etwas mitbekommen?

Gomez: Ich bin gespannt, was mich erwartet. Ich komme von Bayern, ich bin es gewohnt, dass sich unsere Gegner sehr aufs Verteidigen beschränken. Ich denke, dass das in Italien mit Florenz ähnlich sein wird. Aber es stimmt schon, dass italienische Mannschaften bekannt dafür sind, dass sie gut verteidigen können. Als Stürmer ist dies bestimmt eine Herausforderung. Aber für mich ist es noch zu früh, das zu beurteilen - meine ersten Spiele in der Serie A kommen ja erst noch.

DFB.de: Nach Ihrem Wechsel hat sich in Florenz der Dauerkartenverkauf verdoppelt, die Tifosi sind völlig aus dem Häuschen. Macht Ihnen die Erwartungshaltung manchmal Angst?

Gomez: Nein, warum sollte mir das Angst machen? Mein Empfang dort war einfach nur überwältigend, irgendwie surreal. Diese Lila-Wand war extrem beeindruckend. Die Begeisterung dort ist so groß, auch weil Italien danach lechzt, im Fußball wieder den früheren Stellenwert in Europa zu erhalten. Die Italiener sind fußballverrückt, die lange Durststrecke konnten sie nur schwer ertragen. Jetzt herrscht wieder Aufbruchstimmung, auch beim AC Florenz. Präsident Andrea della Valle investiert viel Herzblut und stellt uns gute Möglichkeiten zur Verfügung. Die Fans sehen, dass sich in dem Verein etwas entwickelt, dass er ehrgeizige Ziele verfolgt.

DFB.de: Ihr Privatleben haben Sie immer geschützt. Und Miro Klose aus Rom berichtet, dass er sich in der Öffentlichkeit dort kaum frei bewegen kann.

Gomez: Ich glaube, dass es zwischen Rom und Florenz Unterschiede gibt. Meine Teamkollegen haben mir berichtet, dass unsere Fans etwas zurückhaltender sind und es dort durchaus möglich ist, sich auch in der Öffentlichkeit zu bewegen.

DFB.de: Sie sind jetzt zurück bei der Nationalmannschaft und haben gesagt, dass sich dies eigentlich ganz normal anfühlt. War aber die Vorfreude diesmal besonders groß?

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Gomez: Nein, die ist immer gleich und immer groß. Ich freue mich immer, bei der Nationalmannschaft zu sein. Außerdem war ich jetzt ja nicht so lange weg, dass es diesmal etwas ganz anderes wäre.

DFB.de: Im Spiel heute Abend treffen Sie auf Paraguay und damit auf eine Mannschaft, die den typischen südamerikanischen Spielstil verkörpert. Das heißt für die Defensive: robust, kompakt, nicht zimperlich. Werden Sie heute schon einen Vorgeschmack auf die WM 2014 bekommen?

Gomez: Weiß ich nicht. Ich glaube, dass die WM noch zu weit weg ist. Außerdem bin ich kein Freund von Verallgemeinerungen. Es gibt sicherlich einen Unterschied in der Spielweise zwischen Brasilien und Paraguay. Auch im Defensivverhalten der Teams. Ähnlich ist möglicherweise die Mentalität, deswegen ist der Test sinnvoll und gut. Vor allem aber, weil wir uns mit dem Spiel einstimmen können für die Aufgaben in der WM-Qualifikation. Das ist wichtig, darauf sollten wir uns momentan konzentrieren.