Lothar Matthäus: "Israel ist ein fantastisches Land"

"Israel ist der krasse Außenseiter"

Am heutigen Donnerstag in Leipzig sei Israels Nationalmannschaft „natürlich klarer Außenseiter, doch der israelische Fußball hat sich entwickelt in den letzten Jahren, und die Spieler wissen, dass sie mit ihrem vorbildlichen Teamgeist gegen einen Topfavoriten der EM auf sich aufmerksam machen können“. In Eli Gutman verfüge Israel „über einen wirklich sehr guten Nationaltrainer, einen akribischen Arbeiter, der mit Hapoel Tel Aviv zuvor Meister wurde und die Champions-League-Qualifikation geschafft hat. Ich freue mich sehr, ihn jetzt wiederzusehen“.

Gerne hätte er in Leipzig seinen Lieblingsspieler Almog Cohen wiedergesehen. Nicht nur, weil dieser ihn „an den jungen Lothar Matthäus erinnert, mal in der dritten Person gesprochen. Ein sehr aggressiver Spieler, der nicht verlieren kann, im Training und Spiel immer alles gibt“. Sondern auch, weil er, der jetzige Nürnberger, wie Itay Shechter (Kaiserslautern), den Weg von Netanya in die Bundesliga gefunden hat. Weil er sich dort durchgesetzt, den Kontakt zu mir nie verloren und mich in den vergangenen zwei, drei Jahren etliche Male in München besucht hat.“ Allerdings muss Cohen heute wegen einer Beckenverletzung passen.

So wird Leipzig rund um die deutsche EM-Generalprobe für Matthäus und seine Freunde aus Israel zum Ort eines kleinen Familientreffens. Verbunden mit der Vorfreude auf den nächsten Besuch des deutschen Rekordnationalspielers „in einem fantastischen Land“.

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Der letzte Test der deutschen Nationalmannschaft vor der EM 2012 – für ihren Ehrenspielführer wird er zu einer Begegnung mit einem besonderen Kapitel seiner Vergangenheit. Zu einer Begegnung mit einem Land, dem sich Lothar Matthäus seit langem stark verbunden fühlt. Zu einem Treffen mit Freunden. Zu einem Wiedersehen mit Israels Nationaltrainer Eli Gutman, der Mitte der 90er-Jahre, als Matthäus noch Spieler bei Bayern München war, dort ein Praktikum absolvierte und mit dem er in Kontakt geblieben ist. Und zum Treffen mit Itay Shechter und Almog Cohen, denen er als Trainer bei Maccabi Netanya den Weg in die Bundesliga geebnet hat.

Lothar Matthäus und Israel. Diese Beziehung beschränkt sich nicht nur auf das eine Jahr der Tätigkeit des deutschen Fußballtrainers von 2008 bis 2009 in Netanya. Vor mehr als drei Jahrzehnten schon hatte er sich während eines Trainingslagers mit Borussia Mönchengladbach in Israel Jerusalem genau angeschaut, dabei seine Liebe für Land und Leute entdeckt und seitdem so manchen Urlaub dort verbracht. Und die Verbindung zu Israel riss auch nicht ab, als sein Zwei- Jahres-Vertrag in Netanya aus wirtschaftlichen Gründen vorzeitig aufgelöst werden musste.

Er kehrt immer wieder gerne zurück

Im Gegenteil! Kürzlich erst ist er von einem längeren Aufenthalt in Israel wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Abermals mit einer Fülle schöner Erfahrungen. „Israel ist ein tolles Land mit einer großen und gerade für religiöse Menschen sehr interessanten Geschichte“, sagt Matthäus.

Stark geprägt hat ihn natürlich seine einjährige Tätigkeit bei Maccabi Netanya. Viele haben sich damals gewundert, dass der einstige Weltfußballer den Job übernahm. In einer Liga, deren Spitzenniveau allenfalls zweitklassig war. Bei einem Klub mit einem bestenfalls drittklassigen Budget und einer insgesamt unterklassigen Infrastruktur. „Klar, die Rahmen bedingungen in Netanya und im israelischen Fußball generell waren mit denen in Deutschland nicht zu vergleichen. Doch das hat keinen bei uns in Netanya gestört und auf unsere Arbeit beim Training keinen Einfluss gehabt“, sagt der Weltmeister von 1990. „Ob man beim Duschen öfter mal nur kaltes Wasser hatte, oder dass man wegen der Hitze zumeist nur frühmorgens oder abends trainieren konnte – auf die absolut professionelle Einstellung der Spieler mit ihrem unbändigen Willen hatte dies keinen Einfluss. Das Jahr in Netanya war ein Supererlebnis.“

Lernprozess in Netanya

Wäre da „am Ende nicht diese einzige große Enttäuschung“ gewesen. „Bis sechs Wochen vor Saisonschluss standen wir mit einem Punkt Rückstand auf Haifa, den späteren Meister, mit oben an der Tabelle, hatten das Pokal-Halbfinale erreicht. Da erklärte der Besitzer, dass er am Saisonende aus dem Profifußball aussteigen und sein Investment in Netanya beenden würde, und zerstörte damit innerhalb von fünf Minuten alles.“ Während der folgenden Schockstarre, in die seine Mannschaft verfallen sei, blieben die Ergebnisse aus. „Das war die einzige negative Erfahrung. Die paar Wochen hätte er mit der Verkündung seiner Entscheidung noch warten können“, sagt Matthäus im Rückblick.

Ansonsten betrachtet er sein Trainerjahr am Mittelmeer vor allem auch als Lernprozess. Er habe Verständnis zeigen und Fingerspitzengefühl entwickeln müssen, um sich den Sitten und Gebräuchen des Landes anzupassen, auf die religiösen Gefühle seiner Mitarbeiter Rücksicht zu nehmen und sich auf die eine oder andere besondere Situation einzustellen. Auf die Hitze zum Beispiel oder den Sabbat, „wo es das Training so zu terminieren galt, dass die streng gläubigen Spieler freigestellt wurden, um die Synagoge zu besuchen, und dass generell alle in der Mannschaft rechtzeitig vor Sonnen untergang bei ihren Familien sein konnten“. Geblieben ist seine Begeisterung über die Herzlichkeit und Wärme, mit denen ihn die Menschen „ohne Ressentiments“ als Deutschen aufgenommen hätten, und das Staunen über die Gelassenheit, mit der sie auf die permanenten Konflikte und Bedrohungen reagieren und „das Leben genießen“.

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"Israel ist der krasse Außenseiter"

Am heutigen Donnerstag in Leipzig sei Israels Nationalmannschaft „natürlich klarer Außenseiter, doch der israelische Fußball hat sich entwickelt in den letzten Jahren, und die Spieler wissen, dass sie mit ihrem vorbildlichen Teamgeist gegen einen Topfavoriten der EM auf sich aufmerksam machen können“. In Eli Gutman verfüge Israel „über einen wirklich sehr guten Nationaltrainer, einen akribischen Arbeiter, der mit Hapoel Tel Aviv zuvor Meister wurde und die Champions-League-Qualifikation geschafft hat. Ich freue mich sehr, ihn jetzt wiederzusehen“.

Gerne hätte er in Leipzig seinen Lieblingsspieler Almog Cohen wiedergesehen. Nicht nur, weil dieser ihn „an den jungen Lothar Matthäus erinnert, mal in der dritten Person gesprochen. Ein sehr aggressiver Spieler, der nicht verlieren kann, im Training und Spiel immer alles gibt“. Sondern auch, weil er, der jetzige Nürnberger, wie Itay Shechter (Kaiserslautern), den Weg von Netanya in die Bundesliga gefunden hat. Weil er sich dort durchgesetzt, den Kontakt zu mir nie verloren und mich in den vergangenen zwei, drei Jahren etliche Male in München besucht hat.“ Allerdings muss Cohen heute wegen einer Beckenverletzung passen.

So wird Leipzig rund um die deutsche EM-Generalprobe für Matthäus und seine Freunde aus Israel zum Ort eines kleinen Familientreffens. Verbunden mit der Vorfreude auf den nächsten Besuch des deutschen Rekordnationalspielers „in einem fantastischen Land“.