Manuel Neuer: "Wir sind Favorit"

DFB.de: Zum Fußball. Heute Abend geht's für Sie mit der Nationalmannschaft gegen die Türkei. In Istanbul erwartet das Team ein Hexenkessel. Sie mögen es, wenn die Fans frenetisch mitgehen und es richtig laut wird.

Neuer: Auf jeden Fall. Man hört ja die tollsten Geschichten über die Atmosphäre in den Stadien hier in der Türkei. Bisher konnte ich da nie mitreden, weil es mir nicht vergönnt war, in der Türkei zu spielen. Das ändert sich heute, darauf freue ich mich sehr.

DFB.de: Wie stark schätzen Sie die Türkei ein?

Neuer: Es ist eine gefährliche Mannschaft, sie haben gute Einzelspieler. Dennoch: Wir sind Favorit, wir müssen den Anspruch haben, auch dort gewinnen zu können.

DFB.de: Und dann gibt es vor dem Spiel am Dienstag gegen Belgien ein neues Ziel: Zehn Spiele, zehn Siege, die perfekte Qualifikation.

Neuer: Erstmal sind wir beim neunten Spiel. Danach können wir immer noch auf Belgien schauen. Aber als Profi will man immer den maximalen Erfolg. Wir haben bisher eine sehr gute Serie gespielt, und wollen diese auch in den letzten beiden Spielen fortsetzen.

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Manuel Neuer, Deutschlands Nummer eins, gehört für viele spätestens seit der WM 2010 in Südafrika zu den besten Torhütern der Welt. Viel wird derzeit über seine Serie geredet, darüber, wie lange er im Tor des FC Bayern ohne Gegentor geblieben ist und wessen Rekorde er bald brechen könnte.

Er selbst redet im team.dfb.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke lieber über andere Dinge. Seine Stiftung zum Beispiel. Oder was Freundschaft für ihn bedeutet. Oder das Spiel heute Abend gegen die Türkei (ab 20.30 Uhr, live in der ARD).

DFB.de: Herr Neuer, im Spiel gegen Hoffenheim gibt es eine Szene, in der Sie den Ball mit dem Fuß vom Tornetz schlagen. Was war da los? Wie haben Sie es geschafft, mit dem Fuß so hoch zu kommen?

Manuel Neuer: Wir sind alle Athleten, da ist es kein Problem, mit dem Fuß so hoch zu kommen. Erst recht nicht für einen Spieler mit meiner Größe. Außerdem sollte ich als Torwart gelenkig sein und über ein bisschen Sprungkraft verfügen. In der Situation hatte ich Abstoß, der Ball lag schon bereit, dann kam ein anderer Ball von den Zuschauern zurück und landete auf dem Tornetz. Dort konnte er nicht bleiben, also habe ich ihn entfernt. Das war keine große Sache.

DFB.de: Aber spektakulär sah es aus.

Neuer: Toni Schumacher hat so etwas früher auch schon gemacht. Aber ich wollte ihm damit nicht nacheifern. Es hat sich halt so ergeben.

DFB.de: Am Sonntag nach dem Spiel waren Sie gemeinsam mit Ihren Kollegen vom FC Bayern beim Oktoberfest. Wie haben Ihnen die Lederhosen gefallen?

Neuer: Es war für mich nicht das erste Mal. Ich war mit ein paar Freunden schon vor einigen Jahren dort, auch in Lederhose. Natürlich ist es jetzt etwas anderes, als Teil der Mannschaft des FC Bayern beim Oktoberfest zu sein. Wir hatten einen schönen Nachmittag, die Frauen und Freundinnen waren ja auch dabei. Es hat sehr viel Spaß gemacht.

DFB.de: Nur einen schönen Nachmittag? Sind Sie nur kurz geblieben?

Neuer: Nein, mir hat es gefallen, deswegen war ich etwas länger dort.

DFB.de: Sie waren früher mit Freunden dort, jetzt mit Teamkollegen. Schließt sich das aus? Oder haben Sie unter den Fußballern auch echte Freunde?

Neuer: Ja, das gibt es. Einige Mitspieler sind gute Freunde von mir. Im Laufe der Zeit findet man heraus, wer die richtigen Freunde sind und wer sich nur mit einem schmücken oder für sich nutzen will.

DFB.de: Ist dies manchmal ernüchternd?

Neuer: Es ist halt so. Es gibt einen engen Kreis an Leuten, mit denen man gut befreundet ist, denen man alles anvertrauen kann. Bei mir sind das nicht nur, aber auch Fußballer.

DFB.de: Ihr Bayern-Kollege Rafinha ging bei der Beschreibung ihrer Verbindung sogar noch einen Schritt weiter. Er hat gesagt, dass Sie wie ein Bruder für ihn seien.

Neuer: Diese Bezeichnung hat bei Südamerikanern eine andere Bedeutung als bei uns. Aber sicherlich ist Rafinha ein guter Freund von mir. Ich habe ihm damals auf Schalke schon geholfen, jetzt in München mache ich das auch. Für mich war das Ankommen bei den Bayern ja viel einfacher als für ihn, weil ich viele der Spieler aus der deutschen Nationalmannschaft schon kannte.

DFB.de: In Gelsenkirchen sind Sie gemeinsam mit vielen Kindern mit Migrationshintergrund aufgewachsen. Haben sich aus dieser Zeit Freundschaften bis heute gehalten?

Neuer: Ja, klar. In Gelsenkirchen ist der Ausländeranteil relativ hoch. Auch in der Jugend auf Schalke waren unter meinen Mannschaftskollegen viele Ausländer. Für mich hat das nie eine Rolle gespielt, ob jemand nun Türke, Tunesier, Deutscher oder was auch immer war. Für mich waren wir alle Schalker, alles andere hat mich nicht interessiert. Zu einigen von damals ist der Kontakt nie abgerissen. Beim EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei in Berlin waren viele türkische Freunde von mir im Stadion, später haben wir uns im Hotel getroffen.

DFB.de: Sie haben in Gelsenkirchen einmal einen Döner-Laden eröffnet und für Kunden selbst Döner zubereitet. Wie kam es dazu?

Neuer: Stimmt fast. Aber nicht in dem Sinne, dass mir das Geschäft gehört hätte. Es war auch keine klassische Döner-Bude, Mr. Chicken, heißt der Laden, dort gibt es auch Döner, aber nicht nur. Ich war bei der Eröffnung dabei und habe eine Autogrammstunde gegeben. Damit habe ich einem Freund von mir einen Gefallen getan.

DFB.de: Sie helfen generell ganz gerne. Im Dezember 2010 wurde die Manuel Neuer Kids Foundation gegründet. Mit welcher Ambition?

Neuer: Wir helfen sozial benachteiligten Kindern im Ruhrgebiet. Dafür wurden bis heute zahlreiche Projekte gestartet. An Ganztagsschulen unterstützen wir jüngere Kinder, in dem wir organisieren, dass sie Nachhilfe von Oberstufenschülern bekommen. Dann erhalten Kinder Hilfe, deren Familien sich die 2,50 Euro für das Mittagessen in den Schulen nicht leisten können. Das machen wir an mehreren Schulen. Die Projekte sind ganz unterschiedlicher Art. In Gelsenkirchen zum Beispiel haben wir vermittelt, dass verhaltensauffällige Schüler der fünften Klassen in der Arena AufSchalke von Sozialarbeitern geschult werden.

DFB.de: Wie wird entschieden, welche Projekte von der Kids Foundation gefördert werden?

Neuer: Alles, was wir machen, geschieht immer unter Rücksprache mit den Sozialämtern. So haben wir eine Gewähr, dass nur geholfen wird, wo auch Hilfe nötig ist. Auch die Lehrer und Direktoren der Ruhrgebietsschulen sind involviert. Wenn ihnen auffällt, dass ein Kind jeden Tag mit den selben Anziehsachen in die Schule kommen muss oder nie etwas zu essen dabei hat oder sich die Schulbücher nicht leisten kann, dann wird dies an uns weitergeben.

DFB.de: Zum Fußball. Heute Abend geht's für Sie mit der Nationalmannschaft gegen die Türkei. In Istanbul erwartet das Team ein Hexenkessel. Sie mögen es, wenn die Fans frenetisch mitgehen und es richtig laut wird.

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Neuer: Auf jeden Fall. Man hört ja die tollsten Geschichten über die Atmosphäre in den Stadien hier in der Türkei. Bisher konnte ich da nie mitreden, weil es mir nicht vergönnt war, in der Türkei zu spielen. Das ändert sich heute, darauf freue ich mich sehr.

DFB.de: Wie stark schätzen Sie die Türkei ein?

Neuer: Es ist eine gefährliche Mannschaft, sie haben gute Einzelspieler. Dennoch: Wir sind Favorit, wir müssen den Anspruch haben, auch dort gewinnen zu können.

DFB.de: Und dann gibt es vor dem Spiel am Dienstag gegen Belgien ein neues Ziel: Zehn Spiele, zehn Siege, die perfekte Qualifikation.

Neuer: Erstmal sind wir beim neunten Spiel. Danach können wir immer noch auf Belgien schauen. Aber als Profi will man immer den maximalen Erfolg. Wir haben bisher eine sehr gute Serie gespielt, und wollen diese auch in den letzten beiden Spielen fortsetzen.