Manninger: "Berlin und Wembley - da möchte jeder Fußballer hin"

DFB.de: Sind denn die Pokalwettbewerbe spannend, ausgeglichen genug?

Manninger: Ich glaube schon. Das kann man für den DFB-Pokal schnell beantworten. Wir haben vergangenes Jahr gegen einen Viertligisten verloren, gegen den 1. FC Magdeburg. Und in dieser Saison haben wir gegen die SV Elversberg, wieder einen Viertligisten, erst nach Verlängerung mit 3:1 gewonnen. Das sind Resultate, die die Fans ansprechen. Ergebnisse wie ein 6:0, 7:0, 8:0 gibt es nur noch in den seltensten Fällen.

DFB.de: Und das ist gut für den Wettbewerb?

Manninger: Ich glaube schon. Der Kleine möchte doch immer dem Großen das Haxl stellen. Um das geht es im Fußball. Es wird interessant, wenn der David den Goliath schlägt. Das tut dem Sport gut, wenn diese Dritt- oder Viertligisten die Überraschungen schaffen. Wobei man ja mittlerweile auch sagen muss, dass in diesen Spielklassen unter Profibedingungen gearbeitet wird. Die wissen genau, um was es geht. Und was drin ist.

DFB.de: Und diese Ausgeglichenheit kann man andernorts nicht beobachten?

Manninger: In Italien war es nicht so. Da hatten die Kleinen schon vor dem Spiel keine Chance. Ich denke an meine Zeit in Italien zurück und kann mich an keinen Außenseiter erinnern, der im Viertel- oder gar Halbfinale stand. Hier dagegen fällt mir gleich Offenbach ein, das vor einigen Jahren einen Riesenlauf hatte. Oder Bielefeld in der vergangenen Saison. Also, da gibt es immer wieder einen Underdog, der kräftig mitmischt. Genau das brauchst du, dann schaut ganz Deutschland auf diese Teams und auf diesen Wettbewerb. Und das ist auch der Unterschied zu Italien. Da gibt es Juve, Inter, Milan, Lazio und die Roma. Von diesen Genannten war wahrscheinlich mindestens einer in den vergangenen zehn Jahren im Finale. Ich kann mich daran erinnern, zweimal mit Juve im Finale gegen den AS Rom gestanden zu haben. Das sind leider Sachen, die sich über Jahrzehnte wiederholen. Natürlich hat der Pokal auch in Italien einen Wert, aber der ist nicht mit dem vergleichbar von Deutschland oder England.

DFB.de: Was würden Sie darum geben, mal in Berlin im DFB-Pokalfinale zu stehen?

Manninger: (lacht) Gute Frage. Ich habe noch die Chance. Ich werde alles dafür tun, sie zu nutzen. Ob auf oder neben dem Platz. Wer mich kennt, weiß, dass ich alles ausschöpfen werde. Weil es mit der Meisterschaft und der Europa League schwer wird, da muss man keine Augenwischerei betreiben. Aber ich weiß auch, dass beim Pokal einige Faktoren zusammenspielen.

DFB.de: Was würde Ihnen das bedeuten?

Manninger: Es würde mir ein Stück für den Rest meines Lebens geben. Es hat jeder Bundesliga gespielt, aber es gibt auch viele, die noch nichts gewonnen haben. So ein Erfolg im Pokal aber prägt und verbindet für Ewigkeiten. Das ist etwas, das bleibt.

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In Italien, England, Österreich und Deutschland hat Alexander Manninger gespielt. Ja, sogar in Spanien stand der Torwart einmal kurz unter Vertrag. Der heute 38-Jährige kam in seiner mittlerweile mehr als 20 Jahre dauernden Karriere in zehn Profiklubs zum Einsatz. Nicht nur in der Liga, sondern auch in den Pokalwettbewerben der Länder. Der Schlussmann des FC Augsburg, der in der zweiten DFB-Pokalrunde beim SC Freiburg am Mittwoch (ab 19 Uhr, live auf Sky) antritt, spricht mit im DFB.de-Interview mit Redakteur Niels Barnhofer über Cup, Coppa und DFB-Pokal.

DFB.de: Herr Manninger, können Sie sich an Ihr erstes Spiel für den FC Augsburg erinnern?

Alexander Manninger: Das war ein Cup-Spiel. Gegen Bayern München.

DFB.de: Wie haben Sie die Stimmung bei diesem Spiel wahrgenommen?

Manninger: Verrückt! Das war auch genau der Ansporn, den ich gesucht habe. Mein Engagement beim FC Augsburg war ja das Resultat der Überlegung, noch nicht aufzuhören. Ich hatte das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben. Denn genau für das tut man sich jeden Tag weh, dafür quält man sich.

DFB.de: Das klingt so, als wären Sie von der Atmosphäre überrascht gewesen?

Manninger: Nein, ich habe lange im Ausland gespielt. Und kenne das vor allen Dingen aus England. Dort hat der Pokal eine große Tradition. Manche sehen den FA-Cup vor der Meisterschaft, weil sie da die Möglichkeit sehen, zu einem Titel zu kommen. Das Finale im Wembleystadion, da möchte einfach jeder Spieler einmal spielen.

DFB.de: Wenn Sie ein Ranking aufstellen sollten: Welcher Pokalwettbewerb ist im internationalen Vergleich der beste?

Manninger: Auf Grund der Geschichte müsste man nach England tendieren. Aber ich bin jetzt drei Jahre in Deutschland und muss sagen: Was ich hier erlebe, ist schon außergewöhnlich. England und Deutschland sind auf einer Ebene.

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DFB.de: Italien, Spanien - da haben Sie auch gespielt. Wie sieht es dort aus?

Manninger: Über Spanien kann ich mir kein Urteil erlauben. Da habe ich bei Espanyol die Vorbereitung gemacht, dann kam es schon zum Vertragsbruch. Ein Schatten in meiner Karriere. Aber in Italien war ich zehn Jahre. Da habe ich den ein oder anderen Pokalwettbewerb gespielt, stand auch im Finale. Aber der Pokal ist in Italien eigentlich ein Randereignis. In Italien ist es schon schwer, die Stadien in der Meisterschaft zu füllen. Noch schlimmer ist es im Pokal, da spielt man vor leeren Rängen. Das ist schade, bitter, nicht würdig.

DFB.de: Wovon hängt das Renommee ab? Müssen die Fans den Wettbewerb annehmen?

Manninger: Auf alle Fälle. Das Umfeld macht viel aus. Auch der Verband macht viel aus. Wie wird der Wettbewerb von dieser Seite gefördert? Wird das ganze Geld, die volle Aufmerksamkeit in die Liga gesteckt? In Deutschland ist man sehr weit. Mit dem Finale in Berlin hat man ein Ziel definiert, das jeder Fußballer einmal erreichen möchte. Das ist Gänsehautfeeling. Das ist in England genauso mit dem Finale in Wembley. Da möchte jeder Fußballer hin - und wenn er es nur einmal in 20 Jahren schafft. Das ist in anderen Ländern nicht zu sehen. In Österreich wird das Finale in Wien ausgetragen - nur vor leeren Rängen.

DFB.de: Bleibt das auch an den Spielern hängen?

Manninger: Fußballer wollen die Spiele gewinnen. Nur wenn du das Gefühl hast, niemand interessiert es so richtig, dann schlägt sich das auf die Spieler durch. Und deswegen gehe ich jetzt noch mal drei Jahre zurück. Mein erstes Spiel war im DFB-Pokal gegen Bayern. Da wusste jeder, was er will. Erstens, weil es ein Derby war. Zweitens, weil jeder im Stadion von dem Wettbewerb überzeugt war. Der Wettbewerb hat einen Wert. Und das spürst du als Spieler auf dem Platz.

DFB.de: Welche Rolle spielt die Medien-, insbesondere die TV-Präsenz?

Manninger: Auf jeden Fall eine große Rolle. Es ist ein Titel. Wenn man lange genug dabei ist. Eine Karriere ist eine Arbeit wie jede andere auch. Wenn du einen Beruf ausübst, willst du Erfolge haben. Und die messen sich im Fußball in Titeln. Ich habe Kollegen kennengelernt, die waren besser, die haben 15, 20 Jahre gespielt, aber haben nie etwas gewonnen. Die würden hunderte Spiele hergeben für einen Titel. Denn der bleibt. Dann weißt du, für was du so hart gearbeitet hast. Für was du dich opferst. Für was du die Familie und Freunde zurückstellst. Wenn dir am Ende des Tages etwas Dauerhaftes bleibt, dann weißt du, für was du es getan hast.

DFB.de: Ist die Spiegelung durch die Medien eine Entlohnung für Fußballer?

Manninger: Auf alle Fälle. Die Medienlandschaft hat jetzt eine Kraft wie noch nie. Ich habe das Fußballspielen angefangen, da hat es das Bezahlfernsehen praktisch nur in England gegeben. Und heute ist es so, dass der Große alles über den Kleinen weiß, wenn ein großer Verein auf einen kleinen Klub trifft. Jeder weiß, was der andere macht. Es befassen sich Dutzende mit diesem Spiel. Das gibt dem Wettbewerb Kraft und Stärke. Das ist in jeder großen Sportart so: Wenn du damit präsent bist, immer wieder darauf hingewiesen wirst, dann ist das Interesse der Leute da - und natürlich auch das Interesse des Spielers, in diesem Wettbewerb erfolgreich zu sein.

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DFB.de: Sind denn die Pokalwettbewerbe spannend, ausgeglichen genug?

Manninger: Ich glaube schon. Das kann man für den DFB-Pokal schnell beantworten. Wir haben vergangenes Jahr gegen einen Viertligisten verloren, gegen den 1. FC Magdeburg. Und in dieser Saison haben wir gegen die SV Elversberg, wieder einen Viertligisten, erst nach Verlängerung mit 3:1 gewonnen. Das sind Resultate, die die Fans ansprechen. Ergebnisse wie ein 6:0, 7:0, 8:0 gibt es nur noch in den seltensten Fällen.

DFB.de: Und das ist gut für den Wettbewerb?

Manninger: Ich glaube schon. Der Kleine möchte doch immer dem Großen das Haxl stellen. Um das geht es im Fußball. Es wird interessant, wenn der David den Goliath schlägt. Das tut dem Sport gut, wenn diese Dritt- oder Viertligisten die Überraschungen schaffen. Wobei man ja mittlerweile auch sagen muss, dass in diesen Spielklassen unter Profibedingungen gearbeitet wird. Die wissen genau, um was es geht. Und was drin ist.

DFB.de: Und diese Ausgeglichenheit kann man andernorts nicht beobachten?

Manninger: In Italien war es nicht so. Da hatten die Kleinen schon vor dem Spiel keine Chance. Ich denke an meine Zeit in Italien zurück und kann mich an keinen Außenseiter erinnern, der im Viertel- oder gar Halbfinale stand. Hier dagegen fällt mir gleich Offenbach ein, das vor einigen Jahren einen Riesenlauf hatte. Oder Bielefeld in der vergangenen Saison. Also, da gibt es immer wieder einen Underdog, der kräftig mitmischt. Genau das brauchst du, dann schaut ganz Deutschland auf diese Teams und auf diesen Wettbewerb. Und das ist auch der Unterschied zu Italien. Da gibt es Juve, Inter, Milan, Lazio und die Roma. Von diesen Genannten war wahrscheinlich mindestens einer in den vergangenen zehn Jahren im Finale. Ich kann mich daran erinnern, zweimal mit Juve im Finale gegen den AS Rom gestanden zu haben. Das sind leider Sachen, die sich über Jahrzehnte wiederholen. Natürlich hat der Pokal auch in Italien einen Wert, aber der ist nicht mit dem vergleichbar von Deutschland oder England.

DFB.de: Was würden Sie darum geben, mal in Berlin im DFB-Pokalfinale zu stehen?

Manninger: (lacht) Gute Frage. Ich habe noch die Chance. Ich werde alles dafür tun, sie zu nutzen. Ob auf oder neben dem Platz. Wer mich kennt, weiß, dass ich alles ausschöpfen werde. Weil es mit der Meisterschaft und der Europa League schwer wird, da muss man keine Augenwischerei betreiben. Aber ich weiß auch, dass beim Pokal einige Faktoren zusammenspielen.

DFB.de: Was würde Ihnen das bedeuten?

Manninger: Es würde mir ein Stück für den Rest meines Lebens geben. Es hat jeder Bundesliga gespielt, aber es gibt auch viele, die noch nichts gewonnen haben. So ein Erfolg im Pokal aber prägt und verbindet für Ewigkeiten. Das ist etwas, das bleibt.