"Magisches Dreieck" verzaubert Bundesliga

30. Oktober

Vor 40 Jahren wird der 11. Bundesligaspieltag ausgetragen. Als er zu Ende ist, steht Gerd Müller endlich wieder an der Spitze der Torjägerliste. Durch vier Tore beim 6:2 von Bayern München gegen den HSV zieht der "Bomber" am Berliner Benny Wendt vorbei und kommt auf 14 Tore - nach elf Spieltagen. Dabei pariert Rudi Kargus sogar noch einen Müller-Elfmeter. Die Bayern sind nach dem zweiten Kantersieg gegen den HSV binnen zwei Wochen (zuvor 5:1 im Pokal) auf Platz vier vorgerückt, punktgleich mit der Berliner Hertha (4:0 gegen Fortuna Düsseldorf). Schärfster Verfolger von Meister Gladbach bleibt Eintracht Braunschweig, die in Duisburg 1:1 spielt. Die Personalnot verhilft Eintracht-Torjäger Wolfgang Frank dabei zu einer Premiere, Branko Zebec stellt ihn auf den Liberoposten. Der 1. FC Saarbrücken kommt auch mit neuem Trainer nicht aus dem Keller. Zwar führt der FCS bei der Premiere von Manfred Krafft zuhause gegen Schalke 04 schon 2:0, aber Rüdiger Abramczik, Rolf Rüssmann und natürlich Klaus Fischer geben dem Spiel eine Wende. Kuriosum in Bochum: Im Spiel gegen Eintracht Frankfurt (3:1) fällt das Flutlicht gleich dreimal aus, was zu einer 13-minütigen Unterbrechung führt.

Vor 25 Jahren werden zwei weitere Halbfinalisten im DFB-Pokal ermittelt: Zweitligist Hannover 96 überrascht und schlägt im Niedersachsenstadion Bundesligist Karlsruher SC 1:0. Mit dem gleichen Ergebnis, allerdings erst nach Verlängerung, schaltet Bayer Leverkusen den VfB Stuttgart aus. Unfreiwillige Hauptperson des Abends im Ulrich-Haberland-Stadion ist Weltmeister Guido Buchwald, der in der 110. Minute eine Flanke von Jorginho ins eigene Tor abfälscht. Etwas enttäuscht ist auch Bayer-Manager Reiner Calmund, der einer Liveübertragung im WDR zugestimmt hat - und sich dafür prompt halbleere Ränge (10.000 Zuschauer) einhandelt. "Der Vorverkauf lief so gut, dass man von 20.000 Zuschauern ausgehen konnte", wundert sich Calmund.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

24. Oktober

Vor 30 Jahren startet die 2. Hauptrunde des DFB-Pokals mit einem Paukenschlag. Der HSV gewinnt zwar bei Bayernligist FC Augsburg 2:1, verliert aber seinen Torwart Uli Stein, der Schiedsrichter Bodmer unflätig beleidigt. Die Worte sind noch am Abend im Fernsehen zu hören und lassen Bodmer keine Wahl - Rot. Feldspieler Heinz Gründel muss ins HSV-Tor und hilft, den Sieg zu sichern.

Vor 25 Jahren wird die Führung des kriselnden FC Bayern verstärkt: Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge werden offiziell als Vizepräsidenten vorgestellt. Dann stellen sie sich auch der Mannschaft vor. Stürmer Bruno Labbadia plaudert aus: "Es war eine ergreifende Rede. Am ergreifendsten war die Drohung, dass jeder, der nicht alles gibt, sofort rausfliegt."

Vor zehn Jahren beginnt die 2. Pokalrunde mit zwei Überraschungen. Borussia Dortmund verliert zuhause gegen Hannover 96 0:1, vier Minuten vor Schluss entscheidet Vahid Hashemian die Partie gegen da schon dezimierte Borussen. Stammtorwart Roman Weidenfeller sieht nach einem Handspiel außerhalb des Strafraums die Rote Karte, Sören Pirson kommt für Steven Pienaar in die Mannschaft. Trainer Bert van Marwijk rückt stärker in die Kritik, für ihn ist jedoch Schiedsrichter Felix Brych, der einen Elfmeter zurücknimmt, der Sündenbock. Und das in der 90. Minute. Aber die TV-Bilder geben ihm und seinem Assistenten Roland Grteh, der "mich sofort heftig angepiepst hat", Recht. Dede hatte eine Schwalbe im Herbst gemacht - und die macht schon gar keinen Elfmeter. Eine noch größere Überraschung ist das 4:2 nach Verlängerung von Zweitligist 1. FC Köln gegen Schalke 04, das allerdings nach einer Tätlichkeit von Zlatan Bajramovic (69.) ebenfalls in Unterzahl zu Ende spielen muss. Auch in Wolfsburg muss einer früher gehen: Freiburgs Diarra macht es dem VfL mit einer Notbremse nach 23 Minuten etwas leichter, Mike Hanke schießt das einzige Tor (69.). Der VfL Bochum rettet sich zu einem 3:2 gegen Zweitligist Karlsruher SC, Verteidiger Heiko Butscher trifft zweimal (29., 87.) für den Bundesligisten. Für Viertligist FK Pirmasens, der zuvor Werder Bremen rauswarf, ist nun die Hürde Unterhaching zu hoch - 0:3.

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25. Oktober

Vor 80 Jahren feiert der HSV in der Gauliga Nordmark ein Schützenfest bei Sperber Hamburg. Das 13:0 ist der achte Sieg im achten Saisonspiel. Etwas knapper, und doch nicht minder bejubelt, fällt der Sieg des 1. FC Nürnberg im 119. Franken-Derby gegen die Spielvereinigung Fürth aus (5:0), aber erst als das 3:0 nach 70 Minuten durch Georg Friedel fällt, ist es entschieden. In Dresden sind 25.000 Zuschauer selbst nach einer 0:1-Heimniederlage des DSC gegen Planitz nicht sonderlich unglücklich, waren sie doch Zeuge des Comebacks von Richard Hofmann. Der populäre Nationalspieler und Torjäger kommt erstmals nach seiner nun auf zwei Jahre reduzierten Sperre wegen verbotener Zigarettenwerbung wieder zum Einsatz und sorgt für volle Ränge im Ostra-Gehege. "Groß der Beifall, als Hofmann den Rasen betrat, Blumenarrangements, großen Kranz, und nochmals ein Sympathie und Freude ausdrückendes Applaudieren, und los ging’s", schreibt der Fußball.

Die wichtigsten Spiele des Tages finden im Tschammer-Pokal statt. Schalke 04 gewinnt bei Werder Bremen 5:2, trotz 1:2-Pausenrückstands. Zwei Kuzorra-Tore sorgen für die Wende im mit 25.000 Zuschauern ausverkauften Weserstadion, wie es schon 1936 heißt. Nur 3000 Zuschauer finden sich in Leipzig ein, wo der VfB den Gast aus Peine 4:2 abfertigt. Lange Gesichter gibt es in Mannheim, wo 12.000 Menschen Zeuge einer 1:2-Heimniederlage des SV Waldhof gegen Schweinfurt 05 werden. In Worms herrscht dagegen Ratlosigkeit nach dem 3:3 zwischen der Wormatia und dem VfL Benrath, das schon nach 90 Minuten feststeht. Nach torloser Verlängerung geht es nun in die Wiederholung, was nach dem Spielverlauf verwundern muss, denn das Eckenverhältnis lautet 17:0 (!) für Worms, für das Nationalspieler Sepp Fath zweimal trifft. "Der Sieg ist verschenkt", schreibt der Fußball.

Vor 40 Jahren entlässt Zweitligist Kickers Offenbach Kulttrainer Tschik Cajkovski trotz Tabellenplatz zwei. Ein Grund: Er soll seinen Sohn Zlatan zu oft aufgestellt und Kapitän Siggi Held zum Rücktritt getrieben haben. Der Coach ist verärgert und geht auf das Abfindungsangebot der Kickers nicht ein.

Vor 30 Jahren wird die 2. Pokalrunde fortgesetzt - und wieder fliegt ein Bundesligatorwart vom Platz. Nürnbergs Andreas Köpke zieht beim 2:3 in Uerdingen in letzter Minute die Notbremse gegen Marcel Witeczek, Schiedsrichter Manfred Neuner zückt Rot. Der zweimalige Bayer-Torschütze Wolfgang Funkel wird nach dem Spiel von Franz Beckenbauer wieder in die Nationalmannschaft eingeladen, Oliver Bierhoff, der das 1:1 erzielt, muss noch zehn Jahre warten. Drei weitere Bundesligisten bleiben in direkten Duellen zwangsläufig auf der Strecke: Der FC Homburg unterliegt Meister Bayern München 1:3, Lothar Matthäus' Tor entscheidet das Spiel. Fortuna Düsseldorfs Retter kommt von der Bank: Zwei Minuten nach seiner Einwechslung in der Verlängerung trifft Michael Preetz zum 2:1-Endstand gegen Bayer Leverkusen. Das 3:1 des 1. FC Köln über Waldhof Mannheim wird zur One-Man-Show: Nationalspieler Klaus Allofs erzielt alle Kölner Tore. "Jetzt habe ich das Glück, das mir am Anfang fehlte", erklärt Allofs seine Torquote den erstaunten Reportern.

Vor 25 Jahren fallen in den drei Freitagspielen der Bundesliga elf Tore, und immer gewinnt der Gastgeber. Im Tabellenkeller ist gehörig Bewegung. Schlusslicht Dynamo Dresden punktet doppelt im Kellerderby mit Fortuna Düsseldorf (2:0), die durch die Pleite die Rote Laterne übernimmt. Der VfL Bochum verlässt durch das 3:2 gegen Aufsteiger Hansa Rostock die Abstiegsplätze, während Nachbar Wattenscheid 09 durch ein 1:3 in Nürnberg auf Platz 18 rutscht. Bochums Heiko Bonan ist im Kicker der Mann des Tages, der Mittelfeldspieler erzielt das dritte Tor. Es hätte nicht zum Sieg gereicht, hätte Ralf Zumdick nicht einen Elfmeter von Rostocks Jens Wahl gehalten. Auch Dynamo Dresden hat einen Matchwinner: Thorsten Gütschow schießt beide Tore gegen die Fortuna, deren Trainer Rolf Schafstall nach dem Spiel ziemlich angefressen ist: "Jegliche Bereitschaft fehlte." In Nürnberg ist Dieter Eckstein besonders froh, mit seinem neunten Saisontreffer setzt er sich an die Spitze der Torjägerliste 1991/1992.

Vor zehn Jahren gibt es in der 2. Pokalrunde einen Skandal. Nach einem Flaschenwurf auf Linienrichter Kai Voss wird die Partie Kickers Stuttgart gegen Hertha BSC beim Stand von 0:2 nach 81 Minuten abgebrochen. Voss wird am Hinterkopf getroffen, Schiedsrichter Weiner, der bereits auf jeder Seite eine Rote Karte gezückt hat, schickt nach fünfminütiger Behandlungspause alle Spieler in die Kabinen. Kickers-Trainer Robin Dutt klagt: "Eine Katastrophe für unseren Klub." Hertha-Manager Dieter Hoeneß ahnt schon, was kommt: "Ich gehe davon aus, dass die Partie für uns gewertet wird." Für sportliche Schlagzeilen sorgt ein anderer Drittligist: Der VfL Osnabrück wirft die Gladbacher Borussia raus. Beide Tore zum 2:1 erzielt der Kongolese Addy-Waku Menga, der jubiliert: "Das war mein größtes Spiel." Borussen-Trainer Jupp Heynckes erhält die Quittung für sein Personalroulette, das beim Torwart anfängt. Der Kicker schreibt: "Heynckes rotierte die Gladbacher raus." Bayer Leverkusen geht es nicht besser, das Team von Michael Skibbe unterliegt in der Verlängerung bei Zweitligist MSV Duisburg 2:3. Eine Verlängerung brauchen auch die Erstligisten Alemannia Aachen (4:2 gegen Erzgebirge Aue) und 1. FC Nürnberg (2:1 in Paderborn). Vorjahresfinalist Eintracht Frankfurt behauptet sich bei Rot-Weiss Essen (2:1). Titelverteidiger Bayern München hat viel Mühe mit Zweitligist 1. FC Kaiserslautern, der in München nur ein Tor von Andreas Ottl zulässt. Es reicht dem Meister. Nach der 2. Runde ist das Teilnehmerfeld der Bundesliga bereits halbiert.

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26. Oktober

Vor 75 Jahren finden Gau-Ligaspiele statt. Die Pokalfinalisten beweisen ihre Form und demontieren ihre Gegner: Im Sachsen-Gau schießt der Dresdner SC gegen den PSV Chemnitz neun Tore (9:0), wobei Helmut Schön noch einen Elfmeter vergibt. Schalke 04 ist mit dem VfL Bochum etwas gnädiger und gewinnt auch ohne Ernst Kuzorra an der Castroper Straße 5:1. Der 20-jährige Fritz Walter schafft es beim 4:1 seines 1. FC Kaiserslautern gegen TSG Ludwigshafen dank zweier Treffer im Kicker in die Überschrift: "Prachttore Fritz Walters." Wir zitieren aus dem Spielbericht: "... und kurz vor Schluß gerieten die Zuschauer in helles Entzücken, als sich Walter gegen vier Gegner durchsetzte und einen 25-Meter-Bombenschuß ins Ludwigshafener Tor setzte."

In Bayern führt überraschend Schweinfurt 05 mit einem imposanten Torverhältnis von 32:6 aus sechs allesamt siegreich beendeten Spielen. 1860 München, der 1. FC Nürnberg und die Bayern folgen punktgleich zwei Zähler zurück. Der FC Bayern hat in Nürnberg 2:4 verloren und die Chance versäumt, die ebenfalls unterlegenen "Löwen" (0:1 gegen Fürth) zu überholen. Im Norden feiert Tabellenführer HSV ein 7:2 gegen Ortsrivale Victoria und kann da auch leicht ein 40-Meter-Tor verkraften, das Victorias Hans Wendlandt glückt. In Berlin muss Hertha BSC um die Vorherrschaft bangen: 18.000 Zuschauer sehen eine peinliche 0:4-Pleite gegen Tennis Borussia. Eintracht Frankfurt bleibt nach einem 4:1 gegen Hanau 93 in Hessen-Nassau Erster, alle Tore erzielt Alfred Kraus.

Vor 50 Jahren scheidet DDR-Meister Vorwärts Berlin aus dem Europapokal aus. Im notwendig gewordenen Entscheidungsspiel in Budapest gewinnt Polens Meister Gornik Zabrze mit 3:1, Peter Kalinkes Anschlusstor kommt zu spät.

Vor 30 Jahren erlebt Borussia Mönchengladbach an einem Sonntagabend eine Sternstunde im DFB-Pokal. Ligarivale Borussia Dortmund wird mit 6:1 vom Bökelberg gefegt, sechs verschiedene Torschützen verewigen sich in den Chroniken. Uli Borowkas Kracher aus 30 Metern zum vorentscheidenden 4:1 ist das schönste Tor des Tages. Zweitligist Kickers Stuttgart verdankt sein 3:2 bei Borussia Neunkirchen einem Doppelschlag von Christian Streich, heute Trainer des SC Freiburg.

Vor 25 Jahren greift beim FC Bayern der Beckenbauer-Effekt. Zwei Tage nach seiner Installierung als Vizepräsident gewinnen die Bayern nach sechs sieglosen Spielen wieder mal - 3:0 gegen Borussia Mönchengladbach nach einer engagierten Leistung. Es ist der erste Sieg unter Neu-Trainer Sören Lerby, doch alle Welt schreibt dem Kaiser die Punkte zu. Der wehrt bescheiden ab: "Wir hätten auch gewonnen, wenn ich heute nicht auf der Tribüne gesessen hätte." Lange Gesichter dagegen bei Tabellenführer Eintracht Frankfurt, der durch ein Eigentor von Uwe Bindewald gegen Verfolger Bayer Leverkusen 0:1 verliert. Nur das Chancenverhältnis von 19:4 spricht für die Hessen, Bayer-Manager Reiner Calmund ist es etwas peinlich. "Tut mir leid, Holz, aber bei uns hat heute der Papst mitgespielt", entschuldigt er sich bei Kollege Bernd Hölzenbein. Nun liegen die ersten Sechs nur zwei Punkte auseinander, auch Meister Kaiserslautern mischt wieder vorne mit. Dabei fliegt Verteidiger Axel Roos gegen Karlsruhe schon nach zehn Minuten vom Platz, trotzdem siegen die Pfälzer 3:0. Borussia Dortmund verpasst den Sprung auf Platz zwei, weil Michael Rummenigge im zweiten Topspiel des Tages einen Elfmeter verschießt - so bleibt es beim 0:0 gegen den VfB Stuttgart. Den höchsten Tagessieg vermeldet der 1. FC Köln, der Werder Bremen schier sensationell 5:0 überfährt, Horst Heldt verspürt dabei den größten Torhunger und kickt einen Ball über die Linie, der auch ohne sein Zutun hineingegangen wäre. Kollege Maurice Banach ist über den Torklau erbost, aber Heldt verteidigt sich: "Ich kann Muckis Ärger verstehen. Aber der Trainer hat mir gesagt, ich müsse mehr Tore schießen."

Vor 20 Jahren spielt das "magische Dreieck" beim VfB Stuttgart groß auf. Fredi Bobic, Giovane Elber und Krassimir Balakov schießen den Tabellenführer zum 5:0-Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach, Bobic markiert drei Tore und ist anschließend Erster der Torjägerliste 1996/1997. Punktgleicher Zweiter ist Bayern München, das beim 2:0 in Düsseldorf nicht jeden überzeugt. "Auf das gute Spiel warten wir immer noch", grummelt Manager Uli Hoeneß auch nach dem 12. Spieltag. Meister Borussia Dortmund wartet darauf gewiss nicht, auch wenn Schlusslicht Arminia Bielefeld ein leichtes Opfer ist und sogar Abwehrchef Julio Cesar zwei Tore erlaubt. Endstand: 5:0! Kuriosum in Köln: Der 1. FC nominiert gegen Schalke 04 nur 15 Spieler. Grund: Rico Steinmann und Thomas Zdebel haben am Vortag die Abfahrt des Mannschaftsbusses verschlafen, angeblich sei der Weckruf im Hotel ausgeblieben. Trainer Peter Neururer zeigt keine Gnade und streicht das Duo trotz Personalnot. Es reicht dennoch zum 3:1.

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27. Oktober

Vor 70 Jahren findet der 5. Spieltag der Oberliga Süd statt. Nun ist nur der 1. FC Nürnberg (4:0 gegen FSV Frankfurt) noch ohne Punktverlust, denn Aufsteiger FC Bamberg unterliegt Schwaben Augsburg 0:2. Ungeschlagen bleiben aber auch der FC Schweinfurt (1:0 bei Phönix Karlsruhe), Eintracht Frankfurt (1:1 gegen VfB Stuttgart, vor 15.000 Zuschauern) und die Stuttgarter Kickers (3:3 gegen Kickers Offenbach). Das Schützenfest des Tages feiert der VfL Neckarau gegen Viktoria Aschaffenburg (7:0). Aus einem erhaltenen Spielberichtsbogen geht hervor, dass zumindest in Frankfurt die Halbzeit anno 1946 nur fünf Minuten (15.15 - 15.20 Uhr) dauert.

Vor 60 Jahren wird in ungarischen Medien der Tod von Major Ferenc Puskas, Kapitän der Vizeweltmeisterelf von 1954, verkündet. Er soll sich am Aufstand gegen die kommunistische Regierung beteiligt haben und in den Straßen von Budapest erschossen worden sein. "Fußball-Welt bangt um Puskas", meldet daraufhin auch der Kicker. Doch Puskas lebt.

Vor zehn Jahren kassiert Mainz 05 seine höchste Bundesliganiederlage. Zuhause unterliegt die Klopp-Elf Tabellenführer Werder Bremen 1:6. Miroslav Klose erzielt zwei Tore und bereitet die beiden von Aaron Hunt vor. Erstmals in der Bundesligageschichte schafft damit eine Mannschaft in zwei Auswärtsspielen in Folge sechs Tore (zuvor 6:0 in Bochum). Lakonischer Kommentar von Jürgen Klopp: "Es macht Spaß, ihnen zuzugucken - es sei denn, man ist der Gegner."

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28. Oktober

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Ein Ergebnis im Westen lässt aufhorchen: Borussia Mönchengladbach gegen Borussia Dortmund 0:7. Zwar ist Gladbach punktloser Schlusslicht und der BVB Deutscher Meister, aber mit so einer Packung hat keiner gerechnet. Adi Preißler trifft viermal ins Schwarze. Und doch bleibt der Fünf-Punkte-Rückstand auf Spitzenreiter Duisburg, der Sodingen mit einem einzigen Tor schlägt. Fortuna Düsseldorf (2:0 gegen Aachen) freut sich über die Rekordkulisse des Tages (23.000 Zuschauer) und bleibt schärfster Verfolger des Überraschungsersten von der Wedau. Schalke 04 ist zwar nur Achter, vermeldet aber den höchsten Heimsieg (5:1 gegen Preußen Münster). Weltmeister Berni Klodt wird für sein 300. Spiel in Königsblau geehrt und bedankt sich mit einem Tor. Aber auch ein Debütant kann treffen - und das gleich doppelt. Dank Helmut Fendel holt der 1. FC Köln bei Schwarz-Weiß Essen noch einen Punkt (2:2). Im Süden marschieren Offenbach (4:0 gegen BC Augsburg) und der 1. FC Nürnberg (2:0 gegen VfB Stuttgart) punktgleich vorneweg, während Eintracht Frankfurt sich bis auf Weiteres aus der Spitzengruppe verabschiedet. Die Hessen gehen beim Freiburger FC 1:7 unter, nur leicht zu entschuldigen mit dem Ausfall von Richard Kreß nach 25 Minuten. Aber auch da steht es schon 2:0 durch den insgesamt dreimaligen Torschützen Hans Faber. Die Hessen schieben es auch auf die Bodenverhältnisse, die im ganzen Land schwierig sind anno 1956. Bayern Münchens Heimspiel gegen den KSC wird nach zehn Minuten abgebrochen, der Schneematsch sorgt für irreguläre Verhältnisse.

Im Südwesten bleibt Meister 1. FC Kaiserslautern unterfordert, selbst Verfolger Phönix Ludwigshafen wird im Spitzenspiel 6:1 deklassiert, ein Doppelschlag von Fritz Walter stellt die Weichen. Neuer Zweiter ist der 1. FC Saarbrücken (4:0 gegen FV Speyer). Dabei passiert FCS-Stürmer Herbert Martin Unglaubliches - er trifft gleich fünfmal den Pfosten oder die Latte, damals noch mit "Holz" zusammenzufassen. Im Norden gibt es keine Auswärtssiege, aber vier Remis. Das Spitzenduo HSV (gegen Heider SV) und Bremerhaven (gegen Altona) gewinnt einmütig 4:0 und freut sich über das 1:1 im Verfolgerduell zwischen Hannover 96 und Holstein Kiel. Nach St. Paulis 3:1 gegen Göttingen liegen die ersten Fünf nur einen Punkt auseinander. Schlusslicht VfL Wolfsburg holt in Braunschweig seinen ersten Auswärtspunkt (3:3).

Vor 30 Jahren startet die U 21-Auswahl von Trainer Berti Vogts mit einem 2:0 über Bulgarien in die EM-Qualifikation. Die Tore in Koblenz erzielen der Bochumer Uwe Leifeld und Nürnbergs Stefan Reuter per Foulelfmeter. Die Olympiaauswahl kommt am selben Tag in Essen zu einem 3:0 gegen Schweden, den Stefan Kuntz (2) und Thomas Allofs herausschießen. Kurios: Nach Protesten aus der Bundesliga gegen die neue Olympiaauswahl firmiert sie offiziell als B-Nationalmannschaft, doch das Team von Hannes Löhr spielt sich trotzdem für Seoul 1988 ein.

Vor 20 Jahren erreichen drei von vier Bundesligisten die 3. Runde im UEFA-Pokal. Wobei der einzige Sieger ausscheidet: Das 1:0 in Monaco ist zu wenig für Borussia Mönchengladbach, deren Trainer Bernd Krauss immerhin hofft, "dass uns dieser Erfolg Schwung gibt". Schalke 04 spielt mit den Nerven seiner Fans und erzittert bei Trabzonspor nach 2:0-Führung ein 3:3 (Hinspiel: 1:0). Trainer Huub Stevens zetert: "Haben die Spieler gedacht, wir sind schon weiter? So darf man nicht denken, das werde ich nicht dulden." Immerhin entdeckt Manager Rudi Assauer einen zukünftigen Schalker am Schwarzen Meer; der zweimalige Torschütze Hami kommt 1998 ins Revier. Tragödie am Rande: Ein Schalke-Fan fällt beim Versuch, ein Transparent anzubringen, drei Meter tief und muss nach der Landung in Köln operiert werden. Erwartungsgemäß kommen die anderen Vertreter nach ihren 3:0-Hinspielsiegen weiter. Der KSC kann sich ein 1:2 beim AS Rom leisten, Marc Kellers Tor sorgt aber erst nach 84 Minuten für Klarheit. Der HSV kommt mit einem 2:2 aus Moskau zurück, beklagt aber einen Schwerverletzten nach der Partie bei Spartak: Valdas Ivanauskas muss mit Muskelfaserriss ausgewechselt werden und ist den Tränen nahe. "Muskel kaputt, wieder lange Pause", sagt der Litauer der Presse.

Vor zehn Jahren fallen in sechs Bundesligapartien nur neun Tore, der HSV und Hannover bekommen im Kellerduell überhaupt keine zustande. Geradezu torreich ist das Spiel der Bayern gegen Eintracht Frankfurt (2:0), womit der Meister auf Platz zwei vorrückt. Bemerkenswert ist neben einem verschossenen Makaay-Elfmeter nur die Einwechslung von Stefan Maierhofer, der als erster Bayern-Spieler der Bundesliga die Zwei-Meter-Marke (202 Zentimeter) nimmt. Genauso deutlich fällt der Erfolg von Aufsteiger Energie Cottbus gegen Hertha BSC aus, nachdem die Lausitzer Sechster sind. Trainer Petrik Sander gibt zwei Tage frei und erklärt abends im Sportstudio trotz des besten Starts in der Bundesligahistorie von Cottbus: "Wir werden immer gegen den Abstieg spielen." Akuter ist das Problem für Schlusslicht VfL Bochum nach dem 0:1 gegen Wolfsburg und für Borussia Mönchengladbach (0:2 gegen Leverkusen), die sich Fanprotesten ausgesetzt sieht. Trainer Jupp Heynckes mahnt: "Fans und Mannschaft müssen in dieser Phase zusammenhalten." Der 1. FC Nürnberg bleibt die einzige ungeschlagene Mannschaft und ist doch nur Siebter, denn das 1:1 gegen Dortmund ist schon das siebte Remis im neunten Spiel. Da es auch das siebte in Folge ist, fehlt nur noch eines zum Bundesligarekord von Waldhof Mannheim.

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29. Oktober

Vor 50 Jahren findet der 11. Bundesligaspieltag statt. Selten geht es an der Spitze enger zu, die ersten Vier sind punktgleich. Tore von Gerd Müller und Dieter Koulmann für die Bayern stürzen Spitzenreiter Eintracht Braunschweig (2:0), der sich dennoch gut verkauft. Eintracht Frankfurt reicht ein 1:1 bei Aufsteiger RW Essen, um vorbeizuziehen. Trainer Elek Schwartz hebt nicht ab: "Meine Mannschaft war nicht in guter Form, einige meine Spieler waren sogar schwach." Kaiserslautern ist nach dem 1:0 gegen Schalke, das Heinz Pliska durch Platzverweis verliert, Dritter, der HSV fällt nach der Nullnummer gegen den MSV auf vier. Aufregung gibt es in Dortmund, wo sich der BVB und der VfB Stuttgart (1:1) nichts schenken. Viele Fouls zerhacken den Spielfluss, Stan Libuda fliegt nach einem Gerangel gegen Hans Eisele vom Platz (81.), prompt gleicht der VfB noch aus. Im ersten Bundesligaderby zwischen Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Köln (1:3) werden zwei Elfmeter verschossen. Kölns Werner Biskup trifft wenigstens den Pfosten, Fortunas Holger Koch drischt den Ball über die Latte. Ein Drama gibt es in Karlsruhe, wo Schlusslicht KSC gegen Werder Bremen in der letzten Viertelstunde noch einen 1:4-Rückstand aufholt (4:4). "Dramatischer geht’s nicht mehr", findet KSC-Trainer Werner Roth. Und Meister 1860? Bleibt nach dem 2:2 in Hannover Vorletzter, Fredi Heiß rettet noch einen Punkt (86.).

Vor 40 Jahren verteidigt Meister Borussia Mönchengladbach mit einem 3:0-Pflichtsieg gegen Tennis Borussia Berlin die Tabellenspitze. Jupp Heynckes schießt die ersten Tore, Ulli Stielike setzt den Schlusspunkt. Der Torjäger der Liga, Berlins Schwede Benny Wendt geht indes leer aus und wird nach 52 Minuten verletzt ausgewechselt. TeBe-Trainer Rudi Gutendorf erhebt Vorwürfe gegen Borussen-Verteidiger Frank Schäffer, der Wendt angeblich "absichtlich dreimal voll traf und ihn so böse verletzte, dass er sein Bein nicht mehr bewegen kann". Kollege Udo Lattek verteidigt Schäffer: "Eine gewisse Härte ist nunmal im Spitzenfußball angebracht." In einem Nebelspiel schlägt Werder Bremen den 1. FC Kaiserslautern 2:0, von den Toren durch Uwe Bracht und Hartmut Konschal "waren von den höheren Tribünenrängen aus war keines der beiden zu erkennen", meldet der Kicker. Schiedsrichter Gerd Hennig aber hat den Durchblick und bringt die nebulöse Partie über die Zeit. Aufsteiger Borussia Dortmund begrüßt im dritten Freitagspiel gegen Nachbar Rot-Weiß Essen 45.000 Zuschauer (Spieltagsrekord) und gewinnt 4:2, die Vorentscheidung besorgt Erwin Kostedde mit seinem 3:2 (83.).

Vor 30 Jahren spielt die Nationalmannschaft in Wien gegen Österreich. In einem turbulenten Match kassiert sie die höchste Niederlage in der Ära von Teamchef Franz Beckenbauer (1:4), der in dem Testspiel experimentiert und eine neue Innenverteidigung mit dem starken Leverkusener Thomas Hörster, laut Kicker ein "Lichtblick", und Wolfgang Funkel ausprobiert. Alle Tore fallen erst nach der Pause, als der italienische Schiedsrichter Agnolin in den Blickpunkt rückt. Er zieht sich den Zorn der Deutschen zu, als er binnen sechs Minuten zwei Elfmeter für die Österreicher gibt, die Toni Polster verwandelt, und den protestierenden Lothar Matthäus vom Platz stellt (64.). In Überzahl kommen die Österreicher noch zu zwei weiteren Toren durch Reinhard Kienast, für Deutschland trifft Rudi Völler zum vorübergehenden Ausgleich (59.). Franz Beckenbauer hat nach dem Spiel Mühe, sich zu beherrschen: "Wenn ein Unparteiischer ein Spiel nicht ernst nimmt, dann soll er zu Hause bleiben. Was der heute gepfiffen hat, war eine Katastrophe. Ich weiß nicht was in seinem Kopf vorgegangen ist, wenn überhaupt was drin ist." Zu allem Übel kommt noch ein trauriger Polizeibericht: 24 Festnahmen deutscher Randalierer nach Ausschreitungen in der Wiener Innenstadt.

Die DDR feiert am selben Tag dagegen ein kleines Erfolgserlebnis. Erstmals nach sieben torlosen Spielen treffen die Ostdeutschen beim 2:0 gegen Island wieder ins gegnerische Netz. Andreas Thom beendet in Karl-Marx-Stadt die 734-minütige Durststrecke und sorgt mit Sturmkollege Ulf Kirsten, der das zweite Tor schießt, für den ersten Sieg in der EM-Qualifikation 1988.

Vor 25 Jahren zieht Borussia Mönchengladbach mit einem 2:0-Heimsieg gegen die Stuttgarter Kickers ins Halbfinale des DFB-Pokals ein. Die Tore markieren Verteidiger Michael Klinkert und Mittelfeldspieler Thomas Kastenmaier.

Vor 20 Jahren verpasst Borussia Dortmund die vorzeitige Qualifikation für das Viertelfinale der Champions League. Im eigenen Stadion unterliegt der Meister Atletico Madrid 1:2, Heiko Herrlichs Führung biegen die Spanier noch vor der Pause um. Und Torwart Stefan Klos wird nach 442 Minuten wieder in einem Pflichtspiel bezwungen.

Vor zehn Jahren schlägt der VfB Stuttgart im Verfolgerduell der Bundesliga Schalke 04 3:0. Der 19-jährige Sami Khedira schießt in seinem erst vierten Bundesligaspiel zwei Tore und Manager Horst Heldt verspricht ihm einen Profivertrag "zu gegebener Zeit". Im zweiten Sonntagsspiel deklassiert Arminia Bielefeld Aufsteiger Alemannia Aachen 5:1 und rückt auf Platz fünf vor. Es ist Arminias höchster Sieg seit 24 Jahren im Oberhaus, Präsident Hans-Hermann Schwick kündigt an, mit Trainer Thomas von Heesen über einen neuen Vertrag zu sprechen, aber ohne Eile. "Das machen wir traditionell in der Winterpause."

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30. Oktober

Vor 40 Jahren wird der 11. Bundesligaspieltag ausgetragen. Als er zu Ende ist, steht Gerd Müller endlich wieder an der Spitze der Torjägerliste. Durch vier Tore beim 6:2 von Bayern München gegen den HSV zieht der "Bomber" am Berliner Benny Wendt vorbei und kommt auf 14 Tore - nach elf Spieltagen. Dabei pariert Rudi Kargus sogar noch einen Müller-Elfmeter. Die Bayern sind nach dem zweiten Kantersieg gegen den HSV binnen zwei Wochen (zuvor 5:1 im Pokal) auf Platz vier vorgerückt, punktgleich mit der Berliner Hertha (4:0 gegen Fortuna Düsseldorf). Schärfster Verfolger von Meister Gladbach bleibt Eintracht Braunschweig, die in Duisburg 1:1 spielt. Die Personalnot verhilft Eintracht-Torjäger Wolfgang Frank dabei zu einer Premiere, Branko Zebec stellt ihn auf den Liberoposten. Der 1. FC Saarbrücken kommt auch mit neuem Trainer nicht aus dem Keller. Zwar führt der FCS bei der Premiere von Manfred Krafft zuhause gegen Schalke 04 schon 2:0, aber Rüdiger Abramczik, Rolf Rüssmann und natürlich Klaus Fischer geben dem Spiel eine Wende. Kuriosum in Bochum: Im Spiel gegen Eintracht Frankfurt (3:1) fällt das Flutlicht gleich dreimal aus, was zu einer 13-minütigen Unterbrechung führt.

Vor 25 Jahren werden zwei weitere Halbfinalisten im DFB-Pokal ermittelt: Zweitligist Hannover 96 überrascht und schlägt im Niedersachsenstadion Bundesligist Karlsruher SC 1:0. Mit dem gleichen Ergebnis, allerdings erst nach Verlängerung, schaltet Bayer Leverkusen den VfB Stuttgart aus. Unfreiwillige Hauptperson des Abends im Ulrich-Haberland-Stadion ist Weltmeister Guido Buchwald, der in der 110. Minute eine Flanke von Jorginho ins eigene Tor abfälscht. Etwas enttäuscht ist auch Bayer-Manager Reiner Calmund, der einer Liveübertragung im WDR zugestimmt hat - und sich dafür prompt halbleere Ränge (10.000 Zuschauer) einhandelt. "Der Vorverkauf lief so gut, dass man von 20.000 Zuschauern ausgehen konnte", wundert sich Calmund.

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