Magath erfüllt sich bei den Bayern einen "Lebenstraum"

50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. 2004/2005 übernimmt Felix Magath die sportliche Leitung bei Bayern München und gewinnt nach Startschwierigkeiten auf Anhieb das Double.

Trainer bei Bayern München müssen Meister werden. Am besten jedes Jahr und natürlich auch auf Anhieb. Was weder einem Udo Lattek, noch einem Giovanni Trapattoni oder gar einem Otto Rehhagel gelungen war, strebte Felix Magath im Sommer 2004 offen an. Die Bayern hatten seinetwegen den viermaligen Meistermacher Ottmar Hitzfeld entlassen und ihn aus seinem Vertrag in Stuttgart herausgekauft, um nach einem Jahr ohne Titel wieder jubeln zu können.

Und Magath, dem noch das Image des Feuerwehrmanns anhaftete, schlug dankend ein: "Die Ansprüche des FC Bayern sind auch meine. Ich will Meister werden, ich bin nach München gekommen, um endlich Titel zu holen. Ich habe lange genug unterhalb dieser Grenze zur Meisterschaft gearbeitet", sagte er dem Bayern-Magazin im August 2004. Was er der Vereins-Postille nicht sagte: Es rumpelte ganz gewaltig zu Beginn.

"Warum arbeiten die so schlecht?"

"Allgemein herrschte schlechte Stimmung, Unzufriedenheit und Unsicherheit", gab Magath im Rückblick auf seine erste Bayern-Saison zu. Den publizierte er schon im Rahmen einer Meister-Serie im Fachblatt Kicker. Er berichtete von unterschiedlichen Auffassungen über Trainings-Methodik und professioneller Vorbereitung auf Spiele. "Ich dachte mir: Warum arbeiten die so schlecht?" Die – das war auch damals ein Ensemble von Weltstars: Michael Ballack, Oliver Kahn, Roy Makaay, Lucio, Sebastian Deisler, Bixente Lizarazu und und und…

Die Spieler wiederum, erfuhr er aus Einzelgesprächen mit Ballack und Kahn, dachten, sie würden besser als unter Hitzfeld trainieren - Missverständnisse. Und die harte Hand, für die er bekannt war, gefiel auch nicht jedem.

Bastian Schweinsteiger, mit 19 Jahren bereits bei der EM, wurde von Magath nach ersten Eindrücken kurzerhand zu den Amateuren geschickt ("Was soll ich denn mit dem?"). Manager Uli Hoeneß beschwichtigte, bat um Geduld und sorgte für "Schweinis" Rückkehr.

Als sich die Spieler über die allzu frühen Weckzeiten an Spieltagen (8 Uhr) beschwerten, erhöhte Magath auf 9 Uhr – "um deutlich zu machen, dass man mit mir reden kann". Dafür war er nicht bekannt. Ein nicht autorisiertes Interview über allzu viel Gel in Spieler-Haaren sorgte für weitere Verstimmung, Magath stellte es intern klar. Und als nach dem 1:4 in Leverkusen am dritten Spieltag so ziemlich jeder Baum entlang der Säbener Straße brannte und etwa ein Lucio seine frühe Auswechslung beklagte ("Wenn das weiter passiert, kriegt Magath Probleme"), kam es zur großen Aussprache.

"In diesen Gesprächen nach dem Leverkusen-Spiel haben wir eine gemeinsame Basis gefunden, danach sind wir aufeinander zugegangen", schrieb Magath in seiner Serie: "Ich habe im Training etwas weniger gemacht und die Leistungen nicht mehr so hart kritisiert." Ein klassischer Fall, auf den die Redewendung "weniger ist mehr" zutrifft.

Magath bei Meisterfeier: "Für mich hat sich ein Lebenstraum erfüllt"

Wurde die Herbstmeisterschaft erst in der letzten Partie eingefahren, so war die Schale schon am 31. Spieltag wieder in München. Wie wohl alle Magath-Mannschaften hatten auch die Bayern kein Fitness-Problem. Nach dem 4:0 in Kaiserslautern musste Magath, im roten Meister-Shirt, die erste Bierdusche seines Lebens über sich ergehen lassen. Er trug es mit Fassung: "Für mich hat sich, das lässt sich ohne Übertreibung sagen, ein Lebenstraum erfüllt." Mit 51 Jahren. Vier Wochen später gewann er mit den Bayern auch den DFB-Pokal (1:0 gegen Frankfurt) – es war das erste Double eines neuen Bayern-Trainers seit 1969 (Branko Zebec).

In diese Saison fiel auch der Großteil der längsten Bundesliga-Serie von 15 Siegen und der glanzvolle Abschied aus dem Olympiastadion. Im Konfettiregen wurde den Bayern die Meisterschale beim 6:3 gegen Nürnberg überreicht und Magath steckte sich schon wieder neue Ziele: "Wir wollen die Champions League gewinnen." Dieser Traum erfüllte sich erst unter einem anderen Trainer.

Felix Magaths Bundesligabilanz: 306 Spiele, 46 Tore (dreimal Meister) als Spieler; 495 Spiele als Trainer (dreimal Meister).

[um]

[bild1]

50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. 2004/2005 übernimmt Felix Magath die sportliche Leitung bei Bayern München und gewinnt nach Startschwierigkeiten auf Anhieb das Double.

Trainer bei Bayern München müssen Meister werden. Am besten jedes Jahr und natürlich auch auf Anhieb. Was weder einem Udo Lattek, noch einem Giovanni Trapattoni oder gar einem Otto Rehhagel gelungen war, strebte Felix Magath im Sommer 2004 offen an. Die Bayern hatten seinetwegen den viermaligen Meistermacher Ottmar Hitzfeld entlassen und ihn aus seinem Vertrag in Stuttgart herausgekauft, um nach einem Jahr ohne Titel wieder jubeln zu können.

Und Magath, dem noch das Image des Feuerwehrmanns anhaftete, schlug dankend ein: "Die Ansprüche des FC Bayern sind auch meine. Ich will Meister werden, ich bin nach München gekommen, um endlich Titel zu holen. Ich habe lange genug unterhalb dieser Grenze zur Meisterschaft gearbeitet", sagte er dem Bayern-Magazin im August 2004. Was er der Vereins-Postille nicht sagte: Es rumpelte ganz gewaltig zu Beginn.

"Warum arbeiten die so schlecht?"

"Allgemein herrschte schlechte Stimmung, Unzufriedenheit und Unsicherheit", gab Magath im Rückblick auf seine erste Bayern-Saison zu. Den publizierte er schon im Rahmen einer Meister-Serie im Fachblatt Kicker. Er berichtete von unterschiedlichen Auffassungen über Trainings-Methodik und professioneller Vorbereitung auf Spiele. "Ich dachte mir: Warum arbeiten die so schlecht?" Die – das war auch damals ein Ensemble von Weltstars: Michael Ballack, Oliver Kahn, Roy Makaay, Lucio, Sebastian Deisler, Bixente Lizarazu und und und…

Die Spieler wiederum, erfuhr er aus Einzelgesprächen mit Ballack und Kahn, dachten, sie würden besser als unter Hitzfeld trainieren - Missverständnisse. Und die harte Hand, für die er bekannt war, gefiel auch nicht jedem.

Bastian Schweinsteiger, mit 19 Jahren bereits bei der EM, wurde von Magath nach ersten Eindrücken kurzerhand zu den Amateuren geschickt ("Was soll ich denn mit dem?"). Manager Uli Hoeneß beschwichtigte, bat um Geduld und sorgte für "Schweinis" Rückkehr.

Als sich die Spieler über die allzu frühen Weckzeiten an Spieltagen (8 Uhr) beschwerten, erhöhte Magath auf 9 Uhr – "um deutlich zu machen, dass man mit mir reden kann". Dafür war er nicht bekannt. Ein nicht autorisiertes Interview über allzu viel Gel in Spieler-Haaren sorgte für weitere Verstimmung, Magath stellte es intern klar. Und als nach dem 1:4 in Leverkusen am dritten Spieltag so ziemlich jeder Baum entlang der Säbener Straße brannte und etwa ein Lucio seine frühe Auswechslung beklagte ("Wenn das weiter passiert, kriegt Magath Probleme"), kam es zur großen Aussprache.

"In diesen Gesprächen nach dem Leverkusen-Spiel haben wir eine gemeinsame Basis gefunden, danach sind wir aufeinander zugegangen", schrieb Magath in seiner Serie: "Ich habe im Training etwas weniger gemacht und die Leistungen nicht mehr so hart kritisiert." Ein klassischer Fall, auf den die Redewendung "weniger ist mehr" zutrifft.

[bild2]

Magath bei Meisterfeier: "Für mich hat sich ein Lebenstraum erfüllt"

Wurde die Herbstmeisterschaft erst in der letzten Partie eingefahren, so war die Schale schon am 31. Spieltag wieder in München. Wie wohl alle Magath-Mannschaften hatten auch die Bayern kein Fitness-Problem. Nach dem 4:0 in Kaiserslautern musste Magath, im roten Meister-Shirt, die erste Bierdusche seines Lebens über sich ergehen lassen. Er trug es mit Fassung: "Für mich hat sich, das lässt sich ohne Übertreibung sagen, ein Lebenstraum erfüllt." Mit 51 Jahren. Vier Wochen später gewann er mit den Bayern auch den DFB-Pokal (1:0 gegen Frankfurt) – es war das erste Double eines neuen Bayern-Trainers seit 1969 (Branko Zebec).

In diese Saison fiel auch der Großteil der längsten Bundesliga-Serie von 15 Siegen und der glanzvolle Abschied aus dem Olympiastadion. Im Konfettiregen wurde den Bayern die Meisterschale beim 6:3 gegen Nürnberg überreicht und Magath steckte sich schon wieder neue Ziele: "Wir wollen die Champions League gewinnen." Dieser Traum erfüllte sich erst unter einem anderen Trainer.

Felix Magaths Bundesligabilanz: 306 Spiele, 46 Tore (dreimal Meister) als Spieler; 495 Spiele als Trainer (dreimal Meister).