Manuel Friedrich: Früher Profi, heute Pro

Von A wie Allofs bis Z wie Zorc: Die Liste scheint endlos. Zahlreiche Fußballer greifen in ihrer Freizeit oder nach der Karriere zum Golfschläger. Ein ehemaliger Nationalspieler macht das Golfen sogar zum Beruf, als Golftrainer. Manuel Friedrich absolviert die Ausbildung zum "Fully Qualified PGA Golfprofessional".

Manuel Friedrich weiß, dass er sich nicht beklagen kann. Wie viele träumen den Traum von einer Karriere als Profifußballer? Er hat den Traum gelebt, hat mit seiner Leidenschaft die Welt gesehen und Geld verdient. Viele Profis fallen nach der Karriere in ein Loch, haben Schwierigkeiten und benötigen Zeit, sich im Leben nach der Karriere zurechtzufinden. Bei Friedrich war es anders, er ist nicht in ein Loch gefallen, er hat Gegenstände in Löcher befördert. Golfbälle, um genau zu sein. Und heute hilft er anderen, dies mit möglichst wenig Aufwand zu tun. "Ich habe zum zweiten Mal das große Glück, meine Leidenschaft zum Beruf zu machen", sagt Friedrich. Der frühere Nationalspieler arbeitet mittlerweile als Golftrainer, die Ausbildung dafür hat er erfolgreich abgeschlossen.

"Ich entscheide wie immer eher spontan"

Im Oktober will er sogar die theoretische und praktische Prüfung zum "Fully Qualified PGA Golfprofessional" ablegen. Die nächste Stufe, die höchste Stufe. Drei Jahre Ausbildung hat er dann hinter sich – und viele Optionen vor sich. Als Golfpro sind die Möglichkeiten unbegrenzt. Ob als Leiter einer Golfschule oder Landes- und Stützpunkttrainer, als Mannschafts- oder Tourspieler-Coach, ob als Manager eines Golfclubs, als Geschäftsführer eines Unternehmens aus der Golfindustrie oder als Golfplatz-Architekt im In- und Ausland: Friedrich wird die Qual der Wahl haben. "Ich lasse erstmal alles auf mich zukommen, ich entscheide wie immer eher spontan", sagt Friedrich.

Golf also. Und Fußball? Trainer? Manager? Für Friedrich keine Optionen. Wenn Fußball im Fernsehen läuft, schaltet er nicht ab – er schaltet gar nicht erst ein. "Das war schon früher so", sagt Friedrich. "Ich liebe es, Fußball zu spielen. Aber zugucken, wie andere spielen, hat mich noch nie gereizt." Im Gegensatz zum Golf. Wenn Golf im Fernsehen gezeigt wird, ob tagsüber oder spät in der Nacht, sitzt er gebannt vor dem Bildschirm. "Das kann ich mir stundenlang anschauen. Das finde ich echt spannend", sagt Friedrich.

"Wie, Du guckst Fußball?"

Menschen, die Friedrich kennen, wissen, wie wenig er davon hält, Fußball im Fernsehen zu schauen. Und so konnte er unlängst seinen früheren Förderer, der ihm in Mainz zum Durchbruch verholfen und später nach Dortmund geholt hatte, überraschen. Als Friedrich beiläufig von der sensationellen Aufholjagd des FC Liverpool im Champions League-Halbfinale gegen den FC Barcelona erfuhr, die die Engländer und ihren Manager Jürgen Klopp doch noch ins Finale gebracht hatte, schickte er seinem ehemaligen Trainer ganz herzliche Glückwünsche auf die Insel. Die erstaunte Antwort folgte prompt: "Wie, Du guckst Fußball?"

Unter Klopp war Friedrich Anfang des neuen Jahrtausends in der 2. Bundesliga zur Stammkraft in der Mainzer Abwehr avanciert, ehe ihn der Trainer zu Werder Bremen ziehen ließ. Dort wurde Friedrich Deutscher Meister, es war der einzige Titel einer ungewöhnlichen Karriere eines ungewöhnlichen Typen, der sich vielen branchenüblichen Mechanismen verweigerte. Friedrich verzichtete nicht nur lieber darauf, anderen beim Fußballspielen zuzuschauen, sondern auch auf laute Sprüche und schnelle Autos. Nicht mal seinen Beruf verriet er, wenn ihn jemand nicht sofort erkannte. "Es war ja nicht so, dass ich mich dafür geschämt habe, Fußballprofi zu sein. Aber ich wollte, dass mir die Menschen unvoreingenommen begegnen und mich so wahrnehmen, wie ich wirklich bin. Das geht nicht, wenn die Menschen wissen, dass man Bundesligafußballer ist", sagt Friedrich.

Die Entscheidung, vom kommenden Meister aus Bremen zurück nach Mainz in die 2. Bundesliga zu wechseln, war eine seiner besten. 2004 schaffte es der FSV mit Klopp an der Seitenlinie und Friedrich in der Innenverteidigung im dritten Anlauf endlich zum ersten Mal in die Bundesliga. Es war sein größter Erfolg. "Dieser Aufstieg löst immer noch Emotionen in mir aus", sagt Friedrich, der 2006 als erster Spieler der Mainzer Vereinsgeschichte in die Nationalmannschaft berufen wurde. "Wenn ich an die Nationalmannschaft zurückdenke, kommen super Erinnerungen hoch. Das war eine wirklich schöne Zeit", sagt er über seine neun Einsätze für Deutschland.

Ein Leben lang

Während seiner Zeit als Fußballprofi nahm Friedrich zum ersten Mal einen Golfschläger in die Hand. "Als ich das erste Mal den Ball getroffen hatte, gab es genau zwei Möglichkeiten: Entweder man lässt es direkt wieder sein oder man kommt nicht mehr davon weg. Mich hat es nicht mehr losgelassen", sagt Friedrich. Denn: "Vom Golf kann man viel für das Leben lernen." Vor allem könne man Golf ein Leben lang spielen. Auch das reizte ihn und band ihn an diesen Sport. "Beim Fußball lässt ab einem gewissen Alter die Schnelligkeit nach, die Mobilität auch, das eine oder andere Wehwehchen kommt hinzu. Leistungssport ist in einem gewissen Alter schlicht nicht mehr möglich. Anders im Golf. Durch das Handicap-System hat man immer die Möglichkeit, gegen bessere Golfer zu spielen und trotzdem gibt es Chancengleichheit."

Ziemlich schnell fühlte Friedrich sich auf dem Golfplatz wohl, die Vorzüge des Sports hat er sofort erkannt. "Man ist viereinhalb, fünf Stunden auf Spaziergang durch die schöne Natur, sieht Tiere und hat nur ein Ziel: einen viel zu kleinen Ball in ein viel zu kleines Loch zu bekommen. Es ist ein toller Sport, um sich selbst und seine Mitspieler kennenzulernen. Wie reagiert jemand, wenn er sich ärgert, und wie, wenn er Pech hatte?" Nur zu spielen, reichte ihm dabei irgendwann nicht mehr. "Ich habe mir vorgestellt, wie cool es wäre, eines Tages Anderen das Golfspielen beizubringen und sie auf ihrem Werdegang zu begleiten. So ist der kleine Wunsch entstanden und wurde dann immer mehr Realität", sagt Friedrich. Seine Ausbildung absolviert er über den Deutschen Golfverband beim GC Hubbelrath, einem der renommiertesten und erfolgreichsten Golfclubs in Deutschland.

Wieder nach Asien?

Und, wie gesagt, im Oktober ist er fertig. Dann könnte er über den Umweg Golfplatz doch noch schaffen, was ihm als Fußballer verwehrt geblieben ist. Seine Sehnsucht nach Asien etwa hat er noch nicht restlos gestillt. 2014 wechselte er zum Karriereausklang nach Indien, gemeinsam mit dem französischen Europameister Nicolas Anelka lief er eine Saison lang für den Mumbai City FC auf. "Ich wollte nicht wie viele andere nach Amerika oder Australien gehen, sondern etwas Krasseres machen, ich habe den Kulturschock gesucht." Und erlebt. "Das war eine komplett andere Welt. Eine unglaubliche Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin", sagt Friedrich. Gerne hätte er im Anschluss noch in Thailand gespielt, ein Engagement ließ sich damals aber trotz vielversprechender Probetrainings nicht realisieren. Möglicherweise kehrt Friedrich also schon bald nach Südostasien zurück. Dieses Mal dann als Golfpro und nicht als Fußballprofi – schließlich ist im Golf schon Realität, was im Fußball noch ein Traum ist: Asien zählt zu den Regionen, in denen das Spiel mit dem kleinen Ball auf grünem Rasen am stärksten boomt.

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Von A wie Allofs bis Z wie Zorc: Die Liste scheint endlos. Zahlreiche Fußballer greifen in ihrer Freizeit oder nach der Karriere zum Golfschläger. Ein ehemaliger Nationalspieler macht das Golfen sogar zum Beruf, als Golftrainer. Manuel Friedrich absolviert die Ausbildung zum "Fully Qualified PGA Golfprofessional".

Manuel Friedrich weiß, dass er sich nicht beklagen kann. Wie viele träumen den Traum von einer Karriere als Profifußballer? Er hat den Traum gelebt, hat mit seiner Leidenschaft die Welt gesehen und Geld verdient. Viele Profis fallen nach der Karriere in ein Loch, haben Schwierigkeiten und benötigen Zeit, sich im Leben nach der Karriere zurechtzufinden. Bei Friedrich war es anders, er ist nicht in ein Loch gefallen, er hat Gegenstände in Löcher befördert. Golfbälle, um genau zu sein. Und heute hilft er anderen, dies mit möglichst wenig Aufwand zu tun. "Ich habe zum zweiten Mal das große Glück, meine Leidenschaft zum Beruf zu machen", sagt Friedrich. Der frühere Nationalspieler arbeitet mittlerweile als Golftrainer, die Ausbildung dafür hat er erfolgreich abgeschlossen.

"Ich entscheide wie immer eher spontan"

Im Oktober will er sogar die theoretische und praktische Prüfung zum "Fully Qualified PGA Golfprofessional" ablegen. Die nächste Stufe, die höchste Stufe. Drei Jahre Ausbildung hat er dann hinter sich – und viele Optionen vor sich. Als Golfpro sind die Möglichkeiten unbegrenzt. Ob als Leiter einer Golfschule oder Landes- und Stützpunkttrainer, als Mannschafts- oder Tourspieler-Coach, ob als Manager eines Golfclubs, als Geschäftsführer eines Unternehmens aus der Golfindustrie oder als Golfplatz-Architekt im In- und Ausland: Friedrich wird die Qual der Wahl haben. "Ich lasse erstmal alles auf mich zukommen, ich entscheide wie immer eher spontan", sagt Friedrich.

Golf also. Und Fußball? Trainer? Manager? Für Friedrich keine Optionen. Wenn Fußball im Fernsehen läuft, schaltet er nicht ab – er schaltet gar nicht erst ein. "Das war schon früher so", sagt Friedrich. "Ich liebe es, Fußball zu spielen. Aber zugucken, wie andere spielen, hat mich noch nie gereizt." Im Gegensatz zum Golf. Wenn Golf im Fernsehen gezeigt wird, ob tagsüber oder spät in der Nacht, sitzt er gebannt vor dem Bildschirm. "Das kann ich mir stundenlang anschauen. Das finde ich echt spannend", sagt Friedrich.

"Wie, Du guckst Fußball?"

Menschen, die Friedrich kennen, wissen, wie wenig er davon hält, Fußball im Fernsehen zu schauen. Und so konnte er unlängst seinen früheren Förderer, der ihm in Mainz zum Durchbruch verholfen und später nach Dortmund geholt hatte, überraschen. Als Friedrich beiläufig von der sensationellen Aufholjagd des FC Liverpool im Champions League-Halbfinale gegen den FC Barcelona erfuhr, die die Engländer und ihren Manager Jürgen Klopp doch noch ins Finale gebracht hatte, schickte er seinem ehemaligen Trainer ganz herzliche Glückwünsche auf die Insel. Die erstaunte Antwort folgte prompt: "Wie, Du guckst Fußball?"

Unter Klopp war Friedrich Anfang des neuen Jahrtausends in der 2. Bundesliga zur Stammkraft in der Mainzer Abwehr avanciert, ehe ihn der Trainer zu Werder Bremen ziehen ließ. Dort wurde Friedrich Deutscher Meister, es war der einzige Titel einer ungewöhnlichen Karriere eines ungewöhnlichen Typen, der sich vielen branchenüblichen Mechanismen verweigerte. Friedrich verzichtete nicht nur lieber darauf, anderen beim Fußballspielen zuzuschauen, sondern auch auf laute Sprüche und schnelle Autos. Nicht mal seinen Beruf verriet er, wenn ihn jemand nicht sofort erkannte. "Es war ja nicht so, dass ich mich dafür geschämt habe, Fußballprofi zu sein. Aber ich wollte, dass mir die Menschen unvoreingenommen begegnen und mich so wahrnehmen, wie ich wirklich bin. Das geht nicht, wenn die Menschen wissen, dass man Bundesligafußballer ist", sagt Friedrich.

Die Entscheidung, vom kommenden Meister aus Bremen zurück nach Mainz in die 2. Bundesliga zu wechseln, war eine seiner besten. 2004 schaffte es der FSV mit Klopp an der Seitenlinie und Friedrich in der Innenverteidigung im dritten Anlauf endlich zum ersten Mal in die Bundesliga. Es war sein größter Erfolg. "Dieser Aufstieg löst immer noch Emotionen in mir aus", sagt Friedrich, der 2006 als erster Spieler der Mainzer Vereinsgeschichte in die Nationalmannschaft berufen wurde. "Wenn ich an die Nationalmannschaft zurückdenke, kommen super Erinnerungen hoch. Das war eine wirklich schöne Zeit", sagt er über seine neun Einsätze für Deutschland.

Ein Leben lang

Während seiner Zeit als Fußballprofi nahm Friedrich zum ersten Mal einen Golfschläger in die Hand. "Als ich das erste Mal den Ball getroffen hatte, gab es genau zwei Möglichkeiten: Entweder man lässt es direkt wieder sein oder man kommt nicht mehr davon weg. Mich hat es nicht mehr losgelassen", sagt Friedrich. Denn: "Vom Golf kann man viel für das Leben lernen." Vor allem könne man Golf ein Leben lang spielen. Auch das reizte ihn und band ihn an diesen Sport. "Beim Fußball lässt ab einem gewissen Alter die Schnelligkeit nach, die Mobilität auch, das eine oder andere Wehwehchen kommt hinzu. Leistungssport ist in einem gewissen Alter schlicht nicht mehr möglich. Anders im Golf. Durch das Handicap-System hat man immer die Möglichkeit, gegen bessere Golfer zu spielen und trotzdem gibt es Chancengleichheit."

Ziemlich schnell fühlte Friedrich sich auf dem Golfplatz wohl, die Vorzüge des Sports hat er sofort erkannt. "Man ist viereinhalb, fünf Stunden auf Spaziergang durch die schöne Natur, sieht Tiere und hat nur ein Ziel: einen viel zu kleinen Ball in ein viel zu kleines Loch zu bekommen. Es ist ein toller Sport, um sich selbst und seine Mitspieler kennenzulernen. Wie reagiert jemand, wenn er sich ärgert, und wie, wenn er Pech hatte?" Nur zu spielen, reichte ihm dabei irgendwann nicht mehr. "Ich habe mir vorgestellt, wie cool es wäre, eines Tages Anderen das Golfspielen beizubringen und sie auf ihrem Werdegang zu begleiten. So ist der kleine Wunsch entstanden und wurde dann immer mehr Realität", sagt Friedrich. Seine Ausbildung absolviert er über den Deutschen Golfverband beim GC Hubbelrath, einem der renommiertesten und erfolgreichsten Golfclubs in Deutschland.

Wieder nach Asien?

Und, wie gesagt, im Oktober ist er fertig. Dann könnte er über den Umweg Golfplatz doch noch schaffen, was ihm als Fußballer verwehrt geblieben ist. Seine Sehnsucht nach Asien etwa hat er noch nicht restlos gestillt. 2014 wechselte er zum Karriereausklang nach Indien, gemeinsam mit dem französischen Europameister Nicolas Anelka lief er eine Saison lang für den Mumbai City FC auf. "Ich wollte nicht wie viele andere nach Amerika oder Australien gehen, sondern etwas Krasseres machen, ich habe den Kulturschock gesucht." Und erlebt. "Das war eine komplett andere Welt. Eine unglaubliche Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin", sagt Friedrich. Gerne hätte er im Anschluss noch in Thailand gespielt, ein Engagement ließ sich damals aber trotz vielversprechender Probetrainings nicht realisieren. Möglicherweise kehrt Friedrich also schon bald nach Südostasien zurück. Dieses Mal dann als Golfpro und nicht als Fußballprofi – schließlich ist im Golf schon Realität, was im Fußball noch ein Traum ist: Asien zählt zu den Regionen, in denen das Spiel mit dem kleinen Ball auf grünem Rasen am stärksten boomt.

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