Maik Rodenberg: "Das war eine Grenzerfahrung"

Maik Rodenberg ist nachdenklich geworden. Eine schwere Knieverletzung hätte den Abwehrspieler von Rot-Weiss Essen beinahe die Karriere gekostet. Mittlerweile ist der ehemalige deutsche Nachwuchsnationalspieler nach zweieinhalbjähriger Pause einer der Leistungsträger beim Vierten der Regionalliga West.

Vor dem Auswärtsspiel beim Wuppertaler SV Borussia am Samstag (ab 14 Uhr, live auf Sport1) spricht der 23-Jährige im DFB.de-Interview mit Sven Winterschladen über seine lange Leidenszeit. Außerdem erzählt Rodenberg ganz offen und selbstkritisch, warum er es auch ohne die Verletzung wahrscheinlich nicht bis die Bundesliga geschafft hätte.

DFB.de: Herr Rodenberg, Sie waren sehr lange sehr schwer verletzt. Wie froh sind Sie, einfach wieder auf dem Platz stehen zu können?

Maik Rodenberg: Bei mir ging es am Ende nur darum, überhaupt wieder Fußball spielen zu können. Im Januar 2010 habe ich mir in einem Testspiel das Knie fast komplett kaputt gemacht. Seit diesem Sommer geht es wieder aufwärts. Ich war also fast zweieinhalb Jahre weg. Da macht man sich schon seine Gedanken. Das war sicherlich eine Grenzerfahrung. Ohne die Unterstützung aus dem privaten Umfeld und vom Verein wäre ich womöglich nicht zurückgekommen. Jetzt kann ich wieder Leistungssport betreiben. Das ist für mich eine riesige Geschichte. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich damit nicht mehr gerechnet. Spät, aber nicht zu spät, habe ich die für mich richtige Behandlungsmöglichkeit gefunden.

DFB.de: Also hatten Sie ernsthafte Sorgen um die Fortsetzung Ihrer Karriere?

Rodenberg: Ja, natürlich. Das ist wahrscheinlich ganz normal. Ich hatte lange große Probleme. Ich habe mich oft gefragt, ob Fußball für mich noch das Richtige ist, ob Fußball mir noch gut tut. Aber ich liebe diesen Sport. Ich wollte mir den Traum verwirklichen, auf den Platz zurückzukehren. Jetzt bin ich einfach nur glücklich, dass ich das geschafft habe. Es erfüllt mich total. Ich freue mich, dass ich wieder ein gutes Niveau erreicht habe. Rot-Weiss Essen ist ein ganz besonderer Verein. Wir haben bei unseren Heimspielen oft 9000 Zuschauer. Von den Rahmenbedingungen brauchen wir uns vor vielen Drittligisten nicht zu verstecken. Ich genieße das alles jetzt viel mehr als vorher und weiß es zu schätzen, was man als Fußballer erleben darf.

DFB.de: Relativiert eine so schwere Verletzung vieles, was während eines Spiels passiert?

Rodenberg: Auf jeden Fall. Das hat mich schon geprägt. Vorher war alles nur auf Fußball ausgerichtet. Jetzt schaue ich mehr nach links und rechts. Ich hatte ja gar keine andere Wahl, besonders in der Zeit, als es mir ganz schlecht ging. Ich habe mich an der Uni Duisburg-Essen eingeschrieben, um BWL zu studieren. Dort bin ich jetzt im dritten Semester. Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, sich ein zweites Standbein aufzubauen. Ich habe erlebt, wie schnell es vorbei sein kann. So ist es die optimale Kombination. Ich kann durch den Fußball mein Studium finanzieren und eine Perspektive für die Zukunft schaffen. Nach meiner Geschichte ist es so das Beste, was mir passieren konnte.



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Maik Rodenberg ist nachdenklich geworden. Eine schwere Knieverletzung hätte den Abwehrspieler von Rot-Weiss Essen beinahe die Karriere gekostet. Mittlerweile ist der ehemalige deutsche Nachwuchsnationalspieler nach zweieinhalbjähriger Pause einer der Leistungsträger beim Vierten der Regionalliga West.

Vor dem Auswärtsspiel beim Wuppertaler SV Borussia am Samstag (ab 14 Uhr, live auf Sport1) spricht der 23-Jährige im DFB.de-Interview mit Sven Winterschladen über seine lange Leidenszeit. Außerdem erzählt Rodenberg ganz offen und selbstkritisch, warum er es auch ohne die Verletzung wahrscheinlich nicht bis die Bundesliga geschafft hätte.

DFB.de: Herr Rodenberg, Sie waren sehr lange sehr schwer verletzt. Wie froh sind Sie, einfach wieder auf dem Platz stehen zu können?

Maik Rodenberg: Bei mir ging es am Ende nur darum, überhaupt wieder Fußball spielen zu können. Im Januar 2010 habe ich mir in einem Testspiel das Knie fast komplett kaputt gemacht. Seit diesem Sommer geht es wieder aufwärts. Ich war also fast zweieinhalb Jahre weg. Da macht man sich schon seine Gedanken. Das war sicherlich eine Grenzerfahrung. Ohne die Unterstützung aus dem privaten Umfeld und vom Verein wäre ich womöglich nicht zurückgekommen. Jetzt kann ich wieder Leistungssport betreiben. Das ist für mich eine riesige Geschichte. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich damit nicht mehr gerechnet. Spät, aber nicht zu spät, habe ich die für mich richtige Behandlungsmöglichkeit gefunden.

DFB.de: Also hatten Sie ernsthafte Sorgen um die Fortsetzung Ihrer Karriere?

Rodenberg: Ja, natürlich. Das ist wahrscheinlich ganz normal. Ich hatte lange große Probleme. Ich habe mich oft gefragt, ob Fußball für mich noch das Richtige ist, ob Fußball mir noch gut tut. Aber ich liebe diesen Sport. Ich wollte mir den Traum verwirklichen, auf den Platz zurückzukehren. Jetzt bin ich einfach nur glücklich, dass ich das geschafft habe. Es erfüllt mich total. Ich freue mich, dass ich wieder ein gutes Niveau erreicht habe. Rot-Weiss Essen ist ein ganz besonderer Verein. Wir haben bei unseren Heimspielen oft 9000 Zuschauer. Von den Rahmenbedingungen brauchen wir uns vor vielen Drittligisten nicht zu verstecken. Ich genieße das alles jetzt viel mehr als vorher und weiß es zu schätzen, was man als Fußballer erleben darf.

DFB.de: Relativiert eine so schwere Verletzung vieles, was während eines Spiels passiert?

Rodenberg: Auf jeden Fall. Das hat mich schon geprägt. Vorher war alles nur auf Fußball ausgerichtet. Jetzt schaue ich mehr nach links und rechts. Ich hatte ja gar keine andere Wahl, besonders in der Zeit, als es mir ganz schlecht ging. Ich habe mich an der Uni Duisburg-Essen eingeschrieben, um BWL zu studieren. Dort bin ich jetzt im dritten Semester. Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, sich ein zweites Standbein aufzubauen. Ich habe erlebt, wie schnell es vorbei sein kann. So ist es die optimale Kombination. Ich kann durch den Fußball mein Studium finanzieren und eine Perspektive für die Zukunft schaffen. Nach meiner Geschichte ist es so das Beste, was mir passieren konnte.

DFB.de: Sind Sie jetzt stärker als vor der Verletzung?

Rodenberg: Ich denke schon. Heute sehe ich das alles etwas entspannter. Früher wollte ich immer zu oft mit dem Kopf durch die Wand, das hat nicht funktioniert. Obwohl mir zweieinhalb Jahre Fußball fehlen, bin ich jetzt stärker als vorher. Ich habe eine ganz andere Persönlichkeit, das zeigt sich auch auf dem Platz.

DFB.de: Sie galten als eines der größten Talente in Deutschland und waren von der U 18 bis zur U 20 Juniorennationalspieler.

Rodenberg: Es war eine tolle Zeit. Ich stand praktisch die ganze Zeit unter der Beobachtung von DFB-Trainer Horst Hrubesch. Leider habe ich es nicht geschafft, mich richtig in die Mannschaft zu spielen. Dazu hat es in diesem Augenblick nicht gereicht.

DFB.de: Was hat gefehlt?

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Rodenberg: Vor allem die absolute Überzeugung und das Selbstbewusstsein, dass ich das wirklich packen kann. So habe ich dann manchmal auch gespielt. Ich hatte einfach nicht das Selbstverständnis, dass ich keinen Deut schlechter war als diejenigen, die auf dem Platz standen, gerade bei der Nationalmannschaft. Ich habe mich zu oft kleiner gemacht, als ich wirklich war. Für das absolute Topniveau hat es deshalb nicht gereicht. Der ausschlaggebende Grund war nicht die Verletzung, so ehrlich muss man sein. Heute habe ich ein ganz anderes Auftreten: Egal wer kommt, egal wie gut er ist - er muss erst mal an mir vorbeikommen. Und das ist gar nicht so einfach. So war ich früher nicht.

DFB.de: Mischt sich etwas Bitterkeit in die Rückschau?

Rodenberg: Nein, denn es waren trotzdem schöne Erlebnisse - ich war einfach noch nicht so weit. Ich erinnere mich zum Beispiel gerne an die U 20-WM 2009 in Ägypten zurück. Viele der Jungs, mit denen ich damals dort im Kader stand, schaue ich mir heute samstagsabends in der Sportschau an. Die Bender-Zwillinge zum Beispiel, Ron-Robert Zieler, Lewis Holtby, Sebastian Rode oder Dani Schahin. Ein Großteil der Mannschaft spielt jetzt auf Topniveau.

DFB.de: Träumen Sie davon, das auch noch zu erreichen?

Rodenberg: Natürlich ist das ein Traum. Aber ich bin realistisch. Dieser Zug ist für mich abgefahren. Das ist jedoch gar nicht schlimm. Ich habe in den vergangenen zweieinhalb Jahren vielleicht mehr erreicht als ehemalige Weggefährten, die jetzt professionelle Fußballspieler sind. Ich habe viel gelernt und viel erlebt. Für mich war dieser Unfall eine wirkliche Lebensprüfung, meine erste. Deshalb ist es auch nicht schlimm, dass ich nicht in einer absoluten Topliga spiele. Ich bin stolz darauf, dass ich diese Leidenszeit gemeistert habe. Und ich bin stolz darauf, bei einem Traditionsverein wie Rot-Weiss Essen unter Vertrag stehen zu dürfen.

DFB.de: Was ist möglich mit Essen? Sie haben nur zwei Punkte weniger als Spitzenreiter Viktoria Köln. Ist der Aufstieg in die 3. Liga realistisch?

Rodenberg: Nein, das glaube ich nicht. Dafür wird es nicht reichen. Auch wenn jeder sicher davon träumt, in dieser Saison den Aufstieg zu schaffen. Wir hatten bisher oft das nötige Quäntchen Glück. Wir stehen gut da, und das bestimmt nicht zu Unrecht. Aber den Aufstieg haben sich ganz andere Vereine auf die Fahne geschrieben. Wir wollen möglichst lange den Anschluss an die Spitze halten. Aber niemand gibt hier schon in dieser Spielzeit das Ziel 3. Liga aus. Da würden wir uns selbst überschätzen, das können wir ganz realistisch einschätzen.

DFB.de: Am Samstag steht das Duell beim Wuppertaler SV auf dem Programm. Machen auch diese traditionsreichen Duelle den Reiz der Regionalliga West aus?

Rodenberg: Ganz sicher. Es gibt viele Klubs in dieser Klasse, die früher 2. Bundesliga oder sogar noch höher gespielt haben. Man muss sich das mal vorstellen: Wir haben in der vierten Liga ein Livespiel im Fernsehen. Das hat schon etwas. Aber letztendlich ist das auch nicht mehr als nur ein Fußballspiel.