Magath: "Selbstbewusst auch gegen die übermächtigen Bayern"

Besondere Begegnungen, besondere Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesliga an ganz spezielle Duelle, passend zu dem jeweils aktuellen Spieltag. Heute: Vor dem Rückrundenstart am Freitag (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) spricht Meistertrainer Felix Magath mit Mitarbeiter Patrick Strasser über das Duell VfL Wolfsburg gegen Bayern München. Am 4. April 2009 demontierten die vom Ex-Münchner gecoachten Niedersachsen den Rekordmeister mit 5:1 und stellten damit entscheidend die Weichen auf die bislang einzige Meisterschaft der Wolfsburger Vereinsgeschichte.

DFB.de: Herr Magath, am 4. April 2009 verpassten Sie dem FC Bayern als Trainer des VfL Wolfsburg mit dem 5:1 eine deftige Ohrfeige. War dieser Triumph am 26. Spieltag der Schlüssel zur späteren Meisterschaft?

Felix Magath: Ja, klar. Wir waren damals als Neunter nach der Hinrunde gut in die Rückrunde reingekommen, hatten ein paar Spiele gewonnen, eine Serie gestartet. Von daher sind wir mit dem Selbstbewusstsein in diese Partie gegangen, auch gegen die übermächtigen Bayern bestehen und zu können. Wir wollten sie bezwingen.

DFB.de: Mit einem Unentschieden hätten Sie sich - wie sonst so viele andere Bundesligaklubs, wenn es gegen Bayern geht - nicht zufrieden gegeben?

Magath: Nein. Ein elementarer Bestandteil meiner Philosophie als Trainer ist es, dass ich stets möchte, dass meine Mannschaft ihren Spielstil durchzieht - egal, ob man auf stärkere oder schwächere Gegner trifft. Wir waren damals gut drauf, richtig stark. Das wussten wir.

DFB.de: Die Bayern mit Trainer Jürgen Klinsmann standen vor der Partie auf Rang zwei, einen Platz vor Wolfsburg, und kamen mit Stars wie Lucio, Lahm, Schweinsteiger, van Bommel, Zé Roberto, Ribéry und Toni in die VW-Arena. Zur Pause stand es nach der VfL-Führung von Gentner und dem Ausgleich kurz vor der Halbzeit von Toni 1:1.

Magath: Wir wussten, dass wir konditionell stark sind, also hinten raus noch zulegen können. Das hat meine Mannschaften immer ausgezeichnet.

DFB.de: Innerhalb von nur zehn Minuten zerlegte Ihr Team dann die von Jürgen Klinsmann trainierten Bayern. Dzeko, wieder Dzeko und Grafite trafen. 2:1, 3:1, 4:1. Konnten Sie es genießen?

Magath: Wissen Sie, als Trainer freut man sich zwar kurz über die Tore der eigenen Elf, man hat aber doch bis zum Schlusspfiff immer Angst, dass es nicht reicht, dass es noch schief geht. Auch nach dem 3:1 war ich nicht gelöst oder locker. Selbst eine 3:1-Führung gegen die Bayern kann noch richtig gefährlich sein, bei einem Anschlusstreffer wird es schnell eng. Wir haben gehofft und gezittert auf der Trainerbank. Erst nach dem 4:1 war es klar und das Spiel entschieden.



Besondere Begegnungen, besondere Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesliga an ganz spezielle Duelle, passend zu dem jeweils aktuellen Spieltag. Heute: Vor dem Rückrundenstart am Freitag (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) spricht Meistertrainer Felix Magath mit Mitarbeiter Patrick Strasser über das Duell VfL Wolfsburg gegen Bayern München. Am 4. April 2009 demontierten die vom Ex-Münchner gecoachten Niedersachsen den Rekordmeister mit 5:1 und stellten damit entscheidend die Weichen auf die bislang einzige Meisterschaft der Wolfsburger Vereinsgeschichte.

DFB.de: Herr Magath, am 4. April 2009 verpassten Sie dem FC Bayern als Trainer des VfL Wolfsburg mit dem 5:1 eine deftige Ohrfeige. War dieser Triumph am 26. Spieltag der Schlüssel zur späteren Meisterschaft?

Felix Magath: Ja, klar. Wir waren damals als Neunter nach der Hinrunde gut in die Rückrunde reingekommen, hatten ein paar Spiele gewonnen, eine Serie gestartet. Von daher sind wir mit dem Selbstbewusstsein in diese Partie gegangen, auch gegen die übermächtigen Bayern bestehen und zu können. Wir wollten sie bezwingen.

DFB.de: Mit einem Unentschieden hätten Sie sich - wie sonst so viele andere Bundesligaklubs, wenn es gegen Bayern geht - nicht zufrieden gegeben?

Magath: Nein. Ein elementarer Bestandteil meiner Philosophie als Trainer ist es, dass ich stets möchte, dass meine Mannschaft ihren Spielstil durchzieht - egal, ob man auf stärkere oder schwächere Gegner trifft. Wir waren damals gut drauf, richtig stark. Das wussten wir.

DFB.de: Die Bayern mit Trainer Jürgen Klinsmann standen vor der Partie auf Rang zwei, einen Platz vor Wolfsburg, und kamen mit Stars wie Lucio, Lahm, Schweinsteiger, van Bommel, Zé Roberto, Ribéry und Toni in die VW-Arena. Zur Pause stand es nach der VfL-Führung von Gentner und dem Ausgleich kurz vor der Halbzeit von Toni 1:1.

Magath: Wir wussten, dass wir konditionell stark sind, also hinten raus noch zulegen können. Das hat meine Mannschaften immer ausgezeichnet.

DFB.de: Innerhalb von nur zehn Minuten zerlegte Ihr Team dann die von Jürgen Klinsmann trainierten Bayern. Dzeko, wieder Dzeko und Grafite trafen. 2:1, 3:1, 4:1. Konnten Sie es genießen?

Magath: Wissen Sie, als Trainer freut man sich zwar kurz über die Tore der eigenen Elf, man hat aber doch bis zum Schlusspfiff immer Angst, dass es nicht reicht, dass es noch schief geht. Auch nach dem 3:1 war ich nicht gelöst oder locker. Selbst eine 3:1-Führung gegen die Bayern kann noch richtig gefährlich sein, bei einem Anschlusstreffer wird es schnell eng. Wir haben gehofft und gezittert auf der Trainerbank. Erst nach dem 4:1 war es klar und das Spiel entschieden.

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DFB.de: Dann kam die Sahne obendrauf. Grafite erzielte einen sensationellen Treffer, indem er einige Bayern-Spieler umkurvte und den Ball schließlich an Torhüter Rensing vorbei mit der Hacke ins Netz bugsierte - das 5:1, die Krönung.

Magath: Unnachahmlich, wie er das Ding gemacht hat! Dieses Tor konnte ich dann tatsächlich genießen. Und ich habe es Grafite besonders gegönnt, weil er in Wolfsburg oft kritisiert und teilweise belächelt wurde. Er war Brasilianer, dennoch nicht der großer Techniker, mit rund acht Millionen Euro relativ preiswert. Aber Grafite war für mich der wertvollste Spieler, immer mit einer ganz besonderen, sensationellen Einstellung im Training und im Spiel.

DFB.de: Der Treffer wurde später zum Tor des Jahres gewählt. Für viele Beobachter und Experten begingen Sie kurz vor Ende der Partie dann die "Torheit des Jahres". Sie nahmen Ihren Schlussmann Diego Benaglio raus und brachten Ersatzkeeper André Lenz - in der 89. Minute. Um die Bayern, die Sie von 2004 bis Januar 2007 trainiert hatten, endgültig zu demütigen?

Magath: Nein, das war auch keine spontane Idee, sondern beruhte auf einem Versprechen. In der Winterpause hatte ich mit André ein Gespräch geführt. Er war Ersatztorhüter, kam an unserer überragenden Nummer eins Benaglio nicht vorbei und hatte einen Vertrag mit relativ geringem Gehalt. In Andrés Vertrag stand, dass er bei jedem Einsatz eine Extraprämie bekommt.

DFB.de: Warum haben Sie Lenz ausgerechnet gegen die Bayern eingewechselt?

Magath: Das hatte mit den Bayern überhaupt nichts zu tun. André hat im Training stets gut gearbeitet, war immer positiv, die gute Seele der Mannschaft, hat die Kollegen angefeuert. Also hatte ich ihm gesagt: "Pass' auf, André, wenn wir in der Rückrunde mal klar und deutlich führen, bringe ich dich in den letzten Minuten. Dann kommst du rein."

DFB.de: Also haben Sie die Nummer durchgezogen. Ohne Skrupel? Es sah so aus, als wollten Sie die Bayern verhöhnen.

Magath: Wollte ich nicht, es war einfach die erstbeste Gelegenheit, und ich hatte doch keine Garantie, dass ich Lenz später einmal einsetzen können würde. Als es 4:1 stand, habe ich gegrübelt: "Sollst du es jetzt machen oder nicht?"

DFB.de: Die Bayern waren hinterher über diesen Wechsel mehr erzürnt als über die eigene 1:5-Pleite, schien es.

Magath: Ich habe nie verstanden, warum die Bayern diese Aktion ganz empfindlich auf sich bezogen haben. Ich habe niemals versucht, die Bayern in irgendeiner Form, wenn man so sagen darf, "anzupinkeln" - weder vor noch nach meinem Engagement dort.

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DFB.de: Zurück zu den Wölfen von 2009. War diese Mannschaft, die dann sieben Wochen später sensationell Meister wurde, die beste Wolfsburger Mannschaft aller Zeiten?

Magath: Ja, ich denke schon. Wir hatten ja nicht nur Grafite, der Torschützenkönig und dann auch noch Fußballer des Jahres in Deutschland wurde, sondern mit Edin Dzeko auch noch den zweitbesten Torjäger der Bundesliga im Kader. Hinter den beiden spielte Zvjezdan Misimovic, der beste Vorbereiter der Liga. Wir haben stets nach vorne agiert, tollen Angriffsfußball gezeigt. Wir hatten richtig gute Leute drin, aber keine Ausnahmefußballer wie der FC Bayern. Die Abwehr hielten Torwart Diego Benaglio und Andrea Barzagli zusammen, mit zwölf Millionen Euro Ablöse einer der teuersten Verteidiger. Bei uns hat die Balance zwischen Defensive und Offensive gestimmt, die Einzelspieler passten wunderbar zusammen.

DFB.de: Heute stehen aus der damaligen Mannschaft noch Diego Benaglio und Marcel Schäfer im VfL-Kader.

Magath: Das heutige Team von Trainer Dieter Hecking ist nach und nach gewachsen. Der VfL hat nach dem FC Bayern auch am meisten in Zugänge investiert. Benaglio und Naldo geben der Defensive Stabilität, sind sehr erfahren. Im Mittelfeld haben sie mit Luiz Gustavo und Kevin de Bruyne zwei Spitzenfußballer, vorne wirbelt immer noch Ivica Olic. Er ist trotz seines fortgeschrittenen Alters ein Toptorjäger, leider oft verletzt, nimmt aber eine wichtige Rolle im Team ein. Kurz: Man ist auf dem Weg ganz nach oben.

DFB.de: Am Freitag startet die Rückrunde mit genau diesem Duell: Wolfsburg gegen Bayern. Zweiter gegen Erster. Kann der VfL den Bayern die erste Niederlage der Saison zufügen?

Magath: Natürlich. Die Wolfsburger haben die Chance, die Liga mit einem Sieg wieder spannend zu machen.

DFB.de: Zumindest etwas bei dann nur noch acht Punkten Vorsprung der Bayern...

Magath: Selbstverständlich ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass Bayern sich den Titel noch nehmen lässt - selbst bei einem Wolfsburger Erfolg. Wenn Bayern am Freitag gewinnt, ist das Buch ohnehin zu. Abgesehen vom VfL kann in dieser Saison kein Team annähernd an die Bayern herankommen, wenn überhaupt könnte sie nur Wolfsburg gefährden. Sie sind Zweiter der Tabelle - und das nicht glücklich, sondern deutlich und völlig verdient.

DFB.de: Ein Champions-League-Platz dürfte bei dem Kader und dem Etat inklusive der Ausgangslage für die Wölfe nun Pflicht sein, oder?

Magath: Ich würde mich doch sehr wundern, wenn Sie aus den Rängen zwei bis vier noch herausrutschen.