Mario Gomez: "Aus Liebe zum Fußball"

Die Gleichung, die Mario Gomez aufstellt, ist simpel. Florenz hat einen Stürmer gesucht, er ist Stürmer, das passt. Für den Wechsel nach Florenz hat – so Gomez auf FCB-TV - zudem gesprochen, dass die Mannschaft "tollen Fußball spielt, offensiven Fußball". Als Stürmer mag er offensiven Fußball. Passt auch.

So ein Vereinswechsel hat aber immer zwei Seiten. Wer zu einem neuen Klub geht, muss einen anderen verlassen. Häufig ist auch dieser Part simpel. Wenn es nicht passt zwischen Spieler und Klub, wenn die Wertschätzung gering ist, dann fällt die Trennung leicht. So ist es im Fall von Bayern München und Mario Gomez – nicht! Vier Jahre hat Gomez für den FC Bayern gespielt, seine Bilanz in dieser Zeit liest sich wie das Zeugnis eines Musterschülers. Jeden Auftrag hat er erfüllt, übererfüllt.

Für die Bayern traf Gomez fast schon wie er wollte. 115 Tore in 174 Spielen, in zwei von drei Partien war der Stürmer erfolgreich, 2011 wurde er mit 28 Toren Torschützenkönig der Bundesliga. Seine Quote ist besser als die vieler anderer großer Stürmer in einem halben Jahrhundert Ligageschichte. Einzig der einzigartige Gerd Müller war mit durchschnittlich 0,85 Treffern besser als Gomez. Ob Jupp Heynckes (0,6), Dieter Müller (0,58), Horst Hrubesch (0,61) oder Giovane Elber (0,51) – alle trafen oft, so oft wie Gomez trafen sie nicht.

Titelhunger statt Torgier

Individuell hatte Gomez in München seine Ziele erreicht, mit der Mannschaft lange Zeit nicht. Dortmund hat die Bayern national geärgert, und international hat sich der Fußballgott geirrt, als er Chelsea im "Finale dahoam" zum Sieger der Champions League werden ließ. Die Bayern haben sich geärgert, Gomez hat sich geärgert. Und wie!

Mario Gomez - Bilder seiner Karriere

Vor Beginn der vergangenen Saison hat der Stürmer über seine Ziele gesprochen. Gomez hatte im Jahr zuvor 26 Tore erzielt, hatte mit den Bayern aber ziemlich oft nur Platz zwei belegt und war zudem mit der Nationalmannschaft im Halbfinale der EM gescheitert. Gomez hatte die Nase voll davon, das Nachsehen zu haben. Der Stürmer ging soweit zu sagen, dass er eine Saison mit wenig Einsätzen und wenig Toren, dafür mit vielen Titeln einer Spielzeit vorziehen würde, in der er persönlich glänzt, an deren Ende die Bayern aber wieder mit leeren Händen dastehen. "Ich will Titel", hatte Gomez gesagt. "Keine Tore", hat er gedacht. Nicht diesmal, nicht hauptsächlich.

Hoher Anteil am Triple-Gewinn

Der Titelwunsch wurde Gomez erfüllt. Und sein Anteil am Tripel ist viel höher als oft behauptet. Schon weil er mit seinen beiden Toren im Finale des DFB-Pokals gegen den VfB Stuttgart den Schlussakt fast im Alleingang vollzogen hat. Gomez Beteiligung am Tripel geht weit darüber hinaus. Weil es eben keine Selbstverständlichkeit ist, wie er sich verhalten hat. Nach seiner Verletzung zu Beginn der Saison musste er erleben, wie sein Konkurrent Mario Mandzukic so gut spielte, dass Trainer Heynckes gar keine Wahl hatte, als weiter auf den Kroaten zu setzen.

Gomez hat das nicht gefallen, geklagt hat er nicht. Er hat Druck gemacht, hat vorbildlich trainiert und hat funktioniert, wenn ihm Trainer Jupp Heynckes die Chance gegeben hat, zu funktionieren. In der vergangenen Saison hat Gomez eine Fähigkeit gelernt, die er nie lernen wollte: Er hat als Joker brilliert. Gomez traf in der Bundesliga zwar "nur" elf Mal ins Tor, im Schnitt aber alle 80 Minuten. Der Nationalspieler war damit der effizienteste Stürmer der Liga, vor Robert Lewandowski, vor Stefan Kießling.

"Ich wollte einfach mehr spielen"

Nach der erfolgreichsten Saison der Historie verlässt Gomez den – so Gomez - "besten Verein der Welt." Und ihm fällt dies verdammt schwer. Gomez sprach von einem "lachenden und einem weinenden Auge", bevor er sich gestern von der Mannschaft verabschiedete. "Ich habe viele tolle Menschen kennen gelernt und viele Freunde gefunden", sagt er. "Der FC Bayern ist ein grandioser Verein, ein großer Verein. Für mich ist es ein großer Schritt, hier weg zu gehen."

Ein großer, ein schwieriger Schritt. Bleibt die Frage, warum er diesen Schritt macht? Die Antwort ist einfach, und sie ist kompliziert. "Ich liebe den Fußball", sagt Gomez. "Ich wollte einfach mehr spielen." Für eine Saison hat der Titelwunsch seinen Spieldrang überlagert, jetzt, da der Titelwunsch in Erfüllung gegangen ist, wird der Spieldrang wieder größer. "Die Lust auf Fußball hat mich dazu gebracht, zu sagen, dass es besser ist, jetzt diesen Schnitt zu machen."

Gomez weiß, was er kann. Er weiß aber auch, was er nicht kann. Zu groß war seine Befürchtung, dass er im System von Pep Guardiola zu wenig zum Zuge kommen würde, obgleich der Spanier in dem Deutschen mit spanischer Abstammung einen "großartigen Fußballer" sieht. Doch Gomez weiß, dass er nicht der Spielertyp ist, der sich zurück fallen lässt, der Teil eines Kombinationswirbels ist, der auf kleinem Raum schnelle Lösungen findet. Gomez hat andere Stärken. Stärken, die zum künftigen Spiel des FC Bayern womöglich nicht passen. Manchmal muss ein Spieler erkennen, wann es Zeit ist, zu gehen. Gomez hat das getan - auch wenn die Zeit in München noch so schön war.

Das meinen DFB.de-User:

"Sehr gut geschrieben & für Gomez ist es die richtige Entscheidung. Ich finde es sehr schade, aber bin ihm sehr dankbar für die Zeit beim FC Bayern & er hat es nicht verdient, nur 2. Wahl zu sein. In Italien wird er hoffentlich nicht mehr so unterschätzt, aber ich bin mir sicher, dass er seinen Weg gehen wird.. " (Lisa Meifort)

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Die Gleichung, die Mario Gomez aufstellt, ist simpel. Florenz hat einen Stürmer gesucht, er ist Stürmer, das passt. Für den Wechsel nach Florenz hat – so Gomez auf FCB-TV - zudem gesprochen, dass die Mannschaft "tollen Fußball spielt, offensiven Fußball". Als Stürmer mag er offensiven Fußball. Passt auch.

So ein Vereinswechsel hat aber immer zwei Seiten. Wer zu einem neuen Klub geht, muss einen anderen verlassen. Häufig ist auch dieser Part simpel. Wenn es nicht passt zwischen Spieler und Klub, wenn die Wertschätzung gering ist, dann fällt die Trennung leicht. So ist es im Fall von Bayern München und Mario Gomez – nicht! Vier Jahre hat Gomez für den FC Bayern gespielt, seine Bilanz in dieser Zeit liest sich wie das Zeugnis eines Musterschülers. Jeden Auftrag hat er erfüllt, übererfüllt.

Für die Bayern traf Gomez fast schon wie er wollte. 115 Tore in 174 Spielen, in zwei von drei Partien war der Stürmer erfolgreich, 2011 wurde er mit 28 Toren Torschützenkönig der Bundesliga. Seine Quote ist besser als die vieler anderer großer Stürmer in einem halben Jahrhundert Ligageschichte. Einzig der einzigartige Gerd Müller war mit durchschnittlich 0,85 Treffern besser als Gomez. Ob Jupp Heynckes (0,6), Dieter Müller (0,58), Horst Hrubesch (0,61) oder Giovane Elber (0,51) – alle trafen oft, so oft wie Gomez trafen sie nicht.

Titelhunger statt Torgier

Individuell hatte Gomez in München seine Ziele erreicht, mit der Mannschaft lange Zeit nicht. Dortmund hat die Bayern national geärgert, und international hat sich der Fußballgott geirrt, als er Chelsea im "Finale dahoam" zum Sieger der Champions League werden ließ. Die Bayern haben sich geärgert, Gomez hat sich geärgert. Und wie!

Mario Gomez - Bilder seiner Karriere

Vor Beginn der vergangenen Saison hat der Stürmer über seine Ziele gesprochen. Gomez hatte im Jahr zuvor 26 Tore erzielt, hatte mit den Bayern aber ziemlich oft nur Platz zwei belegt und war zudem mit der Nationalmannschaft im Halbfinale der EM gescheitert. Gomez hatte die Nase voll davon, das Nachsehen zu haben. Der Stürmer ging soweit zu sagen, dass er eine Saison mit wenig Einsätzen und wenig Toren, dafür mit vielen Titeln einer Spielzeit vorziehen würde, in der er persönlich glänzt, an deren Ende die Bayern aber wieder mit leeren Händen dastehen. "Ich will Titel", hatte Gomez gesagt. "Keine Tore", hat er gedacht. Nicht diesmal, nicht hauptsächlich.

Hoher Anteil am Triple-Gewinn

Der Titelwunsch wurde Gomez erfüllt. Und sein Anteil am Tripel ist viel höher als oft behauptet. Schon weil er mit seinen beiden Toren im Finale des DFB-Pokals gegen den VfB Stuttgart den Schlussakt fast im Alleingang vollzogen hat. Gomez Beteiligung am Tripel geht weit darüber hinaus. Weil es eben keine Selbstverständlichkeit ist, wie er sich verhalten hat. Nach seiner Verletzung zu Beginn der Saison musste er erleben, wie sein Konkurrent Mario Mandzukic so gut spielte, dass Trainer Heynckes gar keine Wahl hatte, als weiter auf den Kroaten zu setzen.

Gomez hat das nicht gefallen, geklagt hat er nicht. Er hat Druck gemacht, hat vorbildlich trainiert und hat funktioniert, wenn ihm Trainer Jupp Heynckes die Chance gegeben hat, zu funktionieren. In der vergangenen Saison hat Gomez eine Fähigkeit gelernt, die er nie lernen wollte: Er hat als Joker brilliert. Gomez traf in der Bundesliga zwar "nur" elf Mal ins Tor, im Schnitt aber alle 80 Minuten. Der Nationalspieler war damit der effizienteste Stürmer der Liga, vor Robert Lewandowski, vor Stefan Kießling.

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"Ich wollte einfach mehr spielen"

Nach der erfolgreichsten Saison der Historie verlässt Gomez den – so Gomez - "besten Verein der Welt." Und ihm fällt dies verdammt schwer. Gomez sprach von einem "lachenden und einem weinenden Auge", bevor er sich gestern von der Mannschaft verabschiedete. "Ich habe viele tolle Menschen kennen gelernt und viele Freunde gefunden", sagt er. "Der FC Bayern ist ein grandioser Verein, ein großer Verein. Für mich ist es ein großer Schritt, hier weg zu gehen."

Ein großer, ein schwieriger Schritt. Bleibt die Frage, warum er diesen Schritt macht? Die Antwort ist einfach, und sie ist kompliziert. "Ich liebe den Fußball", sagt Gomez. "Ich wollte einfach mehr spielen." Für eine Saison hat der Titelwunsch seinen Spieldrang überlagert, jetzt, da der Titelwunsch in Erfüllung gegangen ist, wird der Spieldrang wieder größer. "Die Lust auf Fußball hat mich dazu gebracht, zu sagen, dass es besser ist, jetzt diesen Schnitt zu machen."

Gomez weiß, was er kann. Er weiß aber auch, was er nicht kann. Zu groß war seine Befürchtung, dass er im System von Pep Guardiola zu wenig zum Zuge kommen würde, obgleich der Spanier in dem Deutschen mit spanischer Abstammung einen "großartigen Fußballer" sieht. Doch Gomez weiß, dass er nicht der Spielertyp ist, der sich zurück fallen lässt, der Teil eines Kombinationswirbels ist, der auf kleinem Raum schnelle Lösungen findet. Gomez hat andere Stärken. Stärken, die zum künftigen Spiel des FC Bayern womöglich nicht passen. Manchmal muss ein Spieler erkennen, wann es Zeit ist, zu gehen. Gomez hat das getan - auch wenn die Zeit in München noch so schön war.

Das meinen DFB.de-User:

"Sehr gut geschrieben & für Gomez ist es die richtige Entscheidung. Ich finde es sehr schade, aber bin ihm sehr dankbar für die Zeit beim FC Bayern & er hat es nicht verdient, nur 2. Wahl zu sein. In Italien wird er hoffentlich nicht mehr so unterschätzt, aber ich bin mir sicher, dass er seinen Weg gehen wird.. " (Lisa Meifort)