Löw zu Bayern gegen BVB: "Ich erwarte höchstes Niveau"

Bayern München gegen Borussia Dortmund, der Klassiker: Am Samstag (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) kommt es am 30. Spieltag der Bundesliga zum Duell der beiden beherrschenden Mannschaften der vergangenen Jahre. Auch für Bundestrainer Joachim Löw ist es eins der Highlights der Saison - und zudem eine willkommene Gelegenheit eine Vielzahl an Nationalspielern in einem einzigen Spiel zu beobachten.

Im Interview spricht Löw wenige Tage vor diesem deutschen "Clasico" über dessen Stellenwert, die Dominanz des Triplesiegers und Klub-Weltmeisters FC Bayern und die Bedeutung der Rivalität zwischen beiden Teams für die Nationalmannschaft.

Frage: Herr Löw, Bayern gegen Dortmund - mehr Nationalmannschaft in einem Spiel geht nicht, oder?

Joachim Löw: Allerdings. Für mich ist dieses Spiel natürlich die beste Gelegenheit, einen Großteil unserer Nationalspieler im direkten Duell zu sehen. Hinzu kommen eine Reihe weiterer internationaler Topspieler. Ich erwarte höchstes Niveau, das ist eine besondere Paarung - ich freue mich immer sehr darauf. Aber da geht es mir wohl wie Millionen Fußballfans, die inzwischen ja nicht nur aus Deutschland kommen.

Frage: Es ist das Spiel der Spiele in der Bundesliga, manche reden vom Gigantenduell, andere vom deutschen "Clasico". Welchen Stellenwert hat diese Paarung für Sie?

Löw: Es ist das Spiel der beiden in den letzten Jahren dominierenden Bundesligamannschaften. Insofern passt schon der Begriff "Clasico", denn der Stellenwert ist ähnlich hoch wie der von Madrid gegen Barcelona in Spanien oder Inter gegen Juventus in Italien. Davon profitiert letztlich die gesamte Liga, der gesamte deutsche Fußball, denn das Interesse an diesem Spiel besteht inzwischen ja weltweit.

Frage: Seit 2010 hieß der Deutsche Meister immer entweder FC Bayern oder Borussia Dortmund. Trauen Sie einem anderen Team zu, diese Phalanx in den kommenden Jahren zu durchbrechen?

Löw: Das ist sicher schwierig, im Moment sieht es nicht unbedingt danach aus. Die eigentliche Messlatte für das Leistungsvermögen sehe ich ohnehin im internationalen Bereich, daran gilt es, sich zu orientieren. Da wäre es wünschenswert und wichtig, dass deutsche Mannschaften nicht nur in der Champions League weit kommen, sondern auch in der Europa League mal mit einem oder zwei Teams unter die letzten Vier oder Acht kommen. Wobei jede Saison immer wieder neu startet, und auch in anderen Klubs wird sehr gut und seriös gearbeitet. Das ist sicher eine der großen Stärken der Bundesliga.

Frage: In diesem Jahr ist der FC Bayern der Konkurrenz weit enteilt. Wo sehen Sie hierfür die Gründe, und wie beurteilen Sie diese aktuelle Vormachtstellung?

Löw: Die Meisterschaft zu einem so frühen Zeitpunkt einzufahren, ist eine unglaubliche Leistung, zu der man allen Verantwortlichen des Vereins nur beglückwünschen kann. Pep Guardiola hat die Mannschaft noch mal weiterentwickelt, ihr in punkto Dominanz und Ballbesitz klar seinen Stempel aufgedrückt. Die Bayern haben eine Mentalität, sie wollen den unbedingten Erfolg, sie haben eine klare Spielidee, die sie von der ersten bis zur letzten Minute konsequent durchziehen. Die Spieler strahlen riesiges Selbstbewusstsein aus. Pep Guardiola fordert spielerische Lösungen, und hierfür sind die Bayern auf allen Positionen hervorragend besetzt, auch in der Breite. Das ist sicher einer der großen Unterschiede zu den Verfolgern. Sie können Ausfälle bestens kompensieren, jeder ist zu ersetzen.

Frage: Was bedeutet das?

Löw: Der FC Bayern hat alle Möglichkeiten, die Erfolge der vergangenen Saison zu wiederholen. Daher ist für die Münchner die Saison noch lange nicht vorbei, in der Champions League geht es für sie jetzt erst richtig los. Ich habe das Gefühl, dass sie sich sehr wohl fühlen in der Rolle des Gejagten und des Favoriten. Ich freue mich natürlich auch für unsere Nationalspieler - der Titel gibt ihnen weiteren Rückenwind. Wir haben ja gemeinsam in diesem Jahr auch noch große Ziele.

Frage: Bayern und der BVB spielen unterschiedliche Systeme. Welche Spielanlage kommt dem der deutschen Nationalmannschaft näher?

Löw: Wir haben bei der Nationalmannschaft in den letzten Jahren unser eigenes System etabliert. Letztlich richtet es sich immer auch nach den Spielern, die zur Verfügung stehen. Dortmund hat beispielsweise Mkhitaryan und Lewandowski, Bayern hat Robben und Ribery, sie sind Schlüsselspieler und beeinflussen die jeweilige Spielweise ihrer Teams. Alle vier können nicht für Deutschland spielen. Klar also, dass sich unser Spiel an unseren Stärken orientiert.

Frage: Mit Pep Guardiola und Jürgen Klopp stehen zwei absolute Toptrainer an den Außenlinien. Wie hoch ist deren Anteil am Erfolg der beiden Teams?

Löw: Beide, Pep Guardiola und Jürgen Klopp, haben eine klare Philosophie, die ihre Mannschaften so stark machen. Sie haben eine klare Ansprache, reißen ihre Spieler mit, kommunizieren. Sie sind große Trainerüersönlichkeiten, die natürlich auch große Anteile an den Erfolgen ihrer Mannschaften haben.

Frage: Zwischen München und Dortmund kommt es nicht nur auf dem Platz, sondern auch verbal immer wieder mal zum deutlichen Meinungsaustausch. Müssen Sie in der Nationalmannschaft manchmal zwischen der Bayern- und der BVB-Fraktion vermitteln?

Löw: Nein, ganz im Gegenteil habe ich das Gefühl, dass sich die Spieler freuen, wenn sie sich bei uns sehen und gemeinsam für Deutschland spielen. Da sitzen übrigens auch mal Dortmunder und Schalker Spieler gemeinsam am Tisch, da müsste die Kluft ja mindestens genauso groß sein. Wir haben gemeinsame Ziele, die verbinden. Wenn wir uns mit der Nationalmannschaft treffen, gibt es kein Lagerdenken.

Frage: Auf welcher Position sehen Sie Philipp Lahm bei der WM?

Löw: Philipp ist unser Kapitän, ich schätze sehr an ihm, dass er sich immer in den Dienst der Mannschaft stellt. Ihn in seinen Reihen zu haben, ist für jede Mannschaft ein Gewinn - egal, auf welcher Position. Im Vorfeld der WM werden wir gemeinsam mit ihm die beste Lösung besprechen, so habe ich es mit Philipp vereinbart.

Frage: Haben Sie die Namen Badstuber und Gündogan noch im Hinterkopf wenn es um ihren WM-Kader geht?

Löw: Man sollte da in beiden Fällen keinerlei Druck aufbauen. Es muss doch im Sinne der Spieler darum gehen, zunächst mal gesund und komplett beschwerdefrei zu werden, um dann ins Mannschaftstraining einsteigen zu können. Das muss die Voraussetzung für alles weitere sein. Brasilien wird uns physisch wie psychisch alles abverlangen. Mit Beginn der Vorbereitung brauche ich Spieler, die voll belastbar sind.

Frage: Thomas Müller meinte neulich, er fährt nach Brasilien, um den Titel zu holen. Teilen Sie seine Meinung, und wie realistisch ist dieses Ziel?

Löw: Ich höre es gerne, wenn die Spieler dieses Ziel vorgeben. Ja, wir wollen Weltmeister werden, aber leider können wir keine Garantie geben. Denn ähnliche Ambitionen haben andere Nationen auch, das gilt es zu respektieren, denn auch dort wird hervorragend Fußball gespielt.

Frage: Die UEFA hat die Einführung der Nations League ab 2018 beschlossen. Was halten Sie davon?

Löw: Wir wollen uns am liebsten immer gegen die großen Nationen im Weltfußball messen. Nur dann können wir uns weiterentwickeln. Wenn dies im Rahmen der Nationenliga möglich ist, kann ich aus rein sportlicher Sicht damit leben. Zumal es keine zusätzlichen Termine geben wird und wir als DFB immer noch auch Freiräume haben werden für Spiele gegen große Mannschaften außerhalb Europas, beispielsweise gegen Brasilien oder Argentinien.

Frage: Zum Schluss bitte noch ihr Tipp zum deutschen "Clasico", Herr Löw!

Löw: Ich tippe grundsätzlich nie ein Ergebnis, bin mir aber sicher, dass wir ein hochklassiges Spiel erleben werden.

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Bayern München gegen Borussia Dortmund, der Klassiker: Am Samstag (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) kommt es am 30. Spieltag der Bundesliga zum Duell der beiden beherrschenden Mannschaften der vergangenen Jahre. Auch für Bundestrainer Joachim Löw ist es eins der Highlights der Saison - und zudem eine willkommene Gelegenheit eine Vielzahl an Nationalspielern in einem einzigen Spiel zu beobachten.

Im Interview spricht Löw wenige Tage vor diesem deutschen "Clasico" über dessen Stellenwert, die Dominanz des Triplesiegers und Klub-Weltmeisters FC Bayern und die Bedeutung der Rivalität zwischen beiden Teams für die Nationalmannschaft.

Frage: Herr Löw, Bayern gegen Dortmund - mehr Nationalmannschaft in einem Spiel geht nicht, oder?

Joachim Löw: Allerdings. Für mich ist dieses Spiel natürlich die beste Gelegenheit, einen Großteil unserer Nationalspieler im direkten Duell zu sehen. Hinzu kommen eine Reihe weiterer internationaler Topspieler. Ich erwarte höchstes Niveau, das ist eine besondere Paarung - ich freue mich immer sehr darauf. Aber da geht es mir wohl wie Millionen Fußballfans, die inzwischen ja nicht nur aus Deutschland kommen.

Frage: Es ist das Spiel der Spiele in der Bundesliga, manche reden vom Gigantenduell, andere vom deutschen "Clasico". Welchen Stellenwert hat diese Paarung für Sie?

Löw: Es ist das Spiel der beiden in den letzten Jahren dominierenden Bundesligamannschaften. Insofern passt schon der Begriff "Clasico", denn der Stellenwert ist ähnlich hoch wie der von Madrid gegen Barcelona in Spanien oder Inter gegen Juventus in Italien. Davon profitiert letztlich die gesamte Liga, der gesamte deutsche Fußball, denn das Interesse an diesem Spiel besteht inzwischen ja weltweit.

Frage: Seit 2010 hieß der Deutsche Meister immer entweder FC Bayern oder Borussia Dortmund. Trauen Sie einem anderen Team zu, diese Phalanx in den kommenden Jahren zu durchbrechen?

Löw: Das ist sicher schwierig, im Moment sieht es nicht unbedingt danach aus. Die eigentliche Messlatte für das Leistungsvermögen sehe ich ohnehin im internationalen Bereich, daran gilt es, sich zu orientieren. Da wäre es wünschenswert und wichtig, dass deutsche Mannschaften nicht nur in der Champions League weit kommen, sondern auch in der Europa League mal mit einem oder zwei Teams unter die letzten Vier oder Acht kommen. Wobei jede Saison immer wieder neu startet, und auch in anderen Klubs wird sehr gut und seriös gearbeitet. Das ist sicher eine der großen Stärken der Bundesliga.

Frage: In diesem Jahr ist der FC Bayern der Konkurrenz weit enteilt. Wo sehen Sie hierfür die Gründe, und wie beurteilen Sie diese aktuelle Vormachtstellung?

Löw: Die Meisterschaft zu einem so frühen Zeitpunkt einzufahren, ist eine unglaubliche Leistung, zu der man allen Verantwortlichen des Vereins nur beglückwünschen kann. Pep Guardiola hat die Mannschaft noch mal weiterentwickelt, ihr in punkto Dominanz und Ballbesitz klar seinen Stempel aufgedrückt. Die Bayern haben eine Mentalität, sie wollen den unbedingten Erfolg, sie haben eine klare Spielidee, die sie von der ersten bis zur letzten Minute konsequent durchziehen. Die Spieler strahlen riesiges Selbstbewusstsein aus. Pep Guardiola fordert spielerische Lösungen, und hierfür sind die Bayern auf allen Positionen hervorragend besetzt, auch in der Breite. Das ist sicher einer der großen Unterschiede zu den Verfolgern. Sie können Ausfälle bestens kompensieren, jeder ist zu ersetzen.

Frage: Was bedeutet das?

Löw: Der FC Bayern hat alle Möglichkeiten, die Erfolge der vergangenen Saison zu wiederholen. Daher ist für die Münchner die Saison noch lange nicht vorbei, in der Champions League geht es für sie jetzt erst richtig los. Ich habe das Gefühl, dass sie sich sehr wohl fühlen in der Rolle des Gejagten und des Favoriten. Ich freue mich natürlich auch für unsere Nationalspieler - der Titel gibt ihnen weiteren Rückenwind. Wir haben ja gemeinsam in diesem Jahr auch noch große Ziele.

Frage: Bayern und der BVB spielen unterschiedliche Systeme. Welche Spielanlage kommt dem der deutschen Nationalmannschaft näher?

Löw: Wir haben bei der Nationalmannschaft in den letzten Jahren unser eigenes System etabliert. Letztlich richtet es sich immer auch nach den Spielern, die zur Verfügung stehen. Dortmund hat beispielsweise Mkhitaryan und Lewandowski, Bayern hat Robben und Ribery, sie sind Schlüsselspieler und beeinflussen die jeweilige Spielweise ihrer Teams. Alle vier können nicht für Deutschland spielen. Klar also, dass sich unser Spiel an unseren Stärken orientiert.

Frage: Mit Pep Guardiola und Jürgen Klopp stehen zwei absolute Toptrainer an den Außenlinien. Wie hoch ist deren Anteil am Erfolg der beiden Teams?

Löw: Beide, Pep Guardiola und Jürgen Klopp, haben eine klare Philosophie, die ihre Mannschaften so stark machen. Sie haben eine klare Ansprache, reißen ihre Spieler mit, kommunizieren. Sie sind große Trainerüersönlichkeiten, die natürlich auch große Anteile an den Erfolgen ihrer Mannschaften haben.

Frage: Zwischen München und Dortmund kommt es nicht nur auf dem Platz, sondern auch verbal immer wieder mal zum deutlichen Meinungsaustausch. Müssen Sie in der Nationalmannschaft manchmal zwischen der Bayern- und der BVB-Fraktion vermitteln?

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Löw: Nein, ganz im Gegenteil habe ich das Gefühl, dass sich die Spieler freuen, wenn sie sich bei uns sehen und gemeinsam für Deutschland spielen. Da sitzen übrigens auch mal Dortmunder und Schalker Spieler gemeinsam am Tisch, da müsste die Kluft ja mindestens genauso groß sein. Wir haben gemeinsame Ziele, die verbinden. Wenn wir uns mit der Nationalmannschaft treffen, gibt es kein Lagerdenken.

Frage: Auf welcher Position sehen Sie Philipp Lahm bei der WM?

Löw: Philipp ist unser Kapitän, ich schätze sehr an ihm, dass er sich immer in den Dienst der Mannschaft stellt. Ihn in seinen Reihen zu haben, ist für jede Mannschaft ein Gewinn - egal, auf welcher Position. Im Vorfeld der WM werden wir gemeinsam mit ihm die beste Lösung besprechen, so habe ich es mit Philipp vereinbart.

Frage: Haben Sie die Namen Badstuber und Gündogan noch im Hinterkopf wenn es um ihren WM-Kader geht?

Löw: Man sollte da in beiden Fällen keinerlei Druck aufbauen. Es muss doch im Sinne der Spieler darum gehen, zunächst mal gesund und komplett beschwerdefrei zu werden, um dann ins Mannschaftstraining einsteigen zu können. Das muss die Voraussetzung für alles weitere sein. Brasilien wird uns physisch wie psychisch alles abverlangen. Mit Beginn der Vorbereitung brauche ich Spieler, die voll belastbar sind.

Frage: Thomas Müller meinte neulich, er fährt nach Brasilien, um den Titel zu holen. Teilen Sie seine Meinung, und wie realistisch ist dieses Ziel?

Löw: Ich höre es gerne, wenn die Spieler dieses Ziel vorgeben. Ja, wir wollen Weltmeister werden, aber leider können wir keine Garantie geben. Denn ähnliche Ambitionen haben andere Nationen auch, das gilt es zu respektieren, denn auch dort wird hervorragend Fußball gespielt.

Frage: Die UEFA hat die Einführung der Nations League ab 2018 beschlossen. Was halten Sie davon?

Löw: Wir wollen uns am liebsten immer gegen die großen Nationen im Weltfußball messen. Nur dann können wir uns weiterentwickeln. Wenn dies im Rahmen der Nationenliga möglich ist, kann ich aus rein sportlicher Sicht damit leben. Zumal es keine zusätzlichen Termine geben wird und wir als DFB immer noch auch Freiräume haben werden für Spiele gegen große Mannschaften außerhalb Europas, beispielsweise gegen Brasilien oder Argentinien.

Frage: Zum Schluss bitte noch ihr Tipp zum deutschen "Clasico", Herr Löw!

Löw: Ich tippe grundsätzlich nie ein Ergebnis, bin mir aber sicher, dass wir ein hochklassiges Spiel erleben werden.