Mario Gomez: Das neue Leben der "Tormaschine"

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Am achten Tag kam die SMS von Miroslav Klose. Eine Kurznachricht von einem deutschen Nationalstürmer zu einem anderen deutschen Nationalstürmer. Von einem ausgewanderten Italien-Profi zu einem anderen ausgewanderten Italien-Profi. Die Nachricht enthielt wenige Worte und eine Frage. "Er hat sich bei mir erkundigt, wie es im Trainingslager so ist", berichtet Mario Gomez vor dem Länderspiel am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) in Kaiserslautern gegen Paraguay.

Die Frage war rhetorisch, Klose wusste, was Gomez erwarten würde. Deutschlands erfolgreichster aktiver Torjäger kennt die Gepflogenheiten in Trainingslagern mit italienischen Vereinen seit er vor zwei Jahren den Weg aus München über den Brenner nach Rom gewählt hat. Gomez war Neuling in Sachen italienische Trainingslager, Klose und andere hatten ihn zwar vorgewarnt, aber das persönliche Erleben ist dann noch mal etwas anderes.

Und italienische Trainingslager sind vor allem eines: lang. Bundesligisten gehen in der Saisonvorbereitung in der Regel für maximal zehn Tage in ein Übungscamp, die Klubs der Serie A sind gerne gut drei Wochen am Stück unterwegs. "Das war schon sehr viel", sagt Gomez. Zumal für ihn, der zuvor schon mit dem FC Bayern im Trainingslager gewesen war.

Neue Sprache und Kultur - gute Gründe für den Wechsel

Gomez hat versucht, Dauer und Intensität des Trainingslagers positiv zu sehen. Er konnte seine neuen Mitspieler besser kennenlernen, konnte sich akklimatisieren, konnte auch seine Sprachkenntnisse verbessern. Bisher verständigt er sich in Florenz mit einem Gemisch aus fünf Sprachen: Italienisch, Spanisch, Englisch, Händen und Füßen. Das funktioniert, Gomez ist sogar ein wenig erstaunt darüber, wie gut. Schon jetzt bekommt er bei Diskussionen die Inhalte mit, wenn erforderlich, kann er sich einbringen. Aber natürlich ist sein Anspruch, bald im fließenden Italienisch kommunizieren zu können.

Denn die neue Sprache und die neue Kultur waren ein wesentliches Motiv für seinen Weggang vom FC Bayern. "Ich habe mich gefragt, wie viel es mir bringt, mit Bayern noch ein paar Meisterschaften und vielleicht noch einmal die Champions League zu gewinnen und dabei vielleicht nicht mehr als 50 Prozent der Partien zu bestreiten", sagt Gomez.

Die Antwort gab er mit seinem Wechsel nach Florenz. "Dieses Definieren über Titel, das will ich nicht", sagt Gomez. Also suchte er die Herausforderung: neues Land, neue Liga, neue Sprache, neuer Fußball. Neuer Gomez? "Ich glaube, dass ich davon am Ende meiner Karriere mehr habe, als wenn ich in München geblieben wäre", sagt er.

Löw: "Dann ist Mario eine Tormaschine"

Aber natürlich: Sein Wechsel hatte auch sportliche Gründe. Joachim Löw fasst diese in folgenden Worten zusammen: "Wenn Mario seinen Rhythmus findet, wenn er das Vertrauen spürt - dann ist er eine Tormaschine. Wenn das Spiel auf ihn zugeschnitten ist, hat er bewiesen, dass er viele und entscheidende Tore machen kann."

Die Tormaschine musste lächeln, als ihm diese Beschreibung des Bundestrainers zugetragen wurde. Mit Löw hatte er sich vor dem Schritt nach Italien besprochen, er hatte ihm seine Beweggründe erläutert und erfahren, dass der Bundestrainer ziemlich ähnliche Gedanken in Bezug auf seinen Stürmer hat. "Ich habe ihn zu diesem Schritt nicht aufgefordert", sagt Löw, "aber ich habe ihn bestärkt."

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"Italien lechzt danach, wieder an die Spitze zu kommen - auch Florenz"

Nach den ersten Wochen Italien ist Gomez optimistisch, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat. Bei seinem Empfang in Florenz haben die Fans ihn als Heilsbringer gefeiert, Gomez war die Euphorie fast ein wenig suspekt, er hat sich aber entschieden, auch die hohen Erwartungen positiv zu sehen.

"Das war schon außergewöhnlich", sagt er zur Stimmung im Stadion bei seiner Präsentation. "Ich wurde zwar vorgewarnt, aber das hat mich dann doch überwältigt. Man sieht, wie sehr Italien danach lechzt, wieder an die Spitze zu kommen - auch Florenz. Die Erwartungen sind riesig. Aber diese Herausforderung wollte ich."

Bei der Nationalmannschaft nimmt er gerade eine Pause von den italienischen Erwartungen. Beim DFB-Team muss er seine und die Erwartungen des Bundestrainers erfüllen. Und er ist überzeugt, dass ihm das gelingt. Seine Rückkehr nach Deutschland "hat sich nicht komisch angefühlt". Aber natürlich gilt für ihn auch als Neu-Italiener, was schon immer gegolten hat: "Ich freue mich riesig, wieder hier bei der Nationalmannschaft zu sein."

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Am achten Tag kam die SMS von Miroslav Klose. Eine Kurznachricht von einem deutschen Nationalstürmer zu einem anderen deutschen Nationalstürmer. Von einem ausgewanderten Italien-Profi zu einem anderen ausgewanderten Italien-Profi. Die Nachricht enthielt wenige Worte und eine Frage. "Er hat sich bei mir erkundigt, wie es im Trainingslager so ist", berichtet Mario Gomez vor dem Länderspiel am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) in Kaiserslautern gegen Paraguay.

Die Frage war rhetorisch, Klose wusste, was Gomez erwarten würde. Deutschlands erfolgreichster aktiver Torjäger kennt die Gepflogenheiten in Trainingslagern mit italienischen Vereinen seit er vor zwei Jahren den Weg aus München über den Brenner nach Rom gewählt hat. Gomez war Neuling in Sachen italienische Trainingslager, Klose und andere hatten ihn zwar vorgewarnt, aber das persönliche Erleben ist dann noch mal etwas anderes.

Und italienische Trainingslager sind vor allem eines: lang. Bundesligisten gehen in der Saisonvorbereitung in der Regel für maximal zehn Tage in ein Übungscamp, die Klubs der Serie A sind gerne gut drei Wochen am Stück unterwegs. "Das war schon sehr viel", sagt Gomez. Zumal für ihn, der zuvor schon mit dem FC Bayern im Trainingslager gewesen war.

Neue Sprache und Kultur - gute Gründe für den Wechsel

Gomez hat versucht, Dauer und Intensität des Trainingslagers positiv zu sehen. Er konnte seine neuen Mitspieler besser kennenlernen, konnte sich akklimatisieren, konnte auch seine Sprachkenntnisse verbessern. Bisher verständigt er sich in Florenz mit einem Gemisch aus fünf Sprachen: Italienisch, Spanisch, Englisch, Händen und Füßen. Das funktioniert, Gomez ist sogar ein wenig erstaunt darüber, wie gut. Schon jetzt bekommt er bei Diskussionen die Inhalte mit, wenn erforderlich, kann er sich einbringen. Aber natürlich ist sein Anspruch, bald im fließenden Italienisch kommunizieren zu können.

Denn die neue Sprache und die neue Kultur waren ein wesentliches Motiv für seinen Weggang vom FC Bayern. "Ich habe mich gefragt, wie viel es mir bringt, mit Bayern noch ein paar Meisterschaften und vielleicht noch einmal die Champions League zu gewinnen und dabei vielleicht nicht mehr als 50 Prozent der Partien zu bestreiten", sagt Gomez.

Die Antwort gab er mit seinem Wechsel nach Florenz. "Dieses Definieren über Titel, das will ich nicht", sagt Gomez. Also suchte er die Herausforderung: neues Land, neue Liga, neue Sprache, neuer Fußball. Neuer Gomez? "Ich glaube, dass ich davon am Ende meiner Karriere mehr habe, als wenn ich in München geblieben wäre", sagt er.

Löw: "Dann ist Mario eine Tormaschine"

Aber natürlich: Sein Wechsel hatte auch sportliche Gründe. Joachim Löw fasst diese in folgenden Worten zusammen: "Wenn Mario seinen Rhythmus findet, wenn er das Vertrauen spürt - dann ist er eine Tormaschine. Wenn das Spiel auf ihn zugeschnitten ist, hat er bewiesen, dass er viele und entscheidende Tore machen kann."

Die Tormaschine musste lächeln, als ihm diese Beschreibung des Bundestrainers zugetragen wurde. Mit Löw hatte er sich vor dem Schritt nach Italien besprochen, er hatte ihm seine Beweggründe erläutert und erfahren, dass der Bundestrainer ziemlich ähnliche Gedanken in Bezug auf seinen Stürmer hat. "Ich habe ihn zu diesem Schritt nicht aufgefordert", sagt Löw, "aber ich habe ihn bestärkt."

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"Italien lechzt danach, wieder an die Spitze zu kommen - auch Florenz"

Nach den ersten Wochen Italien ist Gomez optimistisch, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat. Bei seinem Empfang in Florenz haben die Fans ihn als Heilsbringer gefeiert, Gomez war die Euphorie fast ein wenig suspekt, er hat sich aber entschieden, auch die hohen Erwartungen positiv zu sehen.

"Das war schon außergewöhnlich", sagt er zur Stimmung im Stadion bei seiner Präsentation. "Ich wurde zwar vorgewarnt, aber das hat mich dann doch überwältigt. Man sieht, wie sehr Italien danach lechzt, wieder an die Spitze zu kommen - auch Florenz. Die Erwartungen sind riesig. Aber diese Herausforderung wollte ich."

Bei der Nationalmannschaft nimmt er gerade eine Pause von den italienischen Erwartungen. Beim DFB-Team muss er seine und die Erwartungen des Bundestrainers erfüllen. Und er ist überzeugt, dass ihm das gelingt. Seine Rückkehr nach Deutschland "hat sich nicht komisch angefühlt". Aber natürlich gilt für ihn auch als Neu-Italiener, was schon immer gegolten hat: "Ich freue mich riesig, wieder hier bei der Nationalmannschaft zu sein."